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Einladungswettbewerb | 04/2013

Besucherinformationszentrum Sparrenburg und Johannisberg

3. Preis

Preisgeld: 1.000 EUR

Anderhalten Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Erläuterung
Am Naturpark Teutoburger Wald in Bielefeld entstehen zwei neue Informationszentren. Diese neuen Anlaufstellen informieren regionale und überregionale Besucher über kulturelle, historische und landschaftliche Potentiale der Stadt Bielefeld.
Beide Orte, die Burganlage Sparrenburg und die Parklandschaft Johannisberg sind durch eine fußläufige Verbindung zu erreichen. Sie präsentieren sich jedoch in unterschiedlichen Umgebungen. Ziel ist es für beide Orte eine klare Formsprache zu finden, die sich einerseits auf den Ort bezieht und anderseits zwei miteinander kommunizierende Baukörper schafft.

Leitgedanke
Der Baukörper an der Burg Sparrenburg nimmt die Konturen des Bestandgebäudes auf und fügt sich harmonisch in den historischen Kontext ein. Erst im Inneren des Raumes spiegelt die Gestaltung und die Verwendung der Materialien eine neue zeitgenössische Dynamik wieder.
Das Informationszentrum auf dem Johannisberg ist in der Form und Materialität die Umkehrung des Baukörpers an der Sparrenburg. Mitten im Park gelegen, zeigt die äußere Hülle diese neue Dynamik und nimmt den Außenraum so für sich ein.

Sparrenburg
Der neue Baukörper orientiert sich an der Größe des bereits bestehenden Kiosks und erweitert sich nur leicht in Richtung Innenhof. Die bestehende Sandsteinmauer aus den 50er Jahren soll in ihrem jetzigen Stand erhalten bleiben und durch die Ergänzung einer Dachfläche und Innenhofwand komplettiert werden. Das neue Informationszentrum präsentiert sich als klare Kubatur mit der klassischen Typologie eines Satteldaches. Entsprechend der vorhandenen Bauteile werden die neuen Bauteile ebenfalls in Sandstein ausgeführt. Der schräg eingeschnittene Eingangsbereich wird mit einer vertikalen Lattung aus Lärchenholz versehen, welche als Material den Bezug zum Baukörper am Johannisberg herstellt.

Erschließung
Das Besucherzentrum ist von der Innenhofseite barrierefrei zugänglich. Es gestattet durch eine große Fensteröffnung zum zentralen Eingang des Burggeländes den Blick in und durch das Gebäude. Es folgt dem Konzept des „Offenen Museums Sparrenburg“. Der Kiosk orientiert sich zum Marienrondell und nutzt diesen als eigenen Vorplatz, ergänzt durch Sitzgelegenheit vor und auf der Mauer.

Innenraum
Der Eingang mit einer verglasten Außentür öffnet sich großzügig zum Innenhof und geleitet den Besucher mit seiner trichterartigen Form in den Innenraum. Der Tresen, wie auch die Sitzfläche am Fenster bestehen aus Lärchenholz. Die Innenwände werden mineralisch weiß gestrichen und bilden einen beruhigenden Kontrast zu den Stein-und Holzflächen. Die in die Innenwand integrierten Regalflächen für Bücher und Wanderführer setzen mit grünen Elementen farbliche Akzente. Der Boden erhält einen hellen Sicht-Estrich mit polierter Oberfläche. Die Rahmen der dreifachverglasten Fenster werden ebenfalls in Lärchenholz ausgeführt.

Johannisberg
Dieser historische Park, einst ein beliebtes Ausflugsziel für das Bürgertum, soll in seiner Pracht wieder hergestellt werden. Mit seinem artenreichen Pflanzenvorkommen und seinen historischen Kleinarchitekturen ist die Anlage das ganze Jahr über ein Ausgangspunkt für Wanderungen und Ausflugsziele in die Umgebung.
Der Entwurf teilt sich in drei einzelne Baukörper, die vereint auf einer aus Sandstein bestehenden Plattform angeordnet sind. Durch ihre Aufteilung bilden sie in ihrer Mitte einen zentralen Platz, wo ein Umgebungsmodell über die Wanderwege und Sehenswürdigkeiten der Umgebung informiert. Die Plattform lässt sich nach Bedarf durch die Gastronomie erweitern, ohne dass die innere Logik der Gebäudeplatzierung oder deren Außenräume gestört werden.
Es handelt sich hier um eine Holzkonstruktion, welche im Kostenrahmen errichtet werden kann. Alle Außenwände werden mit einer vertikalen Lattung aus Lärchenholz versehen, die sich auch hier homogen über die Dachfläche zieht. Jede Dachfläche läuft auf einen eigenen Hochpunkt zu und definiert den Außenraum und die jeweilige Zugänge. Die einflügeligen Türen sind als Holztürblätter in Blockzargen vorgesehen und die zweiflügeligen Eingänge als Glastüren in einer Holzrahmenkonstruktion.

Erschließung
Die Plattform ist barrierefrei zugänglich und erlaubt den Zugang aus allen Himmelsrichtungen. Alle Eingänge orientieren sich zum zentralen Platz, wobei der Eingang vom Informationspunkt durch einen Unterschnitt hervorgehoben wird. Im angrenzenden Außenraum des Neubaus befinden sich Bänke und Tische, die zum Picknick und verweilen einladen.

Innenraum
Die Innenwände des Informationspavillons werden mineralisch weiß gestrichen und bieten genug Platz für wechselnde Ausstellungen. Auch hier schaffen Prospektregale aus Lärchenholz und die farblichen Akzente der grünen Sitzmöblierungen eine angenehme Atmosphäre. Der Boden erhält einen hellen Estrich mit polierter Oberfläche. Im Multifunktionsraum befinden sich Regale und Kochbereich, sowie ein Sitzbereich, die bei Bedarf im Schranksystem untergebracht werden kann. Die Fensterrahmen sind ebenfalls in Holz ausgeführt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Sparrenburg
Der Baukörper nimmt die Konturen des Bestandsgebäudes auf und fügt sich harmonisch in den historischen Kontext ein. Die Bestandsaußenmauer wird in gleichen Materialien sowohl im Dach als auch in den Innenhofmauern weitergeführt. Der Eingangsbereich zum Innenhof wird durch einen Materialwechsel (Lerche) betont. Die Blickbeziehungen – zum Innenhof und zur Brücke – werden durch großformatige Fenster gewährleistet. Der seitlich versteckt orientierte Kiosk führt zu einer Aufwertung des „Marien-Ecks“. Die Innenraumgestaltung schafft eine hohe funktionale Aufenthaltsqualität. Der Entwurf ermöglicht einen geringen Unterhaltsaufwand. Es ist zu erwarten, dass die vorgegebenen Baukosten eingehalten werden können und der Entwurf ohne große Änderungserfordernisse ausgeführt werden kann. Die Vorgabe des „Corporate Identity“ wird auf eigene Weise interpretiert, indem das Material des Lerchenholzes auf der Burg zur Akzentuierung, auf dem Johannisberg zur Fassadengestaltung verwendet wird. Des Weiteren wird die Innenhofstruktur der Sparrenburg in eigener Interpretation auf den Johannisberg übertragen. Dies erschließt sich einem natürlichen Betrachter nicht ohne Weiteres auf den ersten Blick, womit ein wesentliches Kriterium der Auslobung nicht ganz erfüllt würde.

Johannisberg
Das geringe Raumprogramm wird in drei eigenständigen Gebäuden der Funktion nach aufgeteilt, einen kleinen Platz einfassend. Die geforderte Einsehbarkeit des Informationsraumes ist nicht gegeben. Die amorphen Gebäudefiguren erscheinen willkürlich bzw. zufällig. Die funktionalen Anforderungen an die Innenraumgestaltungen werden erfüllt. Aufgrund der Fassade in Holzschalung wird ein hoher Unterhaltungsaufwand erwartet. Die Baukosten können voraussichtlich den vorgegebenen Rahmen einhalten.