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Gutachterverfahren | 03/2013

Neubau eines Sport- und Trainingszentrums für den RB Leipzig e.V.

Das neue Leistungszentrum am öffentlichen Platz

Das neue Leistungszentrum am öffentlichen Platz

1. Rang

SHA Scheffler Helbich Architekten GmbH

Architektur

BIMBERG Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebau und Freiraum

Gegenüber der Red-Bull-Arena erhalten die Sportflächen diesseits des Elsterbeckens mit dem neuen Red-Bull-Trainingszentrum eine starke bauliche Form und gleichzeitig den Kern für ambitionierte, neue (sportliche) Entwicklungen. Die neue Adresse hierfür liegt im gemeinsamen Schnittpunkt von Leistungszentrum und Kleinmesse, zwischen Lindenau und dem Elsterbecken.
Entsprechend werden hier die Auenbereiche einmal bis zum Wasser geöffnet, um die städtebaulichen Bezüge herauszuarbeiten und die Sportnutzungen auf beiden Seiten des Kanals ausdrücklich visuell zu verbinden.
Das außenräumliche und öffentlich zugängliche Zentrum bildet ein großer und im deutlichen Gegensatz zum waldartigen Umfeld gänzlich offener, robuster und multifunktionaler Platzraum – Foyer, Treffpunkt, Versammlungsort, Eventschauplatz für die Fußballcommunity, aber auch Vorbereich für das Marktamt, Parkplatz, Erholungsraum und Spielfläche.

Der Platz gibt dem Gebäude seine Adresse, von hier gelangen die Fans ins Regionalligastadion und auf die öffentlichen Parkplätze.

Dabei verzichtet der Platz mit Blick auf den landschaftlichen bzw. vorstädtischen Charakter der Umgebung bewusst auf jegliche Anmutung von Urbanität oder kleinteilige Elemente. Er ist gepflastert und überall befahrbar, lediglich der eigentliche Gebäudevorbereich erhält einen Teppich aus großformatigen, hochwertigen Betonplatten. Breite Sichtbetonstufen und ein skulpturales überdimensionales Sitzmöbel aus Beton verhindern das Parken vor der Fassade. Den räumlichen Abschluss und eine deutliche Platzkante zur Kleinmesse hin, bilden ein bespielbares Feld aus Kunstrasenwellen und eine ca. 3 m hohe Betonwand. Man kann sich den Platz völlig leer vorstellen, aber auch als Bühne für 5.000 Fußballfans.

Mit einer Geste der Aufforderung lädt eine von rotlaubigen Bäumen locker überstellte Promenade, an einer einzigen Stelle des Geländes kontrolliert und regelbar in die Außensportflächen des Trainingszentrums, ein. Ansonsten ist das Trainingsareal von außen verschlossen.
Dieser „RedBull´vard“ führt als ordnendes Leitelement und interne Orientierungsachse alle Nutzungen und Nutzer des künftigen Trainingszentrums zusammen. Er beginnt am gemeinsamen Platz mit dem Marktamt und verknüpft die Tribüne des Regionalligastadions, das neue Gebäude mit den Ausgängen für Gäste, Nachwuchsabteilung und Leistungsmannschaft, die Profi- und Nachwuchsplätze sowie den Betriebshof mit den Greenkeeperwerkstätten. Ein Belag aus pigmentiertem, eingestreutem Asphalt sichert die Befahrbarkeit mit Geräten und die jahreszeitlich- wie witterungsunabhängige Nutzung.

Das Gebäude

Das funktionale Herzstück und von der Öffentlichkeit wahrgenommene Erscheinungsmerkmal des gesamten Trainingszentrums ist das neue Gebäude mit seinen polarisierenden Nutzungen: einerseits werden hier die Nutzungen Pressebereich, Geschäftsstelle sowie Umkleiden für Gastmannschaften und Schiedsrichter mit externem Publikumsverkehr angesiedelt, mit denen Red Bull seine offene und einladende Haltung verkörpern möchte.

Andererseits benötigen die Nachwuchsarbeit, das Internat, vor allem aber die Profiabteilung mit zunehmender Popularität eine bestmögliche Abschirmung, die von außen nicht wahrgenommen werden darf, aber aus interner Sicht sichergestellt werden muss.

Aus diesem Grund staffeln sich die Funktionen innerhalb des Gebäudes nach dem Grad der Öffentlichkeit vom Haupteingang am Platz in die Tiefe des Gebäudes und werden entsprechend ihrer Nutzung zoniert. Gleiches geschieht über die unterschiedlichen Geschosse.

Dabei gliedert sich das Gebäude in die alles verbindenden Sportgeschosse EG und UG einerseits sowie die drei aufgesetzten Einzelbaukörper mit den funktionsgerecht getrennten Nutzungen Ruhebereich Leistungsmannschaft (1. OG im Norden) sowie Internat und Verwaltung (beide 1. und 2. OG mit Ausrichtung zum Platz) andererseits.

Die Sportlergeschosse EG und UG

Entlang einer durchgehenden Magistrale reihen sich alle Funktionen inklusive der vertikalen Haupterschließungen linear auf:

Im Erdgeschoss betreten Vereinsmitglieder, Mitarbeiter, Pressevertreter und Besucher vom gemeinsamen Platz das öffentliche Foyer und werden am Empfang angemessen begrüßt. Dabei kann durch die Anordnung von mehreren Büros der Geschäftsstelle in diesem Bereich, im Sinne eines Servicezentrums während der Geschäftszeiten ohne zusätzlichen Personaleinsatz, ein kontrollierter Empfang für das gesamte Gebäude sichergestellt werden. Gleichzeitig kann der Publikumsverkehr der Geschäftsstelle auf das Erdgeschoss mit kurzen Wegen beschränkt werden.
Aus dem Foyer gelangen die Gastmannschaften und Schiedsrichter auf direktem Weg in einen vom Leistungs- und Nachwuchsbereich abgetrennten Umkleidetrakt. Auch die Pressevertreter können aus dem Foyer Medienarbeitsplätze und Pressekonferenz ebenengleich und selbstverständlich barrierefrei erschließen.

In die Geschäftsstelle im zweiten OG gelangen die Mitarbeiter und Besucher über das Foyer mit dem Aufzug. Für das Internat gibt es die Möglichkeit, das internatsinterne Treppenhaus vom Foyer oder separat von außen zu betreten. Damit ist sichergestellt, dass auch außerhalb der Geschäftszeiten das Internat bequem und angemessen erschlossen werden kann.

Nur die Mitglieder des Nachwuchses und der Leistungsmannschaft gelangen vom öffentlichen Foyer über die alles verbindende, gemeinsame Erschließungsmagistrale zu den Umkleide-, Trainings- und Therapiebereichen.

Dabei bilden die Indoorsportnutzungen um die große Sporthalle mit sportmedizinischem Leistungstest und Laufbahn im Untergeschoss den Mittelpunkt des Gebäudes, um den sich die Kraft- und Cardiotrainingsbereiche der beiden Abteilungen Nachwuchs und Profis mit großzügigem Blick in die Sporthalle anordnen. Die Nachwuchsabteilung ist dabei im südlichen Teil des Gebäudes mit Bezug zum darüber liegenden Internat angeordnet, während die Nutzungen der Leistungsmannschaft im nördlichen Bereich der Öffentlichkeit abgewandt in direktem Bezug zu den eigenen Ruheräumen, der im UG angeordneten Tiefgarage und dem separaten Profieingang angesiedelt sind.

Sowohl für die Leistungsmannschaft als auch die Mannschaften U19 und U23 sind dabei die jeweiligen Funktionen Umkleide, Training und Therapie mit Wellness zu eng verknüpften Funktionseinheiten verbunden, die einen optimalen sportmedizinischen Ablauf ermöglichen. Dabei erweitern grüne Saunahöfe mit Tauchbecken, Liegen und Bambuspflanzungen die Wellness- und Therapieangebote bis in den Außenraum und sorgen neben den Oberlichtern in den Umkleideräumen für natürliche Belichtung der Wellnessbereiche.

Sämtliche sportlichen Bereiche können den Abteilungen flexibel zugeschaltet oder entzogen werden. Unsere Erfahrung im Sportstättenbau innerhalb der Bundesliga zeigt, dass sich mit neuen Entwicklungen im Trainingskonzept sehr schnell neue Anforderungen an Nutzungszusammenhänge ergeben. Der dargestellte Entwurf nimmt hierauf Rücksicht und lässt diesen Wandel zu.

Die drei Trakte Gäste, Nachwuchs und Profis verfügen über jeweils getrennte Zugänge auf den Red Bull´vard, so dass eine optimale Entflechtung der Mannschaften möglich ist.

Die Einzelbaukörper in den Obergeschossen

Die Aufenthalts-, Ruhe- und Wohnbereiche des neuen Leistungszentrums befinden sich in den Obergeschossen. Dabei bilden die drei Einheiten Internat, Verwaltung und Ruheräume der Leistungsmannschaft oberhalb des Sockelgeschosses drei eigenständige Baukörper mit jeweils eigenem Nutzungscharakter sowie eigenen Gartenhöfen und Dachgärten.

Diese besonnten Gemeinschaftsbereiche in den Obergeschossen sind gegen Einblicke von außen geschützt und ermöglichen zum Teil gleichzeitig reizvolle Ausblicke über das Trainingsgelände und den Stadtraum.

Die Aufenthaltsräume des Jugendinternats im südlichen Baukörper öffnen sich zu einem Dachgarten mit großen Holzdecks, Kies, silbrigen Weidenhecken und Felsenbirnen: Raum zum Grillen, zum Entspannen, Sonnen und Zusammensitzen.

Der Innenhof wird innerhalb des Gebäudes um einen internen Luftraum ergänzt, der die beiden Internatsgeschosse miteinander verbindet, wodurch die Gemeinschaft, Identifikation und Zugehörigkeit weiter gestärkt wird. Gleichzeitig verfügen die beiden Aufenthaltsbereiche über Blickverbindungen zu den darunter liegenden zweigeschossigen Trainingsräumen der Nachwuchsabteilung.

Die Zimmer des Internats orientieren sich hingegen nach außen, wodurch jedem Jugendzimmer der erforderliche Rückzugsraum mit optimaler Belichtung und weitem Blick in die Landschaft geboten werden kann.

Im nördlichen Baukörper befinden sich die Ruheräume der Profiabteilung. Auch sie gruppieren sich als eigenständiger Baukörper um einen gemeinsamen Innenhof, der mit den gleichen Elementen wie der Internatshof gestaltet ist. Erschlossen wird das Obergeschoss der Profis über einen Luftraum, der die Playerslounge und die Ruhebereiche mit dem Eingangsbereich der Profis im Erdgeschoss verbindet. Hierdurch wird ein qualitätsvoller Innenraum mit umlaufender Galerie geschaffen, der die Wege der Profis kurz und übersichtlich hält.

Das Motiv des verbindenden Luftraums wird auch im südlichen Bereich der Magistrale im Bereich der Nachwuchsabteilung aufgegriffen. Hier gelangen die Jugendlichen über die offene Treppe zum Teammeeting und in die Playerslounge, ohne die Internatsnutzung zu kreuzen.

Gleichzeitig öffnet sich hier am Ende der Magistrale nach Süden zum Platz oberhalb des Eingangs ein repräsentativer Balkon mit edlem Holzparkett und Schirmplatanen in großen Stahlgefäßen – der passende Raum für den großen Auftritt einer Mannschaft und die gemeinsame Feier mit den begeisterten Fans auf dem Platz.

Im Zentrum des Obergeschosses liegt zwischen den Baukörpern des Internats, der Profis und der Verwaltung, von allen Seiten erreichbar der Speisesaal. Er lässt sich von den drei Baukörpern und ihren Funktionen unabhängig erschließen und ist einzeln schaltbar. Über kleine Relaisküchen im EG und im OG ist neben der Versorgung des Speisesaals auch eine Versorgung des Pressebereichs möglich. Außerdem kann die Küche im UG in direkter Nachbarschaft zur Anlieferung am Wirtschaftshof angeordnet werden.

Dem Speiseraum beidseitig vorgelagert sind in einer grünen Gebäudefuge „schwebende“, beschirmte Terrassen und Stege aus Stahlrosten, unter denen ein durchgehender Teppich aus flachen Stauden und Gräsern gespannt ist. Heckenkuben unterschiedlicher Breite aus rotlaubigen Buchen schirmen den Profibereich ab. Sie öffnen den Blick aufs Trainingsgelände und die Red-Bull-Arena jenseits des Elsterbeckens.

Architektur

Im Sinne einer Corporate Architecture entwickelt das Gebäude eine klare architektonische Haltung: Die silbernen Einzelbaukörper schweben scharfkantig über den Betonscheiben des Erdgeschosses. Die innovative und technisch anmutende Metallfassade aus kantengefrästen Alu-Verbundtafeln spiegelt den Leistungsanspruch des Vereins an sich selbst und seine Sportler wider.

Mit der Ikone des roten Bullen im verkippten Fassadenfeld am Platz wird dieser Anspruch um Dynamik und Kraft ergänzt.

Über den Tag wechselt das Gebäude mit dem Licht seine Erscheinung. Mal reflektiert es den blauen Himmel, mal wird es dem Betrachter gleißend weiß entgegentreten.

Die Tribüne und die Nebengebäude der Greenkeeper nehmen das gewonnene Bild auf und führen es in gleicher Sprache weiter. Auch hier schwebt das scharfkantige metallische Dach über den Betonkörpern der Nutzungseinheiten.

Mitarbeit SHA:
Dipl. Ing. Marcel Schlegel
Dipl. Ing. Stefan Polaniok
Dipl. Ing. Mirja Steinhagen
Dipl. Ing. Birgit Fraile
Dipl. Ing. Kristin Smula
Dipl. Ing. Jens Beele
Dipl. Ing. Katrin Saussen

Mitarbeit LA Bimberg:
Landschaftsarchitektin Ina Bimberg
Dipl. Ing. Maria Schubert

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf überzeugt durch seine gute innere Räumlichkeit und Organisation der Funktionsbereiche, die eine gute Orientierung ermöglicht. Die Trennung zwischen Profi- und Nachwuchsbereich ist gut gelungen. Darüber hinaus schafft der Entwurf vielfältige geschützte Räume und gewährleistet dadurch eine gute Balance zwischen Öffentlichkeit und Privatheit. Die Vielgestaltigkeit der Funktionen im Inneren des Gebäudes bildet sich auch nach außen ab. Die Obergutachter sind einhellig der Meinung, dass der Baukörper sich trotz der Überschreitung der vorgegebenen GF gut in die Landschaft einpasst und die Überschreitung aus städtebaulichen Gründen vertretbar ist, zumal die vorgegebene räumliche Ausdehnung eingehalten ist.

Nicht überzeugen kann die Darstellung der Fassadengestaltung. Insbesondere am Vorplatzbereich wird diese als zu geschlossen empfunden. Auch die Positionierung der Umkleiden am Platzbereich und die geringe Herausarbeitung des Haupteingangs werden kritisch gesehen.
Das neue Leistungszentrum am öffentlichen Platz

Das neue Leistungszentrum am öffentlichen Platz

Das neue Leistungszentrum am öffentlichen Platz

Das neue Leistungszentrum am öffentlichen Platz

Das neue Leistungszentrum am öffentlichen Platz

Das neue Leistungszentrum am öffentlichen Platz

Plan 01

Plan 01

Plan 01

Plan 01

Plan 02

Plan 02

Plan 02

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Plan 03

Plan 03

Plan 03

Plan 03

Plan 04

Plan 04

Plan 04

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