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Ankauf 2 / 2

Nichtoffener Wettbewerb | 01/1999

Landesmesse

Teilnahme

ZOOMARCHITEKTEN GmbH

Architektur

Norbert Müggenburg

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Leitidee:

Der neue Messestandort Stuttgart verfügt über eine in Deutschland einzigartige Verkehrsanbindung. Die-sen Standortvorteil gilt es in optimaler Weise hervorzuheben und zu nutzen.
Die unterschiedliche Gewichtung der Eingänge und das Erschließungskonzept tragen der besonderen Bedeutung der Verflechtungszone Rechnung. Sie wird durch die Baumassen der Hochhalle, des Kon-gresses, des Hotelneubaus und der bestehenden FSG-Verwaltung als neuer Messevorplatz definiert. Der Messevorplatz bildet das städtebauliche Gelenk zwischen der Ost-West ausgerichteten Flughafenachse und dem entlang der Autobahn entwickelten Messegelände.
Über das Aufgangsbauwerk des Bahnhofes und den Ausgang der Flughafenanbindung wird ein
zentrales Messeterminal positioniert, welches als offene, freie Konstruktion gleichermaßen auf Messe, Kongreß, Bahnhof und Flughafen bezogen ist. Die architektonische Betonung dieses Bereiches unter-streicht nicht nur seine Bedeutung, sondern gliedert das Areal in räumlich differenzierte Vorplätze und Eingangsbereiche. Die frei geformte Leichtdachkonstruktion steht gestalterisch in bewußtem Gegensatz zum stringent gegliederten Messekomplex.
Die Messe schafft durch den Einsatz zurückhaltender Konstruktionen und eines einfachen Erschließungs-systems, Übersichtlichkeit und eine hervorragende Orientierbarkeit.
Durch die hügelartig ausgebildeten Partner- und Servicebetriebe im Westen und eine regelrecht aus der Landschaft gezogene Überbauung der Autobahn im Osten wird eine topografische Einbettung des Mes-sekomplexes, bei Anordnung sämtlicher Ausstellungsbereiche auf einem Höhenniveau, erreicht.
Aus Richtung Plieningen verschwindet die Messe hinter der über die Autobahn reichenden „Landschafts-welle“, von der anderen Seite (Leinfelden-Echterdingen) verbirgt sie sich hinter den begrünten Dächern der Partner- und Servicebetriebe.
Die Terrassierung entlang der Aussenseiten der Messe erübrigt größtenteils die Einzäunung des Messe-geländes und fördert die optische Verschmelzung mit der Umgebung.
Erweiterungsflächen für eine erste Ausbaustufe von drei Hallen sind zwischen Messehallen und Service-betrieben vorgehalten. Darüber hinaus sind drei weitere Hallensegmente an der nördlichen Seite der Messe auf dem Grundstück realisierbar (ca. +60.000 qm Bruttoausstellungsfläche).


Messegelände :

Die torartige Haupthalle definiert den Haupteingang der Messe auf Ebene +1 und spannt einen Raum zwischen dem Messevorplatz und dem Freigelände auf. Über breite Treppenanlagen werden die Ausstel-lungsflächen auf Ebene ±0 erreicht.
Die Standardhallen sind zu zwei linear verlaufenden Hallenflügeln um einen gemeinsamen Freibereich gruppiert, eine kompakte Struktur mit kurzen Wegen. Sie läßt sich optimal in einzelne Messesegmente teilen, die auf Ebene +1 durch Besucherschnelltransportbänder erschlossen werden. Einer außen liegen-den Andienungs- und Ausstellerzone steht ein innenliegender Besucherbereich mit Grünzone gegenüber. Durch diese Gliederung kann die Anlieferung bei laufendem Messebetrieb störungsfrei erfolgen.
Die erhöhte Lage des Schnelltransportes im Binnenbereich der Hallen ermöglicht eine optimale Orientie-rung. Einerseits besteht jederzeit ein Außenbezug zum Freigelände, andererseits ist der Blick von oben in die Hallen möglich. Bereits vom Schnelltransport aus bekommt der Besucher einen Eindruck des ihn er-wartenden Rundganges.
Skywalks über das Freigelände verbinden die Hallenflügel und rythmisieren den Raum.
Sie nehmen die vier Messerestaurants auf, und schaffen so ein Erholungsangebot auf hohem räumlichen Niveau (Blick auf / über das Freigelände). Durch die Andienung der Restaurants über die Außenseiten der Kopfbauten wird die Qualität des Binnenbereiches als ein den Besuchern vorbehaltener Raum sicherge-stellt.
Diese Kopfbauten, die über kleine Foyers die Hallen erschließen und Hallennebennutzungen aufnehmen, dienen zudem als separate Eingangs- und Sammelpunkte bei geteilten Messeveranstaltungen.
Auf dem Niveau des Schnelltransportes erfolgt auch die Anbindung an das Parkhaus im Osten und die Parkflächen im Westen.
Die Anordnung erlaubt die Durchfahrbarkeit sämtlicher Hallen und stellt die Trennung von Besucherströ-men und Beschickungsverkehr jederzeit sicher.

Hochhalle:
Außenabmessungen: 130 x 225 x 21 m
Die Hochhalle ist ein zurückhaltend gegliederter und dennoch stark gerichteter Raum. Die schlichte Ge¬stalt wird durch ein feines Spiel von Licht und Schatten durch die filigrane, mehrschichtige Dachkonstruk¬tion überlagert.
Vom Hauptzugang auf Ebene +1 (405,00 üNN) gelangt der Besucher niveaugleich über das Schnell-transportsystem zu den einzelnen Messesegmenten, oder direkt über großzügige Treppen in die Ausstel-lungsbereiche der Haupthalle und der beiden seitlichen Standardhallen auf Ebene ±0 (400,00 üNN).
Das Tragwerk ist eine Stahl-Rahmenkonstruktion im Fachwerk mit einer statischen Höhe von ca. 5,5 m in der Dachebene. Das Trägerrost der Ober- und Untergurte aus Stahlrohr wird parallel geführt. Die Haupt-träger in Hallenquerrichtung werden mit einem Abstand von 20 m gelagert und an den jeweiligen Seiten mit der Stahlkonstruktion der Längsseiten verbunden. Das hieraus resultierende Tragwerksmodell kommt einer Eckeinspannung gleich, welche die Reduzierung der Binderkonstruktion zur Folge hat ( l/h=20).

Standardhallen:
Außenabmessungen: 70 x 145 x 14 m
Die gesamte Hallenkonstruktion stützt die Orientierung des Raumes zum Binnenbereich:
An den Außenseiten werden die geknickten Stahlfachwerkträger in eine Stahlbetonschottenkonstruktion eingespannt. Auf der jeweiligen Innenseite liegen sie auf Stahlstützen auf. Das Feldmoment wird durch die äußere Anhängung des Besucherschnelltransportes drastisch minimiert, eine effektive Ausnutzung der Bauhöhen und des Materials sind die Folge.
Die Nebennutzungen aufnehmenden Zwischenbauwerke werden in Stahlbeton ausgeführt und kommen dadurch ihrer zusätzlichen Funktion als Brandabschnitte der Hallen nach.

Zentrales Messeterminal:
Abmessungen ca. 80 x 55 x 7 m
Die komplexen Anforderungen des Standortes an Form und Stützenstellungen werden mit einem in der Planungsphase äußerst flexiblen Tragwerk beantwortet:
Die Konstruktion besteht aus einem Innen- und einem Außenring, der die wesentliche Geometrie der Dachform vorgibt. Orbital den inneren Ring „umkreisende“ gekrümmte Stahlrohrträger schaffen ein effi-zientes Durchlaufsystem mit hoher Steifigkeit, welches den äußeren Ring „tangiert“ und ihn dadurch hält. Der innere Ring läßt über eine Verglasung Tageslicht in das Aufgangsbauwerk eindringen.
Die Konstruktion wird mit einer transluzenten Haut bespannt und von innen beleuchtet. Sowohl tagsüber, als auch bei Dunkelheit bildet das Terminal einen markanten Orientierungspunkt für die Besucher.


Kongreßzentrum, Hotel, Messeverwaltung:

Das Kongreßzentrum und das neue Flughafenhotel werden in einer städtebaulichen Großform auf der östlichen Seite der Verflechtungszone zusammengefaßt.
Gemeinsam mit dem bestehenden Verwaltungsgebäude im Westen erfolgt dadurch eine Platzbildung mit Ausrichtung auf den Haupteingang der Messe.
Die Organisation der Bauten verfolgt ein Atriumkonzept, welches viele Räume zu begrünten Höfen orien-tiert. Dadurch wird ein spannender Kontrast zu einer ansonsten hektischen, von Fluglärm belasteten Um-gebung geschaffen.
Das Hotel läßt sich, wie angestrebt, in zwei Bauabschnitten realisieren, wobei ein Abbruch des Hauptge-bäudes wahlweise auch erst nach der Realisierung des zweiten BA. erfolgen kann.
Die Nutzungen des Kongresses sind in drei hohe Geschosse gegliedert, um die gewünschte Platzbildung zu erzielen. Im EG des Kongresses befindet sich der Foyerbereich. Im 1. OG erfolgt die Anbindung an die Messe und gewährleistet eine gute Erreichbarkeit des dort befindlichen Hauptrestaurants. Im darüberlie-genden Geschoß sind die Versammlungsräume angeordnet. Die Untergeschosse füllt ein zweigeschossi-ges Parkdeck, welches unter Ausnutzung des natürlichen Gefälles rückwärtig ebenerdig erschlossen wer-den kann. Über dieses findet die Andienung von Hotel und Kongreß statt. Im Rückwärtigen Bereich des Kongresses werden Fremdnutzungen Vorgeschlagen.
Die Messeverwaltung findet im ehemaligen FSG-Bürogebäude Platz. Beim Umbau der bestehenden FSG-Verwaltung zur zukünftigen Messeverwaltung wird ein der Messe, insbesondere dem Medienzentrum zugeordneter Nebeneingang geschaffen. Eine Erweiterung um ca. 1/3 der Fläche ist gegeben.


Freiraumkonzept:

Im Binnenbereich der Messe wird ein zentraler Park angeordnet, der durch seinen engen Bezug zu den Hallen zwei wichtige Funktionen übernimmt:
Einerseits fungiert er temporär als Ausstellungsfreigelände, andererseits ist er Erholungsraum im Sinne eines Innehaltens, einer Pause zwischen dem Informationsvolumen.
Teilbereiche werden um 2m abgesenkt. Stufen und Rampen führen in eine athmosphärisch andere Welt. Von dort begrenzen hainartig gepflanzte kleinkronige Bäume (z.B. Acer negundo, Crataegus crus-galli) das Sichtfeld auf die Ausstellungshallen – der Blick durch den Park ist unter den Baumkronen offen.
Außerhalb der Messe wird die Beziehung zur umgebenden Filderlandschaft durch standortgerechte Be-pflanzung gesucht.
Die aufgeständerten Skywalks lassen den Landschaftsraum von Norden in den Binnenbereich der Messe fließen.


Ökologisches Konzept:

Der ökologische Ansatz stützt sich auf eine städtebaulich sinnfällige Verteilung der versiegelten Flächen, und überwiegend passive Klimaregulationskonzepte.
Die Überbauung der ohnehin versiegelten Autobahn hat einen flächenschonenden Umgang mit dem Grundstück zur Folge, was sich in einem vergleichsweise hohen Grünflächenanteil desselben nieder-schlägt.
Die Neuversiegelung wird darüber hinaus durch die intensive Begrünung der hügelartig aus der Land¬schaft entwickelten Partner- und Servicebetriebe minimiert.
Der hohe Vegetationsanteil führt zur Verbesserung des Mikroklimas, bringt Kühleffekte durch Verdunstung und filtert Schadstoffe aus der Luft.
Die Hallendächer werden als energetisch wichtigste Fassade betrachtet und entsprechend ausgebildet.
Energieeinsparung durch optimierte Tageslichtausleuchtung steht dabei im Vordergrund.
Durch den Einsatz von prismatischen Lichtlenkungssystemen wird eine günstigere Tageslichtausnutzung bei gleichzeitig minimierter Wärmelast erreicht. Darüber hinaus lassen sich ohne den Einsatz von Kunst-licht atmosphärische Beleuchtungen in den Hallen erzielen.


Verkehrskonzept:

Das Verkehrskonzept hält sich an die Vorgabe 4e des Auslobers.
Es handelt sich um ein übersichtliches und dadurch leistungsfähiges internes und externes Erschlie-ßungssystem.
Die Überbauung der Autobahn in Form einer „Welle“ führt den Parkverkehr von Osten auf das oberste Niveau des Parkhauses und von dort in darunterliegende Parkgeschosse. Im Westen der Autobahn wer-den die Parkebenen über parallel zur BAB verlaufende Rampen erschlossen.
Der Anlieferverkehr für das Messegelände erfolgt über zwei Zufahrten. Zum einen über den westlichen Bereich der Heerstraße - dort befindet sich auch die LKW-Staufläche -, zum anderen über den westlichen Ausläufer der neuen Entlastungsstraße.
Die innere Messeumfahrung wird auf der Ebene ±0 um die Messehallen herumgeführt. Durch die Über-deckelung dieser Umfahrung im Bereich des Messevorplatzes wird eine kreuzungsfreie Führung von Fußgängerverkehr und Messebeschickungsverkehr im Bereich des südlichen Haupteinganges erreicht. Ebenfalls auf dieser Ebene unter dem Messevorplatz verläuft die Entlastungsstraße der Flughafenrand-straße. Sie mündet westlich der Parkhäuser P2 und P4 in die Flughafenrandstraße ein.
Ausstellerstellflächen finden sich auf dem westlichen Erweiterungsgebiet und in den Beschickungszonen der Messehallen.
Die projektierte ICE-Trasse durch das Planungsgebiet läuft in weiten Teilen unter dem Ausstellungsfrei-gelände, bzw. dem Messepark. Die Bereiche der Ausstellungshallen werden nur an 2 Punkten gekreuzt. Konflikte bei der Trassenerstellung, besonders aber beim Betrieb der Tunnelanlagen (Erschütterung, Set-zung) sind dadurch weitestgehend ausgeschlossen.


Fazit:

Die einzigartige Verkehrsanbindung des neuen Standortes manifestiert sich in einer Gewichtung zum Messevorplatz.
Dieser wertet in seiner klaren Fassung zugleich die übrigen Funktionen auf und versinnbildlicht durch das zentrale Messeterminal die Vorstellung eines Ortes des Austausches und der Kommunikation.
Vom zeichenhaften Charakter des Terminals profitieren die umliegenden Nutzungen in gleichem Maße.
Die Messe wird als eigenständige städtebauliche Großform entlang einer neuen Achse entwickelt, und durch flankierende Randbebauungen und Abstufung des Geländes in die Landschaft eingebettet.
Sie ist eine kompakte, gerichtete Struktur mit kurzen Wegen. Sämtliche Ausstellungsflächen befinden sich auf einem Niveau. Sowohl getrennte Messeveranstaltungen als auch ein geschlossener Hallenrundgang sind möglich.
Durch die Überbauung der Autobahn wird der Flächenverbrauch minimiert und zugleich der Anteil von Grün-und Erholungsflächen erhöht.
Ankauf 2 / 2