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Teilnahme 13 / 13

Offener Wettbewerb | 01/2013

Freiraumgestaltung Umfeld Humboldt-Forum

Teilnahme

Kamel Louafi Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Idee und Sinn - Das Umfeld des Humboldt-Forums Berlin-Mitte

Das Umfeld des Humboldt-Forums erfordert eine sinnfällig elegante Raumbildung, die jedem der
Teilbereiche eine eigene Qualität gibt. Proportionen, Oberflächenmaterialität und subtile semiotische Verweise prägen hier das Raumempfinden. Der Bezug auf bestehende Raumkanten und räumliche Spuren von Gestern findet sich in der Neuinterpretation.

In Analyse des Topos wurden markante historische Elemente sowie Bezüge des Ortes und seiner Entstehung herausgefiltert. Sie finden in der Formung des neuen Raumes Verwendung und werden mit modernen, zeitgemäßer Nutzung entsprechenden Elementen und Bezügen kombiniert. So ergibt sich eine Vernetzung des Ortes in der Zeit ebenso wie im Stadtraum.

Mit Bäumen, Rasenparterres, Natursteinplatten und -pflaster in verschiedenen Formaten und Signatu-ren sowie Einzelobjekten wird das Humboldtforum mit seinem Umfeld auf der Museumsinsel und dar-über hinausgehend mit wichtigen Straßenzügen und Stadtplätzen ideell und sinnhaft vernetzt.

Die Oberflächengestaltung des Umfelds des Humboldt-Forums erfolgt in der Tradition z.B. des Pariser Platzes, des Boulevards Unter den Linden sowie der Museumsinsel und darüber hinaus. Das Areal erhält eigenständige, Identität stiftende Gestaltungsmerkmale, die es über ihre Materialität mit den umliegenden Quartieren in alle Richtungen vernetzten. Die traditionellen Natursteinmaterialen, die in Berlin im öffentlichen Raum eingesetzt werden - auch in den Verkehrsbereichen - und die alle techni-schen Vorraussetzungen wie Befahrbarkeit, Übergangsmarkierungen, Ausprägung als Poller etc. er-füllen (z.B. Granit, Kalkstein, Basalt), bilden auch die Oberflächen dieser Freiflächen. Das Humboldt-Forum liegt in einem einheitlichen Pflasterteppich, die gestalterische Differenzierung der verschiede-nen Bereiche und funktionaler Zuordnungen erfolgt über die komplementäre Einpassung (Injektion) von Pflasterelementen. Mittels der Variation der klassischen Materialien in Format und Farbe ergibt sich auch die Möglichkeit der ornamentalen Gestaltung.

Das gesamte Areal umgebende Baumreihen dienen seiner Kohärenz, ihre Auswahl ist kontextorien-tiert. Wiederkehrend ist auch das Thema der Rasenparterres, die unter anderem einen gestalterischen Bezug zum Lustgarten herstellen. Das Mobiliar-Konzept folgt einer schlichten, modernen Formenspra-che; dabei werden Funktion und Form gelegentlich kombiniert (z.B. Sitzelemente/ Pflanzeinfassungen/ Zugangssperren).

Schlossplatz-Nord
Am Schlossplatz Nord wird der räumliche Zusammenhang mit dem Lustgarten mit Flanken aus säu-lenförmigen Bäumen, wie sie auch in Schinkels Schlossbrückenentwurf zu finden sind, gestärkt (z.B. Populus nigra ‚Italica‘/ Pappeln oder Quercus robur ‚Fastigiata‘/ Säuleneichen) sowie mit einer bis zum Lustgarten reichenden einheitlichen Pflasterung. Den Raum betont weiter ein Rahmen aus für Berlin typischen großformatigen Granitplatten, begleitet von taktilen Leitstreifen (z.B. Rillen oder Mosaik-pflaster). Die Strenge des innerhalb dieses Rahmens verlegten, gesägten Großsteinpflasters (vgl. Pariser Platz) unterbrechen gelegentlich weitere großformatige Platten, wodurch der nördliche Schlossplatz einen eigenständigen Charakter erhält. Die ebenfalls gepflasterte Straße wird leicht er-höht (Verkehrsverlangsamung). Die Fußgängerpassage über die Straße erfolgt über eine lange zu-sammenhängende Fläche zwischen zwei Ampeln, auch dies stärkt das funktionale und inhaltliche Zusammenspiel von Museumsinsel und Humboldt-Forum.


In alter Schlosstradition sollen gartenkünstlerische Elemente die Besonderheit des Ortes unterstützen. Schirmplatanen bieten die Anmutung eines Schlossvorplatzes ebenso wie eines modernen öffentli-chen Platzes. Mit ihrer architektonischen Erscheinung und dem flachen Habitus bilden sie vor der Schlossfassade keine Barriere, bieten allerdings lichten Schatten für den Aufenthalt auf Sitzgelegen-heiten. Zugleich interpretieren sie die ehemaligen Formgehölze auf der Terrasse neu; die Baumstand-orte berücksichtigen die Sichtbezüge.

Die Terrassen selbst werden als flaches Podest mit Rasenflächen und einem das Forum umlaufend umgebenden Ornament nachgezeichnet. Während die Rasenflächen sich auf den Lustgarten ebenso wie auf die frühere Bepflanzung vor dem Schloss beziehen, stellt das semiotische Ornament einen inhaltlichen Bezug zum Humboldt-Forum her. Auf den Bastionen an den Eckpunkten der Einfassun-gen ist die Rückführung der historischen Skulpturen möglich; zugunsten der Modernität wurde hier aber darauf verzichtet, die Bastionen werden dann mit entsprechenden Hinweisen versehen.

Humboldt-Plateau (Terrassen)
Die ehemaligen Schlossterrassen waren bepflanzt und im Wegebereich ornamental gepflastert. Für die reduzierten, in der Höhe nur leicht von der Umgebung abgesetzten neuen Terrassen wird dieses Thema aufgegriffen und bezogen auf das Humboldt-Forum neu interpretiert. In einem semiotischen Ornament wird das Erkenntnisinteresse der Humboldt-Brüder mit ihren vielfältigen Forschungstätigkei-ten, unter anderem im Bereich der Sprache (Wilhelm von Humboldt) sowie der Naturwissenschaften (der Reisende Alexander von Humboldt), symbolisch verknüpft. Schriftelemente der verschiedensten Kulturen werden zu einem Mosaik verflochten, das Sprache (zugleich Kommunikationsmittel, For-schungsobjekt und wissenschaftliches Instrument) mit Reisen und Internationalität verbindet. Das Ornament koppelt somit zugleich auch die neue Funktion (Humboldt-Forum) mit dem angedeuteten Gebäudeelement (Terrasse), Bezüge zwischen Innen und Außen werden hergestellt und die histori-schen und modernen Gebäudeteile im Außenraum vereint (Material: Stahlbandlinie und/ oder Kleinstein- oder Mosaikpflaster).

Dieser Rahmen mit Buchstaben, Zahlen und Piktogrammschriften aus verschiedenen Kulturen vermit-telt die Idee der Offenheit und verweist auf die internationale Tätigkeit der kulturübergreifend und an wissenschaftlicher Welterforschung interessierten Gebrüder von Humboldt.

Schlossplatz-Süd
Der Schlossplatz-Süd ist ebenso wie der Schlossplatz-Nord mit Rasenpodesten und Schirmplatanen ausgestattet. Die Segmentierung der Elemente erhöht in Kombination mit der Neptunskulptur den repräsentativen Charakter der Vorfahrt und berücksichtigt die Sichtbeziehungen. Im Bereich des ehe-maligen Dominikaner-Klosterns können dessen unterirdische Fragmente durch leicht erhöhte
Sichtfenster eingesehen werden. Entlang der Straße sind PKW-Stellplätze für Menschen mit Behinde-rungen sowie Haltestellen für Reise- und Linienbusse vorgesehen

Vor dem Portal II wird mit der Neptunskulptur die Außengeometrie des ursprünglichen Neptunbrun-nens in Kleinsteinpflaster nachgezeichnet. In der Kreismitte befindet sich ein Kugelsegment aus Bron-ze umgeben von einem Sitzelement. Auf der Bronzeskulptur befinden sich Gravuren und Öffnungen, die den Planet Neptun und die Umlaufbahnen des Sonnensystems zeigen. Nachts sind leuchten die Öffnungen in verschiedenen Farben. Diese Komposition konnotiert die Namensidentität mit dem ur-sprünglichen Brunnen sowie das Interesse Alexander von Humboldts an Astronomie.

Die Fläche vor der ESMT wird über die Verknüpfung der Baumreihen in das Areal einbezogen. Schirmplatanen und Säulenbäume treffen hier aufeinander. Rasenflächen vor und neben dem Ge-bäude, dezentraler Fahrradstellplatz und Belagstruktur sind mit dem übrigen Areal identisch ausgebil-det. Vor der Hochschule für Musik Hans Eisler (Marstall) befindet sich eine Fläche für Gastronomie.

Schlossfreiheit
Die Schlossfreiheit ist über die Pflasterstruktur mit dem übrigen Humboldt-Areal gestalterisch verbun-den. Die Fahrbahn der Vorfahrt ist optisch und taktil von den übrigen Bereichen abgegrenzt, ggf. un-terstützen Poller die Trennung der Funktionsbereiche.
In Verlängerung der Terrassen am Schlossplatz-Nord wird mit einer Sitz-Stufenanlage ein Zugang zum Wasser geschaffen. Einzelbäume mit Uferbezug (z.B. Weiden) am Spreekanal, sowie mit einer zum Sitzen geeigneten Einfassung umgebene Schirmgehölze (z.B. Felsenbirnen) lockern zwischen Denkmal und Portal das Bild auf und erhöhen den Aufenthaltskomfort.
Das Ornament aus einem Fries Schinkels für die Bauakademie strukturiert den Vorplatz am Portal III. Es deutet zugleich auf die städtebauliche Verbindung des Schlossumfeldes mit der ehemaligen Bau-akademie sowie das gestalterische Wirken Schinkels im Schlossumfeld hin; gedacht ist es zurückhal-tende lineare Struktur z.B. in dunkelfarbigem Kleinsteinpflaster oder auch aus Stahlband.

An der Spree
An der Spree gelangt man vom Humboldt-Plateau über Rampen und Treppen zu einem Belvedere sowie Sitzstufen am Wasser. Wellen als Pflastermuster des Belvederes unterstreichen das Thema „Wasser“ und betonen über die Hervorhebung den Aufenthaltscharakter. Das Ufergefühl („am Wasser sein“) und die Existenz des ehemaligen Spreegärtchen unterstreichen wie auch am Spreekanal Ufer-bäume (z.B. Weiden). Am Humboldt-Forum selbst befinden sich Gastronomieflächen mit Ausblick auf die Spree und ihr östliches Umfeld. Auch hier rahmen Säulenbäume das Humboldt-Areal. Die Wege-führung berücksichtigt die weiterführenden Anschlüsse.

Stellplätze, Design for all, Funktionsflächen, Entwässerung, Mobiliar
Am Schlossplatz Süd sind entlang der Straße die PKW-Stellplätze für Menschen mit Behinderungen als Doppelparker (Parken in abwechselnden Richtungen, Ein- und Ausstiegsfläche genutzt von jeweils zwei Autos) sowie die Haltestellen für Reise- und Linienbusse (vgl. Musterhaltestelle) vorgesehen. Südlich des Freiheits- und Einheitsdenkmal bestehen weitere PKW-Stellplatzmöglichkeiten für Men-schen mit Behinderungen. Das Gelände ist insgesamt barrierefrei gestaltet und mit taktilen Orientie-rungsstreifen (z.B. Rillen oder Mosaikstreifen) entlang der Hauptwege ausgestattet, die sich in das Belagsmuster einpassen und mit dem weiteren Umfeld sinnfällig vernetzen lassen.
Die Fahrradstellplätze sind dezentral im gesamten Humboldt-Areal verteilt.
Die Haltestellen für Reisebusse und Taxis sind im Entwurf gemäß Vorgaben ebenso berücksichtigt wie die Abstände und Aufstellflächen für die Fassadenreinigung, Ü-Wagen sowie die Vorfahrten (vgl. Prüfpläne).
Die Entwässerung erfolgt weitestgehend als Punktentwässerung über Hofeinläufe.
Sitzflächen sind zum Teil mit baulichen Elementen wie Einfassungen kombiniert oder als Sonderele-mente (z.B. Sitzquader, Sitzstufen) konzipiert. Für die übrigen Bereiche sind moderne Standardbänke geplant.
Louafi Leitbilder/Idee

Louafi Leitbilder/Idee

Louafi Schirmplatanen

Louafi Schirmplatanen

Louafi Humboldt-Plateau

Louafi Humboldt-Plateau

Louafi Neptunskulptur

Louafi Neptunskulptur

Schinkelfries

Schinkelfries

Louafi An der Spree/ Belvedere

Louafi An der Spree/ Belvedere

Louafi Terrassen, Neptun Skulptur und Belag

Louafi Terrassen, Neptun Skulptur und Belag

Louafi Perspektive

Louafi Perspektive

Teilnahme 13 / 13