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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2013

Neubau des Berliner Instituts für Medizinische Systembiologie (BIMSB)

3. Preis

Preisgeld: 17.000 EUR

Glass Kramer Löbbert Architekten

Architektur

Müller-BBM Building Solutions GmbH

Brandschutzplanung

BLS Energieplan GmbH

TGA-Fachplanung

Levin Monsigny Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Zwischen den Disziplinen - Ein Labor für morgen.

Empfang und Adresse

Das neue internationale Forschungsinstitut empfängt seine Besucher auf einem lichten, von luftigen Baumkronen überstandenen Vorplatz mit einladenden Bänken und ohne Kraftverkehr im Herzen Berlins.
Überraschend öffnet sich dieser Freiraum in der ruhigen zweiten Reihe und wird zum lebendigen Treffpunkt der Forscher und einer interessierten Öffentlichkeit. Zusammen mit dem heutigen Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie dem Gebäude 12 der Humboldt-Universität fasst der Neubau den großzügigen, etwa 40 x 40m messenden Hofraum und schafft so eine eindeutige und einladende Adressbildung – sowohl für das neue Institut als auch für die ihm zugewandten Nachbarn.
Die zum Zugang von der Hannoverschen Straße offene Geste gliedert zugleich die große Baumasse des Neubaus und verleiht ihm eine der Umgebung angemessene Masstäblichkeit. Zu allen Seiten entstehen gut proportionierte und klar gewidmete Freiräume, deren Stärke auch aus der im Kontext entwickelten Baukörperhöhe entsteht. Die vorgegebenen Abstandsflächen werden zu allen Seiten eingehalten. Dem grünen Kontinuum des benachbarten Campus Nord stellt der Entwurf eine klarer gefasste und sich im Übergang zur Stadt bewegende Situation gegenüber; die Verknüpfung der beiden leistet die Stellung des neuen Baukörpers sowie die Durchlässigkeit im Bereich des Erdgeschosses. An diesem Gelenk zwischen Hof und Garten liegt gut auffindbar der Eingang zum Neubau. Die Anlieferung erfolgt von der Westseite zwischen BIMSB und HU-Sporthalle und ermöglicht es, für Warentransporte einen unabhängigen Weg zur zentralen Verteilung zu nutzen. Der gesamte Außenbereich ist schwellenlos ausgebildet und erlaubt freie Bewegung für alle Mobilitätsstufen. Durch die Lage des Eingangs und die logische Wegeführung durch das Gebäude ist die Orientierung sehr einfach.


Struktur und Organisation

Zwischen halböffentlichem Eingangsbereich und der den Institutsnutzern vorbehaltenen Cafeteria mit Konferenzbereich im Dachgeschoß spannt sich der kommunikative Lebensstrang des Instituts. Zusammen mit den Aufzügen für Personen und Lasten verbindet die großzügige Treppe im Zentrum des Gebäudes alle Ebenen. Unmittelbar angegliedert an diesen lichtdurchfluteten vertikalen Raum befinden sich die Teeküchen und Besprechungsräume sowie nach Süden ausgerichtete Loggien mit Blick in und über die Parklandschaft der ehemaligen königlichen Tierarzneiakademie.
Die geschossweise verteilten Technologie-Plattformen binden ebenso an diese Zone an und unterstreichen damit den auf den Austausch aller Nutzer angelegten Charakter des Hauses. Junior- und Seniorgroups sind gleichmäßig über die fünf Regelgeschosse verteilt. Jeweils eine experimentelle und eine theoretische Arbeitsgruppe teilen sich einen Flügel jedes Geschosses als „Homebase“ in enger räumlicher Verzahnung. Ein Atrium an der Schnittstelle der beiden Gruppen bringt zusätzliches Licht und vor allem Orientierung und Bezug zum Gesamtgebäude.
Die Anordnung der Teeküchen in der zwischen Hof- und Gartenseite durchlässigen Mittelzone fördert den Austausch zwischen den „Homebases“ und erlaubt zugleich eine flexible Belegung dieser kommunikativen Orte.


Wandelbare Arbeitslandschaften

Die paarweise angeordneten theoretischen und experimentellen Arbeitsgruppen nutzen ein gemeinsames und flexibles Raumgefüge, welches durch die Ausbildung von sinnvoll dimensionierten Nutzungseinheiten ohne weitere baurechtlich notwendige Flure auskommen kann. Die Versorgung der nach Süden und Westen ausgerichteten Laborzone erfolgt wesentlich über Zentralschächte und eine konsequente Deckeninstallation. Die dem Hof (Nord- und Ostseite) zugewandte Bürozone erhält eine gebündelte und auf Wandlung und Erweiterung ausgelegte IT-Anbindung über einen zentralen Schacht.

Durch diese Maßnahmen kann die Trennung zwischen Labor, Lab-Light/Auswertearbeit und Büro offen gestaltet werden und weitgehend flexibel auf die jeweiligen Flächenanforderungen reagieren. Die jeweils benötigten Medien werden von den beiden unterschiedlichen Seiten zugeführt, ein modulares System der Möblierung mit integrierten raumteilenden Elementen zoniert die Bereiche und reguliert dadurch die benötigten Luftmengen auf das sinnvolle Minimum. Die mit Ausnahme der kommunikativen Mittelzone und Haupterschließung offenen Decken erhalten eine akustisch wirksame Bekleidung und erlauben den einfachen Zugang zu den Installationen.


Einfache Bauweise, leichte Erscheinung

Der Neubau wird in rationaler Skelettbauweise aus Stahlbeton über einer wasserundurchlässigen Betonwanne als Gründung errichtet. Das Konstruktionsraster bindet die aussteifenden zentralen Versorgungs- und Erschließungskerne ein und beträgt im Innern 7,20m und an den Fassaden 3,60m. Nicht nur aus wirtschaftlichen und Flexibilitäts-Überlegungen werden im Gebäudeinnern Pilzstützen vorgesehen: Sie geben den großflächigen Räumen einen eigenen Charakter.
Entlang der Fassaden unterstützen massive Brüstungs- und Sturzelemente die Steifigkeit der insgesamt schlanken und kosteneffizienten Konstruktion.

Gleich einem weichen Futteral schafft die Bekleidung aus raumhohen, akustisch wirksamen Holztafeln an den Wänden der zentralen Bewegungs- und Kommunikationszone eine behagliche Atmosphäre in dieser gemeinsamsten Zone.
Zur Belichtung der großen Raumtiefen ist ein vergleichsweise hoher Grad an Verglasung (rd. 2/3 der Fassade) notwendig und sinnvoll um auf ein gutes Verhältnis von Fensterfläche zu Nutzfläche zu kommen. Die Anordnung der Fenster ist so gewählt dass die Tageslichtausbeute möglichst hoch ist; unterstützend wirken die lichtsteuernden Aluminiumlamellen, die durch ihre Stellung mehr oder weniger Licht in das Gebäude leiten bzw. nach außen reflektieren.

Die regelmäßig positionierten liegenden Fenster mit Brüstungen nehmen die fassadenständigen Möblierungen auf, die raumhohen Ausguckfenster in den Zwischenbereichen verleihen den Räumen eine besondere Großzügigkeit und verzahnen die Arbeits- mit der Stadtlandschaft.
Ihr geschossweise versetzter Rhythmus erzeugt eine feingliedrige und leichte Erscheinung des Gebäudes und verleiht dem interdisziplinären Institut einen eigenen Charakter: kein steinerner Stadtbaukörper sondern eine leichte Figur mit einer eher spielerischen Anmutung fügt sich in den Blockinnenbereich und spannt gemeinsam mit den Nachbarn ein bauliches Ensemble an diesem Standort auf.
Feingliedrigkeit und helle Farbigkeit der Lamellenstruktur im Zusammenspiel mit den ablesbaren Verglasungsbändern stellen dabei eine Verwandtschaft zum BMBF her - die Option einer auch nach dem Umzug des Ministeriums ans Kapelle-Ufer inhaltlichen Kooperation der verschiedenen Einrichtungen an der Hannoverschen Straße ist ganz in diesem Sinne.


Technische Erschließung

Technikzentralen im Dach und im 2 Untergeschoss erschließen das Forschungsgebäude effizient und zuverlässig: Durch die Lage der zentralen Schächte können die unterschiedlichen Nutzungseinheiten im nördlichen und östlichen Flügel sowie die Core Facilities von separaten Anlagen versorgt werden. Eine für den kontinuierlichen Betrieb erforderliche Redundanz ist so leicht herstellbar.
Die Luftansaugung erfolgt über die Lichtschächte im Untergeschoss, deren Ausführung eine saubere Zuführung ohne zusätzliche Schachtbauwerke in den Freianlagen ermöglicht. Die Abluft wird über Dach geführt um die geringstmögliche Belastung für die Umgebung zu erreichen.
Durch die Lage der zentralen Gebäudetechnik unter den anspruchsvolleren Nutzungseinheiten mit Tierhaltung und Spülküchen kann hier eine effiziente direkte Ver- und Entsorgung erfolgen.
Die Dachzentralen nehmen die Anlagen für Kältebereitung und die Wandlung und Kreislauf-Rückführung der hohen Abwärmelasten aus der IT-Arbeit auf.
Lageplan

Lageplan

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Regelgeschoss

Grundriss Regelgeschoss

Grundriss Staffelgeschoss

Grundriss Staffelgeschoss

Foyerbereich

Foyerbereich

Funktionsverteilung

Funktionsverteilung

Detail

Detail

Gartenansicht

Gartenansicht