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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2012

Wohnbebauung am Schragen, Baufeld WA 7

3. Preis

Thomas Müller Ivan Reimann Gesellschaft von Architekten mbH

Architektur

Vogt Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

WINTER Beratende Ingenieure für Gebäudetechnik

TGA-Fachplanung

GSE Ingenieur - Gesellschaft mbH Saar, Enseleit und Partner

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

STADT UND LAND
Trotz des städtischen, regelmäßigen Straßenrasters gewinnt das neue Quartier seinen Charakter und seine Aufenthaltsqualität durch die Nähe zur Landschaft. Die vorgeschlagene Anordnung der Baukörper reagiert auf beide Gegebenheiten. Die Häuser sind jeweils windmühlenartig um einen offenen zentralen Freiraum angeordnet. Es entstehen zwei Hausgruppen, zwischen denen, entsprechend dem Bebauungsplan, in Nord Süd Richtung ein breiter Grünzug und eine Durchwegung verlaufen. Die insgesamt acht Baukörper betonen die gegebenen stadträumlichen und landschaftlichen Beziehungen: Sie begleiten die Straßen und fassen räumlich die Ecken und die Eingänge zur zentralen Durchwegung. Durch ihre Drehung und Verschiebung gegeneinander lockern sie zugleich die orthogonale Geometrie der Straßen auf und ermöglichen so die Bewegung der Landschaft zwischen den Häusern. Während der orthogonal strukturierte Stadtraum klare Orientierung und Adressenbildung ermöglicht, bilden die Topographie, die bewegte Geometrie der Landschaft und die Bepflanzung eine weitere Schicht, welche jedem Haus und jeder Wohnung einen unverwechselbaren Ort innerhalb des landschaftlich geprägten Freiraums geben.

FREIRAUM

Wir verstehen den Freiraum innerhalb der von uns entworfenen Anlage als eine Landschaft, die Beziehungen zu dem anliegenden Freiraum des Stadtparkes sucht. Das Freiraumkonzept nimmt Bezug auf das regionale und lokale Umfeld und erreicht dadurch eine starke Verankerung in der Landschaft ohne an Urbanität zu verlieren. In Anlehnung an die wellige Grundmoräneninsel und markanten Endmoränenerhebungen werden die als Wiesenflächen ausgebildeten Grünflächen leicht modelliert. Die Gebäude sind Teil dieser inneren Landschaft und scheinen nicht einfach hineingestellt worden zu sein. Das Vegetationskonzept führt zu einer atmosphärischen Zonierung des Baufeldes, welches die Blickbeziehungen lenkt und stärkt. In ihrer Artenzusammensetzung orientieren sich die Neupflanzungen an der standorttypischen, regionalen Vegetation. Linden als typischer Strassenbaum fassen das Baufeld ein und stellen so den urbanen Kontext her. Die Neupflanzung der inneren Landschaft wird zur raumbildenden Kulisse in unterschiedlicher Dichte und Transparenz. Die im Bebauungsplan vorgegebene Nord-Süd-Achse wird durch Birken (Betula pendula) gekennzeichnet. Aus der Landschaft kommende, aber eher gärtnerisch anmutende Laubbäume (Corylus avelana, Crataegus in Sorten, Prunus avium, Juglans regia, Sorbus aucuparia) gliedern die feinmodellierte Topografie mit ihren Aufenthaltsorten und setzen die geschwungene Wegeführung in Szene. Die Kontinuität der Wege aus dem urbanen Kontext wird über einen durchgehenden Asphaltbelag erreicht. Die deutliche andersartige Gestaltung des Asphalts zum umgebenden Belag signalisiert jedoch das Betreten und Befahren eines neuen Bereichs mit geänderten Verkehrsregeln und -hierarchien. Den einzelnen Gebäuden werden Stellplatzzonen zugeordnet, welche in das Wegesystem integriert sind.



ERSCHLIEßUNG UND PARKING
Die Erschließung der Gebäude ist auf je ein Kern pro Haus minimiert worden. Dadurch wird es möglich sein, innerhalb des eng gesteckten wirtschaftlichen Rahmens großzügigere Treppenräume zu gestalten, die über reine Erschließungsfunktion hinausgehen und der großen Anzahl kleiner Wohnungen einen angemessenen Erschließungsraum bieten. Alle Hauseingänge werden, frontal bzw. seitlich, direkt von den anliegenden Straßen erschlossen. Die Fahhradstellplätze und Müllräume sind leicht auffindbar und erreichbar im EG angeordnet.
Die Parkplätze werden größtenteils unter den Gebäuden angeordnet, die restlichen Park- und Fahrradstellplätze im Freitraum zwischen den Gebäuden. Die Parkplätze werden als überdachter Außenraum konzipiert und ebenerdig, ohne Rampen direkt von Außen erschlossen. Sie werden ohne jeglichen technischen Aufwand direkt belichtet und belüftet. Durch eine geringfügige Absenkung des EG Niveaus und leichte Aufschüttung wird das Terrain so modelliert, liegt dass die Decke über dem Parkgeschoss weniger als 140 cm über dem anliegenden Erdniveau liegt.
Die Erschließung der einzelnen Hauseingänge, der unter den Häusern angeordneten Parkplätze sowie der Fußwege, Spie- und Aufenthaltsplätze im Freien werden in die Gestaltung der landschaftlich geprägten Grünanlagen zwischen den Häusern integriert. Die geschwungenen Wege ermöglichen Erschließung aller Parkierungsflächen ohne das Erscheinungsbild und den Charakter der Freiräume zu stören. Geschnittene Hecken schirmen die Parkplätze ab. Sie bilden werden zu einer grünen Fassade und bilden eine Art Sockel, über dem die Wohngeschosse angeordnet sind.


GRUNDRISSORGANISATION UND ORIENTIERUNG
Die Häuser haben eine im Wesentlichen identische Grundrissorganisation: Die Wohnungen, in der Regel sind es sechs Einheiten, werden um einen zentralen, innenliegenden Erschließungskern angeordnet. Die größeren Wohneinheiten liegen immer an den Gebäudeecken, die kleineren 1,5 Zimmer Einheiten im Bereich des Grundrissversatzes. Alle Wohnungen können somit als Eckwohnungen ausgebildet werden, sie orientieren sich immer in zwei unterschiedliche Richtungen und erhalten auch bei ungünstigeren Lagen im Gebäude direkte Sonneneinstrahlung. Um den zentralen Erschließungskern wird eine Zone mit Sanitäreinheiten angeordnet. Die klare Zonierung ermöglicht bei Bedarf die Koppelung einzelner kleineren Wohneinheiten untereinander und ggfl. eine geänderte Grundrissorganisation. Die verhältnismäßig sehr kleinen Wohnungen werden durch Loggien und einen schmalen Umgang aufgewertet, so dass bei offenen Fenstern der Wohnraum direkt in den Freiraum übergeht.

ARCHITEKTONISCHER AUSDRUCK
Die Staffelung der Bauvolumina und die Drehung der Häuser verleihen dem Quartier trotz konsequenter Wiederholung der Hauseinheiten ein maßstäbliches und abwechslungsreiches Erscheinungsbild. Durch die Verschiebung des Grundrisses und die Höhenstaffelung erscheinen die Baukörper als eine Durchdringung zweier rechteckiger Volumina unterschiedlicher Höhe. Das Erscheinungsbild des Quartiers und der einzelner Häuser verändert sich durch die wechselnden Überlagerungen einzelner Teilvolumina je nach Standort und Blickrichtung.
Geschnittene Hecken verdecken die offenen Parkplätze und bilden einen „Grünen Sockel“, der sich in die umliegende Freiraumgestaltung vollständig einfügt. Die stark horizontale Gliederung der Fassaden lässt die Häuser über der bewegte Landschaft schweben und verstärkt weiter die Wirkung des Freiraums. Die einfache und prägnante Gliederung verleiht den Häusern, bei Benutzung einfacher Materialien und Bauweise, eigenständige und starke Identität.

TRAGWERK UND MATERIALITÄT
Die Häuser werden in konventioneller Bauweise errichtet. Geringe Spannweiten, direkte Lastenabtragung, eine einfache Bauweise sowie Grundriss- und Bauteilwiederholungen ermöglichen hohe Wirtschaftlichkeit.
Die Decken werden als unterzugfreihe Flachdecken aus Stahlbeton konzipiert. Die Lastableitung erfolgt über tragende Außen-, Treppenhaus- und Wohnungstrennwände aus Mauerwerk. Bereichsweise werden zur Verringerung der Deckenspannweiten tragende Wände im Bereich der Sanitärkerne oder in die leichten Trennwände integrierte Stützen angeordnet. Ein kleiner Teil der Wände oberhalb der Parkebene wird über verstärkte Deckenbereiche bzw. Unterzüge abgefangen.
Das Untergeschoss wird als weiße Wanne aus Halbfertigteilhohlwänden hergestellt, um eine Abdichtung gegen das anstehende Schichtenwasser zu gewährleisten. Die Gründung im Bereich des Untergeschosses erfolgt als Bodenplatte; im Bereich der Stützen vom Parkhaus als Einzelfundamente.
Die tragenden Außenwände werden durch Wärmedämmverbundsystem isoliert und mit einem durchgefärbten, mehrlagigen mineralischen Putz verputzt.