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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2013

Entwicklungscampus Königinstrasse mit Neubau Forschungsbau Nano-Institut LMU München

Neubau Nano-Institut

Neubau Nano-Institut

2. Preis / Nano-Institut

OBERMEYER Gruppe

Architektur

POLA

Landschaftsarchitektur

Thomas Egger Modellbau | Frässervice

Modellbau

Erläuterungstext

GRUNDSÄTZE, ZIELE
Der Entwurf reagiert auf diese unterschiedliche Umgebung und verzahnt die charakteristischen Räume beider Seiten. Das Campusgebiet inszeniert den Übergang „Stadt – Natur“ und macht die räumliche Transformation erlebbar. Die Bebauungsstruktur entwickelt sich schrittweise in diesem Umfeld als städtebauliche Einheit, als ein Ensemble mit einer Adresse an der Königinstraße.


STÄDTEBAULICHES KONZEPT, GEBÄUDEGEOMETRIE UND ANORDNUNG
Durch eine prägnante städtebauliche Setzung mit einheitlicher Architektursprache werden die definierten Ziele erreicht. Dem amerikanischen Campus entliehen vernetzt das Konzept universitäre Einrichtungen über sich bildende Freibereiche auf engem Raum.

Kuben
Zwei modulare, flexibel positionierbare Typen mit 32 bzw. 46 m Kantenlänge kontrastieren in Maßstab und Morphologie mit der benachbarten Stadtstruktur und ihrer relativ feinen Körnung innerhalb der Blockränder. Die Baukörper sind zueinander streng orthogonal ausgerichtet und unterscheiden sich spannungsvoll von den amorphen Landschaftsflächen.

Verzahnung / Ein- und Ausblicke / Dichte / Weite
Die Kuben sind in offener Bebauung angeordnet. Durch Verschieben und Versetzen gelingt eine Verzahnung von Stadt und Park mit dem Campusgelände. Über die Zwischenräume sind unterschiedliche Ein- und Ausblicke möglich. Plätze und Freiräume werden zur Stadt und zum Park hin geöffnet oder im Innern des Campus gebildet, so entsteht eine spannungsvolle Abfolge aus dichten und offenen Bereichen. Nach Osten größer werdende Abstände der Gebäude verstärken die Öffnung zur Natur und den campusartigen Eindruck.

Adresse / Vernetzung
Die unterschiedlich dicht zueinander liegenden Bauten bilden schon in den ersten Bebauungsstufen zusammenhängende Ensembles und „Adressen“ aus. Universitäre Nutzungen und Freiflächen vernetzen sich. Der Entwurf reagiert auf die unterschiedlichen Seiten zu Park und Stadt: Mehr Masse, Höhe und Dichte im Westen, mehr Transparenz und Freiflächen im Osten. Entlang der Königinstraße im Westen positionieren sich die Kuben dichter und geradliniger, im Osten bilden sie größere Abstände und Versprünge. So bleiben Ausblicke auf den Englischen Garten frei.

Gestaltung
Zurückspringende Erdgeschossbereiche unterstützen das Konzept der inneren Vernetzung und räumlichen Verzahnung. Zudem sind diese Ebenen kontrastierend zu den Obergeschossen überwiegend transparent gestaltet und mit öffentlicheren Nutzungen belegt, so dass die Freiflächen mit den Erdgeschossbereichen verbunden werden. Die Obergeschosse wirken als geschlossene Kubaturen, die abgelöst vom Boden erscheinen. Einzelne Kubaturen werden auch akzentuierend direkt auf die Landschaft aufgesetzt. Die Hülle der Kuben unterstützt die städtebaulichen Ziele insofern, dass sie als reflektierende Haut mit unterschiedlichen Glanzgraden die Umgebung wiederspiegeln und so mit ihr verschmelzen.

Nutzungsverteilung
Die beiden Kubentypen werden modulartig eingesetzt und haben unterschiedliche Nutzungskonzepte: Der Kleinere beinhaltet vornehmlich Labor und Büronutzungen wie das Nanozentrum. Eine Ausnahme bildet hier das Haus 2, das die KITA und die Cafeteria beherbergt. Der größere Typ kann flexible die universitären Nutzungen Seminar, Bibliotheken, und Verwaltung aufnehmen. Die Typen werden so verteilt, dass in jedem Bauabschnitt ein ausgewogener Nutzungsmix zur Verfügung steht, und schon in der 2. Stufe alle geforderten Funktionen ganz oder anteilig realisiert werden.

Realisierungsphasen
In den Baustufen werden annähernd gleiche Gesamtflächen realisiert, so dass durch die Kombination aus niedrigen und höheren Bauten zusammenhängende Ensembles entstehen.


NANOINSTITUT

Grundsätze
Neben funktionalen Aspekten und einer zeitlosen Architektursprache stehen beim Nano-Institut die interne Kommunikation und das Schaffen eines Ortes der Inspiration im Vordergrund.

Setzung
Der ungerichtete Baukörper tritt aus der westlichen Bauflucht des Bestands und positioniert sich leicht in den Straßenraum versetzt in Achse der Schackstraße. Somit ist er schon von weitem sichtbar und markiert den Beginn der städtebaulichen Neuordnung des Areals Der ortsbildprägende Baumbestand der bestehenden Böschung wird erhalten. Im Osten nimmt der Körper die Kanten von Haus C auf und bildet leicht nach Norden versetzt einen Hof mit Haus Q und P.

Erschließung
Funktionsbereiche werden sowohl horizontal wie auch vertikal optimal vernetzt. Dies geschieht zum einen je Ebene durch Kombination von Laboren und zugehörigen Büros. Zum andern werden alle Ebenen über eine Zentrale, offengeführte Treppenanlage miteinander verknüpft. Die in einem hellen, begrünten Atrium geführte flache Treppe mündet immer wechselseitig in Kommunikationsbereiche der Geschosse, mit Sitzgruppe und Bar. Der Weg innerhalb des Gebäudes ist also Ort der zufälligen Begegnung und Inspiration. Die Kommunikationszonen selbst haben entweder Ausblicke auf die Stadt oder den Park. Weiter verbindet die Treppenanlage im Atrium auch das Eingangsniveau der Königinstraße mit der Campusfläche.

Funktion / Zonierung und Stapelung
Der Baukörper als kompaktes kubisches Volumen mit quadratischem Grundriss ist vertikal klar durch die Stapelung der Funktionsbereiche gegliedert. Ausgehend vom Erdgeschoss mit seinen administrativen Funktionen und halböffentlichen Bereichen gelangt man nach oben in die beiden geschoßweise angeordneten Abteilungen mit den Zonen für Labore und Büros. Darüber liegt das Technikgeschoss mit der Forschungsversuchsfläche. Vom Eingangsbereich nach unten gelangt man auf die Campusebene, mit Spezial- und Reinraumlaboren. Im Untergeschoss befindet sich der Technikkeller mit weiteren Nebenbereichen.

Baukörper / Innen – Außen
Das geschlossene erscheinende Hauptvolumen hebt sich ab vom Niveau der Königinstraße und gibt den Weg ins verglaste Erdgeschoss frei. Gebäude und Freiflächen, Innen- und Außenraum verschmelzen hier. Kontrastierend dazu ist der darunterliegende Bereich wieder weitgehend geschlossen. Dadurch ergibt sich ein einfacher Baukörper mit prägnanter Schichtung. Das Atrium wird durch zwei massive, geschlossene Kerne mit Nebenräumen und Fluchttreppen geformt und verknüpft alle Ebenen vertikal. Darum herum liegen die horizontalen Erschließungsflure und die Haupträume. Der Niveausprung wird so auch im Gebäude erlebbar vermittelt.

Fassade / Hülle
Die Nutzungen bilden sich durch Verglasung oder durchgehend geschlossene Flächen nur in der hinteren Fassadenebene ab. Eine perforierte Hülle überzieht alle Nutzungsbereiche als übergeordnetes Element wie ein Kleid, und gibt dem Körper eine homogene und allseitig ruhige Erscheinung. Eine metallisch glänzende Struktur aus Lamellen formt dieses Kleid, das die Umgebung – Vegetation und Stadt – graduell zurück spiegelt und so mit dieser verschmilzt. Diese entmaterialisierende Hülle besteht aus polierten Edelstahllamellen mit unterschiedlichen Glanzgraden abhängig von der Position der Nachbargebäude. Der Sockelbereich ist großflächig verglast und kontrastiert so mit der Textur der Metallfassade. Konzipiert ist die modular aufgebaute Hülle als energieoptimierte, hochgedämmte Fassade.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der ungerichtete Solitär-Baukörper des Nano-Institutes positioniert sich mit Abstand von der Königinstraße in der Achse der Schackstraße.
Der zur Königinstraße viergeschossige Baukörper fügt sich sowohl aufgrund seiner Höhenentwicklung als auch durch sein gut proportioniertes Gesamtvolumen harmonisch in die vorhandene Nachbarschaftsbebauung ein und formuliert eine der Nutzung und Bedeutung der Gebäude entsprechende, selbstbewusste Haltung - auch als erster Bauabschnitt einer künftigen Campusentwicklung.
Brückenartige Verbindungen von der Königinstraße führen auf einen etwas zu schmalen Eingangsplatz im Westen, lassen aber durch die großen Öffnungen zwischen den Brücken die ortsprägende Hangkante gut erleben. Der bestehende Baumbestand kann weitestgehend erhalten bleiben. Parallel zum Gebäude führt eine großzügige Treppenanlage zum tiefer gelegenen Campusplatz und stellt somit bereits im 1. Bauabschnitt die gewünschte Verbindung von Stadt und Englischem Garten her. Eine behindertengerechte Rampe ist nicht dargestellt. Ein zweiter Eingang im Osten auf Campusplatzniveau verbindet das Gebäude mit dem Englischen Garten. Die Anlieferung des Gebäudes an der Nordseite erfolgt ausschließlich über einen Aufzug. Das Eingangsfoyer im Westen mit anschließendem, durchgehenden Atrium und Treppenanlage verspricht einen offenen, hellen Erschließungsbereich mit angrenzenden Kommunikationszonen. Ein direkter Ausblick ins Freie ist allerdings nicht möglich. Die behindertengerechte Erschließung ist über einen Aufzug gewährleistet. Die Nutzungsverteilung im Gebäude entspricht den unterschiedlichen Anforderungen und ist gut gelöst, verbunden mit einer klaren Grundrissaufteilung, die eine schnelle Orientierung und Übersichtlichkeit ermöglicht. Die Anordnung der Reinräume mit Graubereich und Technik ist richtig. Die schwingungsfrei zu lagernden Elektronenmikroskope sind ungünstigerweise durch die Serverräume unterbaut. Die Anordnung von Laboren und Büros zueinander ist logisch und erlaubt kurze Wege entlang der Kommunikationsbereiche. Hochinstallierte und wenig installierte Bereiche sind konsequent getrennt. Die Anordnung der Schächte scheint ausreichend und richtig platziert.
Die Raumzuschnitte der Labors und Büros sind gut dimensioniert. Flucht- und Rettungsweglängen sind erfüllt. Brandschutztechnische Probleme im offenen Atrium sind erkennbar. Die äußere Anmutung des Gebäudes erscheint positiv. Die verglaste Eingangsebene Königinstraße präsentiert das Institut zu Stadt und Garten hin offen und einladend. Die hinter der Lamellenverkleidung liegende Verglasung der Labore und Büros verspricht gut belichtete Räume mit ausreichendem Sonnenschutz. Die Wahl der Fassadenverkleidung mit Edelstahllamellen lässt den Kubus leicht und transparent erscheinen und vermittelt über die Materialität die technische Gebäudenutzung im Inneren. Die relativ hohe Erstinvestition für die Fassaden wird sich positiv auf die Unterhaltskosten auswirken.
Insgesamt stellt der Entwurf durch seine angenehme Fassadengestaltung und Proportionierung und der gut funktionierenden Nutzungsverteilung einen beachtenswerten Beitrag dar, der durch die direkte Anbindung an die Königinstraße zu einer eindeutigen Adressbildung des zukünftigen Nano-Instituts führt.
Städtebauliche Struktur

Städtebauliche Struktur

Entwurf

Entwurf