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Offener Wettbewerb | 02/2013

Neubau Primarschule Schoren

2. Rang / 1. Ankauf

Preisgeld: 42.000 CHF

SALATHÉ ARCHITEKTEN BASEL

Architektur

ASP Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

Waldhauser Haustechnik AG

TGA-Fachplanung

Ingenieurbüro Aegerter + Bosshardt

Bauingenieurwesen

A + F Brandschutz

Brandschutzplanung

Moosmann Bitterli

Architektur

Prof. Christina Schumacher

Universitäten / Hochschulen

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau und Qualität der Freiräume (Ideenteil)
Das Quartier Schoren ist – mit Mustersiedlungen wie der Wohnüberbauung Eglisee – geprägt durch einen klassischen Zeilensiedlungsbau von bis zu dreigeschossigen Reiheneinfamilienhäusern.
Das Projekt ABC greift diese Struktur auf und entscheidet sich für eine Nord-Süd orientierte Zeilenbebauung, die jeweils über halböffentliche Strassen erschlossen ist und kleine Privatgärten nach Süden ausweist, die den Erdgeschosswohnungen zugeordnet sind. Nach fast holländischem Vorbild wird hier das Quartierleben auf der (Quartier-) Strasse inszeniert. Das Schulhaus und der Kindergarten sind konsequent in diese Zeilenstruktur eingebunden, als zwei breitere, zueinander versetzt angeordnete Gebäuderiegel, die durch die komplett eingegrabene Turnhalle unterirdisch miteinander verbunden sind.
Auch der Pausenhof darüber, der naheliegenderweise zwischen den beiden Gebäudetrakten angeordnet wird, ist in den durchgehend linear strukturierten Aussenraum integriert. Das Zurückweichen des Kindergartens vom Siedlungsrand gibt Freiraum für die Aussenspielplätze des Kindergartens.

Der kontextuelle Bezug der im positiven Sinne sehr banalen linearen Grundstruktur der Anlage ist gerade in den Schoren entgegen typisch zeitgenössischen « Raumbildungsbemühungen » von leicht geknickten Baukörpern ausgesprochen sinnfällig. Angesichts des dreieckig zugeschnittenen Gesamtareals führt die lineare Bebauung (wie auch im Fall der historischen Vorbilder) an den Rändern jedoch zu
«Restgrundstücken», die vor allem zum Schorenweg hin, auch Fragen aufwerfen, zugleich aber mit dem geforderten Baumschutz umzugehen vermögen.
Die mögliche BGF-Reserve von 2’750 m2 wird durch das Projekt nicht ausgeschöpft, eine zusätzliche Verdichtung ist aufgrund der städtebaulichen Disposition nicht möglich. Der baurechtlich notwendige Grünflächenanteil der Anlage ist nicht ausreichend.

Architektur und räumliche Qualität Schulhaus (Projektteil)
Die Konsequenz, mit der aus dem Siedlungsraum und seinen Aussenräumen bis in die Innenräume der Schule die ganze Anlage einer linearen Strukturierung folgt, beeindruckt, führt an einigen Stellen aber auch zu unnötigen Zwangspunkten.
Die komplett unterirdisch angeordnete Turnhalle ist leider ohne jegliche Möglichkeit einer natürlichen Belichtung vorgesehen, was über den Schulbetrieb hinaus das Potenzial der auch in den Begleittexten beschworenen synergetischen Nutzung der Halle für das Quartierleben relativiert.

Funktionalität und pädagogisches Konzept
Das Projekt organisiert die Schule mit zwei getrennten Gebäuden. Organisatorisch ist dies von Nachteil. Die Primarschule ist als Finkenbetrieb organisiert. Das jeweils andere Gebäude kann trockenen Fusses nur unterirdisch über die Turnhalle erreicht werden, was nicht attraktiv ist und lange Wege ergibt.

Das eigentliche Schulgebäude erstreckt sich über drei Geschosse. Im Eingangsgeschoss befinden sich die Spezialräume. Sie werden erschlossen über einen langen, unattraktiven, zu schmal dimensionierten Gang, mit seitlich abgehenden und wiederum engen Stichgängen, welche zwischen den vorgelagerten Materialräumen entstehen.
Der Geografie / Naturlehreraum wird kombiniert mit dem Zeichnungsraum vorgeschlagen. Im Raumprogramm sind aber je ein GN- und Zeichnungsraum mit jeweils eigenem Vorbereitungs- und Materialraum vorgesehen. Die vorgeschlagene Lösung schränkt den Schulbetrieb ein.

Über drei Treppenhäuser werden im 2. O bergeschoss die Klassenzimmereinheiten mit jeweils zwei Klassenzimmern und Gruppenräumen erschlossen. Die vier innen liegenden Gruppenräume verfügen allerdings nur über Oblichter, was nicht wünschenswert ist. Hier befindet sich auch der offene und eher enge Bibliotheks- /Lernlandschaftsbereich. Dieser erstreckt sich über die gesamte Länge des Gebäudes und ist im Schulalltag nicht einfach zu organisieren.

Die Organisation der Schule hat sehr lange Wege zur Folge. Die Pausenhalle mit der zentralen Garderobe erscheint als eigentlich attraktivste Fläche im Gebäude, befindet sich aber leider im 1. O bergeschoss, wünschenswert wäre dafür das Erdgeschoss. Die Spezialräume im Erdgeschoss wünschte man sich dafür im 1. O bergeschoss. Ein Abtausch der Nutzungen ist aufgrund des kompliziert aufgebauten Grundrisses leider nicht möglich.

Wohnungsbau (Ideenteil)
Anders als die historischen Vorbilder der umliegenden Siedlungsbauten, die aus schmalen Reiheneinfamilienhäusern bestehen, sieht das Projekt, dem vorgegebenen Programm entsprechend, Geschosswohnungsbau von 2 – 4 Zimmern grossen Wohnungen vor, was, als Zweispänner erschlossen, über nur drei Geschosse zu einer relativ aufwendigen Erschliessung führt. Die im positiven Sinne einfachen Wohnungsgrundrisse aus Einzelzimmern, die über einen mittig liegenden Flur verbunden sind, sind aufgrund der geringen Gebäudetiefe gut belichtet. Das Erdgeschoss hat einen privaten Aussenraum in Form von leicht angehobenen Kleinstgärten, das 1. O bergeschoss verfügt über eine durchlaufende Balkonschicht nach Süden, das 2. O bergeschoss bildet eine Art Attika aus, die jedoch nach Norden orientiert ist.
Die einfach durchstrukturierten Zeilen leiden darunter, dass sie eine Baukörpertypologie als Geschosswohnungsbau ausbilden, die eigentlich aus dem Gedanken von mehrgeschossigen Einzeleinheiten kommt. Das Projekt wäre eine interessante These für die Verwirklichung von sogenannten Townhouses: schlanken, kleinen, sehr familienfreundlichen Reihenhäusern.

Fazit
Die städtebauliche Figur, konsequent aus dem « Neuen Bauen » entwickelt, stellt im Kontext der Siedlung Schorenmatte einen sehr wertvollen konzeptionellen Beitrag dar. Bezüglich der baurechtlichen Bewilligungsfähigkeit Grünflächenanteil, Wirtschaftlichkeit und langfristiger Funktionalität zeigt das Projekt jedoch klar die Grenzen eines solchen Ansatzes auf.