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Offener Wettbewerb | 04/2013

Ehemalige Stadtkaserne

Anerkennung

Preisgeld: 3.333 EUR

Jöllenbeck & Wolf Architekten BDA

Architektur

Michael Palm

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Neben der Besonderheit der historischen Gebäude und der Festungsanlage, ist die Dimension und Weite der durch sie gebildeten Freiräume charakteristisch – ein Alleinstellungsmerkmal - der Stadt Germersheim.
Das Konzept hat einerseits zum Ziel diese Großzügigkeit erlebbar zu machen, zum anderen in der Weite dieser Räume einen angemessenen Maßstab und damit Anbindung und Übergang zu den kleinteiligeren, angrenzenden Stadträumen zu gestalten.
In der Perspektive vom Weißenburger Tor geben sich zwei wesentliche Orientierungen:
- Nach Westen in die anschließenden Felder der gründerzeitlichen und in Richtung Norden der „alten“ Stadt.
- Nach Osten zum Fronte Diez mit dem ehemaligen Arrestgebäude und weiter entlang des Festungsrundwegs.
Die beiden Längsrichtungen treffen vor dem Weißenburger Tor zusammen. Die Fluchten der westlichen und östlichen Raumkanten bilden jeweils eine dieser Richtungen räumlich ab.
Der Freiraum zwischen Luitpoldplatz und Weißenburger Tor gliedert sich in vier Sequenzen. Die räumliche Gliederung erfolgt durch die Einstellung der Platanenfelder – einem Element das bereits in historischen Stadtansichten stadtbildprägend ist. Die Anordnung selbst orientiert sich an den Straßenfluchten der westlich angrenzenden Gründerzeitbebauung, die sich auf diese Weise mit dem Stadtraum des Paradeplatzes verflechten.
Die Oberfläche der Platzräume in Granitpflaster spannt konsequent von Hauswand zu Hauswand. Fahrbahnen werden an den fußläufigen Übergängen aufgepflastert, die Asphaltflächen sind mit Graniteinstreuung versehen. Teilflächen in den Platzräumen schlagen wir als wassergebundene Decken vor. Im Ergebnis entsteht ein homogener von den in Nord-Süd ausgerichteten Platzwänden geprägter Stadtraum.

Der Platz vor dem Weißenburger Tor wird im Wesentlichen von Bepflanzung freigehalten, nur am Übergang zur Gebäudestirn des Lazarettgebäudes schließt eine Baumgruppe den Raum ab. Das runde Wasserbecken vor dem Eingang setzt die Achsialität der Platzgeometrie in Bezug zur Symmetrie der Fassade des Gebäudes. Die beiden wesentlichen Perspektiven sind von diesem Ort übersehbar. Die fußläufige Orientierung des Platzes erfolgt auf die Ostseite des Platzes – Aufpflasterungen der Fahrbahnen unterstützen die Querung des Fahrverkehrs.

Das bestehende Platanenfeld am Luitpoldplatz ist auf der Westseite als allseitig geschlossenes Baumkarree entwickelt. Der weitere Platzraum ist bis auf das Denkmal von Einbauten freigehalten. Der Übergang zum Paradeplatz ist durch ein zweites Baumfeld, das sich bis auf Höhe der Einmündung Orffstrasse erstreckt, definiert. – so entsteht ein allseitig gefasster Platz als Entree von der Hauptstraße in die Längsachse des Paradeplatzes und als Übergangsraum in die anschließenden Stadträume Königstrasse, Bismarckstrasse und Fronte Diez.

Das große Platanenfeld auf dem Paradeplatz differenziert diesen in maßstäbliche Teilflächen mit Aufenthaltsqualität ohne den Zusammenhang der beeindruckenden Perspektive zu stören. Vom Weißenburger Tor teilt sich die Perspektive in die zwei eingangs genannten Hauptrichtungen. Auf Höhe der Orffstraße markiert eine Aufpflasterung der Fahrbahn den fußläufigen Übergang zwischen beiden Richtungen. An dieser Stelle wird auch die Bushaltestelle positioniert. Unter einer Glasgedeckten Pergola finden Wartende Schutz und Information. In Verlängerung der Orffstraße zielt die Perspektive auf den Durchgang des Lazarettgebäudes mit dem neuen Handel - und Dienstleistungszentrum.

Wir schlagen vor das gründerzeitliche Baufeld zwischen Orff – und Ritter-von-Schmaus-Straße (Gewerbeschule) wieder als baumumstandenes Baufeld in Kontrast und Ergänzung zum nördlich angrenzenden Block der gleichen Bauzeit zu entwickeln. Eine doppelte Reihe Platanen schließt den Block an der Stirnseite zum Paradeplatz ab.

Die angrenzenden Freiräume des Wettbewerbgebiets - Fronte Diez mit dem Grünbereich um die Queich und dem Arrestgebäude und die Parkierung zwischen Weißenburger Tor und Exerzierhaus - sind durch Blickachsen an die zentrale Achse angebunden.
Die Aufschüttung des ehemaligen Parkplatzes am Fronte Dietz wird zurückgebaut, der Freiraum um den Queichbogen herum ist damit wieder allseitig einsehbar. Rasenstufen strukturieren die Geländemodellierung und sind ein mit der Orientierung zum Luitpoldplatz und zur Queich attraktiver Aufenthaltsbereich. Die Rasenflächen sind von hohem Bewuchs freigehalten, um den Blickbezug zwischen Arrestgebäude und Luitpoltplatz zu ermöglichen und um die Fassung und Orientierung des Freibereichs auf das alte Lazarettgebäude mit dem Weg entlang des Fronte Diez erlebbar zu machen.
Der Vorplatz am Weißenburger Tor und die Kita vor dem Exerziergebäude werden mit Abriss des dazwischenliegenden Gebäudes und durch die Ausrichtung der Erschließung des Parkplatzes in Beziehung gesetzt. So kann das in zweiter Reihe liegende Gebäudeensembel räumlich eingebunden werden.


Beleuchtung
Eine zurückhaltende Lichtdichte ist Ziel des Beleuchtungskonzepts. Mit dem maßvollen Ausleuchten der Platzwände ist eine Orientierung auch in der nächtlichen Stadt sichergestellt.
Mastleuchten (Lichtpunkthöhe 6m) spenden entlang der beiden Hauptrichtungen die größte Lichtdichte
Die herausragenden raumbildenden Hausfassaden werden durch Streiflicht besonders in Szene gesetzt
Die beleuchteten Baumfelder prägen eine freundliche Lichtstimmung in Ergänzung der steinernen Materialhaftigkeit der Bebauung und Platzoberfläche.
Besondere Akzentbeleuchtungen erhalten die Objekte, Wasserspiele und das Denkmal


Aus dem Bestand heraus entwickelt prägen 4 Materialien die homogenen Oberflächen:
Pflaster Rasen eingestreute Asphaltdecken wassergebundene Decken

Robuste Betonbänke und Poller (Granitsplittvorsatz geschliffen) besitzen in der räumlichen Situation das notwendige „Gewicht“.
Einfache geradlinige Mastleuchten und ebensolche Papierkörbe (verzinkter Stahl Eisenglimmer beschichtet) dienen unauffällig ihrem Zweck.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Verfasser ist bestrebt, einen homogenen, über alle drei Plätze ausgerichteten Platzraum zu schaffen. Die Betonung des Raumes erfolgt einerseits durch deutlich erkennbare Fassaden der historischen Gebäude (Raumkanten) und eine homogene Belagwahl der Platzflächen.

Der Entwurf beschränkt sich auf wenige Gestaltelemente.

Die Plätze sind gut beleuchtbar und nutzbar. Durch die großzügigen Platzbefestigungen sind fußläufige Verbindungen zur Innenstadt fast von allen Punkten aus möglich, jedoch nicht besonders betont.
Die Lage des Baumfelds am Paradeplatz wirk kritisch beurteilt, da es unter anderem den Zugang zum ehemaligen Kasernengebäude einschränkt.

Die Verwendung von Stadtgrün beschränkt sich auf ein Minimum. Einzelne Akzente werden durch Baumfelder gesetzt. Einzelne Baumdarstellungen befinden sich außerhalb des Wettbewerbgebiets.
Die bestehende Verkehrsführung wird weitestgehend beibehalten und im Bereich Luitpoldplatz „sanft gelenkt“. Diese Lösung wurde kontrovers diskutiert.
Die Stellplätze sind vom erlebbaren Teil des Paradeplatzes abgewandt. Der Entwurf bietet nicht die geforderte Anzahl der Stellplätze.
Die Barrierefreiheit des Zugangs zum Handels- und Dienstleistungszentrum erscheint zunächst nicht gewährleistet, ist aufgrund der Platzgestaltung jedoch herstellbar. Darüber hinaus ist sie gewährleistet.

Das Konzept setzt die Gestaltungsabsicht konsequent um.
Die Unterhaltung der einzelnen Flächen dürfte wirtschaftlich sein.