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Offener Wettbewerb (auch fĂĽr Studenten) | 12/2005

5. Nachwuchswettbewerb bdla Nordrhein-Westfalen: KOHLE schmeckt GRĂśN - der Maximilianpark im Wandel

Gesamtkonzept

Gesamtkonzept

2. Preis

Maria Simons

Jasmin Belz

Erläuterungstext



Idee
Nicht die Industriegeschichte soll die Ruinenstandorte auf dem Zechengelände beleben, sondern Liebesgeschichten. Berühmte Paare des 20. Jahrhunderts ziehen in die versteckten Gärten ein. Sie knüpfen ein Band von Hamm in die Welt – nach Moskau, Wien oder Mexiko, erzählen von Techtelmechteln und Rosenkriegen und lassen uns ein Stück des Maximilianparks mit Augen, Ohren und Nase neu erfahren.

Raum
Der versteckte, umschlossene Charakter der Orte wird als Qualität betrachtet und soll weitgehend gewahrt bleiben. So sollen in dem sonst eher durch Aktion und Offenheit geprägten Park intimere, kontemplative Orte geschaffen werden.

ErschlieĂźung, Gestaltung
Auffällige Elemente aus leuchtend rotem Stahlblech (z. T. kunststoffbeschichtet) leiten die Besucher in diese „Verstecke“ hinein und bilden den gestalterischen Leitfaden, der die Verbindung zwischen den einzelnen Orten kenntlich macht.

Inszenierung, Inhalt
An den Ruinen befinden sich imaginäre Zimmer berühmter (Liebes-)Paare des 20. Jahrhunderts. Aspekte der Geschichte der Paare werden durch die Inszenierung des Raumes interpretiert. (z. B. durch Zitate, Audio-Installationen etc.)

Kontext, Zeitlicher Bezug
Die Paare sind so gewählt, dass ihre Geschichte im zeitlichen Zusammenhang mit der der Zeche Maximilian steht. So werden die Orte anhand der konkreten zeitgeschichtlichen Überreste in einen größeren kulturellen Kontext gesetzt.

Vegetation, Pflanzen
Die Vegetation stärkt den Charakter des Ortes. Jeder der Liebesgärten ist mit einer speziell für das Paar ausgesuchten Vegetation bepflanzt. Unter anderem werden Pflanzen ausgewählt, denen eine bestimmte Symbolik zugeschrieben wird.


Konzept
Die bestehende Vegetation der Ruinenstandorte soll jeweils im Inneren ausgelichtet werden. Nach außen hin soll die ohnehin vorhandene Saum- bzw. Heckenwirkung so gestärkt werden, dass sie nicht mehr einem willkürlich entstandenen Dickicht gleicht, sondern einen deutlich umschlossenen Raum bildet.
Das einheitliche gestalterische Mittel des roten Stahls macht die Besucher zum einen aufmerksam und bildet zum anderen das bestimmende raumbildende Element für den Ort. Darüber hinaus sollen auf den speziellen Ort und das jeweilige „Bewohnerpaaar“ abgestimmt verschiedene inszenatorische Mittel zum Einsatz kommen. Neben üblichen landschaftsarchitektonischen Gestaltungselementen sind dies z. B. auch Klang-Installationen. Eine wichtige Rolle spielt die Bepflanzung, die nicht nur das Auge, sondern auch Nase und Tastsinn ansprechen soll. Alle Orte sollen außerdem wirkungsvoll illuminiert werden, u. U. kann man hier auch gesonderte temporäre Veranstaltungen für die Abendstunden anbieten (z.B. ähnlich der jährlich stattfindenden „Illumina“ auf Schloss Dyck).

Ergänzend zu den Inszenierungen werden an den einzelnen Stationen Tafeln angebracht (oder beim Eintritt Informationsblätter ausgeteilt werden), die in einigen Sätzen die Geschichte der fünf Paare erzählen und den zeitlichen Kontext zur Zechengeschichte erläutern. Zu allen Paaren gibt es auch Literatur, die neugierig gewordene Besucher vielleicht im Schmetterlingshaus kaufen könnten.

Die Auswahl der Paare wird als Vorschlag betrachtet, der einen Querschnitt durch unterschiedliche Bereiche von Kunst und Kultur bietet und daher eine breite Zielgruppe anspricht. Es gibt natürlich noch viel mehr berühmte Liebespaare …


Inszenierung der fĂĽnf Standorte

Maria & Aristoteles
Als Siebzehnjährige sang Maria Callas 1942 zum ersten Mal die „Tosca“ (Ein Jahr später schloss die Zeche Jahr nach einem letzten Belebungsversuch endgültig). 25 Jahre später dringen mit Aristoteles Onassis Liebe, Eifersucht und Drama auch in ihr Leben außerhalb der Bühne ein. Wie in einem Theater schreitet der Besucher über mit rotem Teppich ausgekleidete Stufen und befindet sich inmitten eines Bühnenbildes. Das Rot fließt in den Raum hinein – durchbrochen von den Worten der Tosca – kleidet ihn aus und wird nur durch dichtes Efeu an einigen Stellen aufgehalten. Dort wo die Stützen fehlen, geben Rosen und Lilien ein Duett. Auf der gegenüberliegenden Seite die Loge.
Material: Beschichtetes Stahlblech mit ausgefrästem Text, Coryllus avellana für die Abgrenzung zum Dschungelspielplatz, Bepflanzung
Pflanzen: u.a. Lilium candidum – Die weiße Lilie ist ein altes Licht-Symbol, Symbol für Liebe und Schönheit.)

Olga & Anton
Olga Knipper, eine Moskauer Schauspielerin und Anton Tschechov, damals schon berühmter Dramatiker begegneten sich 1898 (auf dem Gelände in Hamm begannen gerade die Abtäufarbeiten). Von ihrer bis zum Tod währenden Liebe erzählen Hunderte von Briefen.
Im Kirschgarten auf dem Hügel oberhalb der alten Fundamentreste flüstern die Bäume den Besuchern diese Briefe zu. Links geht Olga, rechts Anton. Sie treffen sich auf einer Bank unterm Baum.
Material: Beschichtetes Stahlblech, versehen mit eingravierten Anreden/Briefdaten, Audio-Installation, Prunus avium und Unterpflanzung
Pflanzen: u.a. Kirschblüte – Symbol der Fruchtbarkeit und Weiblichkeit. In Japan ist sie ein Symbol der Reinheit, der Schönheit und des Glücks.)

Tina & Edward
Der berĂĽhmte Fotograf Edward Weston und die Schauspielerin Tina Modotti werden 1923 ein Paar (Ein erneuter Versuch des Kohleabbaus wird beendet durch den Verkauf der Zeche). Von ihm lernt sie die Liebe zur Fotografie, die auch sie berĂĽhmt machen wird. Gemeinsam gehen sie nach Mexiko.
Wie durch eine Atzekenruine wird der Besucher durch die Reste des Ventiltorengebäudes geführt. Unvermittelt versperren Wände den Weg. Die Fenster darin lenken den Blick, sie geben die Sicht frei auf verborgene Bereiche und rahmen unbeachtete Motive aus der Umgebung, die so zu Bildern werden.
Material: Beschichtetes Stahlblech, teilweise mit eingefrästen Verzierungen, Buchstaben aus Stahblech, Röhren mit Umlenkspiegeln
Pflanzen: u.a. Papaver orientale – Symbol für leidenschaftliches und rauschvolles Leben, Verletzlichkeit, Erotik)

Jane & Serge
Ende der 60er Jahre (auf der Zeche wurden zu dieser Zeit einige der Gebäude gesprengt) lernten sich in Paris Jane Birkin und Serge Gainsbourgh kennen.
Ein breiter roter Teppich lockt den Besucher durch die dichte Hecke hinein zu den Fundamentresten der Kokereianlage. Kleidungsstücke liegen darauf verstreut – eine Socke, ein Schuh, eine Handtasche. Mit der Zeit werden Schneeglöckchen und Vergissmeinnicht durch sie hindurchwachsen. Der Teppich scheint unter dem Betonfundament zu verschwinden und klettert dann doch an ihm hoch, legt sich darüber und schafft für den Besucher einen Platz inmitten von Anemonen und Walderdbeeren.
Material: Beschichtetes Stahlblech, in das die Umrisse von KleidungsstĂĽcken gelasert sind
Pflanzen: u.a. Arum maculatum – Symbol der Leidenschaft)

Alma & Oskar – Grünes Tor (Entwurf im Maßstab 1:100)
Alma Mahler, die Witwe des berĂĽhmten Komponisten und Oskar Kokoschka, den jungen noch unbekannten Maler verband von 1911-1914 (Die einzige wirklich produktive Zeit der Zeche) eine kurze, aber umso heftigere Liebe.
Durch den Vorhang im grünen Tor treten die Besucher ein in das Versteck des Paares. Ein weicher Teppich aus Moos breitet sich vor ihren Füßen aus. Es duftet nach Narzissen, dezentes Geplätscher erfüllt die Lichtung und wenn man sich im Sonnenlicht, das durch die Kronen der Bäume schimmert, auf dem roten Bett niederlässt, um zu lauschen, wird man von springenden Wassertropfen überrascht. Die üppige Bepflanzung und die Wasserwand sorgen für ein eigenes Mikroklima. Das „Atelier“ ist ein Hortus conclusus mit umgekehrten Vorzeichen – das Zimmer in dem Alma und Oskar Zuflucht suchen vor der langweiligen Wiener Bourgeoise.

Als Eingangsweg schiebt sich eine Betonplatte vom Gelände aus durch das Grüne Tor. In den Vorhang aus rotem/pulverbeschichteten Edelstahl ist mit Lasertechnik ein (Brokat-)Muster hinein gefräst. Eine Beleuchtung zwischen den beiden Vorhanghälften wirft das Muster als Schattenspiel auf den Boden. Als Sitz-/Liegegelegenheit dient eine witterungsbeständige Sportmatte (ähnlich einer Hochsprungmatte).
In den HĂĽgel schneidet sich eine Betonwand hinein und fasst den Raum nach SĂĽden hin. Aus der Wand heraus flieĂźt durch Edelstahlrinnen Wasser in ein Becken aus Naturstein (von dort aus wird es mittels einer Pumpe an der MauerrĂĽckseite wieder den Rinnen zugefĂĽhrt). Blumen aus rotem Stahlblech ranken an der Wassermauer empor.
Die bestehenden Gehölze werden vor und hinter dem Tor ausgelichtet und an den Seiten durch weitere Sträucher und Bäume ergänzt, um einen dichten Saum zu bilden. Moos und eine üppige Bepflanzung aus schattenliebenden Stauden breiten sich im Raum aus. Zwischen den Pflanzen sind einzelne Wasserspeier verteilt (z.B. Jumping Jet / „Fliegendes Wasser“).

Es wird vorgeschlagen, den bestehenden runden Platz vor dem grünen Tor in seiner jetzigen Form aufzulösen und in die Inszenierung einzubeziehen. Durch diese Reduktion der Gestaltungselemente soll mehr Klarheit geschaffen werden.

Pflanzen: u.a. Anemone – in der Antike Symbol für das Vergängliche

Beurteilung durch das Preisgericht



Die Verfasser schaffen durch die Verknüpfung von historischen Liebesgeschichten mit markanten Kenndaten der Zeche Maximilian bzw. dem Maximilianpark eine künstliche Bezugsebene. Diese Idee setzt sich in erfrischender Weise von der Mehrzahl der eingereichten Arbeit ab. Durch die Zuordnung der Liebespaare lassen sich die fünf Ruinenstandorte in einem übergeordneten Kontext verbinden. Der Ansatz eröffnet gleichzeitig die Option einer Fortschreibung des Konzepts mit „neuen Liebespaaren“, somit besteht eine potentielle Flexibilität des Konzeptes für die Zukunft.

Die Ausformulierung der Idee wirkt auf den ersten Blick zurückhaltend und auf wenige, wiederkehrende Elemente (roter Stahl, gefräste Ornamente usw.) beschränkt. Bei genauerer Betrachtung ist jedoch zu erkennen, dass die Standorte zum Teil aufwendiger ausgestattet werden sollen, als es zum Verständnis der Idee bedarf (flächige Wasserwand oder Betonplatte).

Positiv ist der Umgang mit der bestehenden Vegetation und der Einsatz neuer Pflanzen zu bewerten. Die Standorte sollen entsprechend der besonderen Geschichte der Liebespaare nach innen hin ausgelichtet und nach außen etwas stärker verdichtet werden. So könnten spannungsreiche kontemplative Raumwirkungen entstehen. Weiterhin wählen die Verfasser besondere Pflanzen entsprrechend des Charakters der Orte aus. Das Konzept erscheint realisierbar, wenn von den aufwendigen und zum Verständnis nicht unbedingt notwendigen Accessoires (Wasserwand, flächiger Beton und Stahl) abgesehen wird.
Gesamtkonzept

Gesamtkonzept

Standorte

Standorte

Standorte

Standorte

Alte Kokerei – Jane & Serge

Alte Kokerei – Jane & Serge

Alte Kokerei – Jane & Serge

Alte Kokerei – Jane & Serge

Grünes Tor – Alma & Oskar

Grünes Tor – Alma & Oskar

Grünes Tor – Alma & Oskar

Grünes Tor – Alma & Oskar

GrünesTor – Grundriss

GrünesTor – Grundriss

GrünesTor – Grundriss

GrünesTor – Grundriss

GrünesTor – Perspektive

GrünesTor – Perspektive

GrünesTor – Perspektive

GrünesTor – Perspektive