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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2012

Sanierung des Kreishauses

Anerkennung

Preisgeld: 4.000 EUR

ramona buxbaum architekten

Architektur

Götte Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Konzept
Ziel ist die Einbindung der historischen Wasserburgelemente in einen neuen sinnvollen Zusammenhang und eine neue Adressbildung
Das Areal um den Bereich der Schlossgasse und der Albinistraße umfasst eine Vielzahl von Gebäuden aus unterschiedlichen Epochen.
Sie alle liegen auf dem Gelände der staufischen Wasserburg aus dem 12. Jahrhundert in Dieburg. Zwingermauer, Burggraben, Schloßtürme, Burghof und Stadtmauer sind teilweise noch erhalten (Nord-West).
Die Haupterschließung erfolgt von der Albinistraße im Norden.
Durch die Erweiterung des Verbindungsgebäudes nach Norden hin entsteht ein neues und zentrales Foyer, das mit der Integration des Schloßturmes eine neue Adresse für das Kreishaus Dieburgs bildet.
Teile der alten Zwingermauer und ein Wassergraben im Foyer werden aus Bruchstein rekonstruiert, um den Schlossturm in die Gesamtanlage wieder einzubinden und in Beziehung zu seinem Umfeld zu setzen.
Durch den Umzug einiger Teile der Kreisverwaltung nach Darmstadt-Kranichstein wurde der Standort Dieburg geschwächt. Mit der Realisierung wird Dieburg als ehemalige Kreisstadt und Sitz der Kreisverwaltung wieder gestärkt und erhält eine neue angemessene Bedeutung.

Räumliche Organisation / Funktionalität
Der Haupteingang erfolgt von der Albinistraße aus, ist vom Straßenniveau ebenerdig begehbar und führt in ein offenes und großzügiges Foyer.
Von dort aus besteht eine Übersicht über die Verteilerstruktur des Kreishauses Dieburg mit der Volkshochschule.
Im Foyer befindet sich ein Fahrstuhl, der die Barrierefreiheit im gesamten Gebäudekomplex, auch zur Volkshochschule im 1. OG gewährleistet.
Der durch die Erweiterung des Verbindungsgebäudes B zusätzlich geschaffene Raum mit dem Schlossturm wird für die Ausstellung der historischen Sammlung des Kreishauses und für wechselnde Ausstellungen vorgeschlagen.
Durch eine großzügige Treppe im Foyer ist eine klare Orientierung im Erdgeschoß geschaffen. Dort befindet sich der Verteiler in die gewünschten Verwaltungseinheiten. Links und rechts von der Treppe befindliche Informationsschalter dienen einer schnellen und kundenfreundlichen Organisation und gewährleisten Ruhezonen für Besucher.
Der zweite Eingang erfolgt über den Hof, der durch eine geneigte Platzfläche im Burghof den Besucher barrierefrei in das Erdgeschoss führt. (Verteiler). Ausgehend vom Verteiler werden die öffentlichen Bereiche des Kreishauses (Führerscheinstelle, Volkshochschule, etc. ) erschlossen.
Vom Treppenhaus des Gebäudes C wird man in jedem weiteren Geschoss in einen halb öffentlichen Wartebereich geführt, von dem aus man von der gewünschten Person / Abteilung abgeholt werden kann.
Die anschließenden Büroräume erhalten eine nutzungsgerechte und zeitgemäße Aufteilung und Ausstattung.

Architektonisches Konzept / Architektursprache / Fassadengestaltung
Wasserburg / Die Burg
Um den Schlossturm optisch in das Gesamtensemble einzubinden, wird die Eingangsfassade mit einer Bruchsteinmauer als Sockel ausgebildet. Dadurch wird Bezug auf die ehemalige Zwingermauer und die angrenzenden Stadtmauer aufgenommen. Diese rahmt den Windfang und verstärkt die Adressbildung mit der neuen Eingangssituation deutlich.
Oberhalb wird die Bruchsteinmauer mit einer vollverglasten Pfosten-Riegel-Fassade ergänzt, um Offenheit und Willkommen Sein zu demonstrieren.
Vor die Glasfassade platzierte Pfeiler aus Naturstein oder eingefärbten Sichtbeton unterstreichen mit ihrer vertikalen Ausrichtung den ehemaligen Charakter der Wasserburg und verstärken die Tektonik.
Auch die neue Fassade des Verwaltungsgebäudes von 1960 (Gebäude C) nimmt gestalterisch Bezug auf die ehemalige staufische Wasserburg !
Hierzu werden die horizontalen Fensterbänder zu vertikal orientierten Fenstern mit vertikalen Pfeilern ausgebildet.
Um den massiven Charakter zu vermitteln, wird das Gebäude mit einer vorgehängten Fassade aus Wasserstrichziegeln ausgeführt.
Im Erdgeschoss wird die Ziegelsteinfassade massiv ausgebildet und durch die Perforation einzelner Steine aufgelöst, um die Belichtung und Belüftung der Kellerräume zu gewährleisten.

Materialität und Farbton Fassade
Pfeilerstruktur und Vertikalität
Für die Wasserstrichziegelsteinfassade wurde ein warmer cremiger Beigeton gewählt, der sich durch seine Zurückhaltung in die bestehenden Farben der Bestandsgebäude integriert und der mit dem bestehenden Bruchsteinmauerwerk harmoniert.

Nachhaltigkeit / Energie / Konstruktion
Das Bruchsteinmauerwerk der Giebelfassaden sowie die Konstruktion (Stahlbetonskelettbau = F90) des Gebäudes C bleiben erhalten.
Das bestehende Dachgeschoss wird aufgrund der geringen Raumhöhe neu ausgeführt und erhöht.
Die Dämmung wird an der bestehenden Fassade außen angebracht.
Die Fenster werden erneuert. Somit wird gewährleistet, dass der erwünschte Jahresheizwärmebedarf von 25 KWh/qm erreicht wird.
Der ausgewählte Ziegelstein hat eine Lebensdauer von über 100 Jahren und bedarf keiner Wartung oder regelmäßigen Reinigung.
Jedes Fenster wird mit einem Öffnungsflügel versehen, um eine Reinigung von innen und außen vom Innenraum aus zu gewährleisten.

Energiekonzept
Angestrebter Jahresheizwärmebedarf 25KWh/qm
Belüftungskonzept
Option 1 Natürliche Be- und Entlüftung über Fenster
Schmale Fensterschlitze in der Fassade werden genutzt für die Nachtauskühlung im Sommer. Durch motorisch angesteuerte Öffnungsflügel findet eine Querlüftung im Gebäude statt. Die warme Luft wird nachts abgeführt.
Option 2 Dezentrales Lüftungssystem an der Fassade
In die Fassade integrierte dezentrale Lüftungsysteme sorgen für eine kontrollierte Raumlüftung. Die integrierte Wärmerückgewinnung gibt zu jeder Jahreszeit eine angenehm temperierte Luft ab. Die Geräte sind individuell regelbar. Durch Einsparung von Heizenergie werden die Betriebskosten gesenkt.
Heizsystem
Die bereits vorhandene Gasbrennwertkesselanlage kann weiterhin verwendet werden. Optional kann die Gasbrennwertkesselanlage durch eine Pelletanlage ersetzt werden. Als Lagerraum für Pellets kann z.B. das ehemalige Öltanklager herangezogen werden.
Technische Infrastruktur
Die gesamte Gebäudetechnik verläuft in Brüstungskanälen.
Sommerlicher Wärmeschutz / Blendschutz
Tageslicht lenkende Jalousien garantieren ein blendfreies Arbeiten.
Gleichzeitig dienen sie der Verschattung oder der Verdunklung der Büroräume. Durch die maximale Ausnutzung der Sonneneinstrahlung reduziert sich der Strombedarf und somit auch die Betriebskosten.

Freianlagen
Die Leitidee für die Freianlagenkonzeption ist das Herausarbeiten und
Hervorheben der historischen Gebäudestruktur sowie die
Identitätsstiftung der Neubauten.
Hierfür werden der Innenhof und die zur Burganlage gehörende Umgebung räumlich und infrastrukturell neu geordnet.
Das Kreishaus und die Burg mit dem Albini-Schloss liegen eingebettet in eine denkmalwerte Grünanlage, bestehend aus dem noch vorhandenen Burggraben und den dazugehörigen Parkstrukturen.
Durch bewusstes Auslichten und Verdichten der vorhandenen Gehölze werden Blickachsen auf charakteristische Gebäudebestandteile gelenkt und funktionale Bereiche, wie der Parkplatz, verdeckt. Gruppen von Säulen-pappeln markieren die Gesamtanlage weiträumig und rahmen das neugeschaffene Blickfenster vom südlichen Parkplatz auf die Fassade des Albini-Schlosses ein. Der Turmsockel an der nord-östlichen Kante wird freigestellt und durch Blickachsen im Hain als Sichtfang erlebbar gemacht.
Durch Auslagerung der PKW-Stellplätze und Neuordnung der Zufahrts-
situation erhält der Hof der Burg einen verkehrsberuhigten, großzügigen
Freiraum, der sich den Gebäudefassaden unterordnet.
Natursteinpflaster unterstreicht die Standortcharakteristik und betont die
mittelalterlichen Strukturen der Gesamtanlage.
Durch ein gleichmäßiges Gefälle im östlichen Hofbereich sowie eine Treppen-Rampen-Konstruktion im Westen sind die Eingänge auf kurzem Wege
barrierefrei zu erreichen. Solitärbäume, die sich scheinbar durch den Pflasterbelag brechen, bilden Treff- und Aufenthaltspunkte. Am Albini-Schloss werden VIP-Stellflächen mit dezenter Markierung freigehalten.
Der Vorplatz zum Haupteingang im Norden bezieht sich in seiner Geometrie und Tektur auf die Gebäudekanten und die moderne Fassadengestaltung und bildet so ein der Architektur vorgelagertes Entrée. Der motorisierte Verkehr wird beruhigt und dezent über den Platz gelenkt, der Zugang zum Kreishaus durch die verlängerte, im Belag ablesbare Achse markiert. Gerade die hohen Gebäude wie der Schloßturm und der Bürokomplex können so durch die neugewonnene Weiträumigkeit in Ihrer Gänze wahrgenommen werden.
Durch die Neustrukturierung und -gestaltung der Freiräume wird somit der Standort Dieburger Burg klar definiert sowie die Flächen im Hof und im Umfeld großzügig in eindeutige Bereiche gegliedert.
Grundriss Erdgeschoss mit Freiflächen

Grundriss Erdgeschoss mit Freiflächen