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Begrenzt offener Realisierungswettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren | 01/2006

Neubau des Verwaltungsgebäudes mit Konferenz-/Tagungszentrum der Heinrich Böll Stiftung

Aussenperspektive

Aussenperspektive

3. Preis

Kny & Weber Architekten

Architektur

Lützow 7 Müller Wehberg Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext



Der Bau eines eigenen Hauses der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin und seine Lage im Zentrum des Regierungsviertels ist die Heimatfindung der Stiftung im Zentrum der Demokratie des wiedervereinigten Deutschland.

Die Heinrich-Böll-Stiftung als weltweit tätige Organisation benötigt ein Haus mit klarer, differenzierter Identität, um ihre Positionen, ihr Selbstbild und ihr Engagement konsistent zu vermitteln und eindeutig erkennbares Zentrum für die Mitarbeiter/-innen in aller Welt zu sein. Der Entwurf trägt dieses Selbstverständnis im Auftritt nach innen wie nach außen.

Als identifikationsstiftende Heimstatt für eine politische Bildungsarbeit, verstanden als Zukunftsgestaltung statt Verwaltung, soll der Entwurf mit seiner Freiheit in Form und Raum und seiner Flexibilität in Struktur und Organisation dienen. Der Geist der Stiftung soll in der Atmosphäre des Hauses seine Entsprechung finden.

Das Haus als dienende Hülle folgt mit Räumen und Raumprogramm den Abläufen der täglichen Stiftungsarbeit und bietet alle Optionen für gegenwärtige Aufgaben und zukünftige Entwicklungen moderner politischer Bildung.

Ein beweglicher Geist braucht Offenheit nach Innen wie nach Außen. Diese Offenheit bietet der Entwurf zum einen in der Vertikalen innerhalb des Hauses und zum anderen in der Horizontalen in seinem fließenden Übergang von Innen- und Außenraum. Der fließende Raum versinnbildlicht und unterstützt den Fluss der Kommunikation in ihm selbst.

Das Haus spiegelt in der Durchdringung des Raumes Innen und Außen die Durchmischung einer pluralistischen Gesellschaft wieder. Die Vielschichtigkeit des Gebäudes mit all seinen Bezügen stellt die konstituierende Verkörperung der Arbeit und des Selbstverständnisses der Heinrich-Böll-Stiftung dar.

Der Entwurf schafft und bietet Raum zum offenen Dialog, zum freien Gedankenaustausch und zur Entwicklung von Zukunftsstrategien im Sinne der Aufgabe der Stiftung. Hier waltet im Sinne Bölls „die Vernunft der Poesie“

Gestaltungsprinzip

Der Entwurf materialisiert die Idee, Vorstellungen von Zukunft für eine bessere Gesellschaft, aus den sich konkrete Ziele ableiten lassen, in dem Gebäude wiederzufinden. Der Entwurfsansatz des Gebäudes entwickelt sich von Außen nach Innen. Der vorgeschlagene Entwurf trägt sein Profil nicht expressiv nach Außen, sondern zeigt seinen Charakter durch seine architektonisch-räumliche Haltung vor allem von Außen nach Innen und umgekehrt.

Das Gebäude integriert sich nach Außen in das orthogonale Stadtraster und in den Fluss der Parklandschaft. Es nimmt beide getrennt auf und verbindet sie in seinem Inneren.

Das Haus formt so in seiner äußeren Erscheinung den geordneten Umgang der Sprache nach und gibt in seinem Inneren der Freiheit der Gedanken eine Gestalt, z.B. in Form eines offenen Atriums.
Diese Freiheit des Gedankens im geschützten Raum vereint sich formal mit der Freiheit der Natur als Ausdruck gemeinsamer gesellschaftlicher Grundwerte und tritt mit diesen nach außen.

Diese Dualität des Entwurfs findet sich im Gegenüber von Orthogonalität und freier Form, von Geschlossenheit und Offenheit, von Erdverbundenheit und gelöstem Geist, von der Ruhe und Bewegung - gewissermaßen als Dualität von Prosa und Lyrik.

Städtebau

Die städtebauliche Absicht hiezu ist, den knappen Raum des Parks nicht durch das vollständige Besetzen der nordöstlichen Platzecke weiter zu verringern, sondern diesen unter einem zwischen den Baumkronen schwebenden Solitär hindurchzuleiten.

Um den Eindruck eines „Hauses im Park“ zu erhalten, wird das optisch wahrgenommene Bauvolumen verringert, indem der nichtöffentliche Bereich des Gebäudes ÜBER und der öffentliche und halböffentliche Bereich des Gebäudes AUF bzw. UNTER vorhandenem Geländeniveau angeordnet wird.
Das Gebäude teilt sich hierdurch eindeutig horizontal - ein „rechteckiger Ring“ von vier Geschossen schwebt über der durchlaufenden Landschaft.

Raumfluss

Als einladende Geste aus der Albrechtstraße führt eine sanft geneigte, von Grün begleitete Ebene schwungvoll über den Haupteingang in die Mitte des Hauses. Diese fließende Bewegung wird aus dem Zentrum der Kommunikationsebene zwischen den Veranstaltungsräumen mittels einer zweiten Terrassenrampe als großzügige Verbindung zum Park weitergeführt.

Die Landschaft trägt den öffentlichen Raum in einem horizontalen Fluss als Kommunikations- und Veranstaltungsebene hinein in das Haus in dessen Mitte sich der Raum in die Vertikale öffnet und über das Glasdach eine weitere Verbindung zum Außenraum herstellt. Alle Ebenen finden ihre räumliche, formale und visuelle Verbindung über dieses durchgehende Atrium. Hier begegnen sich öffentlicher und nichtöffentlicher Bereich des Gebäudes ohne direkte funktionale Anbindung.

Die freie Form der umlaufenden Galerien in den Obergeschossen setzen die oberen horizontalen Hausebenen in eine eindeutige Beziehung zu den unteren Ebenen mit dem Foyer. Gleichzeitig gibt der Bau durch seine Transparenz und Öffnung in diesen Bereichen die Offenheit der Stiftung nach Außen wie nach Innen wieder und gewährleistet hier Übersicht und Orientierung.

Foyer/Atrium

Das Foyer im Atrium ist als zentrale Veranstaltungsfläche Ausgangspunkt der inneren Organisation und zugleich der Ort, an dem sich die unterschiedliche Strukturen und Nutzungen des Hauses überlagern.
Auf dieser unteren Ebene sind neben dem offenen, mehrfach nutzbaren Foyer die publikumsintensiven Veranstaltungssäle, die Küche und die Kantine sowie die Nebenräume konzentriert, wodurch die multifunktionale Bespielbarkeit des Hauses gewährleistet ist.

Ein vom Besucher/innen-Zugang getrennter zweiter Zugang im Erdgeschoss von der Albrechtstraße dient hauptsächlich den Mitarbeiter/-innen und mobilitätseingeschränkten Menschen.
In den Ebenen des zurückgesetzten Basisgeschosses sind der Multifunktionsraum, die Bibliothek und der Videokonferenzraum als geschlossene „Think-Tanks“ und die Mitarbeiter/innen-Kantine offen auf dem Dach des großen Saales im und um das Atrium gruppiert.
Die Fläche der Kantine ist zu Gunsten einer Mehrfachnutzung auf mehrere Ebenen aufgeteilt und kann so nach Bedarf z.B. als Eventfläche, Bar, Ausstellungsraum usw. genutzt werden.

Die öffentlichen und halböffentlichen beiden unteren Ebenen sind mit der Neugier weckenden, aufsteigenden Rampe als innerer Weg so miteinander verknüpft, dass die individuelle Bewegung der Gäste an den gemeinschaftlichen Räumen vorbeiführt. Der Besucherin / dem Besucher werden dabei in der Bewegung um das Atrium ständig neue Aus- und Einblicke eröffnet, in deren Verlauf er einen Überblick über die Raumorganisation des Gebäudes erlangt.

Die Aufzüge, Treppen, Rampen, Galerien, Raum- und Saalkörper, Zwischenebenen und großzügigen Terrassen mit Anbindung und Ausblick zum Park sowie die abwechslungsreiche Tages- und Kunstlichtführung lassen die Bewegung im Raum und die Benutzung des Gebäudes zum Erlebnis werden – die Menschen selbst inszenieren das der innenliegenden freien Fassadenlandschaft innewohnende Leben.
Auf diese Weise entsteht eine in sich differenzierte und nachvollziehbare freie Raumlandschaft, die sich schließt und öffnet im Rhythmus des sie durchdringenden Außenraums.

Bürobereich

Über den frei geformten Basisgeschossen mit den Veranstaltungsbereichen, beinhalten die „schwebenden“ vier Obergeschosse die Arbeits- und Verwaltungsbereiche in einer dieser Funktion dienenden orthogonalen Ordnung (mit einem Ausbauraster von 1,25m). Die Arbeitsräume der Stiftungsmitarbeiter/-innen gruppieren um das verglaste Atrium, dessen frei geformte Galerien eine zweiseitige bzw. freie Bürostruktur nach Wünschen der Mitarbeiter/-innen ermöglichen und durch ihre Orientierung nach Außen den Beschäftigten einen größtmöglichen Bezug zum Außenraum bieten.
Interne Treppen aus diesem Bereich verbinden die Büroebenen auf kurzem Weg, so entstehen Verkehrsflächen, die geschossübergreifend räumliche Zusammenhänge bilden. Die Innenbereiche stellen alternativ die optional nachzuweisende Ausbaureserve dar.

Durch die vertikale Schichtung der Nutzungsbereiche ist eine selbstverständliche Trennung der Arbeits- von den Veranstaltungsbereichen und ein übersichtlicher Ablauf sichergestellt, der auch Sicherheitsinteressen unauffällig Rechnung trägt.
Trotzdem ist durch den vertikalen Raum des Atriums und der freien Form aller angrenzenden Ebenen die eindeutige räumliche und visuelle Verbindung aller Bereiche gegeben.
Aussenperspektive

Aussenperspektive

Innenraumperspektive

Innenraumperspektive

Innenraumperspektive

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Westansicht

Westansicht

Westansicht

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