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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2002

Städtebaulicher Wettbewerb "Wohnquartier Europaviertel"

2. Preis

GFSL gruen fuer stadt + leben landschaftsarchitektur eG

Landschafts- / Umweltplanung

GRUNWALD & GRUNWALD

Architektur

Erläuterungstext


Der Entwurf für das Europa Viertel Frankfurt ist konzipiert als lebendiges, urbanes nutzungsgemischtes neues Stadtquartier. Es greift die Idee der "Europäischen Stadt" auf und führt sie in zeitgemäßem Städtebau fort.

Grundzüge des Entwurfs sind:
° robuste, einfache und leistungsfähige Grundstruktur
° gegliederte angemessene Dichte
° klare Trennung von privatem und öffentlichen Raum
° Gliederung der Struktur durch vielfältige differenziert gestaltete Grün- und Freiräume
° hierarchisierte effiziente Erschließung / Infrastruktur
° höchstmögliche Flexiblität in der Belegung der Baufelder
° zeitgemäße, nutzungsvariable Architektur

Die Konzeption orientiert sich am wichtigsten Planungselement des "Europa Viertel West", dem bis zum westlich gelegenen Stadtportal durchgehen den Boulevard. Aufbauend an dessen Ausrichtung bilden im Wohnquartier stark ausgeprägte Strukturen eine zentrale Spange um diesen Bereich. Nördlich und südlich davon erstrecken sich Baufelder, die sich in ihrer strukturellen Gliederung zum Grün hin auflösen. Dadurch verzahnen sich private und öffentliche Grünflächen mit den Wohnbereichen. Aufgrund der "grünen Verzahnung" fügt sich das Wohngebiet sehr gut in die städtische Umgebung ein. Auch der vorhandene Höhenversprung des Geländes wird mit grünen Übergängen aufgefangen und gefasst. Westliche Begrenzung und zugleich repräsentativer Eingang des Wohngebietes bildet das Stadtportal mit dem markanten Hochpunkt (22 Geschosse) des Gebietes.
Die Höhendifferenzierung der Gebäude orientiert sich am Boulevard. Entlang dieses "Aktionsbereiches" reihen sich bis zu 5 Geschoss hohe Baukörper, die mit ihrer Regelmäßigkeit dessen Ausrichtung unterstützen. Im Fußgängerbereich beleben immer wieder Läden und Cafés den Straßenraum. Die Ansammlung infrastruktureller Einrichtungen als Treff- und Kommunikationspunkt des Wohngebietes bildet dabei am westlichen Ende des Boulevards ein Quartierszentrum.
Die nach Norden und Süden angrenzenden Baufelder sind mit ausschließlich zum Wohnen genutzten Baukörpern besetzt. Deren Gebäudehöhen treppen zum "grünen Band" hin ab und spielen in der Regel mit 3 -und 4 -geschossigen Wohnbauten. Zur Belebung des Gebietes tragen hier nicht nur soziale Einrichtungen und unterschiedlich ausgeprägte grüne Flächen als Quartiersplätze bei, auch die Differenzierung und das unterschiedliche Angebot von Wohnungsformen und -typen bereichern das Wohnumfeld. Mit zur besten Wohnlage gehört der östlich gelegene Bereich am Europagarten. Solitäre grenzen sich hier vom allgemeinen Wohnungsbau ab. Der Europagarten selbst symbolisiert mit unterschiedlichen Zonen (zum Beispiel Kiefernforst oder Birkenhain) die europäschen Landschaften. Die thematische Weiterführung dessen erfolgt in den Gärten der westlich angrenzenden Solitäre.

Nutzung:
Ausgehend von der Ausrichtung des Boulevards gliedern sich an dessen "Aktionsfläche" mischgenutzte Felder. Läden und Cafés im Erdgeschoss der Blockbauten bereichern hier den Straßenraum. Darüberliegende Wohnungen nutzen die schöne Lage am Boulevard. Schwerpunkt der Quartiersversorgung befindet sich um die U-Bahn-Station östlich angrenzend an das Kerngebiet. Nördlich und südlich folgende Baufelder sind mit reinen Wohnbauten besetzt. Dabei bilden die Quartiersblöcke für "Junges Wohnen" im Süden den Übergang zur Hellerhofsiedlung. Das Wohnen im Norden wird mit Kindertagesstätten und der Grundschule ergänzt. Westlicher Abschluss des Wohngebietes ist das Stadtportal. Nutzungen im Dienstleistungsbereich prägen hier einen städtischen Charakter.

Erschließung:
Um das Wohnen vom Durchgangsverkehr frei zu halten und das Gebiet zentral zu erschließen bildet ein Ringsystem die Grundlage das verkehrliche Sy¬stem. Die Zu- und Abfahrten in das Wohngebiet münden wie vorgegeben auf diesen Ring. Wichtige Elemente wie Stadtportal und Quartiersmitte sind daran angeschlossen. Die Anwohner können auf kurzem Wege ihre Quartiere erreichen. Erholungs- und Erlebnisbereiche wie der Boulevard werden verkehrlich entlastet. "Grüne Wege" in Innenhöfen sollen die Wegeverbindung Nord-Süd und den Anschluss an den Rebstockpark und den Europagarten attraktiver gestalten. Der Boulevard als "Aktionsbereich" wird in seinen Randbereichen zur Fußgängerpromenade ausgebildet.

Freiraumvernetzung:
Wichtigstes "grünes Element" im Wohngebiet bildet der langgestreckte Boulevard. Als großzügiger offener Raum und durch eine aufgelockerte Allee (Kirschen) räumlich gefasst, ist er als "Funktionsfläche von Aktionsschollen" (Spiel- und Sportbereiche, Ruheschollen, Aufenthalt und Sitzen) markant ausgebildet und durch leichte Höhensprünge geprägt. Vertikale und horizontale Verschiebungen symbolisieren die Bewegungen der Schollen im Medium, dabei wechselt der Belag der unterschiedlichen Bereiche an den "Bruchkanten". Die Bäume und Baumgruppen in der Fläche des Boulevards sind sparsam und frei angeordnet, denn sie markieren die Übergänge zwischen den Raumeinheiten und sind Orte des Aufenthaltes. Zweites Grünelement stellen die unterschiedlich ausgedehnten Freiflächen zwischen den Wohnbauten im Norden dar. Mit ihrer Anordnung bereichern sie das Umfeld der Kindertagesstätten und der Grundschule. Als vielfältig nutzbare Räume mit Baumhain entstehen so "Quartiersplätze", welche durch locker angeordnete Gehölzstrukturen und fließende Höhenmodellierung gekennzeichnet sind und Nutzungen wie Sport und Spiel zulassen. In den Innenhöfen der eher geschlossenen Wohnblöcke prägen geometrisch angelegte Gemeinschaftsflächen das Bild. In den zum Grün hin geöffneten Quartieren fließen multifunktional nutzbare Flächen in den öffentlichen Raum. Das wohnungsbezogene Grün in Form von Mietergärten ordnet sich hier in seiner Geometrie den Gebäuden unter. Durch die Verzahnung öffentlicher mit privaten Grünflächen entstehen freiräumliche Blickbeziehungen. Die funktionale Trennung erfolgt über Höhensprünge in Form von Böschungen, Geländestufen usw. Eine repräsentative Freiraumgestaltung ist beim Stadtportal auf den öffentlichen Plätzen vorgeschlagen. Ein Baumdach oder Wasserbecken nehmen dabei die Wegebeziehungen auf und verbessern erheblich die Aufenthaltsqualität für die Nutzer der Büros und Gewerbeeinheiten.

Der Europagarten symbolisiert die europäischen Landschaften, er ist daher in Zonen untergliedert:
Kiefernforst: Landschaftsbild Norddeutschlands und Skandinaviens - Sandböden mit Heidepflanzen-thematische Weiterführung der Gestaltung durch Freiraumelemente (z.B. Dünen)
Birkenhain: Landschaftsbild Nordosteuropas / Skandinavien / Taiga - thematische Weiterführung der Gestaltung durch Freiraumelemente wie Schienenstränge / orthogonale Führung der untergeordneten Wege/Wassergräben
Platanendach: Südeuropa / Mittelmeerlandschaften - mediterranes Flair durch Wechsel von Ruhebereichen/Sitzgelegenheiten mit Aktionsfeldern (Boule, Sport, Café etc.) unter Blätterdach
Eichenwald: Landschaftsbild Mitteldeutschland / Mitteleuropa - räumliche Gliederung durch Wechsel von Lichtungen und geschlossenen Waldbereichen
Erlenbruch: Landschaftsbild Auenlandschaft/Hartholzaue - See mit differenzierter Ufergestaltung - baulischer Akzent (Café im Park) mit Terrasse und Brücke - Wasserläufe - fließende Bewegung von Wegen und Gehölzstrukturen

Konzeptionsbedingte Einheiten:
Im ersten Realisierungsschritt wird das Wohnen am Boulevard und der Hochpunkt am Stadtportal als Wegweiser für das gesamte Gebiet verwirklicht. Um das öffentliche Leben zu bereichern wird nicht nur die Grundschule, sondern auch das Quartierszentrum ausgebildet. Erste Bauten des Stadtportals werden im zweiten Bauabschnitt errichtet. Das Junge Wohnen und die ersten Kindertagesstätten werden anschließend gebaut, um ein Gleichgewicht zwischen Wohnen und Arbeiten zu erreichen. Im dritten Bauabschnitt werden nun das Stadtportal und das Wohngebiet komplettiert. Die Solitäre im Osten nehmen Gestalt an.

Beurteilung durch das Preisgericht

Diese Arbeit besticht durch die übergeordnete Gliederung und die Aufstellung differenzierter Bausteine, die sinnvoll in die einfache und robuste Grundstruktur eingearbeitet werden. Die übergeordnete Straßenstruktur ist mit den vier Erschließungspunkten sinnfällig und wird vernünftig durch Wohnstraßen, mit gut proportionierten inneren Plätzen, ergänzt. Der Übergang zur Hellerhofsiedlung mit dem grünen Puffer berücksichtigt die Topographie.

„...Insgesamt ist die Grundstruktur dieses Entwurfes sehr sicher...“ [wettbewerbe aktuell 9/2002]