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Einladungswettbewerb | 11/2012

Gestaltung des Gedenkortes Mühldorfer Hart

Perspektive Bunker

Perspektive Bunker

Engere Wahl

WES LandschaftsArchitektur

Landschaftsarchitektur

Hans-Hermann Krafft

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die Gedenkstätte Mühldorfer Hart setzt sich aus drei Orten zusammen, die bei Mühldorf versteckt im Wald liegen. Diese Besonderheit entspricht der Entstehungszeit des Bunkers, als die Anlage gut versteckt und besonders aus der Luft möglichst unauffällig wirkte.

Von der zukünftigen Gedenkstätte ist die ehemalige Bunkerbaustelle der erste Bereich, zu dem der Besucher geleitet wird. Waldwege führen ihn an den Rand der ehemaligen Anlage. Hier öffnet sich der Wald überraschend zu eine sehr großen Lichtung und gibt den Blick auf ein riesiges Terrain frei.

Die Größe der Bunkerbaustelle wird von Zeitzeugen als besonders erschreckend bezeichnet, was u.a. auch Rückschlüsse auf die unmenschliche Härte der schweren Arbeit ziehen lässt. WES LandschaftsArchitektur schlägt daher vor, die Dimension der damaligen Baustelle zu wesentlichen Teilen sichtbar und nachvollziehbar zu machen, indem das Trümmerfeld mit dem Bereich des Bunkerbogens von Bewuchs durch Bäume und Sträucher befreit wird.

Umlaufende Wege entlang der freigestellten Einstiegsöffnungen fassen den nun sichtbaren Trümmerbereich und leiten die Besucher zu dem Bunkerbogen, dem ein breiter Aufenthaltsbereich vorgelagert ist. Wie eine Brücke legt sich die Fläche über den ehemaligen Baustellenbereich mit seinen unebenen, leicht hügeligen Spuren der alten Bautätigkeiten. Eine lange Bank begrenzt den Bereich nach Westen und bietet die Möglichkeit zum kurzen Ausruhen und Betrachten des Bunkerbogens. Ein zentral platziertes Tastmodell ermöglicht es, die Baustelle in ihrer gesamten Dimension sowie in ihrem räumlichen und inhaltlichen Zusammenhang mit dem Waldlager und dem Massengrab als Gesamtheit zu verstehen.

Drei in den Beton vor dem Bunkerbogen eingelegte Cortenstahlstreifen mit den eingelaserten Namen „Dachau“, „Landsberg am Lech“ und „Ungarn“ stellen über den Ort hinausweisende, hervorzuhebende Bezüge her.

Wenn der Betrachter den Bunkerbogen passiert hat, wird er über den Weg im Süden zu einem Steg aus Cortenstahl geleitet, der sich sowohl über das Trümmerfeld legt, als auch teilweise durch das Trümmerfeld bzw. die vorhandenen Trümmerbrocken schneidet. Da sich das Trümmerfeld in der Mitte gegenüber den Rändern um ca. 2,5 m absenkt, bietet sich nicht nur die Möglichkeit, die Trümmer in ihrer Dimension zu durchschreiten, sondern auch gleichzeitig das Trümmerfeld aus einem erhöhten Blickwinkel zu erfahren. Die konsequent gewählte, durchgängige und distanzierte Betrachtungsweise von außen erscheint geboten. Der Steg ist barrierefrei angelegt und kann ohne Niveausprünge begangen werden.

Thematisch greift der Cortenstahl des Steges ein vorhandenes Material auf, verfremdet es aber zugleich, da es als ein „sich einschneidender Steg“ heute ganz anders in Erscheinung tritt. Gleichzeitig erinnert der Cortenstahl in interpretierender Weise an die unmenschliche Härte der Arbeit der Strafgefangenen mit den Moniereisen, die zur Bewehrung der Bunkerbögen verwendet wurden.

Die Wege am Bunkergelände werden als gut verdichtete Schotterwege vorgeschlagen. Es handelt sich dabei um eine Art „Makadam“; eine spezielle Bauweise von Straßen, bei der drei Schichten mit jeweils unterschiedlich großen, gebrochenen und gut verdichteten Gesteinskörnungen den Wegeoberbau bilden. Zur besseren Begehbarkeit werden ca. 1,2 –1,5 m breite Gehstreifen aus Ortbeton eingelegt, deren Oberfläche wassergedüst wird und sich daher den Schotterwegen gestalterisch anpasst.

Die Fläche vor dem Bunkerbogen wird als helle Ortbetonfläche vorgeschlagen, die das Material der Bunkerruine aufnimmt und daran erinnert, dass ein großer Teil der Arbeit der Häftlinge darin bestand, Zement zu schleppen und zu schaufeln. In den Bereichen nördlich und südlich, zwischen dem Trümmerfeld und dem umfassenden Weg sowie vor dem Bunkervorfeld im Übergang zum Waldbereich wird Recycling Schotter aus Beton vorgeschlagen, um auch hier den Bereich des geplanten Bunkers zu markieren und zu kennzeichnen.

Mit Hilfe von massiven, quadratischen Hinweissäulen aus Betonwerkstein wird der Besucher von dem Bunkergelände über Waldwege zu dem zweiten Ausstellungsbereich, dem Lager, geführt. Der ehemalige Zaunverlauf des Lagerbereiches wird durch einen breiten Streifen aus grobem Naturstein- oder Recyclingschotter nachgezeichnet. Cortenstahlscheiben als „stumme“ Wachturmzitate markieren die Ecken des Lagers, verdeutlichen auch über die großen Distanzen die Dimension der Anlage und lassen sie in ihrer Gesamtheit erfahrbar werden.

Das ehemalige Wegekreuz wird durch „Grüne Schneisen“ im Wald sichtbar gemacht und im Süden sowie Norden jeweils durch Zitate der Lagertore in Form von Cortenstahlscheiben begrenzt. Als zusätzliche Maßnahme wird für den gesamten Lagerbereich vorgeschlagen, das Unterholz zu beseitigen um das Areal von den angrenzenden Waldbereichen räumlich abzusetzen.

Der Standort des ehemaligen Massengrabes ist der dritte und letzte Ort der Gedenkstätte. Der Besucher wird auch hier über Waldwege zu dem Gedenkort geleitet. Ein als Steg ausgebildeter Weg aus Ortbeton mit einer groben, wassergedüsten Oberfläche führt zu dem Ort des Gedenkens an dem ehemaligen Massengrab.
Eine helle Lichtung im Baumdach des Waldes schafft einen kontemplativen Raum, der durch eine annähernd kreisförmige, helle Schotterfläche im Boden betont und unterstützt wird. Wie „in den Wald gestreutes Licht“ nimmt die Schotterfläche den Bereich des Massengrabes als Rasenmodellierung auf und gibt ihm einen ruhigen Rahmen. Einzelne sich immer mehr im Wald verlierende kleine Flächen aus größerem Schotter bilden Lichtpunkte und erinnern an die anderen Orte der ehemaligen Massengräber. In Flucht und Verlängerung des Steges steht eine Bank als heller Sitzblock. Sie bietet die Möglichkeit zum kontemplativen Aufenthalt, zum Ausruhen und gibt dem Steg einen Abschluss in Form eines sehr zurückhaltenden Gegenübers.
Lageplan Bunker

Lageplan Bunker

Lageplan Bunker M 1:200 I © WES LandschaftsArchitektur mit Hans-Hermann Krafft

Lageplan Bunker M 1:200 I © WES LandschaftsArchitektur mit Hans-Hermann Krafft

Lageplan Massengrab

Lageplan Massengrab

Lageplan Massengrab M 1:200 I © WES LandschaftsArchitektur mit Hans-Hermann Krafft

Lageplan Massengrab M 1:200 I © WES LandschaftsArchitektur mit Hans-Hermann Krafft

Lageplan Waldlager

Lageplan Waldlager

Lageplan Waldlager M 1:200 I © WES LandschaftsArchitektur mit Hans-Hermann Krafft

Lageplan Waldlager M 1:200 I © WES LandschaftsArchitektur mit Hans-Hermann Krafft

Längsschnitt Bunker

Längsschnitt Bunker

Längsschnitt Bunker M 1:200 I © WES LandschaftsArchitektur mit Hans-Hermann Krafft

Längsschnitt Bunker M 1:200 I © WES LandschaftsArchitektur mit Hans-Hermann Krafft

Querschnitt Bunker

Querschnitt Bunker

Querschnitt Bunker M 1:200 I © WES LandschaftsArchitektur mit Hans-Hermann Krafft

Querschnitt Bunker M 1:200 I © WES LandschaftsArchitektur mit Hans-Hermann Krafft