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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2012

Neubau eines B&B-Hotels an der Schwarzwaldstraße

Blick von der Ettlinger Straße

Blick von der Ettlinger Straße

Anerkennung

Preisgeld: 3.000 EUR

Peter W. Schmidt Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Mit dem Entwurf für den Neubau des B&B Hotels im Bereich des südlichen Eingangs zur Karlsruher Innenstadt wird die Möglichkeit geschaffen, die städtebaulichen Entwicklungsflächen südlich der Schwarzwaldstraße mit einem Stadtbaustein neu zu akzentuieren. Das Gebäude bildet den Beginn der baulichen Umsetzung von Gebäuden auf Entwicklungsflächen, die sich entlang der Schwarzwaldstraße und der Ettlinger Straße/Fautenbruchstraße perlenkettengleich aneinander-reihen und der neuen markanten Bebauung des südlichen Bahnhofzuganges vorgelagert sind. Aufgrund seiner prädestinierten Lage, übernimmt der Baukörper aus südlicher Richtung betrachtet die Funktion eines Stadttores. Der Ettlinger Straße folgend wird nochmals die öffentliche Präsenz des Gebäudes augenscheinlich.
Der Baukörper ist Auftakt zur baulichen Erneuerung des Ensembles des südlichen Bahnhofplatzes. Mit der Typologie des U-förmigen Baukörpers kann die prominente Lage in gebaute Gestalt geformt werden. Drei Hauptansichten Süd, Ost und Nord bilden die städtebaulichen Kanten im Stadtgefüge. Der U-förmige Baukörper nimmt mit zwei Schenkeln den einbündigen Grundrisstypus auf. In diesen werden zum einen die Standardhotelzimmer der Südseite und die Erschließung an der Ostseite untergebracht. Der nördliche dritte Schenkel, ebenfalls mit Standardzimmern ausgestattet, wird durch die Addition von Familienzimmer zu einem Zweibund. Die Orientierung der Zimmer erfolgt somit in nord-südlicher Richtung.
Die Erschließung des Hotelkomplexes erfolgt für den Bahnreisenden fußläufig von Norden. Von der Schwarzwaldstraße gelangt man über einen markanten Einschnitt der Klinkerfassade im Erdgeschoss in den Bereich der Rezeption sowie den dazugehörigen öffentlichen Räumlichkeiten wie Internetlounge, Automatenplätze, Frühstücksraum, etc. Von dort erblickt man den gestalteten Innenhofbereich sowie den eingestellten Treppenturm, der eine großzügige offene Erschließung ermöglicht. Die obersten Geschosse nehmen wirtschaftlich funktional die Hotelzimmer auf. Der vorerst solitäre Baukörper wird durch den städtebaulichen Rahmenplan durch das benachbarte Gebäude zu einem offenen Oval ergänzt. Es entsteht ein durchgängiger gemeinsamer Innenhof, der über eine Freitreppe öffentlich von Süden her zugänglich ist. Der PKW-Verkehr erschließt das Hotel über die Güterbahnstraße, an der die Tiefgarage gelagert ist. Notwendige Fluchttreppen sind an der Brandwand zur Nachbarbebauung positioniert.
Das Raster der Hotelzimmer findet das Modul für die Fassadenstruktur. Eine beige Klinkerfassade, die vom Geist Weinbrenners und seinen hellen Natursteingebäuden der Stadt Karlsruhe geprägt ist, wird durch seine Vor- und Rücksprüngen der Besonderheit des Stadttores gerecht. Durch die hochwertige und robuste Klinkerfassade kann an dieser vielbefahrenden städtebaulichen Stelle das Gebäude gut Patina ansetzen, ohne dass dies den Gesamteindruck beeinträchtigt.
Der Innenhof erhält einem Futteral gleich, eine transluzente Profilitverglasung, hinter der schemenhaft die Hotelbesucher erkennbar sind und die Flure natürlich belichtet werden. Eine für die Hotelgäste zugängliche Dachterrasse im 4. Obergeschoss ist ein weiterer Mehrwert für die 97 Hotelzimmer.
Das Energiekonzept beinhaltet den Hausanschlussraum im Untergeschoss, die Warm-wasserbereitung und die Luftwärmepumpen in der Technikzentrale auf dem Dach. Durch die vier bis fünf Luftwärmepumpen wird die Erfüllung der aktuellen EnEV Genüge getan.
Durch die Kompaktheit des Baukörpers ist, in Verbindung mit der konventionellen Konstruktion eines zweischaligen Außenmauerwerks, die deutliche Unterschreitung der Grenzwerte für den Primärjahresenergiebedarf und der Höchstwerte für den Wärmedurchgangsquotienten gemäß aktueller EnEV gewährleistet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Gebäude zeigt sich nach den drei zum öffentlichen Raum gewendeten Seiten konsequent als ein kompakter Gebäudetyp. Er hat keine weniger-wertigen (Rück)seiten. Das gelingt durch den U-förmigen Grundriss um einen Innenhof. Die Folge ist aber, dass für die Anschlussbebauung das gleiche Gebäudemodell folgen müsste.
Konsequenterweise sind zu diesem offenen Raum im EG der Frühstücksraum, die Lobby und die sehr großzügigen Erschließungsflächen orientiert. Dem Treppenhaus wird sogar besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Richtigerweise öffnet sich das Hotel zur Schwarzwaldstraße und damit auch zum Hauptbahnhof hin mit dem einsehbaren Frühstücksraum und dem Eingang. Dieser wird betont durch eine breite Vorfläche und dem schräg zulaufenden Zugang. Die Flächen für den Empfang und dem Frühstücksraum überschreiten allerdings die vorgegebenen Größenordnungen um ein Vielfaches.
Die Einhüftigkeit der Zimmerebenen auf der Südseite und zum 4. OG auch auf der Nordseite ist wegen der damit verbundenen natürlichen Belichtung sehr angenehm gestaltet, widerspricht aber den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des Bauherrn.
Der Fassadenaufbau mit Kerndämmung und Außenmauerwerk ist als Investition zwar aufwendiger als andere Lösungen, entspricht aber wegen der langen Lebensdauer Zielen der Nachhaltigkeit. Der Technikaufbau im Dachbereich wird nicht gezeigt. Die Tiefgarage liegt innerhalb des Baufensters und ist funktional gut gestaltet.
Zusammenfassend ist nochmals auf den hohen städtebaulichen Wert der Arbeit und auf die nach innen wirkende Qualität für die Hotel-Atmosphäre hinzuweisen, der allerdings den Vorgaben der Wirtschaftlichkeit, wie die reinen Kernwerte ebenfalls zeigen, widerspricht.