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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2012

Neubau Zentrum für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene / MedForCe (Medizinisches ForschungsCentrum)

3. Preis

Baumschlager Eberle Architekten

Architektur

BERNARD UND SATTLER Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Einheit in der Vielfalt

Städtebau und Außenraum
Im diffundierenden Gebiet zwischen Coesfelder Kreuz, Rishon-le-Zion-Ring und Domagkstraße bedarf es einer städtebaulich markanten Intervention, um das Areal aufzuwerten. Der neue Baukörper ist klar stereometrisch definiert, sodass Raumkanten entstehen, die sich im Quartier behaupten können. Mit dieser grundsätzlichen Festlegung der Form erhält das MedForCE eine stadträumliche Qualität, die es zum wirkungswerten Gegenüber, zur Adresse im Kontext des Quartiers macht. Diese Aufgabe als Baustein im Stadtraum wird allerdings in seiner Form noch deutlich differenziert. Die Gliederung in zwei Komponenten ist speziell auf das jeweilige Vis-à-Vis abgestimmt: Entlang der Domagkstraße korrespondiert das hier 5-geschoßige Gebäude ebenso mit dem gegenüberliegenden Bau und der Magistrale des Klinik-Quartiers, wie auch mit der anschließenden großzügigen Grünanlage. Das leichte Verschieben der Bauteile bewirkt nicht nur eine Hervorhebung des Haupteinganges, sondern akzentuiert auch die Gebäudefront mit ihren unterschiedlichen Höhen am Rishon-le-Zion-Ring. All diese städtebaulichen Eingriffe in den Stadtraum sind wirkungsvoll, kommen jedoch ohne dramatische Gesten aus und reduzieren auf keinen Fall den Gebrauchswert des Hauses.

Der dezenten Weise, wie mit dem Städtebau umgegangen wird, entspricht auch die Abstimmung des Außenraumes auf das Quartier und das MedForCE selbst. In einer abgestimmten Mischung aus Grünbereichen und „harten“ Platzflächen werden einzelne Funktionsbereiche definiert, sei es als Pendant zum gegenüberliegenden Park oder als Freiraumnutzung im unmittelbaren Gebrauch des Gebäudes. So ist etwa der Eingangsbereich als öffentlicher Platz ausgebildet, während der offene Hof – beide verfügen über das Foyer als Schnittstellen- eine intimere Platzsituation zwischen den Gebäudeteilen bildet.

Erschließung und Funktion
Die Vielfalt der Raumtypologien erfordert eine sehr klare Gliederung in der Anordnung und Erschließung des Gebäudes. Die zweiteilige Struktur ermöglicht im Großen die Trennung zwischen Büro- und Labortypen, als Bindeglied dient das zentrale Foyer mit dem Haupteingang, welches vom Platz aus erreicht wird. Die Blockstruktur samt Innenhof im Laborbereich bietet eine sehr flächensparende Anordnung der Arbeitsräume, die horizontal über Mittelgänge und Brücken, vertikal insgesamt über sechs Kerne erschlossen werden. Trotz der pragmatischen Typologie werden Anordnung der Räume und die Erschließung optimiert: Alle Arbeitsräume verfügen über den Blick ins Freie. Die Mittelgänge münden jeweils an Fassadenöffnungen, sodass der Eindruck „dunkler Schluchten“ vermieden wird und Zonen für die individuelle Kommunikation im Bereich der Fassaden angeboten werden können. Der Vorteil dieser Raumorganisation liegt im unprätentiösen und sparsamen Angebot vielfältiger Raumkonfigurationen, ohne die Einheit des MedForCE aus den Augen zu verlieren.

Ökonomie und Ökologie
Die Grundlagen für eine ökonomisch wie ökologisch positive Bilanz werden grundsätzlich aus der architektonischen Disposition abgeleitet. Die Mittel der Architektur generieren die Nachhaltigkeit und Langlebigkeit des Baukörpers. Mit seinem guten Verhältnis zwischen Volumen und Außenflächen werden wesentlich die Energieverbräuche reduziert. Ebenso wie die langlebige Primärkonstruktion der tragenden Kerne und Fassaden nutzungsneutrale Flächen aufspannen, die den sich ändernden Bedürfnisse problemlos angepasst werden können. Flexibilität und Langlebigkeit bilden also die Basis für die Nachhaltigkeit des Gebäudes – eine Nachhaltigkeit, die ökonomisch und ökologisch gleichermaßen wirksam ist.

Architektur
Die nuancierte städtebaulich Disposition findet ihr Äquivalent in der Architektur. Die urbanistische Prägnanz wird in der Architektur durch ihren skulpturalen Ausdruck aufgenommen. Dieser Charakter entsteht aus dem Wechselspiel zwischen Offenheit und Geschlossenheit, zwischen Fassadeneinschnitten und Höhenentwicklungen. Die Akzentuierung der Materialität wird auch wahrnehmbar mit der Sichtbarmachung der Aufenthaltsflächen durch große Fensterflächen in der Klimahülle, welche die Kommunikation mit dem Außenraum aufnehmen. Insgesamt betrachtet entsteht ein System der Interventionen in das skulpturale Grundvolumen, das von einem sensiblen Umgang mit den Proportionen eines Gebäudes getragen wird. Die Materialität der Fassade aus Ziegel ist abgestimmt auf den historischen Standort und vermittelt jene Solidität, wie sie dem gesamten Gebäudekonzept zu Grunde liegt.
Darstellung: BE Berlin

Darstellung: BE Berlin