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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2012

Landeswettbewerb NRW 2012 - Nachhaltige Nachbarschaften - Generationenübergreifende Quartiersentwicklung - Wohnen

2. Preis

Siegbert Feldmeier Architekt

Architektur

JKL PartG mbB Landschaftsarchitekten und Stadtplaner Prof. Dirk Junker & Lennart Harmeling

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Wohninseln im Park

Gemeinschaftliches Wohnen verschiedener Generationen entspricht dem althergebrachten Ideal des Zusammenlebens in klassischen Dorfgemeinschaften. Kann dieses Ideal auch in der heutigen Zeit mit baulichen Mitteln gefördert werden? Wir meinen ja, und möchten durch die Schaffung kleiner baulicher Einheiten ein selbstverständliches Nebeneinander der Generationen, der gesellschaftlichen Schichten und der Kulturen ermöglichen. Der halböffentliche Wohnhof bildet dafür das Zentrum. Die Aneinanderreihung von Einzelbaukörpern entspricht der örtlichen Tradition. Der angestrebte „Dorfcharakter“ begründet sich aus der Schaffung eines menschlichen Maßstabs. Überschaubare Größen, Erkennbarkeit des Einzelgebäudes - durch übergeordnete gleiche Gestaltung der Gebäude wird ein „Wir-Gefühl“ erzeugt. Die verschiedenen Kombinationen der Wohnungstypen ermöglichen einen Mix der Generationen. Als Orte des Treffens, zufällig im Treppenhaus oder gezielt in der gemeinsamen Mitte, wird das Bilden einer Gemeinschaft ermöglicht. Gleichzeitig hat der Einzelne „sein Haus“, definiert durch das Modul.

Ausgangssituation
Die grundsätzliche Disposition des Nachkriegs-Städtebau mit seinem Ideal des „Wohnens im Grünen“ wird an dem Wettbewerbsort als Qualität begriffen.
Das Städtebauliche Konzept besteht aus vier Gebäudegruppen, die sich baulich als Wohninseln in den Park legen. Die klare formale Anordnung der Baukörper, windmühlenartig um eine Mitte zentriert, sowie ein komfortabler Abstand zwischen den Gebäudegruppen erzeugen den Inselcharakter. Der Park wird als Landschaftskontinuum bis zur Hülchrather Straße empfunden.

Das Quartier
Die eindeutige Orientierung der Gebäudegruppen jeweils um eine Mitte trägt zur Quartiersbildung bei. Ein leichtes Anheben auf einen Gesamtsockel unterstreicht dies. Die Gestaltung der Mitte als gemeinsamer Bereich ist Programm. Die Ausgestaltung erhält den Charakter eines „Dorfplatzes“. Hier ist der zentrale Treff – Raum für gemeinsame Aktivitäten, Hoffest, Kinderspielen, Boccia-Spielen, etc. Die „Dorflinde“ im Zentrum steht als Symbol. Dieser Bereich ist nur äußerst eingeschränkt zur Auto-Befahrbarkeit zugelassen. Ausdrücklich erwünscht sind verschiedenste Aktivitäten der Anwohner auf dem Platz. Zur Initiierung einer grünen Mitte soll der Beginn das gemeinsame Gestalten und Anlegen des Platzes sein.
Die strenge formale Anordnung der Quartiere wird konsequent bei allen Gebäudetypen durchgehalten bei variierender Typen-Zusammenstellung. Das nördliche Quartier (Quartier 01) besteht komplett aus Einfamilien-Reihenhäusern, das südliche Quartier 04 komplett aus Geschosswohnungen. Quartier 02 und 03 enthalten eine Gruppierung von jeweils beiden Typen.

Gärten im Park
Das Motiv des „Wohnen im Park ohne Rasenmäher ist die zeitgemäße Antwort, mit Kleinstgärten und Terrassen den Bewohnern einen privaten Außenraum zu geben, der ohne große Anstrengung zu pflegen ist, und andererseits durch die großzügige gemeinschaftliche Parkfläche eine hohe Lebensqualität generiert. Leicht erhaben bieten die Terrassen und Gärten einen privaten Raum und gleichzeitig einen Blick in die Weite, der zur besonderen Qualität des Quartiers wird.

Der Park wird zu einer zentralen grünen Mitte für den Stadtteil. Bestehende Anlagen des Parks werden durch einen Regenwassersammelteich mit angrenzenden Feuchtwiesenbereichen ergänzt. Eine schlichte Lärmschutzwand aus Gabionen bildet einen schützenden Rücken gegenüber der stark befahrenen Grevenbroicher Straße.

Treffpunkt für ein Quartier
Ein transparenter Flachbau auf einem von Baumgruppen bestandenen Platz empfängt den Besucher als Eingang in das Quartier. Zusammen mit dem Kinderzentrum am Park und dem Islamischen Kulturverein am andern Ende der Hülchrather Straße bilden wichtige gesellschaftliche Einrichtungen einen baulichen Rahmen für ein integratives Miteinander in den unterschiedlichen Wohnquartieren. Der Platz rund um das Quartierszentrum ist Ort gemeinsamer Feste, Flohmärkte und der Ort zum Feiern: Geburten, Hochzeiten und Jubiläen können hier gefeiert werden. Die Gebäudehöhe beschränkt sich auf vier Geschosse. Dies hat auch Vorteile bzgl. des Brandschutzes.

Die Wohnungen - Das Modul
Ausgehend von der kleinsten Wohneinheit haben wir ein „Modul“ entwickelt, das die grundlegenden Anforderungen einer Wohneinheit umsetzt - das weiterhin in der Lage ist, durch Hinzufügen zusätzlicher Elemente weitergehende Anforderungen durch mehrere Bewohner flexibel zu erfüllen. Das Modul besteht aus zwei Räumen gleicher Größe, die sowohl als Einzelräume, als auch als Raumkontinuum nutzbar sind. Eine Schiebetür ermöglicht die Alternativen. Es gibt die Einheit Eingangsflur / Bad und die Einheit Küche / Abstellraum. Bad und Küche liegen zur natürlichen Belüftung / Belichtung an der Außenfassade. Die Küche ist eine „offene Küche“, kann aber auch abgetrennt werden. Großzügige Fensterflächen und ein Balkon stellen die Außenbezüge zu beiden Gebäudeseiten her. Zur Erweiterung gibt es das „Zwischenmodul“. Ein zusätzlicher Raum, eine Terrasse, Abstellraum (Fahrräder, etc.), oder weitere Erschließung ist durch Hinzufügen des Zwischenmoduls realisierbar. Die Grundfläche entspricht der Größe von zwei Räumen. Dieses Modul ist für eine Person als Appartement konzipiert.

Das Gebäude
Acht Module auf vier Ebenen um ein Treppenhaus bilden einen Gebäudekern als Basis des Gebäudes. Vier übereinander liegende Module zeichnen einen Gebäudekörper mit einer Größe, die überschaubar und erkennbar im menschlichen Maßstab liegt - ein elementarer und präziser Grundkörper. Der Gebäudekern ist in beiden Richtungen erweiterbar. Die Addition der Module ermöglicht diverse Kombinationen der Wohnungstypen bis zur 4-/ 5-Zimmer-Wohnung innerhalb eines Gebäudes. Das Treppenhaus bildet die zentrale Erschließung. Die äußeren Erweiterungen sind über Laubengänge erreichbar. Durch geschickte Kombination der Wohnungstypen lässt sich die Anzahl der Laubengänge minimieren. Das Treppenhaus ist großzügig in der Grundfläche. Jedes Treppenhaus hat einen Aufzug zur barrierefreien Erschließung. Das Treppenhaus erhält gläserne Fassaden und ein Glasdach mit transparenten Solarelementen zur optimalen Belichtung. Es ist zugänglich von der Straßen- bzw. Parkseite und von der Hofseite. Es bildet einen Aufenthaltsort für die Anwohner und Ein Treffpunkt für den zufälligen, täglichen Nachbarschaftsplausch.

Konstruktion / Materialien
Die Konstruktion besteht aus einer Schottenbauweise für die Querwände, während die tragenden Längswände aus Massivmauerwerk und die quergespannte Decken aus Filigranelementen ausgeführt werden - eine sehr einfache Konstruktion, auch vorgefertigt aus Porenbetonwänden denkbar. Die Innenwände sind weitgehend nicht tragend und flexibel aus GKP. Die Fassaden werden im Wechsel von hellem Außenputz und Schieferverkleidung an den Zwischengebäuden ausgeführt. Die Treppenhäuser mit einer leichten Glasfassadenkonstruktion sind für die Aufnahme von Solarelementen vorgesehen. Das Fensterelement als prägendes gestalterisches Element wird als äußerst hochwertiges, allen Anforderungen gerecht werdendes Bauteil gesondert entwickelt (barrierefreier Ausgang, Öffnungselement, hochwärmedämmendes Glas 0,7, hochwärmegedämmter Rahmen aus Holz und Aluminium, integrierter Sonnenschutz). Die Flachdächer sind begrünt. Im Ausbau werden vorgeschlagen: Fußböden in den Wohnungen mit Industrieparkett bzw. Fliesen, Wände und Decken verputzt, die Oberflächen können nach Wahl bestimmt werden.

Energetisches Konzept
Die Heiz-/ Warmwasserwärme sollte mittels regenerativer Energien erzeugt werden. Vorgeschlagen wird ein System aus einer Hackschnitzelanlage (örtliche regenerative Energien) in Kombination mit einer Solarthermieanlage (Südwest-Ausrichtung der Gebäude). Zu prüfen ist die Ausführung als Blockheizkraftwerk, da Zuschüsse für jedes System möglich sind. Eine Solarthermieanlage sollte in jedem Fall hergestellt werden, da durch die Südwest-Orientierung der Gebäude optimale Bedingungen vorliegen. Die Grundlast für Warmwasser wäre von April bis Oktober weitgehend hierüber gewährleistet. Vorgeschlagen wird eine Fußbodenheizung aufgrund einer niedrigen Vorlauftemperatur, sowie gleichmäßiger Wärmeverteilung. Eine Lüftungsanlage (mit Wärmerückgewinnung) gewährleistet optimale Bedienung durch ein automatisiertes Regelsystem. Zu prüfen ist eine Luftzufuhr über Erdwärmetauscher, die eine Kühlung im Sommer ermöglicht. Sommerlicher Wärmeschutz mittels Jalousien kombiniert im Fensterelement geben bei Bedarf gleichzeitig Sichtschutz. Hochgedämmte Fassaden und Fenster, Treppenhäuser als Klimapuffer, konsequente Südwest-Orientierung und winterlicher Sonnenwärmegewinn, ein kompaktes A/V Verhältnis von im Mittel 0,58, sowie vorgenannte technische Maßnahmen gewährleisten die geforderte Energiebedarfsreduzierung und führen zu minimierten Betriebskosten.
Vogelperspektive von Westen

Vogelperspektive von Westen

Städtebauliches Konzept

Städtebauliches Konzept

Detaillierung Wohninsel

Detaillierung Wohninsel

Aufbauprinzip Wohninsel

Aufbauprinzip Wohninsel

Schnitt - Ansichten Quartiere / Wohninseln

Schnitt - Ansichten Quartiere / Wohninseln

Wohnungstypen

Wohnungstypen

Städtebauliche Einbindung

Städtebauliche Einbindung