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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2013

Nouveau palais de justice - Neues Justizgebäude

Gewinner

Baumschlager Eberle Architekten

Architektur

ATELIER CHAMPENOIS

Architektur

sempervirens

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebaulich definiert das neue Justizgebäude in Caen ein neues Quartier im Zentrum der nordfranzösischen Stadt. Der Entwurf von BE Hauvette Paris, dem jüngsten Mitglied der Baumschlager Eberle Gruppe, und seinem Partner Atelier d’Architecture Pierre Champenois wurde kürzlich der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Kubus des öffentlichen Gebäudes übernimmt mehrere Aufgaben: Mit dieser Form wird die Bedeutung der Rechtsprechung mit den Möglichkeiten der Architektur hervorgestrichen. Die Idee von der fundamentalen Notwendigkeit der Gerichtsbarkeit und die elementaren Mittel der Architektur korrespondieren hier in Caen mit einander entsprechend der langen Tradition in Westeuropa. Der Kubus setzt außerdem einen sehr klaren Bezugspunkt für den Entstehungsort und seine Umgebung. Dies geschieht durchaus auf selbstbewusste Weise, entsprechend der Bedeutung der Bauaufgabe.
Die Form des Gebäudes reflektiert nicht nur eine Tradition, sie ist ebenfalls sehr präzise auf die komplexen Anforderungen und Vorstellungen gegenüber einem Justizgebäude im 21. Jahrhundert abgestimmt.
Der orthogonale Grundriss bildet die Voraussetzung für die Organisation der Bedürfnisse des Justizgebäudes. So sind etwa die Arbeitsräume alle an den Fassaden platziert, während die Erschließungen immer an den Stirnseiten münden. Gute Belichtung und eine komfortable Arbeitssituation resultieren aus diesen Maßnahmen.
Diese Anordnung bringt aber mehr als nur eine vernünftige und gute Organisationsstruktur in das Gebäude – sie bringt das Erlebnis des Innenraumes. Vom Haupteingang weg führt eine Achse direkt in die Mitte des Gebäudes. Dort eröffnet sich ein Atrium, das über alle 5 Etagen reicht und das „Herz“ des Hauses bildet. Das Atrium ist Orientierungsspunkt und auch Maßstab für die Dimensionierung des gesamten Innenraumes. Horizontales Pendant zum Atrium im Sinne der Bedeutung und der räumlichen Akzentuierung ist das erste Obergeschoss des Gebäudes, wo sich die Gerichtssäle befinden. Diese Etage nimmt diese zweigeschossigen Säle auf. Es wird aber auch von einer gläsernen Schicht umgeben, die als bequeme Aufenthaltszone mit Aussicht auf Caen dient. Die hohe Transparenz wiederum bietet von außen eine klare Sicht auf die Eingängen zu den Gerichtssälen. In der Nacht „schwebt“ dieser Aufenthaltsbereich gleichsam über dem Boden, tagsüber betont er die Bedeutung dieser Etage durch die Unterbrechung der Fassadenstruktur.
Auf diese Weise vermittelt das neue Justizgebäude klare Aussagen zur Bedeutung von Transparenz, stringenter Form und elementaren architektonischen Möglichkeiten. Eine solche Botschaft ist also nicht weit entfernt von den Ansprüchen der Zivilgesellschaft an auf die Rechtsprechung.
Aber die Zivilgesellschaft erwartet heute mehr von einem Gebäude - es soll schlichtweg etwas zum Weiterbestand dieses Globus beitragen. Nachhaltiges Bauen zählt zur Kernkompetenz der Baumschlager Eberle-Gruppe und damit auch von BE Hauvette Paris. Die Strategie dazu wird im nordfranzösischen Caen von zwei Komponenten getragen.
Das Projekt bietet ebenso hohen Komfort wie auch einen optimalen Energieeinsatz, begründet auf der Langlebigkeit der Architektur. Das sehr kompakte Volumen, die zweischichtige Fassade und die Speicherfähigkeit des Bauvolumens tragen zur Reduktion des Wärmeverlustes bei. Erdwärmepumpen sorgen für Heizung und Kühlung mit dem Einsatz erneuerbarer Energie. Die Materialien wurden nach ihrer Umweltverträglichkeit ausgesucht, das Regenwasser wird wiederverwendet und die Wartezone vor den Gerichtssälen ebenfalls natürlich belüftet. Insgesamt also wurde ein Energiepaket geschnürt, das auch in der Zukunft ankommen.

Baubeginn für das Justizgebäude in Caen ist Herbst 2013, die Fertigstellung erfolgt im dritten Quartal 2015.