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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2012

Kleiner Kiel Kanal

1. Preis / Zuschlag

Preisgeld: 15.000 EUR

bgmr Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

yellow z urbanism architecture

Stadtplanung / Städtebau

ingenieurbüro obermeyer

Bauingenieurwesen

M+O Masuch+Olbrisch Ingenieurgesellschaft mbH

Verkehrsplanung

ifb frohloff staffa kühl ecker

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Erwartungsraum Kleiner Kiel Kanal
Mit dem Projekt ‚Kleiner Kiel Kanal‘ besteht die Chance der Neuorientierung des Stadtraums zwischen historischer Alt- und Vorstadt auf die Wasserlagen. Während der Bootshafen auf die Entwicklungsphase nach 1900 zurückgreift, orientiert sich der ‚Kleine Kiel Kanal‘ an der städtischen Besetzung des Raum vor 1900. Wesentliche morphologische Koordinate ist die Holstenstraße. Sie durchzieht die Innenstadt in enger Beziehung zu den im Stadtgrundriß eingeschriebenen Plätzen und markanten Gebäuden. Der Kleine Kiel Kanal liegt als Erwartungsraum zwischen Förde und dem Kleinen Kiel.

Freiraumplanerisches – städtebauliches Konzept
Der Wettbewerbsbeitrag zielt auf die perspektivische Verbindung des Kleinen Kiels mit der Förde über eine Raumfolge verwandter städtischer, Platzanlagen. Entsprechend Ihrer jeweiligen Exposition, Lagebeziehung zu städtischen Randnutzungen und Ausdehnung werden spezifische, vielfältige städtische Angebotsräume am Wasser entwickelt.
Es entsteht eine Wasser-Platz-Folge die aus der Tiefe des Raumes das Binnenland bis an die Förde führt. In den Geometrien und der Anmutung sind diese Gewässer unterschiedlich, sie nehmen durch Fluchten, Linienführung, Sichtbezüge und Materialität aufeinander Bezug und bilden so trotz ihrer Unterschiede eine Einheit.
Der Kleine Kiel als städtische Grünanlage, der Kleine Kielkanal mit enger Bindung an die Bestandsbebauung der Altstadt, der Bootshafen mit seinen großzügigen Nebenflächen für städtische Veranstaltungen und die perspektivische Umnutzung der Lage an der Förde als Freizeithafen ermöglichen die städtische Neubesetzung und Schärfung des Altstadtprofils.
Die Holstenbrücke spannt sich so als eine vielfältig nutzbare Fläche zwischen dem Kleinen Kiel und dem Bootshafen auf. Der Knoten Rathausstaße, Martersdamm und Holstenbrücke wird als Platzfläche verstanden und reicht als Balkon bis an den Kleinen Kiel.
Die Wasserfläche des Kleinen Kiel Kanals wird so groß wie möglich gemacht. Bei einem Wasserspiegel von lediglich ca. 1,20 m unter Gelände und einer Wassertiefe von bis zu 1,50 m ist das Wasser sehr präsent. Auf der besonnten Nordostseite führen Treppenstufen und Terrassen bis an das Wasser heran. Auf der Westseite entstehen kleine Aussichtsbalkone. Im Bereich des Berliner Platzes weitet sich der Kanal auf und es entsteht ein großzügiger Wasserplatz, der weitere Nutzungsmöglichkeiten bietet. Eine neue Dimension des Wassererlebens wird hier am, im und auf dem Wasser möglich.

Ereignisraum an der Altstadt
Die neue Gewässerverbindung wird als Ereignisraum am Rande der Altstadt erfahrbar. Von der ‚Kleiner-Kiel-Terrasse‘ aus bietet sich eine großzügige Parkansicht mit dem Rathaus und Justizministerium als städtebauliche Bezugspunkte. Die Promenade am Kleinen Kiel Kanals schafft auf engstem Raum Platz für neue gastronomische Nutzungen mit Außensitzplätzen.
Geradlinige Bewegungsflächen an beiden Uferseiten ermöglichen das Flanieren am Wasser mit unverstellten Sichtbeziehungen in die angrenzenden Stadträume bis hin zur Förde. Im Bereich der an den Kanal herangerückten Erdgeschoßzone des Ahlmannhauses wird vorgeschlagen das Gebäude über eine Arkade zum Wasser hin zu öffnen. Mit dem Wasserplatz am historischen Altstadttor wird die Kreuzungslage zur Fußgängerzone zukünftig durch einen neuen Aktionsort spielerisch besetzt.
Die befestigten Flächen werden unmittelbar an die Wasserlage herangeführt. Die Holstenstraße selbst wird in Analogie zur historischen Brückenverbindung seitlich durch die beiden Becken leicht eingeschnitten. Die Überführung wird als Damm mit Durchlässen und unterschnittenen Seitenbereichen konzipiert. Der Wasserplatz und der Kanalabschnitt sind als zusammengehörige Sinneinheit ‚Kleiner Kiel Kanal‘ erfahrbar.

Aktivierung
Mit der Entwicklung der Wasserverbindung werden die Voraussetzung für die Stabilisierung der bestehenden gewerblichen Nutzungen geschaffen. Zudem entstehen durch die attraktiven Wasserlagen neue Angebotsräume. Insbesondere in den angrenzenden Erdgeschoßzonen werden publikumsorientierte Nutzungen von der zukünftigen Lagegunst profitieren. Neben der Aktivierung der Erdgeschoßzonen werden Versorgungspavillons als punktuelle bauliche Maßnahmen im Bereiche der Altstadtzugänge strategisch positioniert. Die vorhandenen Raumangebote (Starbucks, ABK) sind Teil dieser Aktivierungsstrategie.

Verkehr
Die Verkehrsflächen für Bahn, Bus, Radfahrer und Fußgänger werden als eine große Platzfläche verstanden, die durch zurückhaltende Markierungen den verschiedenen Verkehrsteilnehmern Orientierung geben. So wird eine gestalterische Einheit erreicht und gleichzeitig die verschiedenen Ströme mit ihren unterschiedlichen Geschwindigkeiten geordnet. Das Gesamtkonzept berücksichtigt die StadtRegionBahn. Die Trassierung verläuft entsprechend der Vorplanung. Der Gleiskörper kann zu einem späteren Zeitpunkt nachgerüstet werden.

Vegetation , Bodenbeläge, Ausstattung, Lichtkonzept
Die Holstenbrücke ist als städtischer Raum, durch einen hohen Anteil befestigter Bewegungsflächen und die Wasserlage bestimmt. Die neue Platzfläche ist in den Bestand eingeschrieben. Die Bodenbeläge der angrenzenden Stadträume werden an die Platzfläche herangeführt. Die Platzfläche selber ist durch verkehrlich belastbaren mittelformatigen Betonplatten flächig hervorgehoben. An der Wasserlinie zeichnen großflächige Ortbeton- und Fertigbetonelemente die Hauptbewegungslinien und Aufenthaltsbereiche an der Wasserlinie nach.
Das 2 m breite Schilfband kontrastiert hierzu als atmosphärische Referenz an die Zeit vor der städtischen Prägung des Raums zwischen Altstadt und Neustadt. Auch der neue Wasserplatz an der Holstenstraße spielt mit den historischen Bedeutungsebenen. Große, dunkle, flach bis ins Wasser lagernde Elemente aus Faserbeton verweisen in Analogie zu Findlingen und der glazialen Entstehungsgeschichte der Fördelandschaft am weitesten in die Vergangenheit. Die „Heißen Schweden“ sind zugleich Sitzmöbel, Wärmespeicher und Sonnendeck.
Ein- und doppelreihige Baumpflanzungen (Linden) zeichnen den Altstadtrand nach und schaffen atmosphärische Aufenthaltsflächen im Nahbereich der angrenzenden Ladenzonen.
Alle Wasserlagen sind barrierefrei über Rampen zu erreichen. Die Platzflächen werden durch taktile Kanten gegliedert, so dass sehbehinderte eine Orientierungshilfe erhalten.
Mastleuchten flankieren die westliche Platzseite. Sie leuchten die Verkehrsflächen und die Gehwegflächen an der westlichen Kanalseite aus. Im Bereich des östlichen Kanalufers schaffen Einbauleuchten in den aufgehenden Bauteilen warmes Licht am und auf dem Wasser. Analog zur Beleuchtungskonzeption der Stadt Kiel wird das östliche Kanalufer auch bei Nacht als Altstadtufer lesbar.

Die Einschreibung der neuen Platzanlage in den Stadtgrundriss konzentriert die Investtionsmittel auf den Schwerpunktraum ‚Kleiner Kiel Kanal‘. Die angrenzenden Stadträume können entsprechend Ihrer bestehenden Eigenlogiken an den neuen Platz herangeführt werden. Dies sichert einerseits finanzielle Spielräume für die Umsetzung der Baumaßnahme und schafft darüber hinaus die Voraussetzung für eine sukzessive Weiterqualifizierung der angrenzenden Stadträume.
Mit dem Bewirtschaftungskonzept für die Wasserreinigung wird der Aufwand für Pflege und Unterhaltung deutlich reduziert. Zugleich wird eine stabil hohe Gewässergüte gewährleistet.

Wasserwirtschaftliches Konzept
Um den Bewirtschaftungsaufwand zu minimieren und um gleichzeitig eine hohe Gewässergüte und optische Qualität zu sichern, soll der „Kleine Kiel Kanal“ nicht wie im Bootshafen mit Brackwasser sondern mit Süßwasser aus dem Kleinen Kiel beschickt werden.
Für die dauerhafte Aufrechterhaltung der Wasserqualität wird das Kanalwasser während der Sommermonate umgewälzt und gereinigt. Der gesamte Wasserkörper kann innerhalb einer Woche einmal über den Bodenfilter geschickt werden. Die Vorreinigung des Umwälzwassers und des eutrophen Nachspeisewassers aus dem Kleinen Kiel (Ausgleich Verdunstungsverluste) erfolgt über Absetzschächte die schwerere Feststoffe und Schwimmstoffe zurückhalten. Mittels eines Doppelpumpwerkes wird das Wasser diskontinuierlich auf den entlang des Kanals angeordneten, mit Schilf bewachsenen Bodenfilter aus grobkörnigem Kies gepumpt und verteilt. Der Zufluss des durch den Bodenfilter gereinigten Wassers ins Kanalbecken erfolgt kurz oberhalb der Kanalsohle, während die, den Kreislauf schließende Fassung des Kanalwassers über mehrere oberflächennahe Überlaufrinnen und Grundablässe an der gegenüberliegenden Seite (Terrassen) erfolgt. Durch dieses System zirkuliert das Kanalwasser und es kommt zu keiner Stagnation, welche die Wasserqualität mindern würde. Anlagen zur zusätzlichen Belüftung des Wasserkörpers können im Bedarfsfall nachgerüstet werden.
Die Verbindung der Kanäle untereinander, sowie die Zuleitung aus dem Kleinen Kiel und der Überlauf zum Bootshafen werden über Verrohrungen unter den kreuzenden Verkehrsflächen realisiert.

Die Regenwasserabführung auf der Seite der Terrassen muss Aufgrund des Abrisses einer im Bereich des Kanals liegenden Regenwasserleitung überarbeitet werden. Um die Wasserqualität des Kanals durch die stark frequentierten Aufenthaltsflächen nicht nachteilig zu beeinflussen, wird das Regenwasser am Fuße der Terrassen mittels einer Kastenrinne gesammelt und im Norden an das bestehende Regenwassersystem wieder angeschlossen. Mit der im Bereich der Holstenstraße wegfallenden Regenwasserleitung wird ähnlich verfahren. Die restlichen versiegelten Flächen werden wie bisher an die bestehenden Regenwasserleitungen angeschlossen.

Phasierung - Schrittweise Umsetzung
Eine Realisierung des Vorhabens ist in den folgenden Abschnitten möglich:
- Der Berliner Platz mit dem Wasserplatz,
- Das Wasserbecken des Kleinen Kiel Kanals
- Der neue Platz am Kleinen Kiel/ Knoten Rathausstraße/Martensdamm.
Die Trasse für die StadtRegionalBahn wird freigehalten und kann ohne Umbaumaßnahmen zu einem späteren Zeitpunkt nachgerüstet werden.
Strukturplan

Strukturplan

Strukturplan

Strukturplan

Gestaltkonzept

Gestaltkonzept

Gesamtkonzept

Gesamtkonzept