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Einladungswettbewerb | 03/2012

Mittelrheinpavillon

3. Preis

Schilling Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Ebenso zurückhaltend wie überraschend bilden die Pavillons eine markante Kette kleiner räumlicher Ereignisse. Im geschlossenen Zustand sind sie alle gleich und fügen sich mit maximaler Zurückhaltung in die schöne Landschaft ein. Im geöffneten Zustand entfalten die Pavillons ihre Funktion in abwechslungsreichen und räumlich reizvollen Varianten. Sie machen neugierig und wirken Identität stiftend.
Ähnlich einer Auster sind sie außen rau und verwittert und – wenn sie sich öffnen – innen absolut glatt, hell und sauber.
Je nach Funktion lassen sich vielfältige Möglichkeiten denken, die Pavillons aufzuklappen oder zu schieben, wobei bei geöffnetem Pavillon, je nach Erfordernis, eine innere Haut aus Metall und Glas zum Vorschein kommen kann.
Außenmöbel und sonstiges Zubehör lassen sich leicht in dem geschlossenen Pavillon unterbringen, so dass außerhalb der Betriebszeiten immer ein aufgeräumtes Umfeld hinterlassen wird.
Der genaue innere Ausbau lässt sich im weiteren Verlauf äußerst flexibel auf die Nutzerbedürfnisse einstellen.
Bei Hochwasser ist ein sehr einfacher Abtransport möglich (Transporthaken).
Die Stahlrahmenkonstruktion ist ebenso stabil wie kostengünstig und bedarf keiner aufwendigen Fundamentierung.
Die äußere Hülle besteht aus anrostendem wetterfesten Stahl, der sich gut in die Landschaft einfügt, das Innere besteht aus Edelstahl, weißen hinterleuchteten Glasflächen und transparentem Glas.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser schlagen einen quaderförmigen schlichten Baukörper vor, der im
geschlossenen Zustand durch seine flächige Bekleidung mit wetterfestem Stahl
eine deutliche körperhafte Prägnanz besitzt. Dieses Grundmodul ist für alle
Standorte und Funktionen einheitlich und bietet damit einen hohen Wiedererkennungsfaktor
im Rheintal.
Für die unterschiedlichen Nutzungen entwickeln die Verfasser auf der Basis ein
vielfältiges System von Anpassungsmöglichkeiten. Die boxartigen Baukörper
können auf unterschiedlichste Art geöffnet werden. Am Standort St. Goar werden
Teile der Umfassungswand ausgefahren, greifen in den Landschaftsraum ein
und definieren dort temporäre Außenräume für die Freisitznutzung. In Osterspai
heben sich Flachdach und Fassade gemeinsam und schützen als hohes Satteldach
einen prägnanten Raum, der dadurch einen eigenen Charakter erhält. Auch die
kleinen Module für Ticketverkauf und WC‐Anlage erfahren durch „Schubladenfunktionen“
interessante räumliche Veränderungen.
Das immer gleiche Grundmodul ist zentrale Basis des Konzeptes, deshalb wird
eine Addierbarkeit oder modulare Erweiterung nicht nachgewiesen. Die kleinste
Einheit befindet sich ebenso im Modul und hat entsprechende Raumreserven
über das Raumprogramm hinaus, wie auch die größte Einheit in Osterspai – Verkauf
und Gastraum‐ nicht nachgewiesen wird.
Dabei fügt sich das patinierte Material gleichzeitig zurückhaltend in die Kulturlandschaft
ein. In einer differenziert erkannten und aufgebauten Schichtung vom
Rheinufer beginnend über die Baumreihe zur historischen Bebauung, besetzt der
Baukörper die Uferzone als bescheidener, horizontal gelagerter Körper, der keine
Konkurrenz zu den Fassaden der Gebäude aufbaut und trotzdem eigenständig
ist.
Durch die beschriebenen räumlichen Eingriffe in den umgebenden Landschaftsraum
werden die Gebäude im Gebrauch mit dem Umfeld verzahnt und ziehen
sich im Nichtgebrauch zurück.
Die barrierefreie Erschließung der öffentlichen Bereiche wie Ticketverkauf und
WC‐Anlage ist durch das Konzept des Ausziehens eines Bauteils als „Schublade“
nicht gegeben, es entsteht eine im Plan mit 15 cm Höhe bezifferte Stufe.
Das Gebäude ist im Hochwasserfall abtransportierbar.
Die eingesetzten Materialien ‐ Kortenstahl in der Außenbekleidung und Edelstahl
im Inneren‐ sind in spannungsvollen Kontrast gesetzt und transportieren eine
hohe Wertigkeit bei gleichzeitiger Dauerhaftigkeit und Langlebigkeit. Für ein Gebäude
im öffentlichen Raum mit starker Nutzung sind hier nachhaltige Materialien
gewählt. Dies lässt geringe Unterhaltungskosten erwarten.
Die Grundkonstruktion und das Traggerüst sind einfach, die Öffnungsmechanismen
werden jedoch in Bezug auf ihrem Aufwand und Anzahl hinterfragt. Durch
den geschlossenen einfachen Wandaufbau ist zwar eine gedämmte Konstruktion
für den Ganzjahresbetrieb möglich. Allerdings wird gerade unter diesem Gesichtspunkt
das großflächige Öffnen von ganzen Wand‐ bzw. Dachflächen sehr
kritisch gesehen.