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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2013

Modernisierung U-Bahnhof Sendlinger Tor

Teilnahme

GÖSSLER KINZ KERBER SCHIPPMANN ARCHITEKTEN

Architektur

Hamburg Design GmbH

Lichtplanung

ErlÀuterungstext

Die Station Sendlinger Tor ist mit 145.000 pro Tag einer der wichtigsten und leistungsstĂ€rksten Knotenpunkte im MĂŒnchner U-Bahnnetz; das sehr hohe Fahrgastaufkommen wird dabei auf einer verhĂ€ltnismĂ€ĂŸig geringer FlĂ€che abgewickelt.
Eine sehr gute Orientierbarkeit in der Station sowie gut ersichtliche Auf- und AbgÀnge zu allen Verkehrsmitteln der MVG haben daher Vorrang vor Optimierungen der VermarktungsflÀchen: die Station Sendlinger Tor ist in erster Linie ein Verkehrsraum.

Der vorliegende Entwurf legt daher großen Wert auf FunktionalitĂ€t und Orientierung innerhalb der Station. Der unterirdische Komplex ‚Sendlinger Tor’ erhĂ€lt fĂŒr all seine drei Ebenen eine durchgehende Gestaltung in Farbigkeit, MaterialitĂ€t und Licht. Die beiden Bahnsteigsebenen differenzieren sich nur durch ihre unterschiedlichen Querschnitte (oval, rechteckig) und ihre Bahnsteigart (Mittel- und Seitenbahnsteig). Die Schalterhalle wird als aufgerĂ€umte und identitĂ€tsstiftende Mitte ausgebildet.
Das Licht in den verschiedenen Bereichen der Station gibt jeweils eine klare Orientierung durch eine erkennbare LichtfĂŒhrung und spĂŒrbare LichtatmosphĂ€re.

Sperrengeschoss

Das HerzstĂŒck der Station ist die lang gestreckte Schalterhalle des Sperrengeschosses. Von hier aus gelangt der Fahrgast direkt zu den Bahnsteigen der Linien U1/U2/U7 und U3/U6, sowie zu den Straßenbahnsteigen der Linien 27/28. Der vorliegende Entwurf weicht minimal von der Planvorgabe des Gutachtens ab. In den Bereichen ‚Passage Sendlinger Straße,’ ‚Passage Wallstraße’ und ‚Passage MĂŒllerstraße’ wurde die Raumform geĂ€ndert, um dem Fahrgast schon beim Treppenabgang eine visuelle Verbindung mit dem Zentralraum zu ermöglichen. Dies erleichtert die Orientierung und erhöht das SicherheitsgefĂŒhl.

Das Hauptgestaltungselement der Schalterhalle ist eine leicht gefaltete Abhangdecke aus silbrig-weiß glĂ€nzenden Aluminiumpaneelen. In der Decke sind in der Querrichtung zum Raum LichtbĂ€nder integriert. Die LichtbĂ€nder geben dem Raum einen Rhythmus und leuchten die leicht schrĂ€g gestellten DreiecksflĂ€chen der Decke aus. Der helle Bodenbelag aus Granit reflektiert das Licht und strahlt es indirekt wieder ab. Dadurch wird die Raumhöhe des Sperrengeschosses in der Wahrnehmung des Fahrgastes gestreckt.
In den tieferliegenden Stoßfugen der Decke werden in Querrichtung zur Schalterhalle Lautsprecher, Sprinkler und die Signalethik integriert.

Die freistehenden StĂŒtzen bekommen eine neue Ummantelung aus kannelierten Betonteilen. Die Kanneluren dienen gleichzeitig als Vandalismusschutz (kein Bekleben mit Stickern, Plakaten, etc. möglich) und lassen die StĂŒtzen schlanker wirken.

Die WĂ€nde der Schalterhalle und alle WĂ€nde der Zubringergassen erhalten eine Einkleidung mit rĂŒckseitig schwarz beschichteten GlĂ€sern. Die Raumform wird durch die OberflĂ€chengestaltung der tiefschwarz glĂ€nzenden WĂ€nde entgrenzt/entmaterialisiert. In die WĂ€nde sind alle Einbauelemente (Automaten, DEFAS, Werbetafeln, Vitrinen, etc.) flĂ€chenbĂŒndig integriert und sind durch die zurĂŒckhaltende Wandgestaltung fĂŒr den Fahrgast sehr schnell und leicht visuell zu erfassen.

Die Fassaden der VermarktungsflĂ€chen werden als transparente Pfosten-Riegel-Konstruktionen mit schwarzen Profilen ausgefĂŒhrt. Die Entwurfsverfasser schlagen vor den kĂŒnftigen Mietern klare Gestaltungsspielregeln an die Hand zu geben, um die Schalterhalle nicht unnötig visuell zu ĂŒberfrachten. Es wird vorgeschlagen die Firmenlogos der Mieter in GrĂ¶ĂŸe, Anzahl und Farbe (schwarz/weiß) zu begrenzen. Zudem soll die Gestaltung der Schaufenster möglichst zurĂŒckhaltend erfolgen und Durchblicke von der Schalterhalle in die Vermarktungseinheiten frei bleiben. In den Vermarktungseinheiten wird ebenso wie in der Schalterhalle heller Granit als Bodenbelag verlegt.

Die Zuwegungen zur Schalterhalle und die AufgĂ€nge ans Freie sind in ihrer Boden- und Wandgestaltung gleich wie die Schalterhalle. Die Decke ist ebenso weiß-silbrig glĂ€nzend, jedoch nicht gefaltet. Am Schnittpunkt von Wand und Decke sind LichtbĂ€nder in die Decke eingelassen an denen der Fahrgast vom Treppenabgang zur Schalterhalle gefĂŒhrt wird. Selbstleuchtende Werbe- und InformationsflĂ€chen ergeben zusĂ€tzliche Helligkeit.

Die ZugĂ€nge zur Station Sendlinger Tor sind in ihrer Gestaltung allesamt gleich. Nur der Zugang Sendlinger Straße erhĂ€lt ein großzĂŒgiges Oberlicht zwischen den gegenĂŒberliegenden Treppenanlagen und wird so in seiner Wichtigkeit betont.

Die AufgĂ€nge zu den Straßenbahnsteigen 27/28 und die AbgĂ€nge zu den Bahnsteigen U1/U2/U7 sind jeweils als Wandnische mit DEFAS, Linienverlaufsschild, Information und Fahrkartenautomaten zusammengefasst. Die AbgĂ€nge zu dem Bahnsteig der Linie U3/U6 liegen frei in der Schalterhalle.

Ebene U3/U6

Die Bahnsteigebene U3/U6 liegt direkt unterhalb des Sperrengeschosses und weist eine Ă€hnliche Form wie die Schalterhalle auf. Der Bahnsteig ist leicht gekrĂŒmmt. Der Querschnitt des Raumes ist rechteckig. Auf dem Mittelbahnsteig sind zweireihig StĂŒtzen angeordnet, die der KrĂŒmmung des Bahnsteiges folgen. Die Bahnsteigebene U3/U6 erhĂ€lt die selbe Decken- und Bodengestaltung wie die darĂŒber liegende Schalterhalle. Durch die leicht geneigten DreiecksflĂ€chen lĂ€sst sich die KrĂŒmmung des Raumes mit einem sauberen Fugenbild ausgleichen.
Die HintergleiswĂ€nde werden mit Paneelen aus matt schwarzen Fiberglasbeton ausgekleidet. In die Wandbekleidung werden alle Einbauten (Werbetafeln, Infoscreens, LinienplĂ€ne) flĂ€chenbĂŒndig eingelassen.
Auf dem Bahnsteig werden alle Aufbauten (BĂ€nke, Information, NotfallsĂ€ule) mit geschlossenen Sockeln ausgefĂŒhrt, um mögliche Schmutzecken zu vermeiden.
Die Bahnsteigkanten werden blendfrei aus dem Off (aus dem Schatten) durch FĂ€cherleuchten mit elipsoidem Ausstrahlwinkel normgerecht beleuchtet.

Die RauchschĂŒrzen vor den TreppenaufgĂ€ngen werden glĂ€sern gestaltet. Alle Treppen und Fahrtreppen der Station Sendlinger Tor werden mit Lichtlinien ausgestattet. Deren Stufen werden zusĂ€tzlich durch LED-Licht aus den HandlĂ€ufen erhellt, um die Sicherheit zu erhöhen.
Die LinearitÀt in der Lichtgestaltung ermöglicht sowohl eine technische Realisierung mit Leuchtstoffröhren als auch mit LED-Elementen.


Ebene U1/U2/U7

Die beiden Seitenbahnsteige der Ebene U1/U2/U7 werden zusĂ€tzlich zur Transferzone (mittlerer Querschlag) mit einem nördlichen und einem sĂŒdlichen Querschlag miteinander verbunden. Die QuerschlĂ€ge erhalten AufgĂ€nge zur Schalterhalle bzw. ans Freie und entlasten dadurch die Transferzone.
Die AufgĂ€nge in der Transferzone werden neu sortiert und ihrer LeistungsfĂ€higkeit optimiert. Die Transferzone erhĂ€lt die fĂŒr die Station Sendlinger Tor typische gefaltete Metalldecke. Der Boden ist in hellen Granit und die SeitenwĂ€nde aus rĂŒckseitig schwarz bedrucktem glas ausgefĂŒhrt.
Die gekrĂŒmmten HintergleiswĂ€nde werden mit matt schwarzen Fiberglasbeton-Paneelen ausgekleidet. Einbauten wie z.B. Werbetafeln werden flĂ€chenbĂŒndig eingelassen.
Die BahnsteigwĂ€nde und Decken erhalten eine silbrig-weiß glĂ€nzende Bekleidung aus Aluminiumpaneelen. Die Deckenwölbungen werden schwungvoll ausgeleuchtet. Die Bahnsteigkanten werden blendfrei aus dem Off (aus dem Schatten) durch FĂ€cherleuchten mit elipsoidem Ausstrahlwinkel normgerecht beleuchtet.


Bauphasen (Umbau im laufenden Betrieb)

Der Umbau der Station Sendlinger Tor erfolgt im laufenden betrieb. Als erste Maßnahmen werden die beiden QuerschlĂ€ge in der Bahnsteigebene U1/U2 samt AufgĂ€nge an die OberflĂ€che erstellt. In diesem Zusammenhang wird der Zugang Sendlinger Straße umgebaut.
Nach Erstellung der beiden QuerschlÀge können nacheinander die beiden Bahnsteige samt HintergleiswÀnde saniert werden. Darauf folgend wird die Transferzone mit ihren AufgÀngen zum Bahnsteig U3/U6 sowie dem Aufgang zur Schalterhalle umgebaut.
Der Bahnsteig U3/U6 bildet den nĂ€chsten Bauabschnitt. Abschließend wird die Schalterhalle samt Zuwegungen umgebaut.

Nach Fertigstellung der Maßnahmen wird die Station Sendlinger Tor sich als modernes Verkehrsbauwerk zeigen. Die zurĂŒckhaltende und aufgerĂ€umte Gestaltung der Station wird sich als langlebiges und robustes Konzept erweisen. Die schwarz und weiße Station mit seinem subtil gefalteten Metalldecken bildet lediglich den Rahmen fĂŒr ein bewegtes und buntes Treiben der FahrgĂ€ste.