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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2012

Gedenk- und Informationsort für die Opfer der nationalsozialistischen „Euthanasie"-Morde

Teilnahme

Judith Hopf

Kunst

LAVALAND Laura Vahl

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Inhalt / Position

Dieser Vorschlag zum Gedenken an die Opfer der nationalsozialistischen „Euthanasie“- Morde, soll der Aufgabe Folge leisten, den Ort der Verbrechen sichtbar zu machen, sowie in angemessener Weise über dessen Geschichte und deren Opfer informieren.

Der Entwurf für einen Gedenk- und Informationsort für die Opfer der nationalsozialistischen „Euthanasie“- Morde soll die perfide Logik des national-sozialistischen „Euthanasie“-Mordprogramms, mittels einer perspektivischen Umkehrung der Architektur an sich, symbolisch aufzeigen. Denn nicht die körperliche oder geistige Differenz der ´Menschen in einer Gesellschaft ist „anormal“ sondern die binäre Logik, der Kategorisierung von Menschen in „normal“ und „anormal“ ist falsch und abzulehnen. Wir gehen davon aus, dass Techniken zur gesellschaftlichen Normierung und Kategorisierung, die durch die Nationalsozialisten aufgenommen, in grausamer Weise weiterentwickelt und von diesem Ort aus umgesetzt wurden, für die Verbrechen der „Euthanasie“ - Morde mitverantwortlich sind.

Wir möchten an dieser Stelle Gedanken von Michel Foucault einbringen, der von dem Prinzip ausgeht, dass diese Techniken und die damit entstehen-den Normalisierungsmächte nicht nur einfach die Wirkung einer Begegnung des medizinischen Wissens mit der gerichtlichen Macht sind, sondern einen eigenständigen Typus der Macht ausbilden können. Diese Macht ist in der Lage medizinisches Wissen, sowie die Macht der Rechtsprechung zu kolo-nialisieren und zu verdrängten und wirkte bis in die Neuformierung der Human-wissenschaften hinein. Die Art und Weise, wie sich dieser Typus der Macht ausbilden und installieren konnten, hat, so Foucault, unsere Gesellschaft bis heute mitgeprägt.

Wir hoffen durch die perspektivische Verschiebung der Architektur, dem Betrachter einen „Aufblick“ auf den Ort, als historisch gänzlich abgeschlossenes Kapitel der NS-Geschichte, zu verkomplizieren und wollen auf die Bedrohung hinweisen, die von den beschriebenen Normalisierungs- und Normierungs-zwängen ausgehen. Gleichzeitig möchten wir die bedrückende Schwere der „Euthanasie“- Morde, die von diesem Ort und aus dieser Architektur aus organisiert wurden, Rechnung tragen, indem wir diesen lokalisieren, erfahrbar und sichtbar machen.

Das Gebäude der Villa Tiergartenstrasse 4, die als Planungszentrale genutzt wurde, soll modellhaft und abstrahiert nach gebildet werden. Das abstrahierte Modell dieser Architektur wird 3,5m über Bodenniveau auf Kiefernstelen (mit Stahlarmierung, bzw. –kern) installiert, so dass die Villa bedrohlich über den Köpfen der Rezipienten schwebt. Für die Betrachter stellt sich eine irritierende Atmosphäre ein. Eine perspektivische Umkehrung entsteht. Eine Informationsklammer in Form eines Betoneinfassung erfüllt die geforderten Anforderungen der Sichtbarkeitsebene und Vertiefungsebene für die Betrachter