modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Offener Wettbewerb | 04/2013

Ehemalige Stadtkaserne

2. Preis

Preisgeld: 10.000 EUR

O&O Baukunst

Architektur

studio grüngrau Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Ehemalige Stadtkaserne Germersheim

KASTANIE FLIEDER NACHTIGALL
Kastanienbäume, Fliedersträucher und die Nachtigall sind die Ingredienzien, die uns beim Flanieren in Germersheim immer wieder begegnen. Elemente die den neuen Stadtraum atmosphärisch prägen sollen. Eine Abfolge aus städtischen Plätzen wird so zu einem Ganzen verbunden. Die Tonalität der historischen Gebäude ist die Basis des Stadtkörpers. Sie reicht von chamois farbigen Klinker, über roten und gelben Sandstein. Die Baukörper werden freigestellt und fein herausgearbeitet. In den Abendstunden sind sie beleuchtet und geben Orientierung.

Luitpoldplatz
Der Luitpoldplatz erhält ein einheitliches Erscheinungsbild. Selbstbewusst erstreckt sich der Platz als shared space Fläche mit abgesenkten Hochborden über die Königs- und Haupstraße hinaus und fasst den Raum. Das Platzgefüge wird durch zwei große Platanendächer gestärkt. Im Zentrum der Platzfläche aus bräunlich gefärbtem und hellem Betonpflaster steht das historische Denkmal. Es wird mit Sitzgelegenheiten ergänzt und neu erlebbar gemacht. Die vorhandenen Platanen werden geschnitten und mit neuen Platanen verdichtet. Das westliche Platanendach kann für die geplante Bebauung durch die Kreisverwaltung herangezogen werden.

Freiflächen am Arrestgebäude
Ein leichter Holzsteg spannt sich über den Naturraum zur Queich. Er verbindet die obere Ebene des Paradeplatzes mit dem historischen Arrestgebäude. Der abgelegene Bereich wird in das städtische Gefüge integriert. Eingebettet in den ergänzten Queichraum steht das Arrestgebäude auf einer bräunlich gefärbten Betonpflasterfläche.

Paradeplatz
Die Straßenkante wird durch einen zweireihigen Kastanienweg klar gefasst. Die fußläufige Verbindung zwischen den Plätzen wird attraktiv gestaltet. Unter den Kastanien werden Leuchtelemente und Sitzmöglichkeiten angeboten. Auf Stellplätze wird in diesem Bereich verzichtet. Das Vorfeld der ehemaligen Stadtkaserne ist als Wiesenfläche ausgebildet. Klare Wegeverbindungen führen zum neuen Entree der „Garnison Arkaden“. Sie gliedern die Grünfläche und schaffen zahlreiche Verknüpfungen zu den Einkaufsbereichen der Innenstadt. Im Norden der Fläche befindet sich ein Fliederhain mit runder Spiegelfläche. Der Duft der dichten Fliederhochstämme lädt nach dem Einkauf zum Verweilen ein.

Vorplatz Weißenburger Tor
Das kräftige Rot des Sandsteins findet sich im Betonbelag wieder. Das großzügige Entree wird durch ein Informationselement betont. Im Dialog mit dem historischen Denkmal auf dem Luitpoldplatz setzt es einen zeitgemäßen Akzent als „Ort des ersten Erkennens“.
Zwei große Platzbäume rahmen das Tor und bespielen den Raum. Unter den Bäumen bieten große Sitzskulpturen Raum zum Verweilen.

Freifläche am Weißenburger Tor
Die Freifläche wird in das Gesamtkonzept eingebunden. In der Verlängerung des Paradeplatzes hat man einen großzügigen und erhöhten Blick über den neuen Stadtpark. Die kompakte Stellplatzfläche ist unter einem durchgängigen Platanendach vorgesehen.

Kioskanlage am Waffenreduit
Die Aufdopplung der historischen Wand des ehemaligen Waffenreduit erlaubt das Unterbringen der geforderten Nassräume und der Kioskanlage. Durch die Wahl der Materialien fügt sich der Anbau selbstverständlich in das Umfeld. Durch ein großes Lichtdach wird der Zwischenraum übersichtlich und hygienisch beleuchtet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Konzept reagiert dezidiert und richtig auf den prägenden historischen Bau des ehemalige Lazaretts. Während auf der einen Seite eine markante doppelreihige Allee den Sichtbezug zwischen Weißenburger Tor und Luitpoldplatz richtig betont, öffnet er sich vor dem Lazarett zu einer großen grünen Mitte, die die eindrucksvolle Fassade des Lazaretts gut zur Geltung bringt.

Die schlichte Gestaltung der Wege ist funktional und verbindet richtig im Raum, allerdings ist die Barrierefreiheit zum wichtigen zentralen Eingang hin nicht nachgewiesen. Sehr positiv gesehen wird die Verbindung über die Queich zum Arrestgebäude über einen Steg, er ist direkt und behindertengerecht und vermittelt zugleich ein interessantes Landschaftserlebnis.

Kontrovers diskutiert wird dagegen die Gestaltung des Luitpoldplatzes. Die Raumbildung durch zwei geschnittene Platanendächer kann noch nachvollzogen werden, eines der Dächer aber mit der viel befahrenen Verkehrsstraße zu durchschneiden ist weder ästhetisch noch funktional überzeugend. Die Orientierung in diesem Baumraster ist eher verwirrend und Verkehrskonflikte erscheinen vorprogrammiert.

Der Weißenburger Platz als schlichter steinerner Platz ist ein angemessener und überzeugender Auftakt für die Besucher, das runde „Informationselement“ wirkt dagegen aufgesetzt und nicht verständlich.

Der Verkehr ist funktional gut gelöst, die Parkplatzanforderungen sind weitgehend erfüllt. Der Parkplatz südlich des Weißenburger Tors hat zwar große Kapazität, überzeugt aber formal nicht.

Zusammenfassend: vieles ist richtig gemacht, aber die Strenge und Funktionalität des Entwurfes wird auch zum Problem. Die straffe Linearität aller Baumpflanzungen vom Luitpoldpark bis hin zu den Parkplätzen im Süden wirkt ein bisschen langweilig und monoton, eine heitere und poetische Atmosphäre entsteht allenfalls im Rund des Flieders, wobei aber zu fragen ist, ob dieses Element des Gartens an diesem Ort wirklich stimmig ist.