modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Einladungswettbewerb | 12/2012

Neubau einer Wohnbebauung Am Listholze 82

Perspektive mit Blick auf das Grundstück von der Brücke Holzwiesen

Perspektive mit Blick auf das Grundstück von der Brücke Holzwiesen

1. Preis

blrm

Architektur

Breimann & Bruun

Landschaftsarchitektur

Bruun & Möllers GmbH & Co. KG

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Leitidee
Ziel ist es mit einem städtebaulichen Konzept ein Wohnquartier zu schaffen, das aufgrund seiner „Insellage“ eine hohe Wohn- und Lebensqualität im Inneren entwickelt. Durch einen sehr abwechslungsreichen Zwischenraum aus privaten Grünflächen, gemeinschaftlichen Quartiershöfen und Quartiersplätzen wird ein sehr hochwertiges Wohnumfeld geschaffen, welches zum Wasser durchlässig bleibt und somit Blickbezüge für alle Wohneinheiten auf den Mittellandkanal sicherstellt.

Städtebau
Alle Baukörper werden Ost-West ausgerichtet. Dadurch wird die Durchlässigkeit des Quartiers in Nord,- Süd Richtung zum Wasser garantiert. Die Ausrichtung der Baukörper wird dem Winkel der Flurstücke der Einfamilienhauslage auf der gegenüber liegenden Uferseite des Mittellandkanals angepasst. Das Quartier wird strukturell freigestellt. Es werden keine städtebaulichen Bezüge zu den direkten Nachbarn aufgebaut. Das Inselthema wird gestärkt und eine starke Identität in der Struktur geschaffen.
Entsprechend den Vorgaben der Auslobung werden entlang der Straße „Am Listholze“ und an der Uferseite der Geschosswohnungsbau mit IV bis V Geschossen + Staffel angeordnet. Dadurch entsteht ein sehr geschützter Raum, indem die Reihen- und Stadthäuser angeordnet werden.
Das Gebiet wird über 3 Quartierstraßen erschlossen. Dazwischen liegen die Quartiershöfe, welche durch ein Verschieben der Häuser in Ost- West-Richtung. Zu diesen Höfen orientieren sich die Gärten von jeweils zwei Hauszeilen. Diese sehr geschützten Nachbarschafträume bieten Platz zum Spielen, Feiern, Urban Gardening, Treffen, Begegnen und Verweilen.
Entlang der Promenade am Mittellandkanal werden zwischen den Geschosswohnungsbauten 3 Quartiersplätze angeordnet. Auch hier finden sich abwechslungsreiche Aufenthaltsmöglichkeiten mit direktem Bezug zum Mittellandkanal. Auch die Quartierstrassen werden als Nachbarschaft fördernde, verkehrsberuhigte „Wohnstraße geplant. Die klare Adressbildung wird durch individuelle Ausbildung der Staffelgeschosse erreicht.

Hochbau
Die Architektur vereint den Ansatz eines hohen gestalterischen Anspruchs basierend auf einem Konzept von funktional und ökonomisch optimierten Wohneinheiten. Hierbei wird der geforderte Wohnungsschlüssel als Mix der Wohntypologien nachgewiesen.

Fassade / Dach
Die Häuser werden weiß verputzt. Die Balkone sind als vorgehangenes Betonfertigteil mit Isokorb geplant.
Die Fassade öffnet sich mit großzügigen Fensteröffnungen nach Süden, Westen und zu den Freiflächen (Balkonen). Nach Osten und Norden orientierte Fassaden werden mit weniger Fensteranteilen vorgeschlagen. Eine Ausnahme bilden die Geschosswohnungen in erster Reihe am Mittellandkanal. Hier werden gezielt einige großzügige Öffnungen auch nach Norden angeordnet, um dem Bezug zum Wasser Rechnung zu tragen.

Konstruktion / Wirtschaftlichkeit
Es wird eine Konstruktion in herkömmlicher Bauweise im Massivbau vorgeschlagen. Kalksandstein Mauerwerk und Stahlbetondecken bilden das statische Gerüst. Die Fassaden werden als Wärmedämmverbundsystem ausgeführt und weiß verputzt. Die Balkone aus Sichtbeton werden mit Isokörben vorgehangen.


Außenbereich / Freiraumplanung

Idee
Das neue Wohnquartier Am Listholze wird in Zukunft als Grüne Insel am Wasser wahrgenommen werden. Die klare städtebauliche Nord-Süd Ausrichtung zum Wasser wird in der Freiraumplanung aufgegriffen und durch die Zonierung der öffentlichen und privaten Freiräume gestärkt. Ein dichter Baumrahmen, der das Quartier von Süden, Osten und Westen umfasst, schafft einen räumlichen Puffer zur Gewerbenutzung der Anlieger und stellt einen inhaltlichen Bezug zum namensgebenden List – Ort am Waldrand – her.

Funktion
Die funktionale Gliederung des Quartiers macht eine klare Ablesbarkeit von privaten Gärten und Terrassen möglich. Gleichzeitig werden die öffentlichen Bereiche so angeordnet, dass der Nachbarschaftsgedanke gefördert wird. Dabei spielt auch die Trennung von PKW-befahrenen und fußläufig erschlossenen Wegeflächen eine wichtige Rolle. Die Quartiersstraßen sind so angeordnet, dass die Townhouses in gewohnter Weise vorderseitig erschlossen werden und rückwärtig ihre privaten Gartenflächen und Zugang zu den Quartiershöfen erhalten. Bei den Geschosswohnungsbauten findet die Adressbildung zu den Quartiersplätzen hin statt. Spielplätze werden auf den Plätzen und Höfen verortet, wobei die offeneren Quartiersplätze für Kinder im Grund- und Hauptschulalter ausgerichtet und die Quartiershöfe mit ihrem intimeren Charakter an die Vorschulkinder adressiert sind. Auch die Müllstandorte und Fahrradstellplätze werden im gestalterischen Duktus hier integriert und begrünt. Plätze und Höfe sollen zu kommunikativen Orten des Austausches und der Gemeinschaft werden. Die konkrete Gestaltung der Flächen mit Einbeziehung der Anwohner, z.B. im Rahmen eines Workshop-Verfahrens, ist wünschenswert.

Vegetation und Materialität
Bei der Auswahl der Pflanzen wird auf heimische, robuste und pflegeleichte Arten zurückgegriffen. Eine starke Durchgrünung des Quartiers fördert die Lebensqualität der Bewohner, wie auch die Biodiversität von Flora und Fauna im suburbanen Kontext. Beim Baumrahmen kommen zwei bis drei großkronige, heimische Laubbaumsorten zum Einsatz, während auf den Plät-zen und Höfen klein- bis mittelkronige Obstgehölze ausgewählt werden. Die Einfriedung der privaten Gärten erfolgt bei den Townhouses über geschnittene, lineare Heckenscheiben. Die Geschosswohnungsbauten und deren vorgelagerte Terrassen erhalten im Gegenzug einen lockeren Puffer aus blühenden Sträuchern. Für den Uferbereich am Wasser sollte zusammen mit der Stadt Hannover ein Konzept für die Aufwertung der Promenade und der angrenzenden Vegetation entwickelt werden. Eine Möglichkeit wäre die Auslichtung der Gehölze, um Blickbeziehungen zum Wasser zu schaffen und eine offene Unterpflanzung mit Gräsern.

Nachhaltigkeit
Gemäß den Kriterien für das solare Bauen werden die Fassaden nach Süden/Westen mit einem höheren Fensteranteil versehen, als nach Norden/Osten.
Die Hüllfläche (wärmeübertragende Umfassungsfläche) wird weitest gehend in einer einfachen geometrischen Kubatur ausgebildet. Die unter dem EG befindlichen Kellerräume werden in die Hüllfläche mit einbezogen; die TG unter dem Gartenbereich wird nicht gedämmt aus WU-Beton ausgeführt.
Für die Geschosswohnungsbauten wird gemäß der realteilbaren Abschnitte, jeweils ein BHKW im UG vorgeschlagen; über diese sehr effiziente Produktion von Wärme und Strom kann der Primärenergiefaktor für die gesamten zu versorgenden Gebäude optimiert werden.
Eine Anlage zur kontrollierten Zu- und Abluft mit Wärmerückgewinnung ergänzet das Konzept.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser nehmen das Baugrundstück „Am Listholze 82“ als Insel wahr, die sie durch eine eindeutige Orientierung der Baukörper und Freiräume zum Mittellandkanal hin in einen attraktiven Wohnstandort verwandeln wollen. Diese Absicht prägt den Entwurf und führt zu einem überzeugenden Ergebnis: Es werden gleichwertige Wege zum Wasser angeboten, die sich in richtiger Dosierung zu Nachbarschaftshöfen aufweiten. Die Kante am Wasser wird über eingestellte Terrassen zu einem besonderen Erlebnisraum. Im Ergebnis entsteht ein dezentral orientiertes Freiraumangebot mit Qualität und Atmosphäre.
Der Dramaturgie der Freiräume spiegelt sich in den verwendeten Gebäudetypologien und im städtebaulichen Maßstab: Die Straße Am Listholze wird von Geschossbauten gesäumt, der Kanal von einem Ensemble plastisch gestalteter Punkthäuser, die über das gewählte Material (helle Putzfassaden) einen einheitlichen Gesamteindruck erzeugen und über die variationsreiche Kubatur eine lebendige Vielfalt garantieren. Die konsequent ost-west-orientierten Reihenhäuser im Inneren des Gebiets sind zu Straßenräumen
und Höfen orientiert. So entstehen für die Bewohner hochwertige öffentliche Räume, in die
sich die geforderten Spiel- und Aufenthaltsmöglichkeiten optimal integrieren lassen. Anerkannt wird zudem der Überlegung im Osten und Westen der Gebäude Gärten anzubieten – ein guter Ansatz, der noch etwas konsequenter durchgehalten werden könnte. Das vorgeschlagene Baumpaket als Abschirmung des Wohngebiets zur Privatstraße und zum Parkplatz im Süden, wird die Bewohner nicht vor Lärmeintrag schützen – es erzeugt jedoch eine atmosphärische Qualität.

Der Vorschlag für die Erschließung des Gebiets fällt hinter der stadträumlichen Qualität etwas zurück: Die Zufahrt über den Gertrud-Greising-Weg wird sich erst langsam zum angemessenen Entrée entwickeln. Als Alternative wird im Preisgericht eine Zufahrt von der Straße Am Listholze diskutiert. Die dezentral angebotenen Tiefgaragen stellen einen sinnvollen Beitrag dar; nicht aber die in den öffentlichen Raum gelegte Rampe. Die voll versenkten Tiefgaragen ohne natürliche Belüftung werden seitens der Ausloberinnen kritisch bewerten. Die kompakt angebotenen Stellplätze für das Reihenhausgebiet sind in der vorgeschlagenen Konsequenz nicht vorstellbar. Hier wäre einer wohnungsnahen Verteilung der Vorzug zu geben.

Das modular aufgebaute städtebauliche Konzept verspricht eine schrittweise Realisierung. Dabei wäre allerdings der Eingriff in das Leitungsrecht für die Gasleitung im Nordwesten zu vermeiden. Insgesamt bietet das Konzept einen überzeugenden Beitrag für eine ambitionierte Bauaufgabe in einem heterogen vorgeprägten Umfeld. Die erreichte städtebauliche Dichte präsentiert sich als Ergebnis einer richtigen Abwägung zwischen Geschossfläche und Wohnatmosphäre.
Entwurfsplan

Entwurfsplan

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Ausrichtung / Orientierung

Ausrichtung / Orientierung

Raumbildung durch Verschiebung und Typologieverortung

Raumbildung durch Verschiebung und Typologieverortung

Platzqualitäten

Platzqualitäten