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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2013

Modellvorhaben IQ - Innerstädtische Wohnquartiere: Neubau von familiengerechten Wohnungen im Hefner-Alteneck-Quartier

1. Preis

Bruno Fioretti Marquez

Architektur

capattistaubach urbane landschaften

Landschaftsarchitektur

ifb frohloff staffa kühl ecker

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Ausgangssituation
Das Wettbewerbsgrundstück liegt in einem von sozialen Missständen geprägten Wohnviertel. Aufgrund seiner innerstädtischen Lage und guten Anbindung könnte der Wohnort jedoch vor allem für junge Familien an Attraktivität gewinnen.
Abgesehen von den Defiziten der bestehenden Bausubstanz liegt der wesentliche Schwachpunkt der heutigen Anlage in ihren Außenbereichen. Wegen deren undifferenzierter Ausformulierung bieten sie wenig Aufenthaltsqualität und bieten nur unzureichende Nutzungsangebote an die Anwohner.

Städtebauliche Setzung und Gliederung der Außenbereiche
Die Setzung der neuen Baukörper im Realisierungsteil des Grundstücks greift die ortstypische Zeilenbauweise mit der für die Belichtung der Wohnungen idealen Ost-West-Ausrichtung auf. Die längliche Proportion der Baukörper wird durch einen sanften Knick in deren Mitte entschärft.
Durch die Spiegelung der Baukörper entsteht eine schlichte und prägnante städtebauliche Figur, die sich wie eine Klammer aufspannt und durch ihre Wölbung in ihrem Inneren einen geschützten Außenraum definiert. Dieser dient als halböffentlicher Gemeinschaftsraum für die Anwohner und nimmt neben den Privatgärten verschiedene Spielgelegenheiten für Kinder und gemeinschaftliche Grünflächen auf. Der geschützte Innenbereich ist von den Wohnungen aus sehr gut einsehbar und ist durch das hohe Maß an sozialer Kontrolle als gefühlte Erweiterung des Wohnraums in den Außenraum glaubwürdig.
Durch die Wiederholung dieser Figur im westlichen Ideenteil des Grundstücks entsteht zwischen den beiden Einheiten ein weiterer Außenraum mit dem Mitscherlichweg als Durchwegungszone. Die trichterförmigen Öffnungen zur Umgebung betonen den öffentlichen Charakter dieses Raums im Gegensatz zu den zurückgezogenen Gemeinschaftsflächen. Die Ausrichtung sämtlicher Außenräume nach Süden ermöglicht deren optimale Versorgung mit Sonnenlicht.

Durchwegung
Die neue Anlage ist durch ein kreuzförmiges Wegesystem mit ihrer Umgebung verzahnt. Die Ausbildung des Mitscherlichwegs als öffentlichen, verkehrsberuhigten Bereich erschließt das Planungsgrundstück in Nord-Süd Richtung. Ein zweiter, informeller Fuß- und Radweg führt in Ost-West Richtung durch die gesamte Anlage. Er verläuft in einer leichten Mäanderbewegung und durchquert die neuen Baukörper in großzügigen, tagsüber immer geöffneten Durchgängen. Der Weg führt durch geschützte und verkehrsberuhigte Bereiche und verbindet den östlich gelegenen Platz am Siemensweg und die Spielanlagen am Liebigplatz im Westen miteinander, weshalb vor allem Kinder und Jugendliche diesen Weg nutzen.

Wohntypologien
Die neuen Baukörper nehmen zwei verschiedene Wohntypologien in sich auf: Im Erdgeschoss sind durchgehend Einfamilienhaustypen von 90qm mit unabhängigen Hauseingängen an der Strasse und mit Gärten im Hof geplant. In den Obergeschossen hingegen sind Geschosswohnungen von 55qm und 75qm vorgesehen.
Die Baukörper sind je nach Größe in zwei oder drei Gebäudeabschnitte unterteilt, die als hocheffiziente Vier- bzw. Fünfspänner erschlossen werden. Die Minimierung der Anzahl von Erschließungskernen verstärkt die ohnehin schon durch das hohe Maß an Wiederholung erreichte Wirtschaftlichkeit des Entwurfs.

Grundrissorganisation
Alle Wohnungen werden über eine zentral gelegene, kompakte Diele betreten, die sämtliche Wohnräume erschließt. Nebenräume wie Bad und Waschküche befinden sich im Inneren, so dass die übrige Fassadenfläche den Wohnräumen vorbehalten bleibt.
Alle Wohneinheiten sind mit Loggien ausgestattet, die immer an den Wohnraum gekoppelt sind und sich wenn möglich zum Innenhofbereich orientieren. Der überwiegende Teil der 75qm und alle 90qm Wohneinheiten haben eine doppelte Orientierung zum Hof und zur Strasse.

Außenraumgestaltung
Zwei klare, verschieden gestimmte Landschaftserlebnisse prägen den Außenraum im Hefner-Alteneck-Quartier. Die städtebauliche Anordnung der Gebäude generiert einen sich öffnenden, mittig liegenden Erschließungs-Anger und zwei bergende, intime Garten-Anger Situationen. Das Hefner-Alteneck-Quartier ist, sowohl in Nord-Süd- als auch in Ost-West-Richtung durchquerbar. Eine Abfolge von öffentlichen, halb öffentlichen und privaten Räumen bietet abwechslungsreiche Atmosphären, die durch die bestehende Topographie gestärkt werden und damit spannende Sequenzen unterschiedlicher Niveaus ausbilden.
Die Garten-Anger bestehen, von Privatgärten gerahmt, aus geschützten, langgestreckten, intimen Räumen, die den gemeinschaftlichen Austausch und Kommunikation fördern. Obstbäume (Zierapfel: Malus evereste), Aufenthalts- und Spielflächen sind im Raum verteilt. Die Privatgärten sind mit frei wachsende Hecken (Höhe 120cm) gerahmt und mit hölzernen Kellerersatzräumen ausgestattet.
Der Erschließungs-Anger am Mitscherlichweg hingegen besteht aus einer Fahrbahn aus farbigem Asphalt zur Erschließung für Müll- und Rettungsfahrzeuge und wird von Rasenschollen und hoch aufgeasteten Gleditsia triacanthos ‚Sunburst‘ begleitet. Die Spielstraße bietet Kindern und Jugendlichen zusätzliche Sport- und Spielmöglichkeiten.