modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Offener Wettbewerb | 05/2013

SCHÜTZE-AREAL Neubau mit Quartierhaus, Pestalozzi- Bibliothek und Turnhalle / Instandsetzung Schulhaus Heinrich / Quartierpark

2. Rang / 2. Preis

Blättler Dafflon Architekten

Architektur

Raymond Vogel Landschaften AG

Landschaftsarchitektur

Pöyry Schweiz

Bauingenieurwesen

Waldhauser Haustechnik AG

TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfassenden von «purple rain» sind profilierte Vertretende des Ansatzes, dass das Schütze-Areal ein städtebauliches Fragment ist und bleiben soll. Blockrandstrukturen sollen dort nicht ergänzt und Traufhöhen nicht übernommen werden. Das Schütze-Areal wird in vier ungleich grosse Quadranten aufgeteilt. In der nördlichen Ecke wird der Park, in der südlichen Ecke der Pausen- und Hartplatz angeordnet. In der westlichen Ecke befindet sich das bestehende Schulhaus mit parkseitig- eingeschossiger Erweiterung und entsprechenden Freiräumen, in der östlichen Ecke wird die strategische Raumreserve positioniert. Im nordöstlichen Hofraum ist ein zweigeschossiges Gebäude mit Turnhalle, Bibliothek und Quartierhaus angeordnet, so dass der gesamte Freiraum in seiner Dimension zwar optisch erhalten bleibt, der Aussenraum des Quartierhauses jedoch beengt wird. Pausen- und Hartplatz bilden den südlichen Eingang der diagonalen Wegverbindung und erweitern den Strassenraum der Heinrichstrasse sinnfällig als Platzräume. Zwischen den beiden Platzräumen führt der Schützeweg entlang von Turnhalle und Quartierhaus zum Park und zur Limmatstrasse; die Anlieferung ganz im Südosten des Hofraums liegt gut, funktioniert aber aufgrund der fehlenden Wendemöglichkeit nicht. Die Lage der strategischen Raumreserve ist grundsätzlich überzeugend, hingegen ist die Ausrichtung quer zur Limmatstrasse in den Park hinein nicht nachvollziehbar. Zwischen der bestehenden Brandmauer und dem neuen Volumen entsteht damit ein unattraktiver Aussenraum.
Die Funktionsanordnung basiert auf der Annahme, dass die neuen öffentlichen Nutzungen in generell flachen Volumen als dreidimensionale Erweiterungen des Stadtbodens organisiert werden sollen. Die einzelnen Funktionseinheiten sind sehr einfach und klar organisiert, hingegen fehlen einige Nebennutzflächen. Beim Schulgebäude wird der vorhandene Sockel um die vier optimal schaltbaren Kindergartenräume erweitert. Die Gruppenäume im Sockelinnern sind nur über Oblichter belichtet, was durchaus akzeptabel ist. Das Schulhaus ist einfach und klar strukturiert, wobei die Proportionen von Mehrzweck- und Aufenthaltsraum im Erdgeschoss nicht funktionieren und letzterer mit sehr schmalen Oblichtbändern ungenügend belichtet ist.
Die Adressbildungen sind gelungen für die Bereiche Kindergarten, Quartierhaus und Turnhalle; diejenige für die Bibliothek ist jedoch ungünstig mit dem beengten Windfang ohne Empfang.
Mit einfachen Mitteln werden räumliche Synergien erarbeitet: Die Turnhalle greift sinnvollerweise um ein Geschoss ins Erdreich, so dass der üppige Eingangsbereich des Quartierhauses zur Galerie mit Einblick wird. Aus Sicht der Nutzenden werden diese räumlichen Bezüge jedoch auch als problematisch beurteilt. Im Obergeschoss ist die ganze Bibliotheksnutzung sehr funktional auf einem Geschoss angeordnet und klar in einen Lese- und einen Bürobereich unterteilt. Durch die grossen Gebäudetiefen kommen Gruppen- und Besprechungsräume ins Innere zu liegen und haben damit keinen Tageslichtbezug. Den Verfassenden scheint die überzeugende Organisation architektonisch aber zu wenig herzugeben. Sie gehen dem grundsätzlich guten Impuls einer reichen Innenräumlichkeit mit bewegter Decke und einer bewusst gestalteten Dachaufsicht nach. Dabei suchen sie sowohl beim Kindergarten als auch beim Quartierhaus eine überaus aufwändige Aussenwand- und Dachkonstruktion, die bei letzterem bezüglich Ausrichtung nach Nordwesten, statischem Konzept und Unterhalt nicht zu überzeugen vermag und formal zu aufwändig ist. Die verspielte Verliebtheit in die Dachformen torpediert den Ansatz im Erläuterungsbericht, die industrielle Vergangenheit des Orts nicht vergessen zu machen, was mit einfachen Mitteln viel überzeugender zu erreichen gewesen wäre.
Das Projekt liegt in einem ersten Kostenvergleich unter dem Durchschnitt der Preisträger. Mit der Unterschreitung der Nutzflächen ist jedoch eine Flächenunterschreitung der Vorgabe um mehr als 10 % erkauft, was bei einer Aufrechnung das Projekt wieder durchschnittlich wirtschaftlich macht. Bezüglich Nachhaltigkeit ist der eingeschossige Anbau zu wenig kompakt und bei der zu erwartenden Verschärfung der Vorschriften nicht mehr bewilligungsfähig.
Das Projekt «purple rain» präsentiert einen sehr überzeugenden Vorschlag in Bezug auf die Organisation der Aussenräume, die Bauten sowie die funktionalen und räumlichen Beziehungen. Negativ auf die Beurteilung wirkten sich jedoch die aufwändigen Dachlandschaften, die massive Unterschreitung der Flächenvorgabe sowie die Positionierung der strategischen Raumreserve aus.