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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2012

Neubau Ozeanium Zoo Basel

Seacliff, Ozeanium Zoo Basel, © BoltshauserArchitekten AG, Visualisierungen: nightnurse images GmbH

Seacliff, Ozeanium Zoo Basel, © BoltshauserArchitekten AG, Visualisierungen: nightnurse images GmbH

1. Preis / Seacliff

Preisgeld: 40.000 CHF

Boltshauser Architekten AG

Architektur

Crossley Architects

sonstige Fachplanung

Müller Illien Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

WaltGalmarini AG

Bauingenieurwesen

Waldhauser Haustechnik AG

TGA-Fachplanung

IBG Engineering

TGA-Fachplanung

Basler & Hofmann AG

Energieplanung

Martin Rauch - Lehm Ton Erde Baukunst GmbH

sonstige Fachplanung

Gruner AG

Brandschutzplanung

Nightnurse Images AG

Visualisierung

Erläuterungstext

Der kompakt formulierte Neubau des Ozeaniums reagiert mit seiner Volumetrie differenziert auf den städtebaulichen Kontext. Zugleich verweist die Formensprache des Neubaus aber auch dezent auf das innere Raumkonzept des Ozeaniums. Der Baukörper wird zunächst dem Strassenverlauf der Binningerstrasse und Flusslauf der Birsig entlang entsprechend leicht konisch formuliert. Zur neuen Platzsituation des Heuwagens wird ein grosszügig ausladender Vorbau definiert. Auch die Anlieferung im Bereich der Birsig wird durch eine Auskargung geschützt. Der monolithisch formulierte Baukörper wird zusätzlich durch feine Ausrundungen differenziert gestaltet. Die Rundung beim Haupteingang empfängt die Besucher und bildet dabei räumlich das direkte Gegenüber zu dem mit den Tramschlaufen gefassten Platz des Heuwagens. Eine weitere Rundung befindet sich in Richtung Binningerstrasse. Der Baukörper öffnet sich an dieser Stelle im Erdgeschoss mit der offen gestalteten Bar ein weiteres Mal zur Stadt hin. Zugleich verortet sich der Baukörper an dieser Stelle nochmals und reagiert auf die gegenüber liegenden Kopfsituationen der Nachbarbauten. Die feinen konkaven Rundungen sowie die runden Öffnungen in den obersten Geschossen verweisen zugleich auf das innere Raumkonzept, welches auf der Variation von Kreis und Kreissegmenten basiert. Auf dem Dachgeschoss wird eine atriumartige, partiell offene Dachlandschaft formuliert, welche die Besucher zur Besichtigung der offen gehaltenen Tierlandschaften einlädt.

Die Architektur versucht, den Weg durch die Weltmeere mit einer besonderen Materialisierung zu würdigen. Es soll gewissermassen ein Schnitt durch einen Fels in der Brandung gelegt werden, welcher bis tief in die Welt der Meeresbewohner eindringt. Dazu sollen im Inneren vor allem gestampfte Lehmwände mit unterschiedlichen Fels- und Sedimentgesteinen angereichert werden, die im übertragenen Sinne die Rifflandschaften der Weltmeere thematisieren. In den Obergeschossen sollen dann die Innenwände erdnaher formuliert werden, diese entschwinden gewissermassen der Unterwasserwelt. Das gleiche Prinzip soll auch bei der Aussenfassade zur Anwendung kommen. Allerdings sollen die Aussenwände aus gestampftem Trasskalk sein. Wiederum entwickelt sich die Mischung mit zunehmender Höhe feiner und heller und erdnaher.

Architekturbüro:
Boltshauser Architekten AG
Dubsstrasse 45, CH-8003 Zürich

Roger Boltshauser, Prikoszovich Reinhard, Nathan Barnhart, Qingchuan Yang,
Jonatan Egli, Joel Baur, Nadia Gloor, Letizia Fuerer, Marie-Hélène Witry, Christof
Kovacs

Gesamtleitung:
Boltshauser Architekten AG
Dubsstrasse 45, CH-8003 Zürich

Aquariumplaner:
AAT Crossley Architects Pty Ltd
Level2, Carnaby Street, Maroochydore QLD 4558, Australien
Cam Crossley, Bruce Eernisse, John Langmead
16/73

Landschaftsarchitekturbüro:
Mueller Illien Landschaftsarchitekten GmbH

Bauingenieur:
Walt+Galmarini AG ETH/SIA

Haustechnik:
Waldhauser Haustechnik AG

Energie / Umwelt:
Basler & Hofmann AG

Spezialist / Brandschutz:
Gruner AG

Visualisierung
Nightnurse Images GmbH

Beurteilung durch das Preisgericht

Durch die unterirdische Anordnung eines Grossteils der Ausstellung kann der sichtbare Baukörper in einer entsprechenden Massstäblichkeit auf den Ort reagieren. Über Auskragungen, leichte Ausrundungen und gezielte Perforationen findet das monolithartige Gebäude seine Verankerung und Bezüge zur Stadt. Auf der Stadtebene sind dies die Eingänge zum Ozeanium und zur Bar, auf der Ebene des Gebäudekranzes Bullaugen auf Tierlandschaft und Restaurant.

Das Referenzbild eines Kliffs setzt sich im Aussenraum fort und findet dort in seiner abgestuften „Bodenauswaschung“ einen Übergang zur Parklandschaft des Nachtigallenwäldeli. Die thematische und schöne Gestaltungsidee einer mit Kleinhölzern und Stauden bestockten Rifflandschaft könnte sich jedoch allzu fragil für den Aufenthalt der zu erwartenden Besuchermassen erweisen und wird in ihrer Wirkung durch die noch nicht nachgewiesenen Bus- und Veloabstellplätze vermutlich geschmälert.

In gewisser Kritik an den verkehrstechnisch einschränkenden Vorgaben bietet das Gebäude im Erdgeschoss eine Zugänglichkeit über mehrere Seiten an, mit dem Risiko von Konfliktsituationen zwischen Besuchern und Tram bzw. Velos. Über drei Eingänge gelangt man ins Foyer und von dort direkt in sämtliche Bereiche. Funktional vermag diese Organisation des EG zu genügen, vermisst wird jedoch der emotionale Auftakt zum Ozeanium. Die Ausstellung beginnt im 2. Untergeschoss. Das 1. Untergeschoss ist durchwegs der technischen Aquarieninfrastruktur gewidmet und ermöglicht durch diese Kompaktheit kurze Wege für das Personal.

Für die Dramaturgie der Ausstellung über die beiden Untergeschosse wird ein alternatives, ebenfalls überzeugendes Aquariumskonzept in Gegenrichtung zur Meeresströmung um den Erdball vorgeschlagen. Der Weg durch ein Kontinuum präzis gefasster Räume mit darauf abgestimmten grossen und kleinen Aquarien, leuchtenden Säulen oder Zylindern mit Tageslicht bietet sehr differenzierte Stimmungen. Schön inszeniert ist der Wendepunkt im 2. UG, wo eine Rampe um das mit einem Oblicht versehene Mangrovenbecken als Unterwassertunnel im 3. UG mündet. Nach einem ersten Blickkontakt zu Beginn von der Galerie aus endet der Rundgang richtigerweise beim Höhepunkt des riesigen Aquariums der Raubfische und erlaubt mit dem arenenartigen Raum ein längeres Verweilen und Beobachten.

Ein solch gesteigertes Erlebnis macht die Fortsetzung per Lift ins 5. Obergeschoss schwierig, obwohl das Dachgeschoss mit der Tierwelt der Pinguine und Seeotter durchwegs seine Attraktivität hat. Auch profitiert das Restaurant im 5. und 4. OG tagsüber vom Blick auf den Landbereich und das Aquarium der Pinguine. Nachts müsste eine Lösung gefunden werden, die für die Besucher ein Erlebnis gewährleistet, ohne die Tiere zu stören.

Mit dem Treppenabstieg in das darunter liegende Ausstellungsgeschoss, welches leider in keinem visuellen Bezug zur Aquarienwelt steht und räumlich über eine zu geringe Geschosshöhe verfügt, und dann weiter am Auditorium und den Schulungsräumen vorbei, ist das Risiko eines Stimmungsabbruchs nicht unbedeutend. Die Besucher könnten verleitet sein, den Weg zum Ausgang anstelle über die Rundtreppe mit dem Lift anzugehen und würden so nicht einmal mehr am Shop im 1. OG vorbei kommen. Im gewählten Entwurfsansatz steckt auf jeden Fall ausreichend Planungsflexibilität, um die atmosphärische Dichte der Untergeschosse noch weiter nach oben zu entwickeln.

Für die Gastronomie ist die Lage der Anlieferung gut und wäre bezüglich der Beeinträchtigung der Veloverbindung zu klären, hingegen wird eine funktionierende Anlieferung für den Aquarienbereich noch zur anspruchsvollen Aufgabe werden.

Die gestalterische Analogie an ein Kliff findet sich ebenfalls im Gebäudeschnitt und in der Konstruktion wieder: Stampflehmmauern sollen unter Verwendung vorhandenem Aushubmaterials erstellt werden und über die Mischung von Fels- und Sedimentgesteinen mit zunehmender Höhe einen feineren Ausdruck erhalten. Neben der Verwendung von Recyclingbeton und weiteren natürlichen Baumaterialen sind das Volumen und die Gebäudemasse positive Faktoren für die Nachhaltigkeit.

Obwohl das Gebäude sehr kompakt konzipiert ist, weist es im Quervergleich mit den anderen Projekten unter anderem wegen der grösser bemessenen technischen Aquariumsinfrastruktur die grösste Fläche auf.

Mit Ruhe und Besonnenheit verschafft das Projekt dem Zoo eine positive Identität an der Heuwaage. Es handelt sich um einen zukunftsfähigen Entwurfsansatz, welcher in seinem architektonischen Auftritt auch auf Veränderungen eingehen kann.
Seacliff, Ozeanium Zoo Basel, © BoltshauserArchitekten AG, Visualisierungen: nightnurse images GmbH

Seacliff, Ozeanium Zoo Basel, © BoltshauserArchitekten AG, Visualisierungen: nightnurse images GmbH

Seacliff, Ozeanium Zoo Basel, © BoltshauserArchitekten AG, Visualisierungen: nightnurse images GmbH

Seacliff, Ozeanium Zoo Basel, © BoltshauserArchitekten AG, Visualisierungen: nightnurse images GmbH

Seacliff, Ozeanium Zoo Basel, © BoltshauserArchitekten AG, Visualisierungen: nightnurse images GmbH

Seacliff, Ozeanium Zoo Basel, © BoltshauserArchitekten AG, Visualisierungen: nightnurse images GmbH

Seacliff, Ozeanium Zoo Basel, © BoltshauserArchitekten AG, Visualisierungen: nightnurse images GmbH

Seacliff, Ozeanium Zoo Basel, © BoltshauserArchitekten AG, Visualisierungen: nightnurse images GmbH