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Offener Wettbewerb | 02/2013

Neubau Primarschule Schoren

3. Rang / 2. Preis

Preisgeld: 38.000 CHF

Ospelt Strehlau Architekten AG

Architektur

Catarina Proidl Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

tragweite vogt ingenieure

Bauingenieurwesen

Xylo AG

sonstige Fachplanung

Ospelt Haustechnik

TGA-Fachplanung

Lenum AG

Energieplanung

Architron

Visualisierung

ErlÀuterungstext

StÀdtebau und Architektur
Der Perimeter umfasst ein Areal, das in nördlicher Richtung an bestehende Quartiersstrukturen anschliesst, sich in sĂŒdlicher Richtung an architekturhistorische DenkmĂ€ler von nationaler Bedeutung ausdehnt, im Westen eine geplante WohnĂŒberbauung tangiert und im Osten unmittelbar am Schorenweg liegt. Entsprechend dieser Ausrichtung wird vorgeschlagen im nördlichen Teil die bestehenden Quartiersstrukturen stĂ€dtebaulich mit Wohnungen zu ergĂ€nzen und den sĂŒdlichen Teil fĂŒr den Schulbereich zu reservieren. Die Schulnutzungen werden oberirdisch in einem solitĂ€rartigen zweigeschossigem Volumen zusammengefasst und in den bereits vorhandenen GrĂŒnraum im SĂŒden des Areals situiert. Dem gegenĂŒber entwickeln sich die Wohnbauten mehr in die Höhe und in Zeilenform und bilden zusammen einen gemeinsamen Innenhof. Durch die Auszeichnung des Obergeschosses mit einer umlaufenden Balkonschicht und einem auskragenden Dachrand erscheint die Architektur des Schulbaus als pavillionartiger Bau. Er definiert eine klare bauliche Kante nach SĂŒden und hebt dadurch die EigenstĂ€ndigkeit und besondere Bedeutung der denkmalwĂŒrdigen Siedlung \U+201EIn den Schorenmatten" aus den 30iger Jahren hervor.

Situation und Umgebung
Die Schule weist eine naturnahe Gestaltung auf. Sie hat ihren eigenen Aussenraum mit klaren Grenzen zum öffentlichen Raum und bietet Erlebnis- und Arbeitsraum, der von den Kindern vielfĂ€ltig genutzt werden kann. Der öffentliche Freiraum wird vor der Schule durch den grossen Quartiersplatz und durch den variierend breiten Strassenraum mit stĂ€dtebaulich wirksamen Baumpflanzungen gebildet. Durch die stĂ€dtebauliche Setzung kann der Grossteil des alten Baumbestandes erhalten werden. FreirĂ€ume mit öffentlichem Charakter sind generell auf einer Ebene. Die befahrbaren und stark frequentierten FlĂ€chen sind mit Asphalt-, die ruhigeren Bereiche mit KiessplittoberflĂ€che ausgestaltet. HolzbĂ€nke in Zickzackform bieten am Schulvorplatz Nischen fĂŒr das Klassenzimmer draussen, Treffpunkt und Kommunikationsecken fĂŒr alle Altersklassen im Quartier. Sie sind gleichzeitig eine physische Barriere zur Hauptstrasse, ohne die Sichtbeziehungen zur Strasse zu unterbinden. Um die BaumstĂ€mme bestehender Gehölze grenzen sie Pflanzbereiche fĂŒr Schattenstauden ab.
Der private Hof bei den Wohnbauten steht nur den direkten Anwohnern zur VerfĂŒgung. Er ist durch WiesenflĂ€chen mit Baum- und Strauchgruppen parkartig ausgestaltet, bietet in der Mitte eine gemeinsam nutzbare KiessplittflĂ€che. Grösse und Anordnung der Gehölze bilden Nischen und verschiedene RĂ€ume zum direkten Aufenthalt im Hof. Ihre Situierung ermöglicht einen Filter fĂŒr Blickbeziehungen. Die Erschliessung der WohngebĂ€ude erfolgt ausschliesslich von der Strassenseite, der halböffentliche KiessplittflĂ€chen mit Strauchgruppen vorgelagert sind.

Erschliessung und Raumprogramm
Das SchulgebÀude ist oberirdisch zweigeschossig gegliedert und weist einen einfachen klaren Aufbau auf. Im Erdgeschoss befinden sich dem Haupteingang zugewandt, die öffentlich ausgerichteten Nutzungen wie beispielsweise die Aula und der Zugang zur unterirdischen Turnhalle. Die RÀume des Kindergartens mit direktem Bezug zum Aussenraum, wie auch die RÀume der Tagesstruktur sowie die LehrerarbeitsplÀtze zusammen mit Werken und Textil sind idealerweise ebenfalls im Erdgeschoss situiert. Die innere Organisation und Anordnung der RÀume ist zweckmÀssig und optimiert.

Ein grosszĂŒgiges Oberlicht im Erschliessungsbereich bietet zusĂ€tzliches Tageslicht im Inneren und erzeugt eine AtmosphĂ€re von Transparenz und Offenheit. Im Obergeschoss befinden sich sĂ€mtliche Klassenzimmer, GruppenrĂ€ume und SpezialrĂ€ume, die sich nach Aussen hin mit einer vorgelagerten, umlaufenden Balkonschicht zeigen. Der Balkon erweitert die Klassenzimmer rĂ€umlich in den Aussenraum, schafft einen architektonischen Sonnen- und Fassadenschutz und gewĂ€hrleistet die Fluchtwege nach aussen. Somit können auch die Erschliessungbereiche möbliert und genutzt werden. Der Erschliessungsbereich bietet Raum fĂŒr grosszĂŒgige Aufenthalts- und Begegnungszonen, die sowohl als Lernnischen wie auch als SpielrĂ€ume auf unterschiedlichste Art und Weise genutzt werden können. Traditionelle UnterrichtsrĂ€ume mit GruppenrĂ€umen, Gangzonen und SchĂŒlerarbeitsplĂ€tze lassen sich zu innovativen Lernlandschaften erweitern und verĂ€ndern. Die GruppenrĂ€ume sind zudem flexibel und multifunktional nutzbar und können mit verschiebbaren ElementwĂ€nden an jeweilige pĂ€dagogische Lehr- und Lernmodelle angepasst werden. Ein hohes Mass an MultifunktionalitĂ€t und FlexibilitĂ€t im Unterricht ist damit gewĂ€hrleistet.

Konstruktion und Materialisierung
Das GebĂ€ude weist eine klare GebĂ€udestruktur aus und bietet robuste OberflĂ€chen im Innen- wie auch im Aussenbereich. Die Verkleidung der WĂ€nde im Inneren besteht aus Holz, der Boden aus einem hellem Terrazzo. Verschiebbare ElementwĂ€nde garantieren maximale FlexibilitĂ€t. Eine hohe Tageslichtnutzung in den Klassenzimmern wie auch in den Erschliessungszonen, ein guter Sonnenschutz und helle OberflĂ€chen sorgen fĂŒr ein angenehmes Raumklima. Die horizontale Gliederung der Fassade unterstreicht die Einbindung in die bestehende parkĂ€hnliche Anlage. Die Fenster bestehen aus Holzaluminium, aussen farbig eloxiert und innen in Holz lasiert. Die AussenhĂŒlle wird mit Holz verkleidet und garantiert eine unterhaltsarme und robuste OberflĂ€che. Die Gestaltung der Fassade begĂŒnstigt zudem eine flexible Raumeinteilung im Inneren und sorgt fĂŒr eine lange Lebensdauer. Holz als Baumaterial ist nicht nur nachhaltig und zukunftsweisend, sondern vermittelt darĂŒber hinaus ein GefĂŒhl von Geborgenheit und WĂ€rme.

Ökologie und Nachhaltigkeit
Das kompakte Volumen wird in Hybridbauweise im Minergie-P-Eco Standard vorgeschlagen. Die Tragstruktur des Untergeschosses wird in Recyclingbeton erstellt und reduziert den Anteil an grauer Energie. Alle oberirdischen Bauteile werden mit Ausnahme der Decke ĂŒber dem Erdgeschoss und der Erschliessungskerne in Holzelementbauweise vorgeschlagen. Diese Konstruktion beansprucht wenig graue Energie und bindet das Treibhausgas CO2. Die DĂ€mmstĂ€rken werden entsprechend ausgefĂŒhrt. Eine kontrollierte LĂŒftung mit WĂ€rmerĂŒckgewinnung ist auf allen Geschossen vorgesehen und garantiert eine angenehme Luft im Innenraum sowie geringe WĂ€rmeverluste. Die Zu- und Abluft der RĂ€ume erfolgt zentral im Technikraum und die Verteilung ĂŒber ein Schranksystem in den Klassenzimmern. Alle relevanten Materialien sind ökologisch nachhaltig und gewĂ€hrleisten eine lange Lebensdauer. Die vertikal gefĂŒhrten LĂŒftungs- und SanitĂ€rzonen sind ĂŒber alle Geschosse einfach zugĂ€nglich, klar von der PrimĂ€rstruktur getrennt und garantieren geringe Betriebs- und Lebenszykluskosten. Da der Warmwasserbedarf eher gering ist und unregelmĂ€ssig anfĂ€llt, wird auf Solarthermie verzichtet. Stattdessen soll eine Photovoltaikanlage auf dem Dach des SchulgebĂ€udes zum Einsatz kommen, die die gewonnene Energie durch Netzeinspeisung auch in der Ferienzeit optimal nutzen kann. Die Schule wird an das stĂ€dtische FernwĂ€rmenetz angeschlossen.

Beurteilung durch das Preisgericht

StÀdtebau und QualitÀt der FreirÀume (Ideenteil)
Der Entwurf schafft eine klare Zonierung des GrundstĂŒcks in einen nordöstlichen Wohnbauteil und der Schule im SĂŒdwesten.
Der Pausenhof, gleichzeitig Quartierplatz und Schulzimmer im GrĂŒnen, ist nach SĂŒdosten zum Schorenweg hin orientiert, die Spielwiese fĂŒr den Kindergarten und die Tagesstrukturen liegt verschattet im Norden des GebĂ€udes. Die WohngebĂ€ude sind in drei Zeilen um einen offenen Hof gruppiert. Eine Giebelwand weist direkt auf den Schorenweg. In einer langen GebĂ€udefront stehen sich Wohnbauten und Schule konflikttrĂ€chtig gegenĂŒber. Der rĂ€umliche Charakter dieses Zwischenraums ist nicht erkennbar.

Architektur und rÀumliche QualitÀt Schulhaus (Projektteil)
Das SchulgebĂ€ude ist zweigeschossig. Die Turnhalle liegt vollstĂ€ndig unter der Erde. Die Aula, der Kindergarten, die Tagesstrukturen, die LehrerarbeitsplĂ€tze, Werken und Textil sind im Erdgeschoss angeordnet. Die Aula ist zum Schorenweg hin orientiert, was wohl dazu gefĂŒhrt hat, den Kindergarten im Westen zu platzieren, wo er allenfalls noch am Nachmittag besonnt wird.
Das GebĂ€ude weist zwei fĂŒr Kindergarten und Tagesstrukturen sowie Aula und PrimarschĂŒler gesondert nutzbare EingĂ€nge und Eingangshallen auf. Sie sind durch den von oben belichteten, offenen Haupttreppenraum verbunden. Dies hat funktionale Vorteile, fĂŒhrt aber auch dazu, dass die Schule im Erdgeschoss keinen zentralen Versammlungsort hat.
Das Obergeschoss weist eine offene, lichte und durch das Holz geprĂ€gte AtmosphĂ€re auf. Die FluchtlĂ€ngen ĂŒber die Balkone sind zu lang, um im Innern von Brandschutzanforderungen zu befreien. Es wĂ€ren zusĂ€tzliche Treppen erforderlich und die Balkone mĂŒssten breiter werden, um den Grundriss in der gezeigten Offenheit, zum Beispiel im Bereich der Bibliothek, zu realisieren.

Der grosse Licht- und WĂ€rmeeintrag der ĂŒber der Haupttreppe liegenden Verglasung mĂŒsste durch Verschattungselemente kontrolliert werden. Mit sehr einfach gegliederter Fassade, umlaufenden Fluchtbalkonen und holzverkleideter Fassade möchte sich der Schulbau als Gartenpavillon darstellen.
Die Jury bezweifelt, ob dies der adÀquate Ausdruck eines SchulgebÀudes im stÀdtischen Kontext sein sollte.

FunktionalitÀt und pÀdagogisches Konzept
Aula und Turnhalle lassen sich unabhĂ€ngig vom Schulbetrieb fĂŒr das Quartier nutzen. Der Lehrerbereich ist ĂŒber einen dunklen Flur etwas versteckt erschlossen. Treppenraum und eingestellter Nebenraumblock verstellen funktionale Beziehungen zwischen den RĂ€umen im Erdgeschoss. Die Klassenzimmer lassen sich als Zweiereinheiten mit dazwischen liegenden GruppenraumflĂ€chen aus pĂ€dagogischer Sicht optimal organisieren und ermöglichen auch stufenĂŒbergreifenden Unterricht.
Eine brandschutztechnische Lösung vorausgesetzt, bietet der Entwurf weitere FlĂ€chen, die fĂŒr unterschiedliche pĂ€dagogische Formen genutzt werden können. An
den beiden Stirnseiten sind die restlichen SpezialrĂ€ume und LehrerarbeitsplĂ€tze vorgesehen. Die nahezu quadratischen SchulrĂ€ume sind fĂŒr unterschiedliche Lernformen flexibel nutzbar. Aus dieser Geometrie resultieren aber höhere Raumtiefen, die auskragenden Balkone bringen zusĂ€tzlichen Schattenwurf.
Die einfache GebÀudestruktur ermöglicht eine hohe FlexibilitÀt in der Belegung und Nutzung der RÀume.

Wohnungsbau (Ideenteil)
Die Erschliessung der WohngebĂ€ude erfolgt von aussen. Durch das Treppenhaus erreicht man auch den Innenhof. Dieser soll nur fĂŒr die Bewohner zugĂ€nglich sein und wird parkartig gestaltet.
Ein Treppenhaus erschliesst jeweils zwei Wohnungen. Die Wohnungen weisen ungeachtet ihrer Orientierung Ă€hnliche Grundrisse auf. Durchgesteckte Wohnzimmer ermöglichen bei den eher West-Ost orientierten Zeilen eine zweiseitige Belichtung. Bei der Nord-SĂŒd orientierten Wohnhauszeile liegen viele Zimmer im Norden.
Durch die tiefen GebÀudekörper resultieren bei vorgegebener Wohnungsgrösse teilweise sehr schmale RÀume.

Fazit
Bei aller Klarheit der stÀdtebaulichen Setzung können Konflikte zwischen Wohn- und Schulnutzung nicht vermieden werden.
Die einfache GebĂ€udestruktur ermöglicht eine hohe FlexibilitĂ€t in der Nutzung und spĂ€teren Anpassbarkeit an verĂ€nderte BedĂŒrfnisse.

Der Entwurf ĂŒberzeugt durch eine angenehme RaumatmosphĂ€re im Obergeschoss
der Schule. Der architektonische Ausdruck erscheint dem stÀdtischen Kontext nicht angemessen.