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Begrenzt offener Realisierungswettbewerb | 04/2006

Umbau und Modernisierung der Universitätsbibliothek

© Benthem Crouwel

© Benthem Crouwel

2. Preis

Benthem Crouwel

Architektur

Erläuterungstext

Städtebau
Die herausgehobene Stellung der Universitätsbibliothek als Bindeglied zwischen Universität und Stadt in funktionaler und städtebaulicher Hinsicht bildet den Ausgangspunkt des Projekts.
Die neue Bibliothek ist ein offenes Haus – mit einer großzügigen Geste werden Studenten und Mitarbeiter der Universität sowie die Freiburger Bürger zum Besuch und zur Benutzung eingeladen.
Durch die Überschneidung von Bibliothek und Bibliotheksplatz wird der öffentliche Raum über die gesamte, durchgehend verglaste Längsfassade in das Gebäude erweitert. Alle öffentlichen Bereiche der Bibliothek sind zum Stadtraum orientiert und sind von außen ablesbar.
Die neu gestaltete Bibliothek tritt in einen engen Dialog mit der umgebenden Bebauung und nimmt städtebauliche Bezüge auf. Durch die „Face to Face“ Orientierung von Bibliothek und Kolleggebäude 1 entsteht ein neuer, qualitätvoller städtischer Raum – der neue Bibliotheksplatz reiht sich in die Kette von Plätzen entlang des Altstadtrings. Bei der Annäherung über den Werderring entsteht ein spannungsvoller Wechsel von Werthmannplatz, dem neu gestalteten Bibliotheksplatz, und dem Platz der alten Synagoge. Durch eine Baumreihe wird der Platz der alten Synagoge an seiner südlichen Grenze zum Bibliotheksplatz klar gefasst.
Die Bibliothek wird in ihrer Höhenentwicklung eindeutig zurückgenommen und in die umgebende Höhenstruktur eingebunden. Zum Bibliotheksplatz präsentiert sich das Haus 5-geschossig und fügt sich dadurch in die umgebenden Traufhöhen von Theater, Kolleggebäude 1 sowie den südlich angrenzenden Bürgerbauten ein. Nach Westen tritt das Bauwerk als 3-geschossiger Körper in Erscheinung und nimmt dadurch die Höhenbezüge des Sedanquartiers und den „Freiburger Maßstab“ auf.
Die Fassaden der Bibliothek reagieren in Ihrer Farbgestaltung auf die umgebende Bebauung. Durch die Rot-Töne der Glasfassaden werden Bezüge zu den Rot- und Gelb-Tönen der Sandsteinfassaden der Bibliotheksbauten und des Theaters, sowie zu den farbigen Putzfassaden der kleinteiligen Bebauung des an der Milchstraße aufgenommen.

Räumliches Konzept
Das Gebäude wird räumlich in den Buchbereich, bestehend aus den Tiefgeschossen und dem 3-geschossigen Rücken mit Lesesälen und Archiven und den internen Bereich, der sich als schwebender Körper darstellt, gegliedert. Dazwischen spannt sich ein erweiterter Stadtraum auf,
in diesem öffentlichen Bibliotheksbereich sind die ungesichert zugänglichen Nutzungen organisiert. Der Raum entwickelt sich durch die Erweiterung des öffentlichen Raums vom Bibliotheksplatz über das Foyer und den zentralen Luftraum bis zum Lesegarten als Dachterrasse auf dem 3. Obergeschoss.

Organisation und Erschließung
Die innere Organisation der Bibliothek leitet sich direkt aus der räumlichen Idee ab und folgt der Prämisse, dem Nutzer eine intuitiv verständliche und logische Struktur zu bieten. Das Gebäude wird in Längsrichtung durch die Erschließungs- und Infrastrukturspange in die öffentliche, ungesicherte Zone und die interne, gesicherte Zone gegliedert. Im offenen, großzügigen Luftraum, sind als Ergänzung zu der bestehenden Vertikalerschließung zwei Treppen eingestellt, über die der gesicherte bzw. der ungesicherte Bereich erschlossen wird. Die offene Erschließung unterstützt die gute Orientierung für den Nutzer.
Der Eingangsbereich über die gesamte Gebäudelängsseite bietet gute Übersicht und schnelle Orientierung, von hier aus sind alle ungesicherten, öffentlichen Bereiche direkt über die Vertikalerschließung zugänglich. Der Veranstaltungssaal, das Lern- und Kompetenzzentrum sowie das New Media Center sind zum Bibliotheksplatz orientiert und von diesem einsehbar.
Der gesicherte Buchbereich wird über die zentrale Kontrolle bei der Info-Theke erschlossen. Im Untergeschoss und Erdgeschoss ist der Freihandbereich organisiert, der den Magazinen der Tiefgeschosse zugeordnet ist - auf dem Niveau +1 und +2 die Präsenzbibliothek organisiert. Zusätzlich sind Arbeitsplätze direkt dem Außenraum des Lesegartens zugeordnet.
Die Bibliotheksverwaltung ist als Bürolandschaft im 5. Obergeschoss organisiert. Hier sind alle zentralen Verwaltungsfunktionen zusammengefasst, es entsteht ein Arbeitspool der kurzen Wege, der über den Kern direkt an die gesicherten Buchbereiche angebunden ist. Großzügige, begrünte Patios schaffen ein angenehmes Ambiente.



Gestaltungs- und Materialkonzept
Die innere Gebäudestruktur lässt sich an der Fassadengliederung und Materialwahl ablesen. Die beiden Hauptvolumen Buchbereich und Interner Bereich sind mit ihren vertikal gegliederten, farbigen Glasfassaden als eigene Körper ablesbar. Der dazwischen liegende „öffentliche Raum“ erhält eine Pfosten-Riegel Fassade.
Die Glasfassaden der der Hauptvolumen sind 2-schichtig aufgebaut. Der Klimaabschluss besteht aus einer Elementfassade, mit einem Verglasungsanteil von 60%. Die opaken Elemente stellen sich nach außen als farbig emaillierte Verglasung und nach Innen als lackierte geschlossene Paneele dar.
Über die Farbigkeit der Glasfassaden und den Wechsel an transparenten, semitransparenten und opaken Flächen werden Bezüge zu den umgebenden Gebäuden hergestellt. In Verbindung mit dem vorgesetzten „Screen“, einer bedruckten Einfachverglasung, die über unterschiedliche Rasterungen die Funktion eines außen liegenden Sonnenschutzes übernimmt und ebenfalls farbige vertikale Felder aufweist, wird eine Überlagerung erzeugt. Aus diesem Spiel mit Schichten resultiert eine Tiefe der Gebäudehaut.
Die einfache und klare Gebäudestruktur findet Ihre Entsprechung in der Behandlung der Innenräume. Im Gegensatz zur Farbigkeit der äußeren Hülle stellt sich der Innenraum sehr zurückhaltend mit einzelnen, präzise gesetzten Akzenten dar. Auf abgehängte Decken wird verzichtet, die Installationen verlaufen sichtbar.


Umgang mit dem Bestand
Die Eingriffe in den Bestand sind im Wesentlichen auf die Reduktion der Gebäudehöhe um 2 Geschosse sowie die Schaffung einer klaren Gebäudekontur durch Zurückschneiden von Decken sowie partielle Ergänzungen beschränkt. Die klare Gebäudestruktur wird „freigestellt“ und als Erschließungs- und Organisationsprinzip der neuen Bibliothek bestimmend. Die bestehende Fassade wird komplett abgebrochen und durch eine Elementfassade bzw. eine Pfosten Riegel-Fassade ersetzt.


Haustechnisches-, Energie- und Lüftungskonzept
Im Fassadenbereich angeordnete Funktionseinheiten mit geringen Raumtiefen
werden das ganze Jahr über Fenster natürlich belüftet.
In den Fensterbereichen sind dezentral angeordnete Fassaden-Systemlüftungsgeräte
als individuelle Komfortlüftung mit den Funktionen (Frei-)Kühlen / Heizen platziert.
Je nach Außentemperatur werden die Fassadenöffnungen als Nachströmöffnungen
für den thermischen Auftrieb des durchgehenden Luftraums genutzt.
Zur Einhaltung der Komfortkriterien ist eine Hybridlüftung mit adiabater
Kühlung und solarer Entfeuchtung vorgesehen.
Nachts erfolgt die stille Kühlung der Betondecken über Kapillarrohrmatten.
Das Kaltwasser wird über auf dem Dach angeordnete Kühltürme erzeugt.
Die Fernwärmeversorgung erfolgt über das Blockheizkraftwerk der Universität.
Im Fassadenbereich sind zur Beheizung Konvektoren angeordnet.


Brandschutzkonzept
Durch zwei qualifizierte innenliegende Treppenräume, mit RDA-Anlagen (Überdrucklüftungsanlagen) werden zwei bauliche Rettungswege, die ohne Hilfe der Feuerwehr nutzbar sind, sichergestellt.
Der direkte Ausgang ins Freie, aus diesen Treppenräumen, wird im Erdgeschoss wird teilweise über Feuerschutzvorhänge, in Kombination mit verdichteter Sprinklerung, als Treppenraumerweiterung, bis ins Freie, gewährleistet.
Die Sicherung der vorhandenen Lufträume über alle Geschosse, die als offene Treppenräume vorhanden sind, erfolgt über Rauchschutzverglasung zu den Nutzungsbereichen oder über Rauchschutzvorhänge am Übergang der Treppenpodeste zur Nutzung sowie mit verdichtetem Sprinklerschutz im Bereich dieser Abtrennungen.
Einbau einer flächendeckenden, risikogerechten Feuerlöschanlage mit Alarmierungsanlage und Sprachdurchsage sowie einer flächendeckenden Brandmeldeanlage mit intelligenten Multifunktionsmeldern.
Kaltrauchabführung in den einzelnen Geschossen über die Lüftungsanlagen ohne Anforderung an eine Temperaturbeständigkeit und einen Funktionserhalt der Anlagen, da diese der Branderkundung und Brandbekämpfung durch die Feuerwehr dient und nicht den anwesenden Besuchern und Mitarbeitern, da diese durch die weiter vorhandenen Schutzeinrichtungen, dass Gebäude noch sicher verlassen können.
Haupttragwerk, Stützen, Pfeiler, Decken usw. der neuen Bauteile in einer Feuerwiderstandsdauer F90-A.
Bei bestehenden Bauteilen des Haupttragwerks, in das nicht eingegriffen wird, wird vorausgesetzt, dass hierfür die zum Zeitpunkt der Errichtung geltenden Vorschriften und Qualifizierungen als „feuerbeständige Bauteile“ erfüllt werden und deshalb hierfür eine Ertüchtigung nach den derzeit geltenden Vorschriften nicht erforderlich ist („Bestandschutz“).
Aufgrund der Unterteilung der Geschosse in Rauchabschnitte mit verdichtetem Sprinklerschutz, der zwei baulichen Rettungswege, der automatischen Brandmeldeanlage mit Alarmierungseinrichtungen, der Auslösung der automatischen Löschanlage mit schnell ansprechenden Sprinklerköpfen wird das Gebäude als ein Brandabschnitt über alle Geschosse bewertet; diese kann vor dem Hintergrund der technischen Schutzausrüstungen, wie vor beschrieben, vor dem Hintergrund der vorgegebenen Schutzziele der LBO toleriert werden.


Konstruktion
Erweiterung der Geschoßdecken
Zum Vorplatz soll die Fassade geglättet werden. Dazu ist es in einigen Bereichen erforderlich die vorhanden Gebäudekante um bis zu 7.50m nach vorne zu verlegen. Dies muß in der Regel über zwei Geschosse erfolgen. Hier wurde eine Variante in Stahlbeton sowie eine in Stahl/ Stahlverbund untersucht. Die Konzeption für beide Ausfertigungen sieht einen massiven Abfangträger auf dem Dach vor, mit einer Höhe an der Fassade von ca. 60cm sowie ca. 1.30m an der ersten Innenstütze. Die Fassadenstütze sind reine Zugstützen, deren Durchmesser durch den erforderlichen Brandschutz definiert wird. Die Stahllösung ist aus technischer und wirtschaftlicher Sicht die günstigere, da das Gesamtgewicht niedrig gehalten wird, und die Montage einfacher als bei der Stahlbetonlösung ist. Die tragenden Balken haben einen Achsabstand von ca. 3.75m, mit einer darüber liegenden Holorib- oder Cofrasta-Decke. Die Deckenstärke von 16cm wird im Wesentlichen durch den Schallschutz bestimmt, aus statischer Sicht ist bei dieser Spannweite auch eine Stärke von ca. 12cm ausreichend
Die Lasten aus den Decken werden durch den Randträger an die Fassadenhänger weitergeleitet. Der Anschluß an den Bestand erfolgt über Hakenplatten, so dass dort keine Einspannwirkung entsteht und der Eingriff in den Bestand auf ein Minimum reduziert wird.

Deckenöffnungen/-verschließungen
Im Innenbereich sollen in verschiedenen Bereichen Deckenöffnungen eingebracht werden. Durch diese Eingriffe ändert sich die Durchlaufwirkung des Gesamtdeckensystems, so dass in angrenzenden Feldern unter Umständen Klebearmierung unterseitig ergänzt werden muß.

Gebäudestabilität
Die Gesamtstabilität des Gebäudes wird wie bisher über die vorhandenen aussteifenden Wände bzw. Treppen- und Aufzugskerne gewährleistet.
© Benthem Crouwel

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