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Einladungswettbewerb | 05/2012

Neubau eines Verwaltungsgebäudes der BEUMER GmbH & Co. KG

4. Preis

Matern und Wäschle Architekten BDA

Architektur

Erläuterungstext

NEUBAU EINES VERWALTUNGSGEBÄUDES FÜR DIE BEUMER GROUP

ERLÄUTERUNGEN ZUM ENTWURF

1. Städtebauliche Einbindung

Die Firma Beumer prägt mit ihrem Unternehmenssitz das Umfeld an der Oelder Straße in Beckum in einer besonderen Weise. Seit fast 80 Jahren hat sich das Unternehmen sowohl mit seinen Produktionsflächen als auch mit den Verwaltungseinheiten in der direkten Nachbarschaft des Wohnumfeldes entwickelt. Da die Wachstumsschritte direkt mit der Stadt Beckum abzusprechen sind, ist auf eine angemessene Einbindung und Wahrung der Maßstäblichkeit besonderen Wert gelegt.

Die Baumasse des neuen Verwaltungsgebäudes ist folgerichtig in Richtung Nordring entwickelt, erscheint jedoch zur Oelder Straße lediglich mit einem massiven Kopfbau, welche über das transparente, einladende Atrium an den Bestand angeschlossen ist. Kopfbau und der prägnante Treppenturm des vorhandenen Verwaltungstraktes spannen den Raum des neuen Haupteinganges und der Verteilerhalle auf. Ergänzung und Symbiose zu einem neuen Auftritt der Beumer Group.

Die Abstände zu den Gärten der Nachbarhäuser sind baurechtlich eingehalten, die Grundfigur des Mäanders vermeidet lange Fluchten und Verschattungen, sie erzeugt vielmehr spannende Räume insbesondere für die etwas offeneren Flächen und Funktionen auf der Eingangsebene. Die Gliederung der äußeren Form entspricht mit der gezielten Lage der vertikalen Erschließungen auch allen Anforderungen an eine flexible und stringente innere Organisation.


2. Entwicklungspotenzial

Mit zwei weiteren Bauelementen kann der erste Bauabschnitt in unabhängigen Schritten weitere Wachstumsschritte abbilden. Das Konzept ist also vorgedacht für künftige Entwicklungen, welche sich an den gleichen oben genannten städtebaulichen Kriterien orientieren: Ablesbarkeit, Adressbildung und Angemessenheit. Der Gartenhof nach Südwesten wird mit einem „Nordring-Hof“ nach Südosten ergänzt. Die Gliederung folgt wieder den Anforderungen einer maßstäblichen Erscheinung und funktionalen Erschließung aller Gebäudeteile.

Auf diese Weise lassen sich in den skizzierten Bauabschnitten noch etwa 250 weitere Arbeitsplätze gleicher Qualität realisieren.


3. Raumbildung und flexible Organisation

Die Integrale Konzeption besteht in der Überlagerung der wirtschaftlichsten Ausbildung von flexiblen Nutzungseinheiten mit den oben erwähnten Vorteilen der Gliederung des Gesamtbildes für die angemessene Einbindung. Mit den Kernen der Erschließung und Versorgung ist ein System von Koppelflächen zwischen die Büroflächeneinheiten implementiert, welche über die Anbindungsbrücken des Bestandes eine völlig unabhängige Erschließung der Kombi-Flächen erlauben. Die Büroflächeneinheiten entsprechen als Nutzungseinheiten den baurechtlich gewünschten Größen von 400 qm Nutzfläche. Damit sind sie komplett frei aufteilbar und lassen allen möglichen Formen der Arbeitsorganisation Raum.

Im Erdgeschoss wiederum folgt die Zuordnung der zentralen Funktionen der räumlichen Staffelung von öffentlichem Zugang über halböffentliche Räume im Atrium bis hin zu kontrollierten Bereichen für Meetings oder Schulung. Das Mitarbeiter-Restaurant nimmt dabei eine entscheidende Rolle als Dreh- und Angelpunkt zwischen externen Besuchern und der Stammbelegschaft –auch aus der Produktion- ein. Es liegt so zentral, dass es über den Cafeteria Stützpunkt die Besucher versorgen kann, aber auch so remote, dass die Mitarbeiter aus der Produktion über den gedeckten Weg genauso schnell zum Essen kommen wie alle „Bewohner“ des neuen Verwaltungsbaues. Der Gartenhof bietet einen ruhigen Außenraum, der Sonne zugewandt und für kreative Pausen geeignet.


4. Funktionalität und Erscheinungsbild

Transparent, hell und schlicht! So empfängt das Atrium alle, die den Neubau betreten.
Durch die volle Raumhöhe der 4 Geschosse wird das ganze Ensemble erlebt und auf kurzem Wege erschlossen. Gleichzeitig ist das Atrium Klimapuffer und Schallschutz zur Oelder Straße hin, die Arbeitsbereiche sind nicht zum Straßenverkehr sondern hauptsachlich in Querrichtung orientiert.

Die Fassaden nehmen die Raumfigur des Mäanders auf, massive Flächenanteile sind mit den transparenten Belichtungsflächen der Arbeitsebenen austariert. Die Fensterbänder sind genau auf dem Ausbauraster von 1,25 m für flexible Wandanschlüsse aufgebaut, jedoch in rhythmischer Teilung der Fensterflügel mit den farblich gestalteten Paneelen zu einer Komposition gebracht.


5. Wirtschaftlichkeit im Flächenmanagement

Wirtschaftlichkeit beginnt nicht bei den Ausbaustandards sondern in der grundsätzlichen Organisation der Teilflächen auf den Geschossebenen. Die Platzierung der Erschließungen denkt den Brandschutz vor, erleichtert allen die innere Orientierung und verkürzt die Wege zu den gemeinschaftlich im Tagesverlauf benutzen Räumen wie den Teeküchen, den Ablagen, den Supportflächen oder den Besprechungsräumen. Die Büroachsen bilden das Koordinatensystem der flexiblen Raumaufteilung sowie der technischen Versorgung. Damit sind serielle und elementierte Lösungen der Bauausführung möglich.


6. Nachhaltigkeit der Konstruktion

Der gesamte Neubau ist als Skelettbau mit aussteifenden Wänden aus Stahlbeton aufgeführt. Auf einen Keller soll aus Gründen der Wirtschaftlichkeit komplett verzichtet werden. Die Geschoßhöhen im Rohbau lassen alle Möglichkeiten eines modernen und flexiblen Ausbaus auch auf Jahre hinaus zu. Ein robustes Grundgerüst mit variablen Ausbauoptionen wird in seiner Zukunftsoffenheit als nachhaltiges Werkzeug dienen. Die Gebäudeachsen werden mit eher kurzen Spannweiten von unter 6,5 m einfach zu dimensionieren sein. Wo immer sinnvoll sollen vorgefertigte Bauteile – Brüstungen, Treppenläufe – zum Einsatz kommen.


7. High Thinking – Low Energy

Grundsätzlich haben natürliche Ressourcen für die notwenige technische Versorgung der Arbeitswelt Vorrang. Natürliche Belichtung über sturzfreie hohe Fenster und eine ebensolche Belüftung bilden das Grundgerüst der Konzeption.

Mit der Betonkernaktivierung werden die natürlichen Speichermassen der Massivdecken im Sommer wie im Winter genutzt, um nur mit wenig Vorlaufschwankung behagliche Temperaturen am Arbeitsplatz zu gewährleisten. Die kleinen statischen Heizflächen dienen lediglich der einfachen Ausregelung im individuellen Umfeld, um komplizierte Einzelraumregelungen zu vermeiden, welche der offenen Aufteilung zu wieder laufen.

Die Erzeugung der Energie zum Heizen und Kühlen soll über einen Eisspeicher mit Wärmepumpe in Koppelung mit einem Fernwärmeanschluss zur Spitzenlastabdeckung erfolgen.

Die Sonderflächen im Erdgeschoss haben eine Lüftungsanlage mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung.


8. Behaglichkeit und Arbeitswelt

Die beschriebene Betonkernaktivierung ist mit ihrer sanften Strahlungswärme bzw. –Kühle ein Garant für ein angenehmes Raumklima. Die Tageslichtnutzung wird mit Arbeitsplatz bezogenen Leuchten ergänzt. Wichtig ist eine sensitive Behandlung der Raumakustik durch ausreichende Absorber-Flächen, welche die schallharten Glasanteile der Raumabschlüsse ergänzen. Wo vermehrt Teamarbeit geleistet wird, sind auch an den Deckenflächen Akustiksegel eingeplant


9. Unterhaltung und Betrieb (Fassadenreinigung)

Die einfache Konstruktion und die günstigen Flächenverhältnisse optimieren sowohl den inneren Betrieb als auch den täglichen und jährlichen Gebäudeunterhalt.

Die Reinigung der Fassaden ist gestuft konzipiert:

- die Massivanteile der Außenwände sind wegen der Klinker absolut wartungsfrei. Sie machen etwa die Hälfte der Regelfassaden aus.
- die Fenster der Bandfassade können von der Raumseite gereinigt werden. Es wird eine zweimalige Reinigung der reinen Glasflächen vorgeschlagen.
- Eine der beiden Glasreinigungen erfasst einmal im Jahr auch die Rahmen und die Farbpaneele. Dazu wird außenseitig einmal ein Hubsteiger für die Paneele eingesetzt.
- Die Pfosten-Riegelfassaden des Atriums werden einmal jährlich (Glas und Rahmen) gereinigt. Dafür wird der Hubsteigereinsatz für die Paneele kombiniert.
- Die Raffstores außen müssen lediglich alle fünf Jahre einbezogen werden.

Aus mehreren Vergleichsobjekten wurden die Kostendaten der beschriebenen Zyklen und Aktionen verglichen und in dieses Konzept überführt.