modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Offener Wettbewerb | 02/2013

Neubau Primarschule Schoren

1. Rang / 1. Preis

LORENZ ARCHITEKTEN

Architektur

Martin Gubler Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

ZPF Ingenieure AG · ZPF Structure AG

Bauingenieurwesen

BAKUS Bauphysik & Akustik GmbH

Akustikplanung

FRIEDRICH HAUSTECHNIK AG

Architektur

Fedele Architektur

Architektur

Erläuterungstext

Die Primarschule als öffentliches Gebäude für Quartier und Stadt.
Aula, Sporthalle, Kindergarten und Pausenbereiche stehen in direktem Bezug zum Stadtraum und können von den Quartierbewohnern mitgenutzt werden. Neben diesen Synergien des Erd- geschosses und der Untergeschosse, steht das Obergeschoss ausschliesslich den Primarschülern für das konzentrierte Lernen zur Verfügung. Die flexiblen Raumkonstellationen der Klassenzim- mer, Gruppenräume und Innenhöfe ermöglichen vielfältige Unterrichtssituationen und können als „Lernlandschaft“ des zeitgenössischen Unterrichts verstanden werden.

Eine neue Mitte für das Quartier.
Das Schulhaus geht mit dem Wohnungsbau eine feste Verbindung ein und definiert präzise städtische Orte: Haus, Vorplatz, Gasse, Block und Hof. Das Haus und der Block korrigieren die Übergänge zur heterogenen Nachbarschaft und vermögen mit wenigen Mitteln dem Quartier eine Ganzheit und eine klare Mitte zu geben.

Potentielle Konflikte von Schul- und Wohnnutzung mussten gelöst werden.
Die öffentlichen Orte des Stadtraums, die Aussenräume der Schule und die Freiräume der Wohnbebauungen mit ihren privaten Ansprüchen mussten definiert und in ihren Übergängen präzise entworfen werden. Ausserdem galt es dem Quartier eine neue Identität zu geben, ohne bestehende Atmosphären zu zerstören. Vorgefundene Qualitäten der Nachbarschaft sollten erhalten bleiben und zusammen mit dem Projekt zu einem schlüssigen Gesamtcharakter führen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau und Qualität der Freiräume (Ideenteil)
Mit zwei präzisen baulichen Interventionen werden der Projektperimeter und das Quartier auf überzeugende Weise strukturiert. Der flache Schulbau vermag durch seine Position und sein einfaches geometrisches Volumen zwischen den historischen Wohnzeilen Schorenmatten, dem neuen nördlichen Wohnungsbau und den Wohnhochhäusern zu vermitteln.
Der genossenschaftliche Wohnungsbau wird als geschlossener Blockrand vorgeschlagen. Typologisch ist der Blockrand im Aussenquartier Hirzbrunnen nicht vertreten; der städtebaulichen Klarheit und der geforderten Dichte wegen erscheint der Ansatz jedoch schlüssig. Nirgends kommt es zu einem direkten vis-à-vis von Hauptfassaden, ausser auf kurze Distanz zur räumlichen Artikulation zwischen Genossenschaftssiedlung und Schule. Richtigerweise liegt hier im Erdgeschoss nicht Wohnen, sondern eine Gemeinschaftsnutzung. Die bewusst knapp gehaltene Verschränkung der beiden Bauprogramme und die gesuchte Präsenz des Schulhauses am Schorenweg führen jedoch zu einem Konflikt mit dem Baumschutz.

Die Freiraumqualität liegt insbesondere in der Kombination einer geschickten Fortsetzung des Wegnetzes, ohne eine überinszenierte Mittelachse auszubilden, und von platzartigen Aufweitungen mit differenzierter Funktionalität: Vorplatz Schule und Gemeinschaftsraum Genossenschaft am Schorenweg, Kindergartenhof mit altem Baumbestand, Pausenhof im Übergang zum neuen Wohnungsbau und Innenhof Genossenschaftswohnen. Auch wenn dem Baumschutz nicht vollumfänglich Rechnung getragen wird, weist das Freiraumkonzept im Gegenzug ein echtes Potenzial für grosskronige Neupflanzungen auf.

Architektur und räumliche Qualität Schulhaus (Projektteil)
Charakteristisch und einzigartig an diesem Projektvorschlag ist der Schulunterricht auf nur einem Geschoss. Die Ausdehnung des Baukörpers ist folglich durch die Unterrichtsräume im 1. O bergeschoss bestimmt. Der Grundriss dieses Geschosses erscheint sehr kompakt organisiert und doch von räumlicher Qualität, insbesondere wegen dem Spiel versetzter Innenhöfe zur Belichtung und kleinem Aussenraumangebot auf der Unterrichtsetage. Unsicherheit besteht gegenüber den innen liegenden Gruppenräumen, welche der knapp bemessenen allgemeinen Zirkulation zu Entspanntheit verhelfen, für den ungestörten Schulbetrieb aber vielleicht doch abgetrennt werden müssten. Das auf der Eingangsseite und gegen den Pausenplatz zurückversetzte Erdgeschoss bietet über die Eingangshalle einen Sichtbezug in die Turnhalle.
Der Vorschlag einer offenen Aula in dieser Halle wird als nicht machbar beurteilt. An der Südfassade angeordnet liegen der mit einem separaten Eingang erschlossene Kindergarten und die Tagesstruktur. Im Grundriss weist dieser Bereich Ungereimtheiten in der Erschliessung des einen Kindergartenraums und der Küche auf. Wertvoll für den Kindergarten ist der direkte Zugang zu einem grösseren Aussenraum ohne direkte Schnittstelle zum Pausenhof der Primarschule.

Äusserst positiv wird die Anordnung der Turnhalle beurteilt, welche durch ihre Präsenz im Erdgeschoss immer als Teil des Schulbetriebs wahrgenommen wird und auch bei abendlicher Vereinsnutzung als leuchtender Körper zu einem Identifikationspunkt für das Quartier werden kann. Neben der natürlichen Belichtung verfügt dieses Turnhallenkonzept auch über eine wirtschaftliche Baugrube.

Die schwarze Metallfassade erscheint für ein Schulhaus sowohl vom architektonischen Ausdruck wie im Hinblick auf Minergie-P-Eco als inadäquater Vorschlag. Ebenfalls wird hinterfragt, ob es einer ornamentalen Referenz an ein Ökonomiegebäude in der Nachbarschaft des heutigen Schulpavillons bedarf, um den Neubau im Quartier zu verankern.

Funktionalität und pädagogisches Konzept
Der Vorschlag einer Schule auf einer Ebene ist sehr interessant. Nach Osten sind die Schulleitung und die Spezial- und Vorbereitungsräume orientiert. Nach Westen liegen die Klassenzimmer. Die zentrale Anordnung von Gruppenräumen, geschützten Lichthöfen und der Bibliothek impliziert einen offenen Lernbereich für offene Lernformen. Der Grundriss bietet eine gute Ausgangslage, um in der weiteren Bearbeitung im Dialog zwischen Architektur und Pädagogik eine interessante Lernlandschaft mit drei Lernfamilien zu schaffen.

Wohnungsbau (Ideenteil)
Innerhalb der Einheitsform des Blockrandes wird ein differenziertes Wohnungsangebot vorgeschlagen. Auf der westlichen Seite des Wohnblockrandes, welche einer erhöhten Öffentlichkeit ausgesetzt ist, wird im Erdgeschoss und 1. O bergeschoss mit Maisonettewohnungen reagiert. Aus dem Anspruch, möglichst alle Wohnungen durchzustecken, um von der Unterschiedlichkeit eines Aussen- und Hofbezugs zu profitieren, resultiert folglich eine hohe Anzahl Erschliessungskerne.
Trotz Anordnung der grössten Wohnungen in den Ecken wurde der Problematik des Blockrandes nur teilweise Rechnung getragen und führte nicht überall zu hochwertigen Grundrissschemen. Bezüglich des frei gelassenen nördlichen Arealteils in der Nachbarschaft zum Schorenweg 45 wären bei der Weiterentwicklung präzise Aussagen zu Bau- oder Freiraumpotenzial zu machen.

Fazit
Die städtebauliche Figur zeichnet sich durch Klarheit und Ausgewogenheit zwischen Körpern, Nutzungen und Freiraum aus und ist für den genossenschaftlichen Wohnungsbau ein überzeugender Ansatz für die weitere Entwicklung.

Für die Schule verspricht der Vorschlag eine innere Welt von Qualität, in welcher der auf einer einzigen Etage zusammengefasste Unterricht als herausfordernde, aber auch reizvolle Aufgabe verstanden wird.