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Mehrfachbeauftragung | 11/2012

Stadt Natur Park Flingern

2. Rang

GREENBOX Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Das Areal des ehemaligen Güterbahnhofes in Flingern ist durch seine bewegte industrielle Bahngeschichte ebenso gekennzeichnet wie durch seine urbane Lage im Kontext der bestehenden und zukünftigen Büro- und Wohnquartiere. Der neue Park wird ein wesentlicher Baustein im Grünverbund von Düsseldorf werden und als quartiersnaher Erholungsraum einen hohen Nutzungsdruck erfahren.

Auf den historischen Bildern erkennt man die ehemalige, bahntypische Gliederung des Grundstücks mit den Gleisen im Westen und den Bahnhofsanlagen und Lagerflächen im Osten, auf denen die Güterzüge verladen wurden. Das ehemalige Bahnhofsgebäude mit seiner heutigen gastronomischen Nutzung bildet ein markantes Relikt der Geschichte, das in die Planung des Parks angemessen zu integrieren ist.

In unserem Entwurf für den Stadtpark greifen wir die industrielle Geschichte des Ortes auf und transformieren diese historischen Strukturen in eine moderne und robuste Parklandschaft mit Schwerpunkt Sport, Spiel und Bewegung. Die ehemalige Bahnnutzung bleibt dabei ebenso spürbar und erlebbar wie der “wilde” Charakter der Sukkzessionsflächen.

Idee:
CARGOPARK

“CARGO-Park” nennen wir die übergeordnete Leitidee für diesen neuen Stadtpark in Flingern.
(cargo: engl. Frachtgut, Ladung)

Über Jahrzehnte wurden auf dem Grafenberger Bahnhof Güter aus aller Welt verfrachtet und auf den Gleisen bewegt. Nun sollen die Menschen hier einen lebendigen Ort des Spielens, der Bewegung und der Erholung finden.

Das zentrale Rückgrat des Entwurfes ist dabei ein klar definiertes Spiel-, Sport- und Aktionsband mit abwechslungsreichen Angeboten für alle Generationen, das im Norden seinen pointierten Auftakt hat und bis tief in die Parklandschaft im Süden hineinreicht. Der Entwurf setzt auf den spannungsreichen Kontrast zwischen dieser urbanen Spiel- und Aktionsachse und einer umfließenden naturnahen Parklandschaft mit Ihrer bahntypischen Sukkzessionsvegetation.

Insgesamt soll ein lebendiger, kommunikativer Ort für Jung und Alt entstehen, der von der Buntheit und Vielfalt der Menschen geprägt wird. Das ehemalige Bahnhofsgebäude wird dabei räumlich und funktional in das Aktionsband intergriert und somit wesentlicher Bestandteil des Konzepts. Die funktionale Staffelung innerhalb des Bandes folgt den Möglichkeiten bzw. den Einschränkungen des städtischen Umfeldes, sprich lautere Nutzungen im Norden, leisere im Süden. Es werden Spielangebote für alle Alterklassen, Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren geschaffen. Der Park ist eng mit der städtischen Umgebung vernetzt. Die wesentlichen Wegebeziehungen zu den Büro- und Wohnquartieren werden aufgegriffen und Eingangssituationen definiert.

Entrée im Norden

Den urbanen Auftakt des Parks im Norden bildet ein Platz mit einem Baumdach aus Robinien. Im Bereich des Baumrasters queren mehrere Wegebeziehungen, sodass ein belebter und frequentierter Platz- bzw. Passagenraum enstehen wird. Die existierenden Bahnschienen, die Weiche und der Prellbock werden als Intarsien in den Platz integriert.

Spiel- und Aktionsband

Der Spielbereich nimmt gestalterisch Bezug auf die historische Nutzung des Areals als Güterbahnhof.
Als modularer Grundbaustein für die vielfältigen Spielangebote dienen ausrangierte Frachtcontainer, die je nach Spielfunktion in unterschiedlichen Konstellationen arrangiert sind und durch zusätzliche Anbauelemente wie z.B. Leitern, Stangen, Netze, Schaukeln, Rutschen ein “upgrade” erhalten. Die Container sind in verschiedenen Farben lackiert und mit grafischen bzw. typografischen Elementen versehen, die historische Bezüge aufgreifen. So verweisen beispielweise aufgemalte Silhouetten von Tieren aus aller Welt spielerisch auf die historische Verladung der Zirkustiere für die Veranstaltungen auf dem Staufenplatz.


CARGOTOWER

Ein multifunktionaler Containerturm aus gestapelten Fracht- bzw. Bahncontainern verweist als Eingangssignet auf die ehemalige Nutzung als Güterbahnhof und ist als “Spielturm” flexibel und vielfältig nutzbar und über eine Treppe bis auf ein Panoramadeck mit weitem Blick über den Park erschlossen. Eine Kletterwand an der Nordfassade sowie Basketballkörbe bieten weitere Spielmöglichkeiten, der überkragende Bereich unter dem Turm kann ideal als Bühne genutzt werden. Einige der Container sollen zugänglich sein und etwa für Kitas, Jugendorgansiationen, Initiativen, Vereine oder beispielsweise für Marktnutzungen oder kleine Ausstellungen zur Verfügung gestellt werden.

CARGOSTAGE

Eine auf Sitzhöhe abgesenkte Asphaltspielfläche schließt als multifunktionaler Spielraum südlich an den Turm an. Es entsteht eine umlaufende “Sitzbande”, die von den Besuchern und Zuschauern als Tribüne genutzt werden kann. Der Spielbereich ist über eine Rampe barrierefrei zu erreichen. Die befestigte Fläche ist vor allem für ältere Jugendliche bzw. für Sportarten wie Basketball, BMX, Skating vorgesehen und als Bühnenvorfläche freigehalten. Daran anschließend schaffen weitere Container, die mit unterschiedlichen Stahlgriffen, Stangen und Leitern versehen sind einen Aktionsraum für den Trendsport “Parkour”, einem modernen Bewegungssport im urbanen Raum. In diesem Bereich ist die Fläche mit einem Fallschutzbelag befestigt.

CARGOPLAYGROUND

Südlich der gastronomischen Freiflächen und des Parkplatzes des Bahnhofsgebäudes wird das Aktionsband in Form eines großzügigen Spielplatzes für Kleinkinder und Kinder weitergeführt. Die vorhandene, leicht erhöhte topografische Lage dieses Bereiches bleibt erhalten und in Form einer Stützmauer aus einfachen Betonfertigteilen abgefangen. Der Containerspielplatz bietet vielfältige Angebote zum Klettern, Toben, Verstecken, Schaukeln, Sandspielen etc. Die Oberflächen des Spielplatzbereiches werden aus farbigem Fallschutzbelag und Sand hergestellt.

CARGOGREEN

Südlich des durch die umlaufende Mauerkante definierten, intensiv gestalteten Aktionsbandes mündet der Spielbereich in einen grüngeprägten Abenteuerspielplatz mit einigen eingestreuten Containerspielinseln, die in einen “Wald” aus Holzstangen mit Netzen und Seilen eingesponnen sind. Als südlicher Abschluss des Spielbandes werden die Container zu einem Fitnessparkour umfunktioniert. Die großen Rasenflächen und einige Baumpflanzungen bieten abwechslungsreiche Orte zum Spielen, Toben und Verstecken.

Parklandschaft

An der Schnittstelle zum Platz im Norden beginnen die großen, langgestreckten Rasenflächen des Bahnparks, die in Richtung Süden verlaufen und sich dort zu größeren Grünflächen aufweiten, die für freies Spiel, Picknick, Sonnenbaden und vieles mehr genutzt werden können. Es entsteht ein spannungsreicher Kontrast von intensiv genutzten Spiel- und Sportflächen und offenen, extensiven Grünräumen.
Ein asphaltierter Weg verläuft entlang des bewachsenen Sukkzessionsstreifens in Richtung Süden und ein “langsamer”, trittsteinartiger Weg aus wiederverwendeten Bahnschwellen umschließt das Aktionsband.
Einige Querwege vernetzen in Ost-West-Richtung und gliedern die langförmige Grünfläche in mehrere “Kammern”. Die nördlichen Kammern sollen als gemähte Parkwiese ganzjährig nutzbar und bespielbar sein, die Magerwiesen im Süden werden nur zweimal im Jahr gemäht und werden stärker den Charakter der Sukkzession behalten.

Wirtschaftlichkeit

Der Park ist in seiner Gesamtheit robust und wartungsarm angelegt. Die Containerspielelemente und der Turm sind durch die modulare Verwendung der recycelten Elemente relativ kostengünstig herzustellen. Die offenen Parkflächen im Süden sind als blütenreiche Magerwiesenflächen angelegt, die zweimal im Jahr gemäht werden.
Es werden strapazierfähige, benutzbare Grünflächen entstehen, die zugleich wenig Pflege benötigen und auf Dauer eine vielfältige, eher schüttere Vegetation besitzten, um den “Bahnbrachencharakter” zu erhalten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Idee eines Spiel-, Sport- und Aktionsbandes bildet in Verbindung mit der Erschließungsstruktur und den Platzsituationen einen überzeugenden planerischen Ansatz, der zu einem räumlich qualitätvollen Gesamtkonzept entwickelt wird.

Dem Aktionsband steht ein ruhiger, durchgehend offener Grünraum gegenüber.
Der Ansatz „Cargopark“ versucht einen Bezug zum Ort, der – weil der Container zu „Lebzeiten“ des Bahnhofs Grafenberg noch nicht gebräuchlich war – vielleicht nicht vollständig überzeugt, vor allem aber teils kontroverse Diskussionen auslöst.
Funktional erfüllt der Park die gestellten Anforderungen sehr gut. Die Anbindungen an die Umgebung, die Anordnung und Dimensionierung von Nutzungsangeboten reagieren sorgfältig auf den Ort, sind vielfältig und erzeugen eine hohe Attraktivität im Park. Im Norden ist der mit Robinien überstellte Platz der richtige Auftakt, das sich anschließende Aktionsband könnte in seiner Ausdehnung nach Süden ggf. etwas kürzer sein. Auch das ruhige, landschaftliche Konzept für den südlichen Parkteil überzeugt, wenngleich der Endausbau im ersten Bauabschnitt nicht in Gänze möglich ist.

Die Idee der Container mit „upgrade“ ist im Ansatz spannend, allerdings wird ihre Funktion im Park von Teilen der Kommission kritisch gesehen. Eine von den Verfassern angedachte „Bewirtschaftung“ bzw. Nutzung des blauen Containers wird als unrealistisch eingeschätzt – außerdem verstellt das Bauwerk nach Meinung eines Teils der Jury den Blick in den Park und auf das Tafelsilber als den eigentlichen historisch authentischen Ort. Auch in den anderen Bausteinen des Aktionsbandes sind die Container zwar spannende Blickfänge, lösen aber auch kontroverse Diskussionen aus; hier wäre ggf. zunächst eine detaillierte Analyse der Machbarkeit erforderlich.

Die diversen Angebote für Sport, Spiel und Erholung richten sich an alle Altersgruppen, dabei ist das Konzept geeignet in den Spielsituationen auch flexibel auf künftige, neue Nutzerinteressen zu reagieren.

Alle Anforderungen hinsichtlich Erschließung, Barrierefreiheit, Pflege und Unterhalt der Flächen sind erfüllt bzw. werfen im Betrieb keine Probleme auf.