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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2012

Areal Warmbächliweg - Städtebaulicher Ideenwettbewerb

1. Rang / Gesamtkonzept

BHSF Architekten

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

James Melsom landscape architect

Landschaftsarchitektur

Buchhofer AG

Verkehrsplanung

nuak Architekten

sonstige Fachplanung

Dr. Christian Salewski

Architektur

Sebastian el Khouli

sonstige Fachplanung

Erläuterungstext

Auf dem Gelände der ehemaligen Kehrichtverbrennungsanlage Warmbächli, die durch die neue Energiezentrale Forsthaus obsolet geworden ist, werden in Zukunft 500-600 Menschen leben und 200-250 Menschen arbeiten. Das gut erschlossene Gebiet liegt im Quartier Hollingen, nah an der Berner Innenstadt und in direkter Nachbarschaft des Inselspitals. Unser Projekt nimmt die Massstäblichkeit der Kehrichtverbrennungsanlage und des umliegenden Gewerbegebiets zum Ausgangspunkt, um eine urbane, durchmischte Nachbarschaft zu schaffen. Das städtebauliche Regelwerk arbeitet mit dem Massstab, der bewegten Topographie und der Scharnierfunktion des Geländes zwischen Quartier, Sport- und Freizeitflächen, dem Gewerbegebiet und dem Gleisfeld.

Um der zukünftigen Nachbarschaft eine einzigartige Identität zu verleihen, aber auch um möglichst viel Graue Energie sparen zu können, werden die bestehenden Strukturen so weit als möglich erhalten. Das Toblerhaus in der Güterstrasse 8 wird in Zukunft innovative Wohnformen, Ateliers, Werkstätten und kleinere Läden beherbergen. Die ehemalige Einstellhalle der KVA wird als Tiefgarage weitergenutzt. Und die Fundamente der Gebäude, die für eine Weiternutzung nicht mehr geeignet sind, werden so weit als möglich im Boden belassen. Die Neubauten nehmen die Masstäblichkeit der Umgebung auf, durch die funktional und räumlich reichhaltigen Sockelzonen wird jedoch ein weicher und lebendiger Übergang zwischen privatem und öffentlichem Raum hergestellt. So können die zukünftigen Bewohner des Quartiers sowohl von der grosszügigen Aussicht als auch von einem vielfältigen Quartierleben profitieren.

Wir begreifen die weitere Entwicklung des Areals Warmbächliweg als integrativen Prozess, in den die unterschiedlichen Akteure jeweils sinnvoll eingebunden werden. Die Ressourcenkreisläufe auf dem Gebiet werden soweit möglich geschlossen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt versteht die monumentale Kehrichtverbrennungsanlage nicht als Fremdkörper im Quartier, der durch die Neuplanung beseitigt werden soll, sondern als Ausgangspunkt für eine urbane Weiterentwicklung. Dabei geht es nicht um Industrieromantik, sondern um typologische Elemente, die pragmatische Weiterverwendung von bestehender Bausubstanz und ein städtebauliches Regelwerk, welche die Eigenschaften des Ortes: seine bewegte Topographie, die Scharnierfunktion zwischen Quartier, städtischem Platz bei der Freiburgstrasse, den Sport- und Freiflächen und dem Geleisfeld, stärken soll.

Die Baufelder sind eigentliche Sockel zwischen denen Rampen und Treppen die unterschiedlichen Niveaus verbinden. Die Sockel fassen Strassenräume und sind gleichzeitig plausible Bauetappen. Auf den Sockeln stehen geometrisch feinere Wohnhäuser, deren Rücksprünge Vorzonen und Platz- und Spielflächen bilden. Zwischen der nordöstlichen Bauzeile entlang der Güterstrasse und der südwestlichen entlang des Warmbächliwegs liegt ein grosser Hof, von dem eine Treppenanlage um einen Kopfbau auf das Stadtniveau mit der Buswendeschlaufe an der Freiburgstrasse führt. So richtig die beiden Räume liegen, ihr Charakter und ihre Ausformulierung vermögen noch nicht zu überzeugen. Der Wohnhof mit dem freigelegten leicht geschwungenen Kanal ist in seiner Ausformulierung noch etwas indifferent und die gestalterische und funktionale Unterscheidung zwischen den Vorzonen auf den Sockeln und dem Freiraum bleiben teilweise noch unklar. Ebenso hat der öffentliche Raum an der Freiburgstrasse weder die stadträumliche Fassung. Weder der kanalisierte Stadtbach noch die vorgeschlagenen Pflanzen werden einer gewünschten vielfältigen Naturerfahrung vollauf gerecht. Auch die Weiterführung dieses Raumes entlang des Warmbächliwegs mit den Sockel- und Treppenbauwerken muss hinterfragt werden. Wobei das Projekt auch hier mit einer grossen Treppenanlage, die gleichzeitig als Tribüne für den Sportplatz auf der anderen Strassenseite dienen könnte, den Willen der Verfassenden zur Vernetzung und Aktivierung demonstriert.

Die bestehenden Sockelgebäude und Stützmauern entlang der Güterstrasse werden ebenso umgenutzt und weiterverwendet, wie das Gewerbehaus an der Güterstrasse 8. In diesem Haus mit 25 Metern Gebäudetiefe soll sozial und ökologisch Neues gewagt werden. An grosse durchgehende Wohnräume lagern sich seitlich vier bis fünf Kleinstwohnungen an, die sich für Alleinstehende und Paare eignen. Die im Bestand vorhandene Raumhöhe von 3.8 Metern verspricht eine ungewohnte Grosszügigkeit. Das im Gebäude integrierte Silo dient als Reservoir für Grau- und Regenwasser. Die Weiterverwendung bestehender Gebäudesubstanz, ist ein erster wesentlicher Schritt zu einem integralen Schliessen der Ressourcenkreisläufe. Wärme- und Kältebedürfnisse werden gekoppelt, Hybridkollektoren liefern Wärme und Strom, eine Grosskühlanlage stellt effizient Kältekapazität zur Verfügung und ist in das Wärmenetz eingebunden. Die Verfassenden schlagen Tauschbörsen vor und regen die Prüfung von aquaponischen Systemen und Urban Gardening an. Wie weit all diese Vorschläge umgesetzt werden können, wird die weitere Entwicklung zeigen. Sie sind aber Ausdruck des integrativen und prozesshaften Denkens, welches den ganzen Entwurf leitet. Während der Erhalt der Sockelbauten entlang der Güterstrasse aufwändige Hangsicherungen unnötig macht und somit ökonomische Vorteile verspricht, führt die Umnutzung dieser Flächen in eine Parkgarage zu teilweise schwierigen Geometrien und Rampenbauwerken. In der Weiterbearbeitung muss untersucht werden, ob allenfalls nicht doch ein Teil des Hofes für eine rationelle Parkierung geopfert werden soll.

Die Grundrisse in den Neubauten ergänzen das Angebot im Bestand mit einem breiten Angebot unterschiedlichster, sorgfältig gestalteter Wohnungen. Im Nordosten bietet ein Wohnhochhaus einen weiten Blick über das Gleisfeld. Der Reichtum des Wohnungsangebotes und die mehrbündige Anordnung der Wohnungen in grossen Gebäuden versprechen eine hohe soziale Dichte und eine rationelle Realisierung. Beim Wohnhochhaus entsteht allerdings ein Konflikt mit den Geruchsimmissionen der Kaffeerösterei sowie dem Lärm der Strasse. Eine Wohnung ist ausschliesslich gegen Nordosten orientiert.