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Offener Wettbewerb (nur für Studenten) | 03/2013

VfA-Studenten-Wettbewerb 2012 - Architektur & Integration

ein 3. Preis

Preisgeld: 1.000 EUR

Yi Sun

Student*in Innenarchitektur

Erläuterungstext

Die Idee:

Der folgende Entwurf ist an die traditionellen Hakka-Rundbauten (Hakka- Tulou) in China angelehnt. Erstmalig waren diese runden Erdbauten um 500 v.Chr. in der süd-chinesischen Provinz Fujian in Erscheinung getreten. Im Laufe der Jahrhunderte wurden die Anlagen aber schrittweise von den Bewohnern aufgegeben. Ein Grund dafür war, dass Familien nicht mehr in eng abgeschirmten, schutzbietenden Einheiten lebten, sondern sich über das Land verteilten. Ein weiterer Grund war, dass die Bauten von der Struktur her keinen Komfort mehr bieten konnten.

Die Volksgruppe der Hakka suchte durch diese Bauform Schutz gegen Angriffe anderer Familien oder Räuber. Für diesen Zweck gab es an der Außenseite nur winzige Fenster und meist nur einen Eingang. Im Inneren fand man eine geschlossene kollektive Wohnsituation vor, bei der es keine getrennten Einheiten gab und so für den Einzelnen wenig Privatsphäre geboten werden konnte. Der Innenhof diente als öffentlicher Ort; hier wurde gekocht, es wurden Lebensmittel getrocknet, es gab Theateraufführungen, und er wurde allgemein als Zentrum der Kommunikation angesehen.

Der Nachteil dieser Wohnform war die Isolation der Familien vom Handel, der meist auf der Außenseite des Gebäudes, nah an den anliegenden Straßen stattfand. Ein weiteres Manko war, dass der Aufbau der Grundrisse auf einer starken Kontrolle des einzelnen Familienmitgliedes berühte, was sich aus der damaligen hierarchischen Gesellschaftsstruktur erklärt. Es handelte sich um Durchgangsräume ohne privatsphäre. So wurde zum Beispiel damals jede Person, die den Eingang passierte, von den Clan-Ältesten gesehen, die im Erdgeschoss wohnten.

Die Hauptaufgabe dieser Arbeit ist die Schaffung eines Entwurfs, der die Merkmale der kollektiven Wohnform der Hakka mit einer familienfreundlichen, generationenübergreifenden und nachhaltigen zeitgenössischen Wohnstruktur in Einklang bringt.

Die Umsetzung:

Auf dem Weg dahin wird der Bau in mehrere voneinander getrennte Wohneinheiten untergliedert. Des Weiteren wird die Außenseite durch zahlreiche Fenster und Eingänge geöffnet.
Ziel ist es, mehr Offenheit und gleichzeitig mehr Raum für Privatsphäre zu schaffen.
Die Gesamtstruktur sieht zwei Ringbauten vor: Einen Außenring und einen Innenring, beide sind dreistöckig und durch einen Innenhof miteinander verbunden.

Im Innensegment schließt sich im Erdgeschoss die Küche an, Balkone im 2. Stock Richtung Innenhof laden zum Dialog mit dem Nachbarn ein und erzeugen ein Gemeinschaftsgefühl.

Der Innenring eignet sich besonders für Kinder, weil er nah zum großen Innenhof ist. Durch die räumliche Distanz zu den Eltern (Außenring) bietet Freiheit zum unbeschwerten, lauten Spielen.
Hierdurch wird der gesamten Wohneinheit ein heller und offener Charakter verliehen.

Der Außenring ist als Ort des Rückzugs und der Ruhe definiert. Er ist mit dem Innenring als Ort der Kommunikation verbünden. Das Übergangsstück zum Innenring kann auch vom zweiten Stock aus betreten werden.Es ist offen, balkonartig gestaltet und bietet die Möglichkeit, unter freiem Himmel, die Natur zu genießen. Hierneben wird neben dem Erdgeschoss noch ein zusätzlicher Durchgang zwischen den Wohnabteilen geschaffen.

Fazit:

Im Großen und Ganzen gelingt bei dieser Neuauflage des Hakka-Tulou ein Kompromiss, der den Bewohnern eine gute Balance zwischen dem Bedürfnis nach Privatsphäre, Naturnähe und dem Gefühl gemeinschaftlichen Zusammenlebens bietet. Die nach innen orientierte, Ring anordnung der Wohneinheiten schafft Nähe und Gemeinschafftgefühl, bietet aber gleichzeitig Freiraum zur individuellen Entfaltung.