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Einladungswettbewerb | 02/2013

Neugestaltung Obere Vorstadt

3. Preis

Zwischenräume Architekten + Stadtplaner GmbH

Architektur

Barbara Weihs Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Stadteingang
Der Zugang durch das Stadttor wird mit einer breiten Platzaufweitung vor den schmalen Giebeln der Altstadt hervorgehoben. Die niveaugleiche Pflasterung wertet das Entrée für die Besucher der Altsstadt deutlich auf - ohne die Befahrbarkeit einzuschränken.

Die beiden Gebäudegiebel - flankierend beidseitig der Zufahrt - wirken in ihrer Kleinmaßstäblichkeit als idealer Vordergrund vor dem feingliedrigen Stadtturm und sind durch die Dimensionen sofort als Teil der Altstadt ablesbar, auch wenn das Schuhhaus kein historisches Gebäude mehr ist.
Soll die Gebäudezeile auf der Westseite der Stadteinfahrt erneuert werden, so ist die Maßstäblichkeit ihres Giebels als Pendent zum benachbarten Giebel des Schuhhauses unbedingt in seiner Gleichwertigkeit zu erhalten.
Hier ist die Optik von Süden ausschlaggebend –nicht der Bezug zum mächtigeren Giebel über Eck.
Die Traufhöhe des neuen Giebels kann damit auf die Höhe des Schuhhauses angehoben werden, die Giebelbreite sollte die Breite des schmalen Giebels des Schuhhauses nur geringfügig überschreiten.

M a r t i n s t r a ß e
Altstadtring an „Stadtgraben“
Die Martinstraße wirkt durch die mit großen Abständen an die Straße gerückten Gebäude und den dazwischen liegenden Parkplätzen eingeengt und gleichzeitig wenig gefasst.

Dieses Straßenstück ist Teil der äußeren Ringstraße um die historische Altstadt. Seine besondere Lage im Stadtgrundriss soll wieder erlebbar werden:
- An den Grüngürtel des ehemaligen Stadtgrabens wird durch gezielt eingefügte Bäume angeknüpft. Die lockere aber rhythmische Baumreihe kann zum charakteristischen, durchgängigen und verbindenen grünen Element des gesamten Ringes um die Altstadt werden. Damit erhält die Altstadtseite eine neue Optik, ohne dass in die privaten Flächen mehr als notwendig eingegriffen wird.
- Die Stellplätze in den Hofräumen werden neu geordnet und damit die Hof- und Platzflächen optisch beruhigt.

Platz an der Eiche
Die Eiche erhält einen grünen Fuß. Sie wird in eine Wiese gestellt, die zusammen mit einem Pflasterband mit Rasenfugen eine durchlässige Trennung zwischen dem Fahr- und Parkverkehr an der Martinstraße und dem Fuß- und Aufenthaltsbereichen entlang des Rundweg um die Altstadt bildet. Bänke unter dem Baum mit Blick auf den Stadtturm laden zum Verweilen ein.
Die Neuordnung der Parkplätze bezieht private Flächen mit ein, bietet aber als Ausgleich mehr private und öffentliche Stellplätze.

Postplatz
Für Fußgänger schafft die Neuaufstellung der Parkplätze einen sicheren und ungestörten Zugang zur Post. Auch lässt sie Raum für einen freien Vorplatz und ergibt durch die Schichtung und mit 2 neuen Bäumen ein ruhigeres Raumbild entlang der Straße.

Durchgang zum Rundweg an der „Stadtmauer“
Eine Tür in der Mauer zwischen Gärtnerei und Verkauf wird für einen kurzen Durchstich zum Weg entlang der Stadtmauer genutzt und schafft eine kurze, attraktive und verkehrsfreie Wegeverbindung in die Altstadt. Der Durchgang wird durch ein Plattenband betont.

G r i e s b a c h
Der Griesbach wird aus seinem Dornröschenschlaf erweckt:
Sein bisheriger Verlauf als tiefer unscheinbarer Wiesengraben im Osten der Vorstadt, der schließlich ganz im Rohr verschwindet, wird weitgehend sichtbar und erlebbar.
Der offene Bach wird von buntblühenden Hochstauden-Röhrrichtwalzen eingebunden. Die Profilierung des Bachbettes wird differenziert. Typische bachbegleitende Bäume wie Erlen, Eschen und Weiden schaffen Raumerleben und schattierte Zonen.
Zu den privaten Flächen schließen Wiesenböschungen an, in die stellenweise Stufen zum Bach integriert sein können. An der öffentlichen Seite mit dem Weg schaffen Bänke und Holzpodeste Aufenthaltsqualität.
Auf der Westseite der Augsburgerstraße wird Platz vor der Bachöffnung durch die Öffnung des Wirtsgarten zum Gehweg gewonnen und mehr Fläche für flachere Bachufer durch ein leichtes Verschieben der Straßeneinmündung des St. Helena-Weges nach Süden. Damit kann der auf der Grünfläche vorhandene schöne Baumbestand gehalten werden und erfährt eine sinnhafte Ergänzung mit dem Bachgraben. Weiter im Westen im Bereich des Hausvorgartens bleibt der Bach geöffnet, wird aber mit einem einseitigen Mauerbett entlang des Gehweges knapp gefasst und gesichert.

A u g s b u r g e r S t r a ß e
Anger vor Bürgerhaus
Eine neue großzügige Aufenthaltsfläche wird im südlichen Bereich vor dem historischen städtischen Gebäude geschaffen.
Die Angerfläche wird bis auf einen schmalen Randstreifen von Autos freigeräumt und als großzügiger Platz gestaltet. Grüne Baumscheiben, Bänke unter den bestehenden Bäumen, Spielangebote für Kinder und Gastflächen vor dem Imbiss werden auf eine lebhaft gepflasterte Fläche gestellt.
Das städtische Gebäude an der Stirnseite, ein Pendant des Stadttors, schafft mit seinem Identifikationswert einen Ort mit eigenständigem Charakter, wenn seine Fassade von Einbauten und Schildern freigestellt wird. Das Gebäude bietet sich für eine öffentliche Nutzung an und wertet dann diesen Bereich des Straßenraums mit seinem vorgelagertem Platz deutlich auf.
Der gesamte Straßenzug erhält so Spannung und Attraktivtät.

Als öffentliche Nutzung wird ein Bürgerhaus vorgeschlagen, zB in Selbstverwaltung organisiert, mit
- Spiel- und Förderangeboten für Kinder
- anmietbare Räume für kleine Veranstaltungen und Gruppen
- einen Raum als Beratungs- und Begegnungszentrum.

Schneitbacher Straße
Dieses Straßenstück bleibt eine Sackgasse, wird jedoch jetzt im Süden geöffnet und von hier befahrbar. Nur LKW und Müll können durchfahren.
Damit wird der Verkehr um das Bürgerhaus weiter reduziert. Die Wendefläche für PKW ist Teil der großzügigen Bewegungungfläche um das Bürgerhaus.
Stellplätze werden als Längsparkplätze übersichtlich ausgewiesen, der geringe Verkehr lässt die Ausbildung als Spielstraße zu.

Zugangsplatz Milchwerk
Ein neuer Zugangsplatz am Milchwerk-Areal stellt für Fußgänger und Radfahrer die Vernetzung zur Münchener Straße und zur Altstadt her. Bänke unter Bäumen und Fahrradabstellplätze lassen hier am neuen Zugang einen kleinen Treffpunkt entstehen.
Die Spuren von Fußgängern und Radlern im Schnee bzw. Trampelpfade durch die bestehenden Grünflächen zeigen, wie wenig funktionsgerecht die jetzige Randausbildung hier ist.

W e r l b e r g e r s t r a ß e
Die Werlbergerstraße im Bereich der Vorstadt ist das am stärksten belastete Straßenstück. Ohne Entscheidungen über großräumige Änderungen im Verkehrsnetz werden die bestehenden Abbiegespuren in dieser Straße beibehalten. Die Verträglichkeit der Funktionen Verkehr und Einkaufen wird durch eine reduzierte Geschwindigkeit mit 40 km/h deutlich verbessert.

Auch dieses Straßenstück erhält neue Funktionen und Attraktivität :
- Die neue Pflasterung reduziert die jetzt dominierende optische Präsenz der Verkehrsfunktion.
- Aufweitungen und Aufenthaltsbereiche werden ergänzt:
- Die dizipliniert aufgestellten Längsparkplätze lassen Raum für neue Aufenthaltsflächen auf der Ostseite und saisonal nutzbare Bewirtungsflächen auf der Westseite.
- Ein blaues Belagsband holt den kreuzenden Bachlauf des Griesbaches ins Bewußtsein.
- Der Vorplatz an der Straßengabel Augsburger-/Münchener Straße bietet einen neuen Blickwinkel in den Straßenraum und verbindet die Aufenthaltsqualitäten miteinander.
- Der Auslass des Griesbaches ermöglicht durch die Zugänglichkeit des Baches mit flachen Ufern und der Öffnung des Wirtsgartens Naturerleben direkt in der Einkaufsstraße.

Z o n i e r u n g d e s S t r a ß e n r a u me s
Die neue Zonierung des Straßenraumes und die Giederung der Flächen mit den neuen Materialien werden ruhig und durchgängig angewandt. Die genaue Linienführung zwischen den gegenüberliegenden Hauswänden wird sehr diffizil optimiert, dass Bäume erhalten, ergänzt sowie Engstellen vermieden werden können.

- Fahrbahnen
Ihre Breite als Ashaltband variiert mit 4,5m zwischen einfachen Fahrspuren und mit 7,5m im Bereich von Abbiegevorgängen. Die optisch Verschmälerung soll trotz des Asphaltmaterials zu einer defensiven Fahrweise anregen.

- Schutzstreifen als Radspur
Die asphaltierten Fahrbahnen werden beidseitig begleitet mit gepflasterten Schutzstreifen mit je 1,5m Breite (mit Sicherheitsabstand zu parkenden Fahrzeugen), die vor allem ein
durchgängiges Angebot für Fahrradfahrer sind, aber auch überfahrbarer Mehrzweckstreifen für größere Fahrzeuge.

- Längsparkplätze
Im Straßenraum werden nur Längsparkplätze angeordnet. Diese Stellplätze fügen sich unauffällig und ruhig ein und werden in der Anzahl optimiert. Diese schmalen Parkplätze lassen in breiteren Straßenabschnitten die Fußgänger von großzügigeren Flächen profitieren.

- Gehbereiche
Die Plattenbahnen entlang den Traufstreifen der Häuser sind als gut begehbare Teppiche in die Pflasterflächen eingelegt. Diese Bahnen mit Breiten um 2,5m bleiben den Fußgängern vorbehalten und sollen auch von Möblierungen freigehalten werden.

- Aufenthaltsbereiche
Weist der Straßenraum eine größerer Breite auf, kommt diese zusätzliche Fläche den Fußgängern zugute.
Bäume, Bänke, Spielangebote für Kinder, Abstellmöglichkeiten für Fahrräder oder Freischankflächen vor Café /Imbiss laden zum Verweilen ein. Die Verteilung im Straßenablauf gliedert die Abschnitte und rhythmisiert die Raumabfolgen kurzweilig.

Fehlt dieser Platz dort, wo eine anliegende Nutzung Kapazitäten für eine Belebung des Außenraumes hätte, lassen sich saisonale Nutzungsangebote einrichten, dh im Sommer werden Flächen für ein Straßencafé genutzt, die das übrige Jahr wieder zum Parken zur Verfügung stehen, zB vor dem „Büchercafé“.

S t r a ß e n r a u m
Die Verkehrsfunktionen in diesen Straßenräumen sollen klar, ruhig und beiläufig abgewickelt werden, um die Aufmerksamkeit auf die neuen Aufenthaltsqualitäten und -flächen zu lenken.

Dem Flächenbedarf für den Verkehr werden die bestehenden Belastungen und Verkehrsarten zugrundegelegt.

Als neue Funktionen kommen hinzu
- Schutzstreifen beidseitig der Fahrbahn als Angebotsstreifen für die Radfahrer und optische Verschmälerung der Fahrbahn, die zum umsichtigen und langsameren Fahren anhält.
- Aufweitungen und Plätze für Aufenthalt, Straßencafés, Möblierung

3 Materialien werden verwendet:
- Ein ebenes Pflaster,
bildet das Grundmaterial für den Stadtboden und nimmt verschiedene Funktionen auf. Betonpflaster mit Natursteinoptik, kleinteilig und verzahnt, kann dafür die ökonomische, gestalterische Empfehlung sein - mit ausreichender Ebenmäßigkeit.
- Großformatige Platten
werden als Gehbahnen entlang der Haustraufen in die Pflasterflächen eingelegt und sind dem Fußgänger vorbehalten.
- Ein Asphaltband
zeigt die Fahrspuren auf und schluckt die Fahrgeräusche.

Durch die klare Gliederung der Funktionen sind Höhendifferenzen weitgehend verzichtbar. Damit sind die Flächen vielfältig nutzbar und veränderbar. Lediglich ein durchlaufender Tiefbord markiert die Trennung zu den Fahrflächen, macht sie ablesbar und sichert damit die selbstverständliche freie Begehbarkeit und die Barrierefreiheit.

Beleuchtungskonzept
Die Aufenthaltsqualität der Gehwege und Platzflächen wird durch an Fußgänger anpasste Lichtpunkthöhen unterstrichen.
- Zurückhaltende Mastleuchten mit zeitgemäßer Lichttechnik sowie einer Lichtpunkthöhe von 3-4m begleiten die Gehwege und leuchten den Stadtraum aus.
- Historische und schöne Hausfassaden werden ergänzend - abgestuft in der Helligkeit – angestrahlt.
- Schmale Lichtlinien entlang der Bänke unterstützen die Aufenthaltsbereiche unter den Bäumen atmosphärisch.
- Ein zentraler Lichtmast mit Strahlern auf dem Anger vor dem Bürgerhaus sorgt bei Veranstaltungen für zusätzliche Brillanz.

Beschilderung
Die klare Gliederung der Straße ermöglicht einen weitgehenden Verzicht von Schildern im Straßenraum.
Die Anordnung und Dimensionierung der Schilder mit den Fahrzielen wird überprüft und attraktive Ansichten wieder freigestellt.