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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2005

Erweiterungsbau fĂĽr das SWR-Funkhaus

1. Preis

struhkarchitekten

Architektur

DREWES + SPETH Beratende Ingenieure im Bauwesen Partnerschaftsgesellschaft mbB

Tragwerksplanung

Erläuterungstext




Leitidee
Mit dem „Neubau beim Funkhaus“ erhält der SWR ein zukunftsweisendes Gebäude. Die Architektur ist Ausdruck einer modernen Unternehmensstruktur und –kultur mit flacher Hierarchie und ausgeprägtem „Wir- Gefühl“. Es entsteht ein Kulturinstitut mit Arbeits- und Lebensräumen, die durch ihren kommunikativen Charakter geprägt sind.

Ziele
• Einbindung des neuen Gebäudes in das städtebauliche Umfeld.
• Schaffung eines Gebäudes, das sich einerseits als selbstbewusster, eigenständiger Baukörper präsentiert und sich andererseits mit dem bestehenden Funkhaus zu einer Einheit „SWR“ verbindet.
• Widerspiegeln der Unternehmenskultur „SWR“ nach innen und außen.
• Schaffung humaner Arbeitswelten mit hoher Arbeitsplatzqualität und sehr flexiblen Bürostrukturen.
• Schaffung eines wirtschaftlichen, kompakten Gebäudes
• Gute Orientierung durch klare Wegführung
• Räumlich-architektonische Qualitäten durch Tageslicht, sinnfällige Materialwahl, Wahl der Farben und Oberflächen.
• Optimal auf das Haus abgestimmte Gebäudetechnik bei gleichzeitiger Minimierung des Energieverbrauchs, der Betriebs- und Unterhaltungskosten und des technischen Aufwands.
• Verträglichkeit hinsichtlich aller Aspekte des Umweltschutzes.

Städtebauliches Konzept
Der Neubau präsentiert sich als differenzierter Baukörper, der durch seine geschickt angeordneten Verknickungen und Faltungen sensibel auf die komplexe nachbarschaftliche Bebauung reagiert. Es entsteht ein Gebäude, das sich selbstverständlich in die Umgebung einfügt
• Das Gebäude nimmt durch Kantenlängen und Höhenstaffelung bezug auf die Umgebung. So entsteht trotz des Bauvolumens ein sehr maßstäblicher Baukörper.
• Gegenüber dem städtisch geprägten Raum an der Kuhnstraße präsentiert sich das Haus selbstbewusst. Es schiebt sich optisch in den Straßenraum hinein und behauptet sich so gegenüber dem Gutbrodbau.
• Durch die Auskragung und die leichte Verdrehung des Baukörpers an der nordwestlichen Ecke wird der Eingang markiert.
• Die Aufsplitterung der Hochhausscheiben des Bestandsgebäudes wird baukörperlich im Neubau fortgeführt.
• Einen Höhepunkt des Gebäudes markiert der Kopf im Südwesten. Er ergänzt die Einfassung des bestehenden Vorplatzes an der Wilhelm-Camerer-Straße und stärkt damit den Haupteingang des bestehenden Funkhauses. Der Neubau ergänzt und stärkt das bestehende Funkhaus; Bestand und Neubau verbinden sich städtebaulich zu einer Einheit.
• Gegenüber der Kindervilla nimmt sich das Gebäude zurück. Es wahrt den größtmöglichen Abstand und gibt ihr durch seine fein abgestimmte Höhenentwicklung genügend Luft. Der neue Baukörper wird zum städtebaulichen Rahmen, der der Kindervilla einen besonderen Stellenwert verleiht.
• Der Park fließt bis in den Innenhof hinein und wird aufgefangen durch das neue Gebäude.
• Die Studiokörper zeichnen sich im Innenhof als Skulpturen ab, die den Innenhof strukturieren.
• Schaffung einer fußläufigen Verbindung zwischen Wilhelm-Camerer-Straße und Kuhnstraße auf der Ebene des 1. Obergeschoß.

BĂĽro als Lebensraum
Die Gestaltung der Büros folgt einem ganzheitlichen Planungsansatz: Der Mensch ist Maßstab für die Gesamtqualität. So entstehen qualitätvolle neue Arbeitswelten mit flexiblen und inspirierenden Räumen.
• Hochwertige Arbeitsplätze durch thermische Behaglichkeit, maximale Tageslichtnutzung und Wahrnehmung der Umwelt, der Tages- und Jahreszeiten.
• Gleichwertigkeit der Arbeitsplätze.
• Barrierefreiheit im gesamten Gebäude.
• Gesunde, natürliche Materialen, haptisch angenehme Oberflächen, freundliche Farbgebung.
• Natürliche Belichtung und Belüftung aller Büroarbeitsplätze.
• Individuell regulierbares Raummilieu: Sonnen- und Blendschutz, Fensterlüftung, Heizkörper, Beleuchtung.
• Vielfältige Blickbeziehungen innerhalb des Hauses, zwischen den Raumbereichen und Ausblicke in die Umgebung (Park Villa Berg, SWR Funkhaus, Kindervilla).
• Motivierende Räume mit hoher Begegnungsqualität: Vielfältige Kommunikationsräume fördern die interne Vernetzung und den Informationsaustausch.
• Einzelne Lufträume mit offenen Treppenverbindungen unterstützen die vertikale Vernetzung der Geschosse: Intensive Teamarbeit über die Ebenen hinweg wird möglich.
• Ort individueller und gemeinschaftlicher Aktivitäten. „Wir- Gefühl“ bei gleichzeitiger Offenheit gegenüber dem Ganzen.

BĂĽroraumkonzepte
Die Büroebenen werden über einen zentral angeordneten Aufzugskern optimal erschlossen. Die gewählte Gebäudetiefe ermöglicht mit einer flexiblen Grundrißstruktur unterschiedliche Raumarten und Raumgrößen (Mischstrukturen), die sich sehr variabel an immer neue Anforderungen anpassen können. An den Kopfenden des Gebäudes entstehen zusammenhängende Arbeitsbereiche ohne Durchgangsverkehr mit hoher Flexibilität.
Im GrundriĂź des 4. OG sind unterschiedliche BĂĽroformen beispielhaft dargestellt.
• Zellenbüros
(Ein-, Zwei- und Mehrpersonenräume).
• Gruppenräume, Teambüros, Open Space
(5-8, 9-12 und mehr Arbeitsplätze).
• Kombibüros
(Einzelbüros, „Denkzellen“, für konzentriertes Arbeiten, Multifunktionszone für kommunikatives Arbeiten und Büro-Infrastruktur).
• Reversible Büros – flexible Büros
Mischung der genannten Bürotypen je Geschoss möglich. So wird den wechselnden Anforderungen des Nutzers an Kommunikation und Konzentration in den Bereichen Redaktion, Produktion und Verwaltung Rechnung getragen.
• Durchschnittlicher Platzbedarf pro Mitarbeiter 10 – 12 m².
• Sonderfunktionen wie Empfang, Lounge, Meeting-Point, Teeküchen und Bürotechnikbereiche ergänzen als „kommunikative Mittelpunkte“ die Bürobereiche.
• 6. Obergeschoss als Höhepunkt des Hauses:
Sondergeschoß mit Bar/ Bistro, das auch für repräsentative Zwecke genutzt werden kann, z. B. als Erweiterung zur darunter angesiedelten Fernseh- Direktion.
Ein „Talk-Café“ bildet den Rahmen für Talk-Shows vor der schönen Kulisse des Parks der Villa Berg oder der Gebäudesilhouette des Hauptgebäudes des SWR.

GrundriĂźorganisation
Die Grundrisse sind sehr klar strukturiert, zugunsten einer optimalen Orientierung im Gebäude.
• Die Fernsehstudios als Herzstück des Gebäudes positionieren sich im Zentrum des Hauses. Sie sind eng an den Eingang Kuhnstraße sowie an den Betriebshof angebunden und werden von den Regien eingerahmt.
• Die Studios sind zum einen umgeben von Studiotechnikbereichen und Rechenzentrum, zum anderen von logistischen Bereichen wie Ver- und Entsorgung, Werkstätten und Montageflächen mit direkter Anbindung an die Studios.
• Nebenräume zu den Werkstätten befinden sich im 2. UG, gut angebunden durch Lastenaufzüge. Die übrigen Untergeschoßflächen beinhalten Tiefgarage und Haustechnik.
• 1. OG: Nebenräume Studios und Produktionstechnikräume Fernsehen, fußläufige Verbindung zwischen Wilhelm-Camerer-Straße und Kuhnstraße.
• 2. OG: Hörfunk- Produktion und Redaktionen, Servicecenter.
• 3. OG: Hörfunk- Redaktionen, Bürobereiche Studiotechnik, Brückenverbindung zum Bestand
• 4. OG: Redaktionen des Kernbereich 1 rund um die CvD- Büros
• 5. OG: Redaktionen des Kernbereich 2, Hauptabteilungsleiter Fernsehen im Kopfbereich
• 6. OG: Sondernutzung mit Bar/ Bistro (alternativ auch Nutzung als Bürogeschoß denkbar, z.B. für HAL Fernsehen).

Ausbau
• Wirtschaftliches Ausbauraster von 1,25 m, übereinstimmend mit dem Konstruktionsraster.
• Bürotrennwände in Holzglaskonstruktion als modulares Trennwandsystem.
• Verzicht auf Unterdecken um die Betonkernaktivierung nutzen zu können. Im Bereich von Eingangshalle und Räumen mit hohen akustischen Anforderungen Deckenverkleidung durch Deckensegel.
• Fußboden: Doppelboden mit Medientrassen und Bodentanks zur medientechnischen Anbindung aller Arbeitsplätze.
• Fußbodenbelag: Textil, Gummi bzw. Holz.

Tragkonstruktion
• Das Tragwerk des mehrgeschossigen Verwaltungsgebäudes ist eine Skelettkonstruktion, die durch die Versorgungs- bzw. Erschließungskerne ausgesteift wird
• Um Zwängungen zu vermeiden, sind Gebäudefugen oberhalb der Gründungsebene eingeplant.
• Die Skelettkonstruktion besteht aus 30 cm dicken Stahlbetonflachdecken mit maximalen Spannweiten von ca. 8,75 m
• Um die Randstützen unmittelbar hinter der Fassade platzieren zu können, werden die Brüstungsbänder als tragende Stahlbetonüberzüge ausgebildet.
• Die in den Baukörper eingeschobenen Studios werden von einer Plattenbalkendecke aus Spannbeton zur Reduzierung der Verformung mit einer Gesamthöhe von 1,00 m überspannt. Die Plattenbalkendecke wird auf Stahlbetonwände aufgelagert
• Deckenkonstruktion über dem Betriebshof wird als Plattenbalkendecke ausgebildet
• Die auskragenden Obergeschosse im straßenseitigen Eingangsbereich werden durch Wechselträger unter der Decke über dem ersten Obergeschoss abgefangen
Gebäudetechnik
• Natürliche Be- und Entlüftung der Bürozonen; Lüftungstechnik vor allem in Produktions-bereichen wie Studios, Regien etc.
• Extensive Begrünung der umgebenden Flachdächer puffert Niederschläge, entlastet die Entwässerung und steigert durch die Verdunstungskühlung das thermische Wohlbefinden.
• Erfüllung der baurechtlichen Anforderungen an Flucht und Rettungswege durch konstruktive Maßnahmen und Sprinklerung nach Anforderung des Brandschutzes.

Fassade
Die Fassade unterstützt in ihrer Ausformulierung die städtebauliche Absicht und die baukörperliche Form und verleiht dem Gebäude durch ihre mäandrierende Bänderung einen modernen Charakter. Gleichzeitig unterstützt sich die energetische Konzeption des Neubaus:
• Horizontale Gliederung der Fassade betont die städtebaulichen Verknickungen und Verschneidungen des Baukörpers.
• Die Fensterbänder erlauben ein Höchstmaß an Flexibilität für die Büros; Trennwandanschlüsse sind auf jedem Raster möglich.
• Ein Glasanteil der Fassade von ca. 50% ist energetisch äußerst sinnvoll und verhindert zuverlässig eine Überhitzung des Gebäudes, ohne daß die Bürobereiche zusätzlich gekühlt werden müssten.
• Ein schmales Oberlichtband über dem Hauptfensterband lenkt das Tageslicht bis tief in den Raum hinein. Für Blendfreiheit an den Bildschirmarbeitsplätzen sorgen integrierte Lichtlenklamellen, die je nach Sonnenstand eingestellt werden können.
• Der Haupteingang des neuen Gebäudes wird durch die gläserne zweigeschossige Fassade markiert. Das Haus gewährt Einblicke in die internen Abläufe und öffnet sich dem Besucher.

AuĂźenraum
Das Gebäude positioniert sich an der Schnittstelle zwischen zwei sehr unterschiedlich geprägten Außenräumen. Die Freiraumgestaltung nimmt bezug auf diese komplexen Anforderungen; das Haus wird zum vermittelnden Bindeglied zwischen beiden Räumen.
• Nach Norden, entlang der Kuhnstraße, präsentiert sich das Haus in einem städtischen Kontext. Entlang der belebten Kuhnstraße brechen straßenbegleitende Bäume optisch die Länge des Gebäudes und rythmisieren den Straßenraum. Gegenüber des Haupteinganges wird der kleine Platz durch eine Baumgruppe akzentuiert. So entsteht ein erweitertes Vorfeld für die Eingangshalle des neuen Fernsehgebäudes.
• Nach Süden hin grenzt das Gebäude an den Park der Villa Berg. Diese unmittelbare Nähe des Parks zum SWR bietet ein großes Potential für eine attraktive Gestaltung des südlichen Außenraums:
Der Neubau bildet den Rahmen für die bestehende Kindervilla. Der Park „fließt“ in den neu entstandenen Innenhof hinein und „umspült“ die Kindervilla weich mit Grün.
• Angenehmes Mikroklima durch die Nähe des Parks und die Bäume im Innenhof.
• Modulation des Innenhofes mit den Studiobaukörpern zu einem bewegten, spannungsvollen Außenraum mit vielfältigen Spielmöglichkeiten für die Kinder der Kindertagesstätte.
• Der Park der Villa Berg als ideale Naherholungsmöglichkeit für die Mitarbeiter des SWR in ihren Pausen (motivierender „Mini-Urlaub“ mit Sonne und Grün).

Projektdaten
SĂĽdwestrundfunk
NeckarstraĂźe 230
70190 Stuttgart
HNF 12.600 m²
BGF 28.660 m² (davon oberirdisch: 19.670 m²)
BRI 122.800 mÂł