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offener EU-weiter 2stufiger anonymer Ideenwettbewerb | 07/2006

Erweiterung Kunsthistorisches Museum Wien mit ÖTM und MVK

Übergang

Übergang

1. Preis

Oskar Leo Kaufmann | Albert Rüf ZT GmbH

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Siegerprojekt orientiert sich an dem Grundmodul der Fassadengliederung Sempers, die damit die Kontur des neuen Baukörpers wesentlich mitbestimmt. Dabei beansprucht das Ausstellungsgebäude innerhalb des historischen Rasters in zentraler Lagerund ein Drittel der Fläche von Hof II. Ausgehend vom bestehenden Raster des KHM von 6 x 6 Metern wird der neue Ausstellungsbereich als stehender Körper mittig im Hof II platziert.
Die neue Kubatur hält zu allen Seiten einen Respektabstand von mehr als 6 Metern zum historischen Baubestand ein. Dies gewährleistet die Beleuchtung und Belüftung der Prunkstiege und des Tiefparterres und sorgt damit weiterhin für günstige Tageslichtverhältnisse in den dort angesiedelten Restaurierwerkstätten. Der Neubau wird mit den beiden Hauptebenen des Museums verbunden: mit dem Umgang der Prunkstiege im ersten Obergeschoss und über den derzeitigen Shopbereich mit dem Vestibül. Durch die einzige oberirdische Verbindung sind Berührungen mit der Bestandsfassade auf ein Minimum reduziert.
Die unter dem Hofniveau angeordnete Ausstellungshalle bietet zusammen mit den Räumen unterschiedlichen Zuschnittes auf den einzelnen Ausstellungsetagen ein abwechslungsreiches Raumangebot, dessen Nutzungsmöglichkeit von Groß- und Kabinettausstellungen bis hin zu gesellschaftlichen Veranstaltungen und Museumspädagogik reicht. Das vielseitige Raumprogramm, das mehrere Nutzungsformen gleichzeitig zulässt, verfügt über eine Erschließung, die jedoch aus Sicht der Jury den unterschiedlichen Anlässen entsprechend noch zu adaptieren ist. Der neue Wechselausstellungsbereich besteht aus zwei Abschnitten. Während der unterirdische Teil durch Trennwände flexibel zu bespielen ist, wird der oberirdische Teil von Kaufmann als „einzigartiger identitätsstiftender Kontrapunkt“ dazu gesehen,„als ein für das Museum maßgeschneiderter, spiralförmig fließender Ausstellungsraum“, dessen klare Organisation sowohl lineare als auch thematisch gegliederte Ausstellungskonzepte ermöglicht. Die Anlieferung ist weiterhin im Erdgeschoss situiert. Die Auskragung des Baukörpers schafft dort eine überdachte Anlieferungszone im vorderen Bereich von Hof II. Das Café-Restaurant liegt in den oberen Ebenen und ist vom Museumsbetrieb getrennt. Die Dachterrasse ermöglicht einen Blick über die Wiener Innenstadt.

STELLUNGNAHME DES AUSLOBERS
Generaldirektor Seipel gab abschließend als Auslober folgende Stellungnahme ab: „Mit der Entscheidung der Jury, Herrn Oskar Leo Kaufmann an erster Stelle für die Realisierung des ausgeschriebenen Projektes für den Hof II des KHM vorzuschlagen, sieht auch der Auslober seine Vorstellungen sowohl architektonisch als auch funktional zur Gänze berücksichtigt. Die von Kaufmann vorgeschlagene Eintiefung in Hof II zur Schaffung zusätzlicher Ausstellungsflächen entspricht dem Bestreben des Auslobers, die Sonderausstellungsflächen des Kunsthistorischen Museums beträchtlich zu erweitern. Die an den unterirdischen Ausstellungsraum angebundene architektonische Erweiterung in den Hof II, die bewusst auf die von Semper vorgegebenen Raummodule Rücksicht nimmt, ist insofern eine glückliche Lösung, als sie einerseits eine multifunktionale Ausstellungs- und Begegnungsmöglichkeit im zukünftigen Museumsgeschehen ermöglicht und andererseits aber auch die besondere Architektur des Semper’schen Innenhofs nicht nur nicht zunichte macht oder stört, sondern auch gleichsam als architektonischen Kontrast neu erlebbar werden lässt.
Trotz der Schmalheit der einzelnen Ausstellungsetagen über dem Hochparterre sieht der Auslober in der Vielzahl der unterschiedlich strukturierten Räumlichkeiten einen dynamischen Handlungsraum, der sowohl mit Kabinettausstellungen als auch mit gesellschaftlichen Veranstaltungen bis hin zu kleineren Konzerten bespielt werden kann.
Die über dem Einbau angeordnete zweistöckige Restaurantlandschaft bietet mit der Terrasse einen idealen Ruheort, von dem aus die Semper’sche Architektur und damit das Kunsthistorische Museum unter einem neuen Gesichtswinkel betrachtet werden können. Die Rücksichtnahme auf den im Ausschreibungsverfahren artikulierten Wunsch nach einer Nutzung bzw. Zugänglichkeit des Innenhofs um den geplanten Einbau herum ermöglicht weiterhin die Bespielung und Belieferung der umliegenden Arbeitsräume (Restaurierwerkstätten, Tischlerei etc.).
Insgesamt stellt das ausgelobte Projekt für das Kunsthistorische Museum einen Entwicklungsschritt in der über hundertzehnjährigen Geschichte des Hauses dar, der mutig die historistische Architektur eines Gottfried von Semper mit moderner Sachlichkeit vereint und auf diese Weise einen neuen architektonischen und inhaltlichen Anziehungspunkt in Wien erwarten lässt.“
Zwischenraum bei Tag

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Volumenstudie geschlossen

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Vogelperspektive

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Zwischenraum bei Nacht

Zwischenraum bei Nacht

Volumenstudie offen

Volumenstudie offen