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Offener Wettbewerb | 07/2005

Erlebniszentrum Naturgewalten

1. Preis

JF Architekten + Techniker

Architektur

Andreä + Klingenberg Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Steigende Meeresspiegel, schmelzende Polkappen, die dünner werdende Ozon-schicht und die zunehmende Anzahl und Kraft von Naturkatastrophen verunsichern und bewegen die Menschen in aller Welt. Bewegung und Veränderungen in der Landschaft finden insbesondere auf Sylt ständig im Wattenmeer und der naheliegenden Dünenlandschaft statt.

Das Thema Bewegung ist der Leitgedanke für den Entwurf zum Erlebniszentrum. Ein bewegter Baukörper spiegelt die bewegte Landschaft und die Kraft und Gewalt der Natur wider. Die wesentlichen Teile des Gebäudes erheben sich über den Erdboden und sind sinngemäß frei von den Bedrohungen des Meeres und der Natur. Mit den leicht und unterschiedlich geneigten Ebenen der Haupt-ausstellungsflächen erinnert die Architektur die Besucher jederzeit an Bewegung, Balance, Gleich- und Ungleichgewicht.

Das Erlebniszentrum markiert den Übergang von dem von Menschenhand gestalteten Bereich um Hafen, Parkplatz und Uferbefestigung zu dem von der Natur gestalteten freien Landschaftsraum aus Dünen und Strand und bildet den städtebaulich notwendigen Raumabschluss.
Der Fingerzeig über die Promenade hinweg in Richtung Meer nimmt andere Zeichen in unmittelbarer Nähe wie die Slipanlage und die Hafenkante auf und ergänzt sie. Der baukörperliche Fingerzeig wird unterstützt vom Steg zum Forschungsschiff. Auf der Westseite nimmt die Ausgestaltung des Baukörpers Bezug auf die Schutzstation Wattenmeer. Aus dem Ausstellungsbereich „Klima“ heraus ist eine Sichtbeziehung zur Schutzstation hergestellt. Mit der Höhen-entwicklung orientiert sich der Entwurf an den anderen umliegenden Gebäuden von List, der Schutzstation und dem Fischrestaurant am Hafen. Das Erlebnis-zentrum setzt ein deutliches Zeichen ohne den Rahmen des unmittelbaren Umfeldes zu sprengen.

Die Haupterschließung des Erlebniszentrums erfolgt von der Promenade aus. Hier zeigt und öffnet sich das Gebäude den Besuchern, die Sonderausstellung ist von außen einsehbar. Gastronomie und Shop sind öffentlich und unabhängig von der Ausstellungskasse benutzbar. Treppen und Aufzug im Foyer führen zu den Stegen und Wegen der Ausstellungsflächen im Obergeschoss. Die Anlieferung erfolgt über den westlichen Nebeneingang. Die separate Erreichbarkeit des Seminarbereiches und der Sonderveranstaltung ist über den südwestlichen Zugang gesichert.

Die Architektur des Gebäudes und die Gestaltung der Außenanlagen spiegeln das Thema Naturgewalten und Bewegung wider. Eine wellenförmige Dünen-landschaft schiebt sich von Norden her unter das Gebäude bis hinein ins Foyer und stellt so einen übergangslosen Bezug zwischen Innen und Außen her. Ergänzend zu den inneren Ausstellungsflächen werden außen in der Dünen-landschaft kleinere, durch Holzstege miteinander verbundene Themenbereiche angeboten, die auch direkt vom Innenbereich und aus den Ausstellungsräumen zu erreichen sind. Als Attraktion auf dem Wasser werden vorgelagerte schwimmende Erlebnisgärten angeboten, die über einen Steg erschlossen und öffentlich zugänglich sind. Die Gärten können auf ausgedienten Schuten angelegt werden. Die Kräfte des Wassers und des Windes sind unmittelbar und hautnah zu erleben.

Die Konstruktion und Bauweise des Gebäudes ist eng verknüpft mit den Gestal-tungsabsichten. Der zur Herstellung des Gebäudes vorgesehene Stahlbeton ist im Sockelgeschoss außen als heller Sichtbeton ausgeführt. Im Foyer und im Zwischengeschoss ermöglichen transparente Glasflächen großzügige Ein- und Ausblicke. Im Ausstellungsgeschoss erhalten die Baukörper eine metallische Fassade in changierenden Blautönen, die das Thema Naturgewalten und Bewegung grafisch unterstützen.

Energiewandlungssysteme und Nachhaltigkeit sind auf verschiedenen Ebenen berücksichtigt. Die weitgehend geschlossenen Ausstellungsbaukörper um-schließen und überlagern das gläserne Foyer und verhindern Wärmeverluste im Winter und einen übermäßigen Wärmeeintrag im Sommer. Auf diese Weise kann das Gebäude ohne Klimaanlage mittels einer einfachen Be- und Entlüf-tungsanlage mit Wärmetauscher betrieben werden. In der kühleren Sommernacht kühlt die Anlage im Umkehrbetrieb die Speichermassen der Ausstellungsräume vor, so dass tagsüber keine zusätzliche Energie zur Kühlung erforderlich ist. Dadurch ist ein optimales Raumklima bei geringen Betriebskosten gewährleistet. Bei vergleichsweise geringen Investitionskosten bieten intelligente Regelungs-techniken für Beheizungs- und Beleuchtungssysteme Optimierungsmöglich-keiten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit mit der Kennzahl 2205 bietet durch die Anordnung der großflächig angelegten Themenbereiche und die Ausweisung der Freianlagen mit dem Bezug zum Foyer gute Ansätze für eine weitere Bearbeitung. Die Erschließung von Südosten der Eingangsbereich, die Anordnung der Gastronomie sowie die Lage der Sonderausstellung werden positiv gesehen.
Die innere Erschließung bedarf jedoch im Hinblick auf die Ausstellungskonzeption, die Besucherführung und die Funktion des Foyers mit einer „Pre-Show“ einer durchgreifenden Überarbeitung.
Die Ergänzung durch den 2.BA birgt den Nachteil, dass die Freiflächen
von dem Gebäudeteil überdeckt werden.