modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 12/2012

Neubau Ozeanium Zoo Basel

Blick vom Heuwaageviadukt

Blick vom Heuwaageviadukt

5. Preis / Mollusca

Preisgeld: 15.000 CHF

Luca Selva Architekten

Architektur

pool Architekten

Architektur

ICM

sonstige Fachplanung

Schnetzer Puskas Ingenieure AG

Bauingenieurwesen

Amstein + Walthert AG

Akustikplanung, Bauphysik, Brandschutzplanung, Energieplanung, TGA-Fachplanung

Atelier Brunecky

Visualisierung

Modellbau Atelier Ursula Burla

Modellbau

Erläuterungstext

Liegt nicht vor.



Architektur:
Luca Selva Architekten ETH BSA SIA AG, Basel
Pool Architekten, Zürich

Verantwortlich: Roger Braccini, David Gschwind, Mathias Heinz, Philipp Hirtler, Luca Selva
Projektleitung: Sabine Bruinink, Jonathan Benhamu, Thomas Zaspel
Mitarbeit: Ingrid Gjermstad, Samuel Henzen, Yang Yu


Aquariumplaner:
ICM International Concept Management, Colorado
Nathan Reynolds, Frank Wulffelé, Andreas Stähli

Tragwerk:
WGG Schnetzer Puskas Ingenieure AG SIA/USIC, Zürich
Stefan Bänziger

Haustechnik/Energie und Klima/Bauphysik und Akustik/Brandschutz:
Amstein + Walthert AG, Zürich
Raquel Martinez

Bilder:
Atelier Brunecky, Zürich
Radek Brunecky

Modellbau:
Ursula Burla, Basel

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit dem radikalen, äusserst selbstsicheren Auftritt des Ozeaniums soll der Stadtraum rund um die Heuwaage aufgewertet und seine Identität sowie die Bedeutung des Zoologischen Gartens gestärkt werden. In Analogie zu einem Schalentier konzipieren die Verfasser von Mollusca einen markanten, 25 Meter hohen, in seiner rigiden Geometrie nicht gegliederten Baukörper, der sich östlich zur Stadt hin sowie westlich in Richtung Zoologischer Garten vollverglast öffnet und sein Inneres -die "Weichteile"- präsentiert. Obwohl mit rautenförmigen Öffnungen perforiert, schotten sich die beiden Längsseiten bewusst vom Gegenüber ab und erscheinen in ihrer vollen Dimension gewaltig und massstabslos; -der städtische Dialog wird dem Bewegungsfluss entsprechend mittels beidseitiger Arkaden hergestellt. Letztere basieren auf einer Aufreihung von unregelmässigen Dreiecks- inschnitten und wirken etwas beliebig.

Die verglasten Stirnseiten sind als Imageträger konzipiert und werben mit „schwebendem“, 3-geschossigen Mangrovenwald plakativ für den Zoo. Umgekehrt stellen sie von Innen nach Aussen den Bezug zur Stadt bzw. zum Zoologischen Garten her und verhelfen der angestrebten stadträumlichen "Verzahnung". Wie sich die komplex geformte Verglasung in Realität konstruktiv umsetzen und wie das Thema Sonnenschutz bewältigt wird, ohne die Idee der Transparenz zu schwächen, müsste in einem weiteren Schritt konkretisiert werden. Bezüglich der Mangroven wird darauf hingewiesen, dass sie nicht die gezeichneten Abmessungen erreichen und - um den Luftraum zu bespielen - mit andern Pflanzen ergänzt werden müssten. Generell ist das Seitenlicht nicht ideal und die hinteren Pflanzen müssten künstlich belichtet werden.

Auf der Passantenebene lassen allseitige Zugangsmöglichkeiten eine gute städtische Anbindung und die Aufteilung der Besucherströme zu, was aufgrund der unmittelbar vor dem Haupteingang verlaufenden Munimattstrasse auch notwendig ist. Der davor liegende Platz ist der Gesamt-Neugestaltung des Nachtigallenwäldelis untergeordnet, wirkt aber trotz Ticketausgabe und WC-Pavillon etwas abgehängt und als Aufenthaltsraum wenig attraktiv.

Aufgrund der komplexen Verkehrssituation wird die LKW-Anlieferung über die stark befahrene Kreuzung Auberg und dessen Trottoirbereiche als schwierig beurteilt; die Gastro-Anlieferung über den Lohweg hingegen ist mit der Einfahrtsmöglichkeit zwar knapp aber gut organisiert.

Das Foyer soll zur grosszügigen, öffentlichen "Urban Lobby" mit Bar, Shop, etc. werden und stellt über eine 4-geschossige Galerie den Bezug zu den anderen Geschossen her. Die ersten drei Geschosse dienen mit geschickt angeordnetem Restaurant, Auditorium, Vortragssäle als autonom funktionierende Publikumsgeschosse, die unabhängig vom Ozeanium und dessen Öffnungszeiten die Öffentlichkeit anziehen sollen.

Ob das Foyer zum erwünschten "Knotenpunkt der stadträumliche Vernetzung" wird, obwohl der direkte Sichtbezug zur Stadt aufgrund der Arkaden und der Anordnung der Anlieferung erheblich eingeschränkt ist, wird diskutiert und hängt letztlich auch davon ab, ob es gelingt, den mit Rolltreppen, Mischnutzungen, Galerien etc. durchsetzten Raum von einer x-beliebigen Kaufhaus- Atmosphäre abzusetzen.

Der Besuch des Ozeaniums beginnt im Untergeschoss, das zusätzlich von der Unterführung her erschlossen ist. Der direkte Zugang vom Birsig her ist aufgrund des Hochwasserschutzes nicht möglich. Den Meeresströmungen entsprechend wird eine einfache, aber spannungsvolle Raumabfolge inmitten der Aquarien inszeniert. Analog zum Basler Vivarium und in geschickter Mischform zwischen Korridoren, Raumausweitungen und –verengungen, wird der Gast mittels durchgehend interessanter Besucherchoreografie in eine weite Unterwasserwelt geführt, in die er im wahrsten Sinne des Wortes abtauchen kann. Generell wird darauf hingewiesen, dass die vielen Winkel in den Aquarienscheiben unberechenbare Spiegelungen und optische Störungen bereiten können und schlecht zu reinigen sind. Abseits der Besucher- und Aquarienbereiche sind die Technik- und Nebenräume unabhängig und gut funktionierend zusammengefasst und erfüllen die hohen und komplexen Anforderungen an die Tierpflege und den Unterhalt, ohne Kreuzungspunkte zwischen Personal und Besucher zu erzeugen.

Mit einer über drei Geschosse und durch den Luftraum der Lobby verlaufenden Rolltreppe wird die erste Etappe des Besuches abrupt beendet und der Gast ins Tageslicht und in die profane Welt der Stadt und Konsumation zurückgeholt. Verkaufstechnisch zwar richtig am Restaurant vorbei geführt aber entsprechend weitläufig, gelangt man über eine weitere lange Rolltreppe ins 5.Geschoss, wo der nächste Turnus durch die Tierwelt beginnt.

In attraktiven, überaus grosszügigen Verkehrszonen wird man am Luftraum der Mangroven und an der Aussenterrasse der Pinguine vorbei geleitet. Ein abwechslungsreiches System von Treppen, Wegen, Galerien und Lufträumen führt sodann von Geschoss zu Geschoss an den Aquarien vorbei nach unten, wobei immer wieder weite Ausblicke auf die Stadt bzw. zum Zoologischen Garten hin angeboten werden. Auf Rampen wurde gänzlich verzichtet; insofern ist für Rollstuhlfahrer und die zahlreichen Besucher mit Kinderwägen der Transfer von einer Etage zur Andern mittels Lift weit weniger interessant, z.T. gar problematisch und unattraktiv. Die Dramaturgie wird hier Opfer der langen, über mehrere Geschosse verlaufenden Rolltreppen bzw. deren verschiedenen Start- und Endorte und der z.T. nicht leicht auffindbaren Liftgruppen.

Über alles gesehen handelt es sich um ein erlebnisreiches Projekt, mit anregender Choreographie und spannungsvollen, schlüssig funktionierenden Raumanordnungen und –sequenzen sowohl im Aquarienteil, wie auch für die Sondernutzungen. Die Atmosphäre, wie auch die Erlebnisdichte zwischen den Unter- und Obergeschossen ist äusserst spezifisch und unterschiedlich. Architektur, Tragwerk, Gebäude- und Aquariumtechnik sind ganzheitlich und sorgfältig erarbeitet und erreichen eine hohe Komplexität.

Auf der städtebaulichen, architektonischen Ebene wird der Rohheit des Ortes entsprechend bewusst mit grossen Dimensionen und kraftvollen Gesten operiert, was zuweilen auf Kosten der Subtilität geht und die Frage nach der spezifischen Kodierung eines Ozeaniums aufwirft.
Deep Blue Sea

Deep Blue Sea

Foyer mit beidseitigem Arkadenraum

Foyer mit beidseitigem Arkadenraum

Pinguinlandschaft im obersten Stockwerk Blick in Richtung Zoo durch das Nachtigallenwäldeli

Pinguinlandschaft im obersten Stockwerk Blick in Richtung Zoo durch das Nachtigallenwäldeli

Rundgangführung

Rundgangführung

Nutzungsverteilung

Nutzungsverteilung

Situationsplan

Situationsplan

Erdgeschoss

Erdgeschoss

Untergeschosse

Untergeschosse

Obergeschosse

Obergeschosse

Ansicht Nord I Heuwaage

Ansicht Nord I Heuwaage

Querschnitt I Fassade Ost

Querschnitt I Fassade Ost

Längsschnitt

Längsschnitt

Schnittperspektive

Schnittperspektive