modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Offener Wettbewerb | 04/2013

Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Neubau Wilhelmstraße 50

Anerkennung

F29 Architekten

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser der Arbeit entscheiden sich, die heterogenen Traufen der Bestandsbauten zum Anlass für die Ausbildung eines differenzierten Baukörpers zu nehmen. So liegt seine Qualität in der städtebaulichen Ordnung. Ein straßenseitig sechsgeschossiger Bau wird in Richtung Hofbeamtenhaus zu einem dreigeschossigen Gebäude, dessen Traufhöhe sich nur aus der hofseitigen Fassade erschließt, auf die Befensterung des Steinernen Saals reagiert und so die Traufen des Bestandes frei von Beeinträchtigungen hält. Die knappe Annäherung von Neubau und Bestand entfaltet jedoch keine weitere Poesie in dieser Geste.

Die hofseitige fünfgeschossige Fassade und die siebengeschossige Staffelung im Mittelbereich des Ensembles führt zu einer differenzierten Giebelseite, die einen angemessen und eindeutigen Abschluss der Blockrandbebauung der Wilhelmstraße schafft. Durch die Ergänzung eines Arkadenganges als Verknüpfung mit dem Bestand orientiert sich die Haupterschließung eindeutig zum Gartenhof und mündet im rückwärtigen Foyer, das über die projektierte Schachteltreppe eine hohe innenräumliche Qualität erwarten lässt, dies jedoch zum Preis, dass beide Rettungswege über den Innenhof führen werden.

Die Organisation des Erdgeschosses ordnet das Funktionsprogramm klar und ermöglicht einen Bezug der Kita zur Südseite. Die notwendige Feuerwehrdurchfahrt und die Abstellmöglichkeiten für Fahrräder fügen sich beiläufig und souverän ins Erdgeschoss.

Die Raumorganisation der frei einteilbaren Obergeschosse als Dreibund um einen Erschließungskern wird die erwartete Flexibilität des Bauwerks gewährleisten, wenngleich die Raumorganisation wenig Freiräume und keine Außenbezüge erlaubt und das geforderte Raumprogramm mit Einzelräumen kaum auflockert. Die homogene Fassade über alle Funktionsbereiche führt in den Staffelgeschossen zu Nebenflächen an privilegierter Stelle. Die WC-Bereiche sind nur einseitig nutzbar.

Die bauliche Hülle weist eine ausreichende energetische Qualität auf, die aber auf den Plänen nur teilweise dargestellt ist. Das Energieversorgungskonzept stellt die mechanische Lüftung des Gebäudes dar. Die Büroräume können optional über die Fenster belüftet werden. Die Wärme- und Kälteversorgung sowie der Einsatz erneuerbarer Energien werden nicht thematisiert.

Dem klar organisierten Grundriss folgt eine rational organisierte Fassade. Das großzügige Fassadenraster von 1,70 Meter mit Öffnungsflügeln postuliert eine hohe Nutzungsflexibilität. Aus den in die Brüstungselemente integrierten Lüftungsfunktionen werden ohne Not dünnhäutige Fassadenoberflächen aus faserbewehrten Werkstein abgeleitet. Die subtile Störung des strengen Fassadenrasters über Knicke und Faltungen könnten in massiven Bauelementen ihre große Kraft ausspielen. Die Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit des Gebäudes besteht insbesondere in seiner Aussage ein solides und flexibles Bauwerk zu sein, dessen Grundstruktur auch künftig Bestand hat und dessen Ausbauelemente nach Bedarf austauschbar sind.