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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2012

Ersatzneubauten Wohnsiedlung Himmelrich 3

Perspektibe Bleichergärtli

Perspektibe Bleichergärtli

3. Rang / 3. Preis

Preisgeld: 45.000 CHF

E2A Piet Eckert und Wim Eckert Architekten ETH BSA BDA SIA AG

Architektur

raderschallpartner ag landschaftsarchitekten bsla sia

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebauliche Situation

Aus einem grossen Fussabdruck im Schwarzplan der Luzerner Neustadt entsteht aus der Perspektive der Strassenzüge ein erstaunlich integrativer Bau. Trotz seiner Grösse vermag er eine gleichbleibende Traufe im Stadtkontext zu etablieren und antwortet so auf die von Armin Meili vorgezeichneten Silhouetten. Mit einer kontinuierlichen Abwicklung entsteht entlang der Bundesstrasse, der Himmelrichstrasse und des Bahneinschnitts ein Blockrandgebäude, das dem Ort auch einen grossen „Binnenraum“ zuspielt.

Mit dem Wechsel von Zeilenbauten zu einem modernen Blockrand entsteht eine komplexere urbane Situation: Das nach aussen verbundene Bleichergärtli wird mit dem neu entstehenden Hofraum ergänzt, der sich als halböffentlicher Erholungsraum der neuen Wohnanlage versteht.

Die Fassaden reagieren auf die umliegenden Massstäbe der Blockränder: Entlang des äusseren Perimeters entstehen durch die unterschiedlichen Höhensituationen an der Bundesstrasse und an der Himmelrichstrasse spannende, teilweise als split level organisierte Gewerbeeinheiten. Drei gelenkartige Akzentuierungen differenzieren den Neubau entlang seiner äusseren Abwicklung: Die dreieckigen Einstülpungen schaffen neue und übergeordnete Adressbildungen und markieren die Durchgänge im Stadtraum.


Freiraumkonzept

Das Freiraumkonzept orientiert sich an einer genossenschaftlichen Nutzung des Aussenraums der Siedlung und initiiert ein System von Räumen, welche eine gemeinschaftliche Aneignung durch die Bewohner unterstützen soll. Im Innenhof bilden Heckenfiguren spannungsvolle Binnen- und Zwischenräume.


Architektur

Über einer besonderen Erdgeschosszone für Gewerbe, Gemeinschaftseinrichtungen und Stauflächen liegen fünf weitere Regelgeschosse für Wohnen, die mit einem Dachgeschoss abgeschlossen werden. Die dort situierten kleineren Wohnungen bilden ortstypische Giebeldächer aus. Die zweispännige Erschliessung macht die Wohnungen mit einem hohen Wiederholungsfaktor umsetzbar.

Aus der Y-förmigen Grundriss-Struktur resultieren eine hohe Grundrissanpassungsfähigkeit und eine entsprechend hohe Wohnungsdiversität. Die Wohnungen erhalten so einen höheren Flächenanteil zum grossen Wohnhof. Die vorgesehene Grundriss-Struktur und die eingesetzten Loggia ermöglichen es, entlang der Bundesstrasse gut auf die erhöhten Lärmbedingungen zu reagieren. An der Himmelrichstrasse und am „Bleichergärtli“ werden aus der Struktur heraus in Ost-West-Richtung durchgesteckte Wohnungen entwickelt, entlang des Bahneinschnitts nach Süden orientierte Wohnungen vorgeschlagen.


Materialisierung

Der Blockrand wird mit zwei unterschiedlichen Materialisierungen vorgestellt: Entlang der Stadtfassaden wird das Haus mit einer vorgehängten Kunststeinfassade mineralisch entwickelt, die Ausfachungen des Rasters in faserarmiertem Leichtbeton erstellt. Sie erscheinen als vertikal strukturierte Oberfläche und bieten Schutz für die dahinterliegenden Verschattungs- und Schiebeelemente.

Die Hoffassade wird als Holzbau vorgesehen; ihre Abwicklung lässt sich mit einem hohen Vorfertigungsgrad ökonomisch umsetzen. Die in der Fassade verwendeten Holzlattungen werden geflammt und erlangen so eine äusserst nachhaltige Oberflächenbeschaffenheit. Die Flammung bildet einen dauerhaften Schutz des Holzes und braucht nicht kontinuierlich nachbehandelt zu werden. Diese sehr unterhaltsarme Materialisierung trägt gleichzeitig eine hohe Sinnlichkeit im Material und erhält über die Jahre eine gewinnende Patina.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser formulieren eine starke, dreieckige Grossform, einen Superblock, der grösstenteils den Baulinien folgt und die bestehenden Häuser auf dem Areal selbstverständlich integriert. Die Einzüge der drei langen Schenkel gliedern die Länge auf eine quartiertypische Dimension und dienen der übergeordneten Adressbildung. Die gut gelungene städtebauliche Integration in das Quartier wird auch durch die gleichbleibende Traufhöhe und die abgeschrägte Dachform gewährleitstet. Die drei Einzüge unterteilen den grossen, halböffentlichen Innenhof in drei ausgewogenere Teile. Die Raumbildung unterstützt die Aneignung durch die Bewohner und ermöglicht eine gute Wegführung im Quartier. Die Anlage ist präzise im Stadtkörper verankert.

Durch das Gefälle der Strassen ergeben sich spannende, teilweise im Split-Level organisierte Gewerbe- und Dienstleistungsräume. Die hofseitige, um 45 Grad abgedrehte und abgestufte Abwicklung des Gebäudes erhöht die belichtbaren Flächen für die Wohnungen erheblich und ermöglicht Aussenräume mit viel Privatheit. Die in diesem starr erscheinenden Raster speziellen und prägnanten Wohnungen überraschen durch ihre Flexibilität und Gebrauchstauglichkeit. Durch die konzentrierte Anordnung der Gebäude am Parzellenrand ergeben sich tiefe Grundrisse, die fast alle beidseitig über vorgelagerte Loggien belichtbar sind. Über abgewinkelte Wände wird reflektierendes Licht in die dunkleren Zonen im Zentrum geleitet. Das Haus weist zwei unterschiedlich materialisierte Fassadentypen auf: Die Raster des Blockrands sind hart mit vorgehängten Kunststeinen, die Ausfachungselemente in Faserbeton materialisiert. Die Hoffassade soll weich sein. Sie ist als Holzbau mit einem hohen Vorfertigungsgrad konstruiert. Die formalen Elemente ergeben ein zum Objekt tendierendes Erscheinungsbild. Die Hülle ist bewusst flach und ruhig gehalten und ermöglicht eine neuzeitliche Interpretation.

Aus dem Jurybericht
Lageplan

Lageplan

Perspektive Innenhof

Perspektive Innenhof

Interior

Interior

Grundriss Regelgeschoss

Grundriss Regelgeschoss

Wohnungstypen

Wohnungstypen