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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2013

Neubau einer 3-Feld Sporthalle

1. Preis

Peter W. Schmidt Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Mit der Planung des Neubaus einer Dreifeldsporthalle wird der Neuausrichtung der Nordstadtschule als Ganztagsschule entsprochen.

Der Neubau ergänzt das stadtbildprägende dreiflügelige Schulgebäude um eine normgerechte Dreifeldsporthalle mit Nebenräumen und Foyer. Der Neubau ist in einem bisher eher vernachlässigten Teil des Schulgrundstücks verortet.

Die städtebauliche Besonderheit des bestehenden Schulhauses, als ein in das Quartier integriertes Gebäude, wird mit dem Entwurf, der die Blockrandbebauung entlang der Brettener Straße aufgreift, hervorgehoben.

Der Kubus des neuen Hauses wird in Nord-Süd-Richtung in die Topographie eingebunden. Das historische Schulgebäude wird mit dem Entwurf räumlich im Norden gefasst. Die neue Sporthalle in Verbindung mit dem Allwettersportplatz und den Freispielflächen der Kindertagesstätte und dem Pausenhof arrondiert mit einer präzisen räumlichen Kante den Baublock zwischen Karolingerstraße und Friesenstraße.

Die Erschließung und der Haupteingang orientieren sich an der Stirnseite nach Süden. Der Winkel der Foyerverglasung im Erdgeschoss nimmt die Bauflucht des Nordflügels der Schule auf und markiert signifikant die Eingangssituation.

Pausenhof und „Zwischenraum“ bilden einen großzügig gestalteten Vorbereich, der einen niveaugleichen Zutritt für die Schüler und Sportler erlaubt. Auf direktem Wege sind die Umkleidebereiche den drei Hallenteilen zugeordnet.

Über eine einläufige Treppe wird die längs angeordnete Besucherebene erschlossen. Das obere Foyer, dem ein Gymnastikraum zugeordnet ist, entspricht dem Wunsch nach ergänzenden Nutzungen im Rahmen der sportlichen Aktivitäten. Über die Besucherebene kann auf der Westseite der Außenraum großzügig betreten werden. Hier besteht die Möglichkeit die Halle als Ort besonderer Veranstaltungen zum Blockinnenbereich hin zu öffnen.

Ein weiteres Treppenhaus, in der Raumspange mit den dienenden Räumen, sorgt für eine direkte Verknüpfung von Sporthallenniveau und Außenbereich.

Den jeweiligen Sportfeldern sind in der östlichen Hallenlängsseite jeweiligen die Geräteräume und Lager zugeordnet.

Aufgrund der Positionierung des Gebäudes in Nord-Süd-Richtung wird die natürliche Belichtung über die Ost- und Westseite gewährleistet. Hochwertige Sonnenschutzmaßnahmen mit integrierter Lichtlenkung optimieren den Tageslichtquotienten.

Um den optimalen Tageslichteintrag zu erreichen sind nach Norden ausgerichtete Oberlichter entwickelt, die über eine gestreute Anordnung zu einer maximalen Gleichförmigkeit des Lichteinfalls beitragen.

Die konkrete Nutzung des Tageslichtes bedeutet zum Einem die Senkung der Energiekosten und zum Anderen ein angenehmes Umfeld für die Sportler.

Die Südseiten der Oberlichter bilden mit einem Winkel von 45 Grad optimale Flächen für Photovoltaikanlagen.


Konstruktion und Material:

Der Bau der neuen Dreifeldsporthalle erfolgt monolithisch. Auf Bauwerksschmuck innerhalb der neu geschaffenen Struktur wird verzichtet. Das Dachtragwerk der Halle besteht aus Leimholzbindern mit 3,75 m Achsabstand, die mit Überhöhung für ständige Last ausgelegt werden. Die Fachwerkträger lagern auf in der Wand integrierten Stützen, die im Bereich der Fensterbänder sichtbar sind und den Rhythmus der Fenstergliederung bilden.

Das Dachtragwerk wird mit Pfetten und einer statisch dimensionierten Schalung vervollständigt. Innenseitig wird die Deckenuntersicht zwischen den Fachwerkträgern verkleidet. In den Zwischenräumen wird die Installation geführt.

Die Erscheinung des Fachwerks, zu ein als kassettenartige Ausbildung in Querrichtung, wird somit wenig beeinträchtigt. Das Dach, als eine von der Schule und der Umgebungsbebauung gut einsehbare „5. Fassade“, passt sich gut durch die extensive Begrünung in den Stadtteil ein.

Ganz bewusst werden Materialien eingesetzt, die eine warme Ausstrahlung haben, altern können und einen Dialog mit dem Bestandsgebäude eingehen.

Der scharf geschnittene Baukörper verzichtet auf Ornament und erweist dem reich verzierten Schulgebäude im Geiste der Reformarchitektur seine Referenz, in dem er durch eine angemessene Haltung den Ausdruck der historischen Bausubstanz, das eigentliche Schulhaus, im Vordergrund belässt.

Die Außenwände sind als Klinkerfassaden, die mit ihrer strukturierten Oberfläche einen kleineren Maßstab zur Umgebung und dem Außenraum hin einführen.

Die Halleninnenwände sind im Bereich des Spielfeldes umlaufend mit Prallwänden aus Holzelementen verkleidet. Der flächenelastische Hallenboden ist mit farbigem Sportboden belegt.


Technische Gebäudeausrüstung:

Das Konzept der technischen Gebäudeausrüstung für die Sporthalle mit Nebenflächen beinhaltet die Einhaltung, bzw. die Überbietung der Forderungen aus der EnEV. Die Ausbildung des Gebäudes in Passivhausstandard ist durch die zweischalige Fassade und die kompakte Gebäudekubatur mit einem vertretbaren Aufwand gegeben.

Die Be- und Entlüftung sowie die komplette Beheizung der Hallenflächen erfolgen über eine mechanische Lüftungsanlage, die durch ihre Wärme- und Kälterückgewinnung maßgeblich zum Erreichen eines geringen Energiebedarfs beiträgt.

Eine Begrenzung der Leistungsaufnahme der Ventilatormotoren wird in Abhängigkeit von Förderstrom und der erforderlichen statischen Druckerhöhung durch ausreichend groß gewählte Geräte und Kanalquerschnitte sichergestellt.

Eine natürliche Belüftung ist neben der zu öffnenden Westfassade durch Oberlichter gegeben, hin zur Pausenhoffläche orientiert, bietet sie die Möglichkeit der sommerlichen Nachtauskühlung.

Diese Maßnahmen führen zu einer wesentlichen Steigerung der Behaglichkeit und zur Verbesserung der Energieeffizienz.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der städtebauliche Ausdruck ist von angenehmer Zurückhaltung geprägt. Das Gebäude
nimmt die straßenseitige Raumkante der Schule auf, verschwenkt den Grundriss leicht parallel zur Brettener Straße, und erreicht so eine positive Aufweitung der Fuge zum Schulhaus und der rückwärtigen Bereiche, was zu einer guten Raumbildung führt.
Zur Zurückhaltung gegenüber dem öffentlichen Raum trägt auch die Ausbildung des Grünraumes zwischen Straße und Gebäude bei. Der Übergang zwischen Pausenhof, Gebäudeecke und die vorgeschlagene Anböschung müsste noch formuliert werden.
Der angebotene Raum für den Pausenhof ist gut gegliedert, durch Grün- und Raumkanten
gefasst und von guter und angemessener Größe. Der Allwetterplatz verbleibt am bisherigen Ort.
Die architektonische Figur folgt der Grundhaltung aus dem Städtebau. Keinerlei modische
oder zufällige Ausbuchtungen oder Zergliederungen stören den sehr ruhigen Gesamteindruck. Die Wahl des Fassadenmaterials unterstreicht dies. Der Entwurf nimmt sich, obwohl kubistisch in seiner Haltung, vollkommen gegenüber der Schule zurück und tastet die Würde des Schulhauses nicht an.
Wie selbstverständlich wird der Haupteingang für Schüler und Besucher gegenüber dem Schuleingang mit einladender und führender Geste angeordnet, durch die geschickte Zurücknahme der Erdgeschossfassade öffnet sich das Gebäude in den Außenraum. Die Anlieferung in diesem Bereich ist so noch nicht gelöst. Vom erdgeschossigen Foyer erschließt sich der rückwärtige Sportlerbereich, der niveaugleich auf Hallenebene liegt und klar und gut organisiert ist. Die Fluchtwege für Rollstuhlfahrer sind noch ungeklärt.
Im angemessenen großen Foyer führt eine einläufige Treppe zum großzügigen Galerie- und Zuschauerbereich. Durch attraktive Öffnungsmöglichkeiten ergibt sich ein fließender Übergang zum außenliegenden Terrassenbereich.
Die Innenraumperspektive ist etwas unglücklich.
Die vorgeschlagene Holz-Konstruktion für das Tragwerk tritt ruhig und zur Architektur passend auf. Die Ausrichtung der Fensteröffnungen verlangt allerdings zwingend eine VerschattungsLösung. Die vorgeschlagene Verklinkerung führt bei der Erstellung zwar zu erhöhten Kosten, lässt aber auf lange Sicht einen wirtschaftlichen Unterhalt erwarten. Durch die kompakte Bauweise und die Wahl des Tragwerks werden angemessene Baukosten zu erreichen sein.
Eine insgesamt städtebaulich und architektonisch überzeugende und von Zurückhaltung gegenüberdem städtischen Raum und der unmittelbaren Umgebung geprägte Lösung mit einer klaren und unmissverständlichen inneren Organisation und einer ansprechenden Gestaltung.