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Gutachterverfahren | 01/2013

Kraftwerk Lausward

© Grimshaw Architects

© Grimshaw Architects

1. Rang

Preisgeld: 28.500 EUR

GRIMSHAW

Architektur

Ramboll UK

Bauingenieurwesen

ARUP United Kingdom

Lichtplanung

ErlÀuterungstext

HISTORIE UND KONTEXT
Der Neubau bildet mit dem BestandsgebÀude ein architektonisches Ensemble, das die technische Evolution des Kraftwerks an der Lausward sinnbildlich darstellt.

Das BestandsgebÀude wird durch die stÀdtebauliche Artikulation der beiden auf einem neuen Sockel platzierten Haupthallen des Neubaus bewusst mit in die Konzeption des Gesamtensembles eingebunden, zumal das dominierende Element in der Fernwirkung, der Schornstein, zum Bestand gehört.

Das Zusammenspiel der Einzelteile ergibt ein rĂ€umliches Ganzes, ein Ensemble, das sowohl in der Nah-, als auch Fernwirkung seine Kraft aus der RĂ€umlichkeit bezieht. Sei es bei der Umschiffung des Kraftwerks ĂŒber den Rheinbogen, oder als perspektivische Ansicht von verschiedenen Blickpunkten – jede Ansicht schliesst den Alt- und Neubau mit ein, so dass die Symbiose der GebĂ€ude immer prĂ€sent ist.

Die historische Schwerindustrie wird durch eine moderne Hochtechnologie abgelöst und ergÀnzt.

Das Rhein-Ruhrgebiet war wesentlich geprÀgt durch die Montanindustrie und weist immer noch eine Vielzahl von GebÀuden auf, die durch den Strukturwandel eine ErgÀnzung durch den z.B. Dienstleistungssektor erfahren haben.

Die bestehenden Kraftwerke, HĂŒtten, Stahlwerke und andere Strukturen, die mit dem Bergbau oder der Weiterverarbeitung von BodenschĂ€tzen assoziiert werden, sind als vorgefundene Formen stilprĂ€gend fĂŒr die Region (‘anonyme Skulpturen’ nach den Fotografen Bernd und Hilla Becher).

Die funktionalen EinzelgebĂ€ude strahlen in ihrer Gesamtheit – als Ensemble – mit grosser Kraft in die Region hinaus und schaffen eine IdentitĂ€t.

Als Fragestellung lĂ€sst sich formulieren, wie diese Symbiose bei Tag und bei Nacht in Erscheinung treten will, um die Stadtwerke DĂŒsseldorf mit der nötigen Angemessenheit reprĂ€sentieren zu können.

Zwei MasstÀbe sind hier zu beachten: die das Stadtbild dominierende Fernsicht und die Nahsicht, sobald der Besucher/ Nutzer sich dem Kraftwerk nÀhert und es sich so im Detail erschliesst.

Dabei konzentriert sich das Ensemble nicht auf einzelne GebĂ€ude, sondern nimmt die Anlagen als Ganzes und ihre Situierung innerhalb des Stadt- oder Naturraumes in den Blick. Diese Industrielandschaft stellt das Kraftwerk Lausward in Bezug zu vergleichbaren Komplexen in der Region. Die fĂŒr die Geschichte der Region Rhein-Ruhr so wichtige Sprache der Industriearchitektur findet hier zu einer gĂŒltigen Fortsetzung.

StÀdtebau
Der Bestandsbau prĂ€sentiert sich als kompakte Form, einer Art Sockel, mit einer vertikalen Dominante, den Schlot auf der sĂŒdöstlichen Ecke. Aus dieser Form treten drei ‘Aufbauten’ heraus, die den additiven Charakter der GebĂ€udeentstehung andeuten und, historisch, ihren Abschluss in jeweils einem Schornstein fanden, die allerdings inzwischen zurĂŒckbebaut sind.

Der Neubau setzt dieser kompakten Form nun zwei ebenso kompakte Baukörper entgegen, die durch einen gemeinsamen Sockel, gleichsam wie der Bestand, zu einer Einheit verschmelzen.

Die DurchlÀssigkeit der Volumen des Maschinenhauses und des Kesselhauses lassen den Bestandsbau deutlich im Hintergrund in Erscheinung treten, so dass dieser ebenfalls aus der Stadtansicht eine PrÀsenz bekommt.

Eine neue Ebene auf +5,5m schafft eine FreiflĂ€che vor dem Kesselhaus, die ĂŒber eine Rampe fĂŒr mögliche Besucher erschlossen werden kann.

Die GebĂ€ude Hilfskessel, Raumheizung, RohrbrĂŒcke und Treppe werden aus stĂ€dtebaulichen GrĂŒnden auf die RĂŒckseite des Kesselhauses verschoben, damit eine unverbaute Nah- und Fernsicht auf das KesselgebĂ€ude von nordost möglich wird.

Der Sockel wird nach nordost auf Strassenniveau abgesenkt, um eine einfache Zugangsmöglichkeit fĂŒr Besucher zu gewĂ€hrleisten.

Das zukĂŒftige Besucherzentrum könnte oberhalb des Verbindungstraktes zwischen Maschinen- und Kesselhaus seinen Ort finden. Von hier ist ein interessanter Einblick in die Anlagen möglich.

Bei der Anfahrt ĂŒber die Strasse “Am Fallhammer” verĂ€ndert sich die PlastizitĂ€t der Fassade stĂ€nding durch die Bewegung des Betrachters und gibt sukzessive einen Eindruck von dem GebĂ€udeinneren.
ILLUMINATIONSKONZEPT NEUBAU UND BESTAND
Die VoluminösitĂ€t des Ensembles wird durch das Lichtkonzept betont und ins Nachtbild ĂŒbertragen.

Die vorgeschlagene leicht illuminierte Silhouette des BestandsgebÀudes wirkt als Hintergrund, vor dem sich der Neubau mit seinen zwei Herzen positioniert.

Die transluzente reliefartige Fassade des Neubaus filtert das ausströmende Licht und deutet, Àhnlich wie am Tage, ein Innenleben an.

Fernsicht und Orientierung
So wie die 3 RheinbrĂŒcken als vertikale Landmarken (Pylone) und horizontale LichtbĂ€nder wirken, schlagen wir vor, auch das Kraftwerk in Ă€hnlicher Form zu gestalten: Der Schornstein wirkt als vertikale Landmarke, die beleuchteten LichtbĂ€nder des BestandsgebĂ€udes definieren den Körper.

Zusammen mit den BrĂŒcken dient das Kraftwerk zur innerstĂ€dtischen Orientierung und als Merkzeichen.

Silhouette und Panorama
Das BestandsgebĂ€ude wird in das Beleuchtungskonzept mit einbezogen. Nach nordwest wirkt es, Ă€hnlich den RheinbrĂŒcken, ĂŒber die horizontalen LichtbĂ€nder. Nach sĂŒdost wird das BestandsgebĂ€ude schwach illuminiert, um einen Hintergrund fĂŒr den Neubau zu schaffen. Es erscheint als Silhouette und akzentuiert so das Ensemble. So wird nicht nur die Ausdehnung der Stadt ĂŒber den Schornstein markiert, d.h. die Stadtgrenzen definiert, sondern auch die rĂ€umliche Tiefe der Lauswardanlage.

Der Betrachter der Stadtsilhouette versteht die rÀumliche Ausdehnung der Stadt, besonders wenn er sich durch diese, oder entlang des mÀandrierenden Rheins bewegt und so die Verschiebungen der Hochpunkte zueinander wahrnimmt. Dies findet eine Entsprechung in der Akzentuierung der einzelnen Kuben, die durch die Bewegung des Betrachters ebenso zueinander in Bezug gesetzt werden. Der Neubau integriert sich so in den Bestand.

Lichtinstallation
ZusÀtzlich zu dem zu erwartenden Licht aus dem Nachtbetrieb sollten Leuchten auf einem 4m x 15m Raster im hinteren Fassadenbereich installiert werden:

Die Illumination des oberen Drittels der Fassade wird durch eine Reihe von Leuchten unterhalb der Dachebene gesteuert. Hier ist grössere FlexibilitÀt vorhanden, da die Leuchten weitesgehend frei positionierbar sind.

Die Ausleuchtung im Mittelbereich der Fassade wird durch Leuchten gesteuert, die im 4m Raster hinter der Fassade angebracht werden. Ein minimaler Abstand von 2,0m zur Fassade kann ĂŒber Konsolen, die am Hauptstahlrahmen angebracht sind, erreicht werden.

Der untere Bereich der Fassade ist durch den Sockel nicht transluzent, so dass hier kein eigener Bedarf nach Leuchteninstalltion herrscht. Jedoch könnten ĂŒber Konsolen am Sockelabschluss auf 5,5m Höhe Leuchten installiert werden, die nach oben abstrahlen.

Eine Programmierung und Kombination aller Leuchten kann die Fassaden in Zonen bespielen, so dass z.B. die ‘Herzen’ in unterschiedlicher ‘Ausdehnung’ im Nachtbild wahrgenommen werden könnten.

BAUKONSTRUKTION FASSADE, AUFBAU UND MATERIALITÄT
Die angestrebte Volumetrik der Körper bedarf einer Transluzenz, damit das GebĂ€ude nachts von innen heraus wirken kann. ZusĂ€tzlich sollte der innere Zustand auch tagsĂŒber zum Ausdruck kommen und die zwei ‘Herzen’ zeichenhaft andeuten.

Um den Anspruch der Beispielhaftigkeit der Energieversorgung DĂŒsseldorfs gerecht zu werden, sollte eine funktionale und innovative Fassade geschaffen werden, die architektonische und ökonomische Mittel bewusst und effektiv einsetzt und die sowohl auf prĂ€- als auch post-konstruktive Änderungen flexibel reagieren kann.

Die vorgeschlagene Fassadenstruktur deutet ĂŒber die angeschnittenen Windaussteifungsbleche ein Innenleben an. Der sichtbare ‘Abdruck’ verĂ€ndert sich durch die tageszeitlich bedingte Verschattung und je nach Standort des Betrachters. Als Material schlagen wir aus GewichtsgrĂŒnden eloxiertes recycletes Aluminium vor.

Die Fassade wird auf einer Panelgrösse von 2,2m x 5,0m elementiert und werkseitig vorfabriziert. Die SekundÀrmodulgrösse betrÀgt 0,56m x 5,0m.

Ein Fassadenelement von 4 x 2 Paaren Doppelverglasung aus U-Profilglas trĂ€gt den Erfordernissen des Schallschutzes genĂŒge (Rw = 38dB) und schafft die gewĂŒnschte Transluzenz. Die MaterialitĂ€t variiert zwischen Normalglass und opal, d.h. sandgestrahlt.

Die vertikalen Windschwerter steifen die Fassade gegen Winddruck aus und tragen zur Gewichtsminimierung bei, indem der Einsatz schwerer Stahlriegel minimiert wird. Die Windschwerter bilden den Sonnenschutz und regulieren ‘passiv’ den gewĂŒnschten Grad der Transluzenz.

Das maximale Raster von 8,0m der Hauptstahlrahmen wird mittels eines 300/ 300/ 10 Stahlhohlprofiles alle h = 5,0m ĂŒberbrĂŒckt. An diesem SekundĂ€rtrĂ€ger werden oben und unten die Fassadenpanele aus U-Profilglas ĂŒber eine Rahmen gelagert und in Feldmitte bei h = 2,5m ĂŒber einen Windanker ausgesteift. Eine leichte Austauschbarkeit, bzw. Modifizierbarkeit ist gewĂ€hrleistet.

Im Sockelbereich wird bis h = 5,5m ein modulares System aus Stahlblechkasetten vorgeschlagen. Hier ist der höchste Grad an VerÀnderungen zu erwarten. Die Innenseite eines Wandelements ist perforiert, damit der Schallschutz eingehalten wird (Rw = 35dB). ZusÀtzlich könnte das SchalldÀmmass durch eine Aufdopplung mittels Mineralwolle und Innenbekleidung auf Rw = 42dB erhöht werden.

Energieproduktion
Um die Energie, die zur Illumination des Kraftwerkes eingesetzt wird, nicht der Stadt vorzuenthalten und um den progressiven Energieansatz der DĂŒsseldorfer Stadtwerke hervorzuheben, haben wir die SĂŒd-West Fassade derat konzipiert, dass sie regenerative Energien nutzt. Hier werden PV-Elemente im zentralen Bereich der Fassade positioniert.

Bewirtschaftung der Fassade
Die vorgeschlagenen Materialien sind weitesgehend selbstreinigend.

Die Doppelverglasung aus U-Profilglas wĂŒrde einmal jĂ€hrlich ĂŒber eine HebebĂŒhne gereinigt werden, auch ist eine Reinigung ĂŒber einen Dachausleger denkbar.

Eine Austauschbarkeit bzw. Modifizierbarkeit ist durch die Vorfertigung der Panele gewĂ€hrleistet. Im transluzenten Fassadenbereich stehen zwei Module der Grössen 2,2m x 5,0m oder 0,56m x 5,0m zur VerfĂŒgung.

Der Sockelbereich kann ĂŒber die Stahlkassettenmodule leicht verĂ€ndert werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit ergĂ€nzt auf eine ruhige und plausible Art mit seinen Neubauten die bestehende Industriearchitektur der KraftwerksgebĂ€ude. Die Idee, bei der Nachtansicht das Innere Geschehen mit sparsamen gestalterischen und beleuchtungstechnischen Mitteln nach außen hervortreten zu lassen, wird als richtiger Ansatz gelobt. Um dieses Konzept jedoch auch umsetzen zu können, ist eine Anpassung der Planung notwendig. Die vorgesehen Lamellen erscheinen zu tief, um den gewĂŒnschten Effekt auch aus grĂ¶ĂŸerer Entfernung wahrnehmen zu können, entsprechend wird eine Verschlankung der Lamellen notwendig sein. Der optionale vorgeschlagene Standort eines Besucherzentrums wird aus betriebstechnischen GrĂŒnden hinterfragt. (Auszug)
© Grimshaw Architects

© Grimshaw Architects

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