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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2012

Schoch-Areal und Umgebung

Blickrichtung vom Bahnhof Feuerbach in Richtung Baufeld (Burgenlandstraße)

Blickrichtung vom Bahnhof Feuerbach in Richtung Baufeld (Burgenlandstraße)

4. Preis

Preisgeld: 5.000 EUR

f64 Architekten

Architektur

Keller Damm Kollegen GmbH Landschaftsarchitekten Stadtplaner

Landschaftsarchitektur

Ingenieurbüro Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Hirdina

TGA-Fachplanung

Ingenieurgruppe IVV für Verkehrswesen und Verfahrensentwicklung

Verkehrsplanung

killius | ernst | architekten

Visualisierung

Uniola AG

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebauliche und architektonische Konzeption:
Über das Strukturkonzept des Solarquartiers Schoch-Areal am Feuerbacher Tor wird
das ehemalige Firmenareal der Firma Schoch als Stadtbaustein nachhaltig weiter
entwickelt. Zur Stärkung der Raumbildung am Wiener Platz werden am Übergang zur
Burgenlandstraße Gebäudehöhen bis 22m vorgeschlagen. Durch die Staffelung der
Baukörper im südlichen Baufeld werden kompakte Gebäudekörper in aufgelockerter
Bauweise vorgeschlagen, die ausreichend Durchstömungsmöglichkeiten von Südwest
nach Nordost bieten und somit den in Verlängerung des Feuerbacher Tals gerichteten
Kaltluftabfluss stärken. Die Mantelbebauung am Erweiterungsbereich der Firma
Klumpp weist bei vier Geschossen eine maximale Höhe von rund 14m auf. Zur
Belichtung der Bauköper an der Produktionshalle der Firma Klumpp werden über
begrünte Lichthöhe die 12 –14m tiefen Baukörper zweiseitig belichtet und belüfmtet.
Neben extensiven und teilweise intensiven Dachbegrünungen werden im Inneren der
aufgelockerten Blockrandbebaung partiell Fassadenbegrünungen vorgeschlagen, die
im Zusammenspiel mit vier bodennahen Frei- und Grünflächen eine umfassende
Verbesserung des Stadtklimas bieten.
Entlang der Steiermärker Straße sowie dem Wiener Platz und dessen Verlängerung
sind im wesentlichen Gewerbe- und Dienstleistungsnutzungen vorgesehen. Die oberen
Geschosse bieten jedoch Raum für kreative Wohnformen unter Einbindung einer
Durchmischung von Wohnen und Arbeiten. Sichtbezüge in die Weite des Feuerbacher
Tals bis zum Killesberg und die Nutzung ausgedehnter begrünter Dachflächen bieten
Raum für flexible Nutzungen.
Die vorgeschlagene Mischnutzung mit Wohnungen für unterschiedliche Wohnformen
und Nutzergruppen, Büros, Einzelhandel, betreutem Wohnen und einer 5gruppigen
Kindertagesstätte ermöglicht vielfältige Miet- und Eigentumsformen
In Anlehnung an das Stuttgarter Innenentwicklungsmodell (SIM) werden zur Förderung
urbanen Wohnens unter dem Gesichtspunkt sozialgerechter Aspekte der
Bodennutzung rund 20 % der Wohnungen über Wohnbauförderprogramme (SMW,
MME und PWE) mit einer durchschnittlichen Wohnfläche von 90 m2 vorgesehen.
Die verbleibenden 80 % der Wohngeschossfläche sind für Baugemeinschaften und
Eigentumswohnungen und Mehrgenerationenwohnungen eingeplant mit Wohnflächen
zwischen 60 m2 bis 180 m2.
Insgesamt werden auf dem gesamten Areal unter Einbeziehung der gemischten
Wohnformen mit Nutzung der Atelier- und Gewerbeflächen rund 100 WE realisiert.
Sanierungsplan - Energiespeicher
Die räumliche Ausprägung der Baukörper beziehen sich auf die tief reichenden
Schadensschwerpunkte und liegen jeweils in einem Realisierungsabschnitt, um
vollständig saniert werden zu können. Die großvolumigen Aushubtiefen bis 11m
werden als Saisonspeicher ausgebildet und dienen künftig als solarer Energiespeicher.

Freianlagenkonzeption:
Der Zugang zum Tiefbunker wird als Solitärgebäude im Zusammenspiel mit den
beiden Splitterschutzzellen in den Kiefernhain eingebettet. Das Gebäude und der
Zugang bleiben vom Platz aus ablesbar. Die Bunkeranlage wird als fester Bestandteil
des Wiener Platzes sichtbarer Teil der Feuerbacher Stadtgeschichte.
Bebauungsplanübergreifendes Konzept ist die Herstellung einer durchgehenden
Grünverbindung zwischen dem Feuerbacher Bahnhof und dem Killesberg wird durch
die Ausbildung der Gründflächen gestärkt und fortgeführt.
Der Wiener Platz wird in Richtung des diagonal verlaufenden Bahnkörpers der
Stadtbahnlinien U 6 + U 13 angehoben und die Hochbahnsteig-Haltestellen in die
Platztopografie eingewoben. Die Verbindungen zum Feuerbacher Bahnhof und dem
Busbahnhof werden aufgeweitet. Somit werden die Platzflächen als Ganzes erlebbar.
Die einheitlich durchgehende, anthrazit eingefärbte und fein sandgestrahlte
Ortbetonfläche bindet die durch die Bahnsteige der U-Bahn getrennten Platzbereich
zusammen. Der gebundene Belag ermöglicht die topografische Modellierung und
damit gestalterische Integration der Bahnsteige aber auch des Postgebäudes in den
Platz. Geneigte Flachen mit maximal 4% Steigung führen barrierefrei vom Bahnhof zu
den Bahnsteigen und der gegenüberliegenden Bebauung. Durch die Topografie wird
auch die Erdüberdeckung über dem Bunker verbessert, sodass der
Schwarz-Kiefern-Hain (Pinus nigra ssp. austriaca) ohne Aufkantung auskommen kann.
Der Wendebereich der Busfahrbahn wird geringfügig versetzt, sodass die neue
Unterführung Teil des Platzgefüges wird. Bis auf die Haltekanten selbst werden die
Fahrbahnkanten mit minimalem Höhenunterschied ausgebildet, sodass sowohl die
Barrierefreiheit für Rollstuhlfahrer als auch die taktile Wahrnehmung für Sehbehinderte
sichergestellt ist. Gefräste Leitlinien sorgen für zusätzliche Sicherheit. Die prägenden
Platanen um den Hochbunker bleiben erhalten.
Die verkehrsberuhigte Burgenlandstraße wird als Verlängerung des Wiener Platzes
ausgebildet. Wasserfontänen beleben als spielerische Elemente den Straßenraum.
Wie auch am Wiener Platz entwickeln sich auch hier die Sitzmöbel aus dem Material
der Belagsflächen. Das gefiederte Laub von Robinien (Robinia pseudoacacia) spendet
lichten Schatten.
Kremser und Dornbirner Straße ordnen sich in Profil und Gestalt dem allgemeinen
Straßenbild unter, lediglich an ihrem Treffpunkt mit der Stuttgarter Straße entsteht eine
nach Süden ausgerichtete Platzfläche die als gastronomischer Freibereich und
Kommunikationspunkt vor dem Mehrgenerationenhaus genutzt werden kann.
Passagen binden das Innere des Wohnquartiers an den öffentlichen Raum an. In den
Höfen entstehen, je nach angrenzender Erdgeschossnutzung, unterschiedliche
Bereiche abgestimmt auf die jeweiligen Wohnformen. Neben dem großzügigen
Freibereich der Kindertagesstätte entstehen, eingebettet in EPDM-Fallschutzbelag,
allgemein nutzbare Spielflächen. Ein großer Blauglockenbaum prägt den Atelierhof und
ergänzt als grüner Hof die befestigten Freibereiche am Mehrgenerationenhaus.

Energiekonzept und Regenwassermanagement:
Bei der Entwicklung des städtebaulichen Konzepts wird darauf geachtet, dgünstige
Voraussetzungen für einen niedrigen Gesamtenergieverbrauch geschaffen werden. In
Verbindung mit einem hochwertigen Standard der Gebäudehülle werden bei den
Wohnungsgebäuden die Vorgaben des KfW-Effizienzhauses 55 unterschritten.
Durch Einbeziehung lokal verfügbarer erneuerbarer Energien in Verbindung mit effizienter
Gebäudetechnik und entsprechendem Nutzerverhalten werden im Solarquartier
Schoch-Areal Plusenergiegebäude mit beispielhaftem Energiekonzept zur Minimierung
des Primärenergiebedarfs für die Wärme- und Stromversorgung geschaffen.
Stuttgart gehört durch die Klimaveränderung zu den Gebieten mit vermehrter
Wärmebelastung. Für ein angenehmes Wohn- und Arbeitsklima ist es maßgeblich den
sommerlichen Wärmeschutz baulich und technisch zu berücksichtigen. Über die BGF von
rund 24.500 m2 im gesamten Areal ist jährlich folgender Energieverbrauch zu erwarten:
- 745 MWh/a Heizenergieverbrauch
- 600 MWh/a Ergieverbrauch für die Brauchwasserbereitung
- 1.200 MWh/a Stromverbrauch

Wärmeerzeugung:
Um den Umweltbedingungen und dem Nutzerverhalten gerecht zu werden, werden drei
Wärmequellen vorgesehen, deren Energie unterirdischen Langzeitspeichern zugeführt
wird. Auf den begrünten Dachflächen werden rund 800m2 thermische Solarabsorber
vorgesehen. Diese liefern hohe Temperaturen für die Brauchwassererwärmung und
speichern alle überschüssige Energie in die Langzeitspeicher.
Es wird eine Wärmerückgewinnung aus Grau- und Abwasser durch Wärmetauscher
vorgesehen. Das Abwasser der Wohnungen sowie der umgebenden Bebauung kann
konstante Energie liefern. Um kurzfristige Spitzenlasten abzudecken wird eine Gas-
Brennwerttherme vorgesehen.
Langzeitspeicher für Heizungswasser
Mehrere wärmegedämmte drucklose Schichtenspeicher im Erdreich (z.B. Sun Save
Speicher) in der Größenordnung von je 150m3 ( h = ca. 8m, r = ca. 2,5m) speichern die
Energie der Sonne über lang Zeit.
Die Speicher werden in Bereichen angeordnet, in denen ein tiefer Bodenaustausch
notwendig ist. Reicht das Temperaturniveau nicht mehr aus um die gewünschten
Vorlauftemperaturen zu erreichen, wird das Temperaturniveau mittels Wärmepumpe
entsprechend angehoben. So können rund 80% des Energiebedarfes solar abgedeckt
werden.

Stromproduktion:
Um den energetisch beispielhaften Charakter des Stadtquartier auch in der Öffentlichkeit
ablesbar und erlebbar zu machen werden u.a. die Fassadenflächen der Gebäude
aktiviert. An den Baukörpern mit Südwest- bzw. Südost-Exposition sind als Blend- und
Sonnenschutz sowie zur Stromgewinnung außen liegende, verschiebbare Paneele mit
Dünnsicht PV-Modulen vorgesehen. Die Farbigkeit der Dünnschicht-Module wird
individuell an das Material der Fassaden angepasst.
Heizungs- und Lüftungssystem in den Wohnungen
Die Beheizung der Wohnungen erfolgt ausschließlich über Fußbodenheizung
(Niedertemperatursystem) aus den Saisonspeichern. Es wird eine dezentrale kontrollierte
Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung in allen Wohnungen vorgesehen.
Heizungs- und Lüftungssystem für die Bürogebäude
Durch den Einsatz einer Kombination aus Erdkanal, Bauteilkühlung und Lüftung kann auf
eine konventionelle Klimaanlage verzichtet werden.
Die Grundlast der Be- und Entlüftung der Büroflächen funktioniert über die Nutzung der
Erdwärme/-kälte durch einen Erdkanal. Sommer wie Winter herrscht in der Erde eine
Temperatur von 12 °C bis 15 °C. Frische Luft wird über den Dächer der höchsten
Gebäuden angesaugt und über einen drei Meter tiefen Betonkanal im Erdreich über eine
länge von ca. 400m geleitet.
Bei dieser Anwendung wird durch die Regenwasserbefeuchtung eine Erdaustrocknung
um die Rohre verhindert und damit der Wärmeübergang ständig optimiert. Die Anlage
nutzt die Freibereiche vor den Bürogebäuden. Die natürlich temperierte Luft gelangt über
Quellluft-Bodenauslässe in die Räume und wird in den Flurbereichen abgesaugt. Über
Wärmetauscher wird die Wärme aus der Abluft zurück gewonnen. Es kann die Luft im
Winter zusätzlich nachgeheizt werden. Die Energie dafür wird den Saisonspeichern
entnommen.
Die Beheizung der Gewerbeeinheiten erfolgt über eine in den Betondecken eingelegtes
Heiz-/Kühlregister (z.B. Green Code Klimadecke) im Niedertemperatursystem. Die Energie
wird entweder direkt oder über Wärmepumpen aus den Saisonspeichern entnommen.
Die Kälteerzeugung erfolgt über die Reversionsfunktion der Wärmepumpen-Anlage.
Regenwassermanagement
Die anfallenden Regenwassermengen werden über intensive und extensive
Dachbegrünungen gepuffert, zur Grünflächenbewässerung und die Nutzung von
Grauwasser zwischengespeichert. Regenwasserüberschüsse werden im Bereich der
Erdregister außerhalb der Gebäude über Rigolen zeitversetzt in das Erdreich abgegeben.

Wiener Platz und Topografie des Schoch-Areals:
Über die Modellierung der Vorflächen am Wiener Platz werden die verschiedenen
Höhennievaus der angrenzenden Baukörper angeschlossen. Dies gilt für den Zugang des
Bahnhofs, der verschiedenen Erdgeschossnutzungen im ehemaligen Postgebäude, den
Zugängen zu den Bahnsteigen der Stadtbahn und den Neubauten entlang des Wiener
Platzes.
Von der Dornbirner Straße ausgehend wird das Gelände bis zum Wiener Platz rund
0,30m angeboben. Richtung Süden werden zur Kremser Straße hin die Höhenniveaus
sanft angezogen so dass in allen Gebäuden ein barrierefreier Zugang ermöglicht wird, die
am Kremser Platz ihren Auftakt findet.
Die Freiflächen der Kindertagesstätte werden frei in das Gelände modelliert, um
differenzierte Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten für die fünfgruppige Kindertagesstätte
anbieten zu können.
Ausgehend von den verschiedenen Wohnformen und Nutzeranforderungen entwickeln
sich öffentliche und private Freiflächen entlang der Fuss- und Ragwegeverbindungen die
das neue Stadtquartier mit der Umgebung verknüpft.
Fahrradverkehr
Die Verknüpfung des Quartiers mit den Hauptfahrradrouten Feuerbachs wird vor allem
über die Öffnung der Burgenlandstraße verbessert. An der Südseite des
Bahnhofsgebäudes werden rund 300 überdachte Fahrradabstellplätze neu angeboten.
Zudem werden auf dem Wiener Platz und am ehemaligen Postgebäude weitere
Fahrradstellplätze eingerichtet.
Der Bedarf an Fahrradabstellflächen für die Wohn- und Gewerbeflächen wird
dezentral an oder in den jeweiligen Gebäuden abgedeckt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser stellen einen interessanten Entwurf vor, der in seiner Maßstäblichkeit und Körnung sich gut in die vorhandene Stadtstruktur einbindet. Der Stadtgrundriss wird richtig ergänzt, die Blockränder angemessen ausgeformt. Lediglich die allzu wörtliche Umsetzung des „Feuerbacher Tores“ mit seinen zwei gleich hohen, 6-geschossigen Eckbauten an der Burgenlandstraße kann nicht überzeugen.
Die beiden unterschiedlichen Baublöcke Nord und Süd werden folgerichtig aus den jeweiligen Randbedingungen entwickelt. Dabei wird die Problematik der Belichtung für die Mantelbebauung der Fa. Klumpp zwar erkannt, aber nicht zufrieden stellend gelöst.
Die Wohnqualitäten im südlichen Baublock sind aufgrund der vorgeschlagenen Baukörper, sowie der Gebäudeabstände und der Blockrandöffnungen allseitig gut, mit Ausnahme der einseitig orientierten „back-to-back-Wohnungen“.
Trotz der differenzierten kleinteiligen Baukörpergliederung wird wegen der großen kompakten Tiefgarage die von der Ausloberin gewünschte Parzellierung in einzelne Bauabschnitte erheblich erschwert.
Die Erschließungsfunktionen entsprechen den Vorgaben, darüber hinausgehende Vorschläge, insbesondere für den Ideenteil werden jedoch vermisst.
Durch einen Kiefernhain im Norden des Wiener Platzes sowie Baumreihen in der Burgenlandstraße und Kremser Straße wird die Wegeverbindung zwischen Bahnhof und dem Feuerbacher Zentrum gestärkt. Leider wird die neue Unterführung nicht berücksichtigt. Auch die Wegeverbindung zum Killesbergpark ist nicht ausgearbeitet.
Der grüne Eindruck der Innenhöfe des südlichen Wohnblocks entpuppt sich beim näheren Hinschauen als zu großen Teilen befestigte Flächen, die komplett von einer Tiefgarage unterbaut sind, so dass auch Baumpflanzungen nur eingeschränkt möglich sind. Zudem weisen diese Innenbereiche große räumliche Öffnungen zu den Straßenräumen auf und sind für die öffentliche Durchwegung gedacht, so dass nicht die gewünschte Privatheit entstehen wird, die für solch eine Wohnanlage angemessen erscheint.
Der besondere Beitrag dieser städtebaulichen Arbeit liegt in seiner einfachen und konsequenten Grundkonzeption.
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