Gestaltungswettbewerb "Alte Synagoge"

„Der einstimmig von der Jury mit dem ersten Preis ausgezeichnete Entwurf überzeugt durch eine konsequente und zielgerichtete Wiederbelebung der ursprünglichen architektonischen Grundkonzeption des Baumeisters Edmund Körner, ohne den Raum zu sakralisieren. Die historischen Raumqualitäten werden so auf eindrucksvolle Weise wiederhergestellt. Damit liegt auch eine denkmalgerechte Neuinterpretation der ursprünglichen Entwurfsidee vor.
Das Ausstellungskonzept ist geprägt von einem sensiblen Einfühlungsvermögen gegenüber jüdischer Geschichte, Religion und Tradition. Der von Einbauten freie Hauptraum steht als das wichtigste Exponat eindeutig im Mittelpunkt. Um diesen zentralen Ort der Begegnung sind auf verschiedenen Ebenen weitere thematische Ausstellungsschwerpunkte, z.B. zur Geschichte jüdischen Lebens und zur jüdischen Religion, zu erleben. Die ehemalige Frauenempore ist, nach Wiederherstellung einer Stufigkeit als Anspielung auf die frühere Sitztribüne, den zukünftigen Wechselausstellungen vorbehalten. Anders als vom Auslober ursprünglich vorgesehen, wird die Verwaltung in das Sockelgeschoss verlegt. Damit werden die an die Empore anschließenden Raumflächen in die Ausstellungsfläche miteinbezogen. Die darüber befindliche sog. Sängerempore wird in den Ausstellungsrundgang mit einbezogen.
Das Lichtkonzept bringt die Wahrnehmung der neuen Raumdramaturgie in einer differenzierten Tag- und Nachtatmosphäre zur Geltung. Die farbige Leuchtkraft der Hauptfenster wird durch Bildmembranen in den Bogenfenstern fragmentarisch wiederhergestellt. Farbige Glasmosaiken als Texturen in den Laibungen der Fenster und Gewölbe erinnern dezent an die ursprüngliche Farbigkeit und Ornamente. Die Kuppel wird durch bewegte abstrakte Muster zu einem zeltartigen artifiziellen Himmel.
Insgesamt liegt ein überzeugender Entwurf vor, den ursprünglichen Bau in seinen architektonischen und kulturellen Besonderheiten wieder erlebbar zu machen und ihn gleichzeitig für eine heutige Begegnung mit jüdischer Kultur nutzungs- und funktionsgerecht zu erschließen.“