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Mehrfachbeauftragung | 09/2012

Sanierungsgebiet „Käfertal–Zentrum“, Entwicklung von Gestaltungskonzepten am Stempelpark

3. Preis

Preisgeld: 1.500 EUR

Peter W. Schmidt Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Der Entwurf zur Neuordnung des südlichen Bereichs des Stempelparks ist für Mannheims Stadtteil Käfertal eine weitreichende Aufgabe den Park als solchen wirksam werden zu lassen. Die Öffnung des Poché-Parks hin zur Mannheimer Straße erlaubt es zukünftig den Park im Stadtteil wahr zu nehmen.
Als sichtbares Zeichen, als Auftakt der Neuordnung wird die Ecksituation Gartenstraße/Mannheimer Straße mit einem dreigeschossigen Gebäude besetzt. Die bisher vom Straßenraum auf die gesamte Länge anfahrbaren Stellplätze werden zurückgebaut. Es wird eine zentrale Parkierungsfläche ausgewiesen, die auf den jetzt schon bebauten und versiegelten Flächen ausgebildet wird.
Die eigentliche Aufgabenstellung, die Ausweisung einer Fläche für einen Vollsortimenter nebst den arrondierenden Nutzungen, wird bis auf das Eingangsgebäude in den Untergrund verlagert. Mit der Deckungsgleiche von unterirdischer Bebauung und oberirdischer Parkierung wird eine deutliche Verringerung der versiegelten Fläche erreicht. Der maximale Freiraum wird dem Park zugeschlagen. Zu Gunsten einer größeren zusammenhängenden Parkfläche wurden 135 Stellplätze nachgewiesen, weitere 25 Stellplätze könnten je nach Entscheidung der Stadtteilverantwortlichen entlang der Mannheimer Straße nachgewiesen werden.

Der Entwurf sieht in Verlängerung des architektonisch schlüssigen und in seiner Funktion bedeutenden Kulturhauses ein eingeschossiges Eingangsbauwerk vor. Es nimmt rückseitig die Funktionen der Anlieferung des Vollsortimenters auf. Die Zu- und Abfahrt des Lieferverkehrs erfolgt über die Garten- bzw. Mannheimer Straße. Die Funktion ist gut gewährleistet, zumal ausreichend Platz für die jeweiligen Liefer- und Rangiervorgänge gegeben ist.
Das Eingangsbauwerk lehnt sich typologisch an eine Orangerie an und besetzt in gleicher Bauflucht wie das Kulturhaus den westlichen Bereich des Stempelparks. Durch eine offene Stützstellung hin zur Stadt wird auf die gesamte Länge des Gebäudes die Eingangssituation angelegt.
Der Solitär an der Blockecke Garten-/Mannheimer Straße ist stadträumlich notwendig. Im Erdgeschoss ist ein Café und gegebenenfalls eine öffentliche Funktion untergebracht. In den Obergeschossen sind Flächen für allgemeine Bereiche mit Publikumsverkehr wie Arztpraxen vorgesehen.

Die Intervention im Bereich des Stempelparks ist durch Rückbau geprägt. Ein neues, lineares Wegesystem verknüpft den Zugang Gewerbstraße mit den Zugängen an der Mannheimer Straße, ebenso wie das Kulturhaus mit dem Areal der Unionskirche und Kindertagesstätte. Das Wegesystem ist so angelegt, dass größere zusammenhängende Parkflächen entstehen.
Der mächtige und prächtige Baumbestand wird vollständig erhalten und aufgewertet. Die Randbereiche werden ‚entkrautet‘, so dass insgesamt eine größere wahrnehmbare Parkfläche entsteht. Entlang der Mannheimer Straße wird als sichtbares Zeichen der Öffnung des Parks zum Stadtteil eine Holzpergola ausgebildet, die, einem Filter gleich, den Straßenraum zur öffentlichen Parkfläche begrenzt.

Der Entwurf zeichnet sich durch die Entscheidung aus, das Kulturhaus ins Zentrum des Stempelparks zu rücken, der Park wird den Bürgern Käfertals ‚zurückgegeben‘. Die Einrichtung des Kulturhauses ist ein Kristallisationspunkt für Käfertal und wird durch die bescheiden sichtbaren Bauten im Zusammenhang mit dem Entwurf eines Vollsortimenters gestärkt. Der Poché-Park kann sich entfalten und für Käfertal und seine Bürger die wichtige Funktion einer grünen öffentlichen Oase einnehmen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf stellt sehr konsequent die architektonische und städtbauliche Bedeutung einer passenden Maßstäblichkeit für den Ort in den Vordergrund. Durch die bewusste Anordnung des Einzelhandelsmarktes in einem Untergeschoss gelingt es, eine städtebaulich sehr einfühlsame Arrondierung entlang der Mannheimer Straße und der Gartenstraße und eine sehr qualitätsvolle Fassung des Parks zu entwickeln.
Auch die architektonische Ausbildung der Neubauten in Anlehnung an eine orangerieartige Gestaltung mit Arkaden und Pergolaelementen sorgen in besonderer Weise dafür, dass auch eine Beziehung der Neubauten zum Kulturhaus entsteht.
Deutlicher Kritikpunkt ist die mangelnde Funktionalität für den Markt im Untergeschoss. Der zu erwartende, deutlich höhere Logistikaufwand erscheint schwer vertretbar, aber auch die räumliche Qualität eines Einzelhandelsmarktes im Untergeschoss ist nicht ausgearbeitet und erkennbar.
Kritisch gesehen wird auch, dass, trotz der Verlegung des Marktes unter den Park, ein verhältnismäßig großer Teil des Parks für Stellplätze benötigt wird.
Insgesamt sind die sehr hohen städtebaulichen und architektonischen Qualitäten des Entwurfs hervor zu heben, können jedoch die funktionalen Nachteile des untergeschossigen Marktes nicht vollständig kompensieren.