"Oskar Residence" - ehemals "Sudfass"

Die vorgeschlagene Bebauung gliedert sich gemäß dem geforderten Raumprogramm in ein achtgeschossiges Wohngebäude und einen zehngeschossigen Wohnturm, in dem sich ein Boardinghouse befindet. Dem mit dunklen Klinkern umhülltem Turm an der Ecke Oskar-von-Miller-Straße/Flößerbrücke kommt dabei eine prominente Rolle zu: Zusammen mit dem revitalisierten Gebäude der ehemaligen Arbeitsagentur vis-á-vis markiert es wie ein Tor den Eingang ins Ostend und ergänzt das breit gelagerte Saatchi- & Saatchi-Gebäude in der Straßenflucht und das neue Doppelhochhaus der EZB im Hintergrund zu einem fast barocken städtebaulichen Dreiklang. Zusammen mit der wiederaufgebauten Stadtbibliothek und dem Schwesternwohnhochhaus des Hospitals zum heiligen Geist stellt der neue, rund 30 Meter hohe Turm von Sachsenhausen kommend ein Tor in die Wallanlagen dar. Anders als der markante Turm vermittelt das folgende, hell verklinkerte Wohngebäude wie ein Puzzlestück zur angeschlossenen Bebauung. Maßstab und Proportionen beider Gebäudevolumina orientieren sich an der benachbarten Bebauung. Darüber hinaus wird vorgeschlagen, im Zuge der Neubaumaßnahmen den öffentlichen Raum an der Flößerbrücke neu zu gestalten: Mit zwei Freitreppen und einer neuen Wegführung soll die Verbindung vom und zum Mainufer vereinfacht und für Fußgänger und Fahrradfahrer freundlicher werden.

Die Möglichkeit, ein innenstadtnahes Grundstück am Mainufer neu zu definieren, - eine Chance, die sich in Frankfurt nur noch äußerst selten bietet - sollte unserer Ansicht nach dazu benutzt werden, städtisches Wohnen mit hochwertiger Architektur zu verknüpfen. So sind etwa alle Fassadenseiten mit identischer Detailqualität auszuführen, um keine hässlichen Rückseiten zu erhalten. Horizontale Profilierungen, sanfte Vor- und Rücksprünge und das Schattenspiel der leicht versetzt verlegten Klinker gliedern die Fassaden. Zusammen schaffen sie die erwünschte Wertigkeit und zurückhaltende Eleganz. Während, um notwendige Großzügigkeit und Weite zu erhalten, die Raumhöhe im Erdgeschoss des Boardinghouse‘ mindestens 6 m sein soll, wird im Wohngebäude wegen der besseren Aufenthaltsqualität das Erdgeschoss als Hochparterre ausgebildet und gegenüber dem Straßenniveau um 0,90 m erhöht. Dem Willen nach Zurückhaltung ist der Verzicht auf auskragende Bauteile wie Vordächer oder Balkone geschuldet. Stattdessen sollen auf der Uferseite tiefe Loggien mit niedrigen Brüstungen attraktive Freiräume schaffen.

Das Wohngebäude ist als Vierspänner organisiert. Jede der rund 30 barrierefreien Wohnungen unterschiedlicher Größe ist nach Süden und zum Main hin orientiert. Die großen Wohnungen sind darüber hinaus vom Norden nach Süden durchgesteckt. Im Boardinghouse dagegen befinden sich pro Geschoss sieben geräumige Appartements, die eine Trennung von Wohnen und Schlafen zulassen. Die Lage an einer verkehrsreichen Straße macht an der Nordseite den Einsatz von kontrollierter Lüftung mit Wärmerückgewinnung nötig – eine Technik, die in Frankfurt in vielen Passivhauswohnprojekten erprobt wurde und inzwischen ausgereift ist. Im Süden dagegen öffnen sich Wohnungen und Appartements mit großen Fenstern zum Main. Der neue öffentliche Weg entlang der Westseite des Hauses ist durch das Hochpaterre des Hauses räumlich von dessen Aussenraum getrennt.
Mit der Neugestaltung des ehemaligen Sudfass-Grundstücks eröffnet insgesamt die Möglichkeit, die Aufwertung des Frankfurter Ostends im Zuge des Neubaus der Europäischen Zentralbank an einem wichtigen Brückenkopf zu ergänzen und zu arrondieren.