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2. Rang 4 / 4

Gutachterverfahren | 09/2012

Neubau Stadtarchiv - Untersuchung für 2 Standorte

3. Rang / "An den Wurthen"

IPROconsult GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Entwurfserläuterung
Der Entwurf versteht ein Stadtarchiv an diesem Standort nicht als eine abgeschlossene Einheit sondern als durchlässige Struktur, bei der die Trennung zwischen Innen und Außen teilweise aufgehoben ist, um im Gegensatz zur geschlossenen Speicherarchitektur dem Gebäude seine öffentliche Bedeutung zu geben.

Da der Neubau des Stadtarchivs das Zentrum für das neu entstehende Stadtgebiet definieren soll, ist er ein markanter Solitär, der sich zeichenhaft gegen die Flusslandschaft abzeichnet. Er will als „Speicher der Stadtgeschichte“ Aufmerksamkeit und Interesse wecken und zum recherchieren einladen.

Das skulpturale Wahrzeichen vereint in seiner Form einerseits das Motiv der angrenzenden Marina, da die Fassadenelemente ihn wie Segel umgeben, zum anderen nimmt es Bezug auf die Seiten eines Buches.

Das gläserne Erdgeschoss, das auf einer begehbaren Sockelplattform ruht, dient als „Bürgerfoyer“.

Umgeben ist das Gebäude von einer umlaufenden Treppe, die als zweiter Fluchtweg fungiert und die in einer Aussichtsplattform mündet, von der aus man den Blick über Greifswald und die Ryck schweifen lassen kann.
Im Obergeschoss befinden sich Tagungs- und Eventräume mit einem bezaubernden Ausblick.

Durch die schräg gestellten Fassadenelemente verjüngen und weiten sich die umlaufenden Podeste und geben weitere spannungsvolle Ausblicke auf die Stadt.

Das freistehende Gebäude weist im Erdgeschossbereich die öffentlich zugänglichen Funktionen, wie den Lesesaal auf. Darüber liegt, durch eine Treppe verbunden, die Bereichsbibliothek. Die Verwaltung ist auf zwei Geschossen übereinander organisiert, damit Teile der Büros eine gute Zugänglichkeit zu den Verwaltungsarchiven haben.

Material und Konstruktion
Der geschlossene und kompakte Stahlbetonbaukörper ist funktional und einfach gehalten. Nur die öffentlichen Bereiche und die Büroräume sind großzügig verglast. Der gläserne Sockel steht auf einem Marktplatz, der sich durch die gläsernen Fassaden in das Gebäude ausdehnt. Darüber schweben mittels einer Stahlkonstruktion Fassadenelemente aus Metall vor dem Baukörper. Zwischen diesen führt eine Stahltreppe bis auf das begehbare Dach.

An der Ost-, Süd- und Westseite sind in die Fassadenelemente weiße Photovoltaikpanele integriert.

Standortqualitäten
Der Standort an den Wurthen kann zu einem Bindeglied zwischen Altstadt und Ernst-Moritz-Arndt-Universität heranwachsen.

Zudem kann der Stadtarchivneubau als Impulsgeber für die zukünftige Standortentwicklung dienen. Da keine unmittelbaren städtebaulichen Bezüge gegeben sind, ist an diesem Standort die Entwurfsgestaltung sehr frei. Ohne eine umgebende Bebauung kann das Gebäude weithin als Wahrzeichen sichtbar wirken.

Während durch die Nähe des Meeres der starke Symbolcharakter des Gebäudes von diesem und von der anderen Uferseite wahrnehmbar ist, bietet die unmittelbare Nähe besondere Anforderungen an den Hochwasserschutz.

Energiekonzept
Entsprechend der Aufgabenstellung wird bei der Konzeption der Anlagen der Technischen Gebäudeausrüstung auf eine hohe Energieeffizienz und Nachhaltigkeit geachtet. Nachfolgend sind die wesentlichsten Systemmerkmale aufgeführt.

Thermische Energieerzeugung
Die Erzeugung der Heiz- und Kühlenergie wird in Form einer kombinierten Anlage aus Wärmepumpen / Kältemaschinen und Pufferspeichern geplant. Als Energie¬quelle und saisonaler Speicher soll das geothermische Potential des Erdreiches genutzt werden. Alle Heiz- und Kühl- sowie Lüftungssysteme werden als Niedertemperatursysteme für geringe Vorlauftemperaturen ausgelegt. Damit sind die Voraussetzungen geschaffen, diese Abnehmer über Wärmepumpenanlagen zu versorgen. Neben der Nutzung regenerativer Energie in Form von Geothermie besteht der wesentliche Vorteil dieser Konzeption darin, dass das im Wärmepumpenbetrieb (Heizfall) anfallende Kaltwasser zeitgleich als Klimakaltwasser genutzt wird und damit nicht separat erzeugt werden muss. Gleiches gilt für die anfallende Abwärme im Kältemaschinen¬betrieb (Kühlfall).

Sanitär
Zur Einsparung von Trinkwasser und elektrischer Energie für die Kälteenergieerzeugung wird Regenwasser gespeichert und für weitere Anwendungen, z.B. adiabate Fortluftkühlung, Toilettenspülung und Bewässerung der Außenanlagen zur Verfügung gestellt. Die Brauchwassererwärmung wird durch die Solarthermie unterstützt und zentral erzeugt.

Heizung
Es kommt ein Niedertemperatursystem als Voraussetzung für Wärmepumpenbetrieb zum Einsatz, die statische Heizung erfolgt über Bauteilaktivierung bzw. durch Konvektoren an den Außenwänden.

Die produktionsbedingte Abwärme wird über die Wärmerückgewinnung der Lüftung genutzt oder direkte über Wasserkühlung abgeführt.

Lüftung
Es erfolgt eine bedarfsgerechte Lüftung mit minimierten Außenluftmengen in Abhängigkeit der Raumluftqualität, z. B. über Belegungstaster oder CO2-Gehalt unter Einhaltung der am Arbeitsplatz und Archivraum geltenden Grenzwerte. Die Reinheit der Räume wird durch entsprechende Filterung, Lufteinbringung oben und bodennahe Abluft sichergestellt. Wärme- und Stofflasten werden direkt am Ort der Entstehung erfasst und somit die Luftvolumenströme und Kühllasten verringert. Die Nutzung der freien Lüftung über Fenster ermöglicht eine thermische Regulierung von Aufenthalts¬bereichen in den Nachtstunden. Für Bürobereiche ist ebenfalls eine impulsarme Quelllüftung vorgesehen, dadurch hohe Lüftungseffektivität und schneller Abtransport der Wärme durch Nutzung der Thermik. Energiepotentiale der Abluft werden über ein hocheffizientes Wärmerückgewinnungssystem an die Zuluft übertragen.

Gebäudesimulation
Mit Hilfe der Gebäudesimulation werden Heizung, Kühlung und Lüftung optimal aufeinander abgestimmt und so der energetisch günstigste Betrieb gewährleistet. Einflussfaktoren wie Infiltrationen infolge Gebäudeum- und Durchströmung können untersucht und deren Einfluss genutzt bzw. eliminiert werden.

Elektrotechnik / Beleuchtung
Es kommen effiziente, minergiegerechte Beleuchtungssysteme zum Einsatz. Die Beleuchtung erfolgt als Kombination aus Decken- und Arbeitsplatzleuchten. Große Helligkeitsunterschiede zwischen Raum- und Arbeitsplatzbeleuchtung werden zur Verhinderung von Überanstrengung der Augen der Mitarbeiter durch ständige Adaption der Pupillen beim Aufblicken vom Arbeitsplatz vermieden. Eine tageslichtabhängige Steuerung gewährleistet gleichbleibende Helligkeit mit hohem Lichtkomfort. Der Einsatz effizienter Leuchtmittel (hoher Lampenwirkungsgrad) minimiert den Wärmeeintrag in die Räume. Das Kunstlicht wird durch Reflektoren optimal verteilt, die Blendungsbegrenzung durch geeignete Lamellenraster erhöht. Die Beleuchtungssteuerungen erfolgt automatisch mit Zeit-, Tageslicht-, Raum- und Archivraumbelegungserfassung.

Die Elektroenergieerzeugung wird durch Photovoltaik unterstützt.

DGNB-Zertifizierung
Der Anspruch des Bauherren und des Architekten an eine ganzheitliche Planung ist direkt mit dem Aspekt nachhaltiger Ressourcenplanung verbunden. Bereits mit Beginn des Planungsprozesses wird der ökologischen Optimierung der Lebenszyklen künftiger Gebäude und Bauvorhaben ein hoher Stellenwert beigemessen: So kann die integrierte Vernetzung verschiedener passiver und aktiver Funktionselemente (Einsatz regenerativer Energien, Tageslichtnutzung, Einsatz umweltverträglicher Baustoffe etc.) nicht nur zur Minimierung des Energie- und Ressourcenverbrauchs beitragen, sondern ermöglicht gleichzeitig eine deutliche Verbesserung der Gesamtwirtschaftlichkeit künftiger Gebäude.

Die Notwendigkeit der Einbindung erneuerbarer Energien (Photovoltaik, Solar- und Geothermie etc.) in energetische Planungskonzepte wird in den letzten Jahren weltweit durch neue Zertifizierungssysteme wie z.B. LEED, BREEAM oder die deutsche DGNB-Zertifizierung (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen) flankiert, die als Referenzmaßstab für die Bewertung der Nachhaltigkeit künftiger Gebäude zugrunde gelegt werden.

Wie von den Zertifizierungssystemen gefordert werden im Planungsprozess die notwendigen Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigt und als Planungsstandard verwendet.

Die Auditoren der IPRO Dresden mit der Niederlassung in Greifswald begleiten die Planungsphasen und zertifizieren Ihr Gebäude.

Nachhaltiges Planen und Bauen
Als Instrument zur Bewertung der Nachhaltigkeit des Planungs- und Bauprozesses dient u.a. das DGNB-Zertifizierungssystem.
Mit dem DGNB Zertifikat entwickelte sie dafür ein Zertifizierungssystem, das besonders umweltfreundliche, ressourcenbewusste sowie wirtschaftlich effiziente Gebäude mit hohem Nutzerkomfort auszeichnet.

Wie funktioniert das DGNB System der Nachhaltigkeitsprüfung?
Zur Bewertung der Nachhaltigkeit eines Gebäudes nach den DGNB-Grundsätzen werden für die jeweiligen Objekte die vorher genannten sechs Themenfelder mit unterschiedlichen Wertigkeiten erfasst:
Dabei überwiegen die ökologische, ökonomische sowie soziokulturelle/funktionale Qualität in der Nachhaltigkeitsbewertung jeweils mit 22,5% gegenüber der Bewertung der Prozess- und Standortqualitäten.

Als weiteres Beispiel sei die sogenannte Ökobilanzierung von Bauwerken genannt, die – ebenfalls dem komplexen DGNB Bewertungsansatz folgend – das Treibhauspotentials (GWP = Global Warming Potential) bei Bau und Betrieb von Gebäuden bewertet.

Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – Zertifikat
Mit dem DGNB Zertifikat können Investoren und Bauherren die Qualität ihrer nachhaltigen Bauprojekte aussagekräftig belegen und somit messbar machen.

Die Bewertung der Nachhaltigkeit von Gebäuden betrifft nicht nur fertiggestellte Gebäude. Die DGNB bietet auch das DGNB Vorzertifikat zur Bewertung von Bauwerken in der Planungs- und Bauphase an.
Der Zertifizierungsprozess ist für beide Zertifikate prinzipiell gleich.

Aus allen bewerteten Kriterien wird eine Matrix erstellt, auf deren Grundlage das Gebäude je nach Erfüllungsgrad das DGNB Zertifikat Gold, Silber oder Bronze erhält.

Im Allgemeinen werden folgende Vorteile erreicht:
Niedrigere Betriebskosten hinsichtlich Verbrauch und Betrieb
Gesundes Gebäude für den Bauherrn und Nutzer
Planungssicherheit und damit Risikominderung
Bessere Vermarktung von Gebäuden
Höhere Qualitäten, gewährleistet durch Nachweisführung

Inhaber eines DGNB Zertifikats zu sein, bedeutet für viele Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Mitbewerbern am Markt.

Ihr Weg zum Zertifikat (Silber) 65 % Erfüllungsgrad der Kriterien

Pre-Assessment
Unser DGNB Auditor berät Sie und erstellt ein objektspezifisches Pflichtenheft mit definierten Nachhaltigkeitszielen

Projektregistrierung bei der DGNB

Analyse der Planung

Einreichung der Planungsunterlagen bei der DGNB

Prüfung durch die DGNB

Vorzertifikat

Beratung und Mitwirkung bei der weiteren Planung

Enddokumentation nach DGNB Richtlinie

Zertifikat
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