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Einladungswettbewerb | 07/2012

Neubau Bauhof

3. Preis

Preisgeld: 4.000 EUR

Architekturbüro Michael Letzgus

Architektur

Erläuterungstext

Stadt Künzelsau – Neubau Bauhof – Erläuterungsbericht

Entwurf
Die Funktionalität des Bauhofs ist maßgeblich durch Fahrzeugradien und entsprechende Rangierflächen bestimmt. Durch die vorgegebene Erschließung an der Westseite des Grundstücks über den Hallstattweg ergibt sich ein gestaffelter Hofbereich, von dem aus alle Bauteile des Bauhofs angefahren werden können. Die Geländehöhe liegt in weiten Teilen des Plangebietes bei 220,00 m über N.N. und kann im Rahmen der Konzeption beibehalten werden, ohne dass Aufschüttungen in größerem Umfang erforderlich werden.
Wagenhallen und Werkstätten liegen im Erdgeschoss und bilden zwei Gebäuderiegel. Als Staffelgeschoss werden die Verwaltung und die Umkleide- und Sozialräume auf den nördlichen Riegel (Bauteil 2) aufgesetzt. Somit können Lärmemissionen des stark frequentierten Hofbereichs gegen die Hangbebauung abgeschirmt werden.
Der südliche Riegel (Bauteil 3) erhält dem Geländeverlauf zum Sportplatz hin folgend einen tiefer gelegenen Anbau, der die Stadionumkleiden und Materialräume aufnimmt. Das Dach kann als Zuschauerterrasse für Sportveranstaltungen genutzt werden. Die Zufahrt zu den Geräteräumen erfolgt über den vorhandenen Vorplatz des Sportheimes.
Einen dritten Komplex innerhalb der Anlage bildet die Gärtnerei mit dem Gewächshaus (Bauteil 1). Diese Nutzung wurde bewusst als verträgliche Nachbarschaft in der Nähe des geplanten Demenzzentrums bzw. in der Nähe der bestehenden Wohnbebauung im nordwestlichen Bereich des Grundstücks platziert.
Die neue Salzhalle befindet sich im Eingangsbereich des Bauhofgeländes im Bauteil 3 und kann auf direktem Weg angefahren werden. Der Bau der neuen Salzhalle ist möglich, solange die bestehende Salzhalle im östlichen Teil des Grundstücks noch genutzt wird.


Konstruktion und Material
Die Gebäuderiegel erhalten eine Konstruktion aus nachhaltigen Werkstoffen. Stützen und Binder sind als Brettschichtholz konzipiert. Die Hallen werden über die gesamte Gebäudetiefe stützenfrei überspannt, so dass eine flexible Einteilung der Hallen in
Fahrzeug-, Werkstatt- und Lagerbereiche möglich ist. Die Außenwände bestehen aus wärmegedämmtem Brettsperrholzelementen mit vorgesetzter hinterlüfteter Holzschalung auf einem umlaufenden Betonsockel. Durch die Verwendung eines umweltbewussten Nutzholzes aus nachhaltiger Waldwirtschaft mit geringem Schwindverhalten ist eine stabile, verformungsfreie Fassade mit dauerhaft ansprechender natürlicher Optik gewährleistet (z.B. Accoya, Haltbarkeit 50 Jahre ohne Erdkontakt). Die Bodenplatte wird mit Glasschotter unterseitig gedämmt.
Die Belichtung der Hallen erfolgt in der Fassade über wärmedämmende mehrschalige Polycarbonat-Elemente (U-Wert bis 0,83 W/m²K) sowie beim Bauteil 3 über Oberlichter aus dem gleichen Material. Die dem Sportplatz zugewandte Fassade dieses Riegels ist vollflächig mit Photovoltaik-Elementen bekleidet. Ebenso sind die südorientierten Flächen des fünfschiffigen Gewächshausdaches mit transluzenten Photovoltaik-Elementen ausgestattet. Die Module werden als Sonnen- und Regenschutz in Form einer Überdachung über den Arbeits- und Werkstattbereich der Gärtnerei geführt.


Energie und Ökologie
Anfallendes Regenwasser wird von Brauchwasserzisternen aufgenommen und für die erforderlichen sanitären Anlagen sowie den Fahrzeugwaschplatz und die Gärtnerei (Gießwasser) verwendet. Um bei größeren Regenmengen die Belastung der Kanalisation zu verringern, ist in geeigneten Bereichen des Grundstückes der Bau von Versickerungs-anlagen vorgesehen. Die Lage der Rigolen erfolgt in Abstimmung mit der zuständigen Behörde. Alternativ können die Hofbeläge westlich der Wasserschutzzone mit für Schwerlastverkehr geeignetem Drainpflaster ausgeführt werden.
Die Flachdachflächen der Gebäuderiegel erhalten eine extensive Begrünung. Damit wird eine ansprechende und naturbezogene Gestaltung der Dachaufsichten erreicht. Anfallendes Regenwasser wird so mit Verzögerung in die Kanalisation eingeleitet.
Als zentrales Heizsystem kommt eine Luft-Luft-Wärmepumpe zum Einsatz. Der über die Photovoltaik-Elemente erzeugte Strom wird für den Betrieb der Wärmepumpe verwendet. Somit können Primärenergieverbrauch und Betriebskosten niedrig gehalten werden. Durch häufige und längere Toröffnungszeiten treten in den Fahrzeug- und Werkstatthallen kurzfristige Wärmesenken auf. Das vorgesehene Warmluft-/ Lüftungssystem kann schnell auf diese Senken reagieren. Durch den Einsatz von Ventilatoren wird die Wärme gleichmäßig in den Hallen verteilt. Wärmepolster im Deckenbereich und kühle Zonen im Aufenthaltsbereich von Arbeitsplätzen werden damit vermieden. Im südlichen Gebäuderiegel (Bauteil 3) können die Photovoltaik-Module als Luftkollektoren ausgebildet und die so gewonnene Warmluft heizungsunterstützend zugeführt werden.
Auf der Überdachung der Außenlager im östlichen Teil des Grundstücks ist eine thermische Solaranlage zur Brauchwassererwärmung und ggfs. zur Heizungsunterstützung installiert.
Der Verwaltungstrakt im Obergeschoss wird im Passivhausstandard ausgeführt. Er erhält entsprechend gedämmte Hüllfächen sowie eine raumlufttechnische Anlage mit Wärmerückgewinnung. Die Beleuchtung wird zur Minderung der Betriebskosten mit LED-Technik umgesetzt.
Bei einer ganzjährigen Nutzung der Umkleide- und Geräteräume des Stadions Prübling wird dieser entsprechend energieeffizient ausgeführt. Bei einer Nutzung nur von April bis Oktober sind hier Einsparungen in Bezug auf die Investitionskosten möglich.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Verfasser platziert die Funktionseinheiten für den Bauhof in 3 Baukörpern entlang der nördlichen und südlichen Grundstückgrenze. Durch die vorgegebene Erschließung an der Westseite des Grundstücks über den Hallstadtweg ergibt sich ein gestaffelter Hofbereich, von dem aus alle Funktionsbereiche angedient werden können. Wagenhallen und Werkstatten liegen sich im nördlichen und südlichen Riegel gegenüber. Auf dem nördlichen Riegel ist die Verwaltung aufgesetzt. Somit können Lärmimmissionen gegen die Hangbebauung abgeschirmt werden.
Die Salzhalle liegt nahe der Zufahrt kann auf direktem Weg angefahren werden. Der Bau der Salzhalle ist möglich, solange die bestehende Salzhalle noch genutzt wird.
Gewächshaus, Außenflächen und Fahrzeughalle für den Gärtnereibetrieb sind an der Westgrenze platziert. Entgegen den Vorgaben des Raumprogramms bietet der Verfasser eine Komplettüberdachung dieser Funktionseinheit an. Dies hat zur Folge, dass die Flächen- und Kennwerte im Vergleich zu den übrigen Arbeiten im oberen Bereich liegen. Nachteilig wird auch die überdachte Freifläche Gartenbau bewertet, da hier ganzjährig bewässert werden müsste. Auch dürfte die Verschattung nicht unproblematisch sein. Der untergeschobene Baukörper für die Fahrzeuge ist konstruktiv problematisch.
Das Stadiongebäude liegt auf Sportplatzniveau und ist funktional und zweckmäßig organisiert. Das Flachdach kann als Zuschauertribüne genutzt werden.
Die Hallenkonstruktionen sind klar gegliedert und stützenfrei. Sie ermöglichen eine flexible Nutzung und sind wirtschaftlich herzustellen.
Die Architektursprache der Hallen ist angemessen, der nördliche Riegel weist mit einer ansprechenden Fassadengestaltung eine gute Gliederung auf.
Das energetische Konzept ist sehr detailliert ausgearbeitet, wirkt jedoch z.T. überzogen und nicht praktikabel.
Insgesamt überzeugt der Entwurf durch seine klare Gliederung und Formensprache sowie der überzeugenden Funktionalität. Die überdimensionierte Glasdachkonstruktion mit transluzenten Photovoltaik-Elementen des Gewächshauses und der zugehörigen Freiflächen lassen jedoch hohe Bau- und Folgekosten erwarten.