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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2013

Erweiterung Sonnenberg Klinik

PERSPEKTIVE

PERSPEKTIVE

Anerkennung

Preisgeld: 10.000 EUR

Planungsgruppe Michael Steinwachs

Architektur

Möhrle + Partner Freie Landschaftsarchitekten BDLA/IFLA

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

KONZEPT und STÄDTEBAU
Das „Hauptgebäude“ und der „Westbau“ entlang der östlichen Waldkante werden ergänzt und umgebaut, die Aussenanlagen neu gestaltet.
Der Haupteingang bleibt am bisherigen Ort bestehen und wird offen und einladend.
Entlang dem Felsrücken an der Christian-Belser-Straße entwickelt sich der Neubau von Norden nach Süden als zurückhaltender 2-geschossiger Grundbaukörper. Auf diesem Sockelbauwerk werden die Pavillonbauten mit 2 bis 4 Geschossen für die Wohngruppen neu errichtet.
Durch Abtreppung der einzelnen Pavillongebäude fügt sich das Gebäude in die Hanglage ein. Durchblicke von der Christian-Belser-Straße in die parkartigen Freiflächen des Klinikums nach Westen werden neu geschaffen. Der zweigeschossige Sockelbaukörper beherbergt den Komfortbereich und das Bewegungszentrum, durch die Hanglage tritt dieser in der Regel nur mit einem Geschoss in Erscheinung.
Tiefer liegende Gartenhöfe zur Belichtung und als Ruhezonen sowie für den Wellnessbereich und die physikalische Therapie werden in das Gelände hinein moduliert.

ERSCHLIEßUNG
Durch die übersichtliche Raumorganisation mit kurzen Wegen sind alle Bereiche des Klinikums direkt miteinander verbunden. Über den Haupteingang erreicht man den Behandlungstrakt der Tagesklinik und die Verwaltung. Von hier aus sind auch die "Sonnenbergterrassen" sowie über das Foyer auch die Wohngruppen und das Bewegungszentrum über kurze Wege zugänglich. Die Wohngruppen verfügen zusätzlich über einen Aussenzugang mit Fahrradabstellplätzen von der Christian-Belser-Straße und sind übersichtlich um einen kleinen Innenhof organisiert. Dieser dient zur Belichtung und zur Orientierung und stärkt das Gemeinschaftsgefühl unter den Bewohnern. Die Patientenzimmer orientieren sich zur Naturlandschaft und bieten zugleich Rückzugsorte aber auch Kommunikationsmöglichkeiten für Gespräche mit den Mitbewohnern. Vielfältigen Terrassen machen den Aussenraum nutzbar und erlebbar.

FUNKTIONEN und ORGANISATION
Die Tiefgarage ist über Treppen und Aufzüge direkt an die Klinik und an die Wohngruppen angeschlossen. Über die Haupttreppen der Pavillons können die Technik- und Lagerbereiche im Sockelgeschoss zusätzlich erreicht werden. Die Tiefgarage wird natürlich, durch das abfallende Gelände unterstützt belüftet.

TRAGKONSTRUKTION / FASSADEN
Das Tragwerk wird als Betonskelettkonstruktion mit zweiachsig gespannten Flachdecken errichtet. Die Fensterelemente bestehen aus einer Elementfassade als Holz- Aluminiumkonstruktion und einer vorgesetzten Verschattungs- und Sichtschutzkonstruktion, bestehend aus verschiebbaren, farbig perforierten Aluminiumelementen und feststehenden farbigen Glasscheiben.
Geschlossene Aussenwände erhalten eine Verkleidung aus "Dauerholz". Im Innenbereich wird die Behaglichkeit durch holzverkleidete Trennwandelemente und farbig akzentuierte Wandelemente unterstützt.

„NACHHALTIGES BAUEN“
Die Grundrissstrukturen in allen Ebenen gewährleisten flexible leicht zu ändernde Raumzuordnungen.
Einfache Erreichbarkeit sowie den Bezug zum Aussen- und Grünraum, natürliche Belüftung und Belichtung, Flexibilität in der Baustruktur, kurze Wege sowie zentrale Ver- und Entsorgungskonzepte fördern die Wirtschaftlichkeit und Effizienz des Gebäudes, was wiederum die Lebenszykluskosten positiv beeinflusst.

Nachhaltigkeit, Effizienz und Wirtschaftlichkeit wird durch folgende Maßnahmen gefördert:
• Umweltentlastung durch mehrfach wieder verwendbare langlebige Baustoffe
• geringer Energieverbrauch durch kompakte Bauweise und hohen Dämmstandard hierdurch geringe CO2-Belastung und Minimierung des Primärenergiebedarfes verbunden mit dem Einsatz von regenerativer Energien, wo dies möglich ist.

Fassadenaufbau
• Reduktion der Heiz-/Kühllasten durch hohen Dämmstandard
• Reduktion des Wärmeeintrages durch zwischen geschaltete Pufferzonen
• Reduktion der Fassadenabwicklung und energetisch wirksamen Hüllflächen durch kompakte Baukörper.

Tageslichtnutzung
• Lichtlenkfunktionen in Fassadenelementen
• Systematik der Zimmeranordnungen und Ausbildung der Höfe begünstigen die Tageslichtnutzung

Regenwassernutzung / extensive Dachbegrünung
• Das Regenwasser der Gebäudeoberflächen wird in die neuen Wasserflächen eingespeist, hierdurch hohes Retentionsvolumen und Speichervolumen für Regenwasser, danach Abfluss in offene Gewässer in der Umgebung und Versickerung auf dem Areal

Thermische Gebäudemassenaktivierung
• Offen liegende Betondecken als Wärme- und Kältespeicher / Betonkernaktivierung
• Separate Raumakustikelemente bei erhöhten Anforderungen an die Raumakustik
• Nutzung der thermischen und solaren Energieeinträge in den Lichthöfen und über die Fassade

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Erneuerung der Sonnenbergklinik soll unter Nutzung der vorhandenen Standortpotenziale der strategischen Ausrichtung der Einrichtung dienen. Dabei versuchen die Entwurfsverfasser die vorhandene, einzigartige Situation vor Ort als „Klinik am Park“ zu interpretieren. Die den Bestand ergänzenden Bauwerke rücken als die Wohnpavillons auf einem Sockelgeschoss auf die östliche Grundstücksgrenze und formulieren zugleich einen Park mit einer Seenlandschaft auf der Westseite des Bauwerks.

Die Idee der „Klinik am Park“ erzeugt auf der anderen Seite Zwangspunkte, die kritisch gesehen werden: das Sockelgeschoss, das die stationäre Pflege sowie den Sport- und Bewegungsbereich beherbergt, wird „burgmauerartig“ eingegraben um den Wohnpavillons eine herausgehobene Situation zu verleihen. Die Lichthöfe und Erschließungswege erscheinen monofunktional und etwas zwanghaft. Die großartig gedachte Parkanlage wird letztlich zur Kulisse und kann ihre Qualitäten im Zusammenhang mit den Nutzungen der Klinik nur teilweise entfalten.

Die Funktionalität der einzelnen Bereiche ist durch die Trennung / Bündelung der Nutzungen sinnvoll, wird jedoch durch unerwünschte Unmittelbarkeiten (z. B. Therapieräume am Eingang, Laubengang vor den Patientenzimmern und Sporträume unter dem stationären Bereich) in ihrer Qualität geschmälert.

Trotz guter Kennzahlen lässt der Entwurf wegen komplexer Konstruktions- und Erschliessungsbedingungen einen erhöhten Realisierungsaufwand erwarten. Die phasenweise Realisierbarkeit der Maßnahme ist grundsätzlich möglich, jedoch wegen der dezidierten Nutzungsbündelungen nur eingeschränkt durchführbar.

Insgesamt beabsichtigen die Entwurfsverfasser, für die Erneuerung der Sonnenbergklinik ein Konzept vorzuschlagen, das der Klinik ein besonderes Image aus dem Potential des Standortes verleihen soll, sie zeigen hierbei Chancen und stoßen auch auf Grenzen.